Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance ~ Estelle Laure
Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance ~ Estelle Laure

Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance (FISCHER KJB) von Estelle Laure stahlt optisch und inhaltlich wahnsinnig bunte Facetten aus. Auch wenn der Titel im Grunde das ganze Cover für sich beansprucht, gibt es neben den Farben des Regenbogens einige kleine Symbole zu entdecken. Guckt ihr?

MarienkäferSchwalbeLuftballonsHufeisenRegenschirmMond und Sterne – erzählen eine eigene kleine Geschichte. Ihr wisst genau, welche Gefühle mit den Bildern verknüpft sind und könnt euch denken, dass es im Jugendbuch nicht nur Hochs, sondern auch Tiefs gibt. Das ist nun mal im Leben so – ob bei uns oder ob bei Estelle Laures Protagonisten. Das Glück und das Schicksal – beides gehört doch irgendwie zusammen, oder?

Lucille und ihre Schwester Wrenny sind allein. Nein, sie haben Freunde und Nachbarn und Klassenkameraden, aber keine Eltern um sich. Die Mutter ist verreist und kommt erst nach ihrer Auszeit wieder. Der Vater – er ist zwar da, kann aber nicht einfach vorbei kommen. Lucille und Wrenny sind allein.

„Vertrauen. Was heißt das überhaupt? Wenn du einem Menschen vertraust, drückst du ihm ein Messer in die Hand, das er dir in den Bauch rammen kann.“ (Seite 30)

Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance ~ Estelle Laure
Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance ~ Estelle Laure

Die Tage ohne Mutter vergehen, die zwei Schwestern kommen zurecht, aber dann kommt, was irgendwie kommen musste – die Mutter kommt nicht zurück. Lucille ist zwar schon länger selbstständig und fast volljährig, dennoch ist sie in der Blüte ihrer Jugend und möchte und sollte die Zeit eigentlich genießen und nicht in eine Mutterrolle schlüpfen. Warum nur…

Lucille bekommt Panik, das Geld geht den Geschwistern aus und keine Spur von der Mutter. Der Vorfall mit ihrem Vater hat ein großes Loch in die Familie gerissen und nun sitzen beide im Lebensschlamm fest, obwohl sie eigentlich mit dem Reiten von positiven Lebenswellen beschäftigt sein sollten. Es gibt keine andere Möglichkeit – Lucille braucht einen Job, ihre beste Freundin Eden muss dicht halten und sich in der Zeit um ihre Schwestern kümmern und Wrenny muss so tapfer wie möglich sein und trotz dem kurzfristigen Verlust beider Eltern ihre Hausaufgaben machen und sich in der Schule konzentrieren.

Das Leben beginnt sich wild zu drehen und wird immer schneller und bald drohen die Hände an der Stange des Lebens abzurutschen…

„Ich bilde mir ein, die Dinge, über die wir hier reden, sind sicher, die Worte tropfen aus unserem Mund in die Erde und wachsen in die Bäume, deren Laub unsere Geheimnisse behütet.“ (Seite 39)

Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance ~ Estelle Laure
Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance ~ Estelle Laure

„Leugnen ist für Versager. Stell dich deinen Dämonen und mach weiter. Sonst wirst du alt und depressiv und verwandelst dich in einen fremdgesteuerten Spießer und deine einzige Sorge im Leben ist, wann du deine Dose Limo gegen eine Dose Bier eintauschen kannst.“ (Seite 179)

Als ich in die Geschichte eintauchte, bin ich fast genauso schnell, wie ich drin war, wieder hinausgelaufen. Warum? Weil die ersten Zeilen, der Plott mich so sehr an Bienensterben von Lisa O´Donnell erinnerten. Zwei Mädchen, keine Eltern, alles muss geheim bleiben. Niemand darf merken, dass die Eltern weg sind. Aber in diesem Buch leben die Eltern, bei Bienensterben ist es anders. Ich blieb in der Geschichte. Ich nahm das Schicksal der zwei Mädchen an und wollte sie begleiten.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, so heißt es doch so schön und der Titel beinhaltet nicht nur das Wort Schicksal, sondern auch das Glück. Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance – das ist so und das ist gut so.

In Estelle Laures Jugendbuch sind allerhand wunderschöne Zitate zu finden, wie ihr lesen könnt. Drei habe ich ausgewählt, um sie hier zu verankern. Worte die Kraft und Halt geben und Worte die einfach treffen, unbeschönigend offen und hart sind. Sprachlich frisch und jugendlich schreibt die Autorin und trifft damit auf jeden Fall den Nerv der Zeit.

Es gibt keine Kapitel, es gibt Tage. Es gibt keine Kapitel, es gibt Zeitpunkte. Es gibt keine Kapitel, es gibt Lebensmomente.

Taucht ein in das nicht wirklich bunte Leben von Lucille und Wrenny. Nehmt beide in den Arm und begleitet sie einen schweren Weg. Kein Weg ist nur dunkel – das Licht wartet immer irgendwo und erst Recht das Licht der Liebe. Klischee? Kitsch? Weit gefehlt – nicht in diesem Buch. Hier geht es um das Schicksal zweier Mädchen, die einen großen Rucksack tragen müssen und das Glück treffen. Meisterhaft erzählt und so lebensecht…

Happy End? Heile Welt? Lebensliebe? Tiefe Freundschaft?

Lest selbst – ihr werdet nicht enttäuscht sein. Ich habe lange über das Gelesene nachgedacht, mich in vielen Situationen wiederfühlen können und am Ende einfach gelächelt.

Das Leben ist bunt – lasst es uns leben, denn wir werden niemals allein sein. Klingt kitschig? Ist es aber nicht. So!

Eure
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