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Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

„Das kleine, durchsichtige Tütchen hatte Julia Roberts mitgebracht. Es hatte auf der Innenseite der Pretty-Woman-DVD geklebt, die Lela von diesem Mondscheinbazar in Malicov mitgebracht und mir geschenkt hatte.“ (Seite 45)

Lela und Lisa – beste Freundinnen. Unzertrennlich. Beide eigenständige Charaktere, Jungs schwirren um sie herum und sie teilen all ihre Gedanken miteinander. Sie möchten nicht ohne sich sein, denn sie können sich so viel geben, was sie in ihren Elternhäusern nicht bekommen – jeden Falls nicht vollständig und konstant.

Und dann taucht die kleine Tüte auf. Crystal Meth? Beide sind angeekelt und haben sich schon mehrmals selbst mit dem Thema konfrontiert. Ob im TV oder der Vortrag über Drogen in der Schule – beide waren sich sicher, dass sie nie so enden wollen, wie die Personen die sich in den Klauen der Sucht befinden. Nicht Lela und Lisa. Nein.

Nur einmal probieren? Es wird schon kein Crystal Meth, kein Ice sein. Wieso sollte es auch? Lela und Lisa brechen ihre Prinzipien und wagen den Versuch. Sie werden high, fühlen sich frei und glücklich…

Einmal ist keinmal – oder wie sagt man so schön? Das Glück ist vorüber, die Wirkung lässt nach und Lela ist einsam und allein. Nur noch einmal, nur ein bisschen, nur noch etwas Glück…

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth (Loewe) von Jana Frey öffnet Augen. Nein, die Autorin schreibt keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger. Nein – Freys Protagonistinnen handeln frei und leben ihre Leben, wie es kommt.

Beide Mädchen kommen aus keinem heilen Elternhaus und haben, wie wohl jeder von uns, einen Lebensstempel, eine eigene Geschichte und mussten schon ein paar Hürden meistern. Ihre Leben leben sich so dahin und dann liegt plötzlich eine Tüte Abenteuer vor den beiden.

Jana Frey schreibt wahnsinnig real. So real, als würde man mitmachen, direkt dabei sein. Die Nähe erzeugt sie, in dem sie abwechselnd über Lela und Lisa schreibt. Man fühlt den Schmerz von Lisa, als sie ihre Freundin Lela entgleiten sieht. Man fühlt das Glück in Lela, als sie berauscht durchs Leben schwebt.

Eine Gefühlsmischung der Extraklasse – ein Gefühl was betäubt und berührt, ein Gefühl was anekelt und ernüchtert.

Die Kluft zwischen den beiden Freundinnen wird größer – Drogen verändern. Freundeskreise bilden sich neu, Randgruppen entstehen. Die Liebe stellt sich bei Lisa ein. Die Flucht vor dem Leben wird bei Lela akut.

„Hauptsache, nicht zu Hause. Hauptsache, sie hatte Spaß. Hauptsache, sie war mit den anderen zusammen.“ (Seite 136)

Liebe – Lebensabgrund – zwei Worte die mit L beginnen und doch völlig ungleich zueinander sind. Mich persönlich hat der knapp 180 Seiten umfassende Roman wahnsinnig bewegt. Ich habe nicht nur meine eigenen Gedanken gedreht und gewendet und immer wieder neu gedacht. Ich habe mich viel über das Thema mit Menschen unterhalten, die ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben und durfte in einen Lebensspiegel gucken.

In mir knotet es sich heftig zusammen – ein sensibles und doch so wichtiges Thema.Jana Frey habe ich einige Fragen zu ihrem Buch stellen können, die mich beim Lesen umtrieben haben.

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

Lest selbst im literatwoischen Akrostichon, wie sie meine Fragen beantwortet hat.

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isa und Lela. Warum hast du weibliche Protagonisten gewählt?

Mein Verlag ist der Meinung, dass es sinnvoller ist, weibliche Protagonisten zu wählen, weil sich die weibliche Leserschaft dann intensiver und leichter angesprochen fühlt – und weil eben mehr Mädchen als Jungen zu Büchern greifen… Ich selbst schreibe sehr gerne auch aus männlicher Sicht (siehe beispielsweise „Die vergitterte Welt“ und „Liebeskinder“), aber schlussendlich hat da (leider) der Verlag das letzte Wort.

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n welchem Moment kam dir die Idee das Thema Drogen in einem Roman zu thematisieren?

Ich habe mich ja schon mehrfach mit dem Thema Drogen beschäftigt und verfolge mit Sorge die Entwicklung in Bezug auf harte Drogen wie Crystal Meth. Was in den 1980er Jahren sehr bewusst geworden war, ist erschreckenderweise längst wieder größtenteils aus dem Bewusstsein der Jugendlichen „raus“. Drogen betreffen heute eine viel größere Bandbreite von Jugendlichen, was nicht zuletzt seine Ursache in der sogenannten „Spaßgesellschaft“ hat, in der schlimme und gefährliche Dinge sehr leicht auf die leichte Schulter genommen werden.

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hema Droge – Welchen Stellenwert haben Drogen für dich in unserer heutigen Gesellschaft, im Jahr 2016?

Wenn ich an Schlagzeilen wie die von Volker Beck (Die Grünen) in der jüngsten Zeit denke, wird mir sehr beklommen zumute. Drogen scheinen sehr „gesellschaftsfähig“, „harmlos“ und allgegenwärtig geworden. Dem gilt es entschieden entgegenzutreten. Ballermann, sogenannte Saufspiele, Vorglühen, studentisches Prahlen von StudentInnen in Bezug auf durchgesoffene Nächte stimmen mehr als nachdenklich. Jugendlichsein scheint da oft sehr trostlos und krankmachend und sinnentleert.

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rfahrung. Hattest du selbst schon Erfahrungen mit diversen Drogen bzw. stecken im Werk biografische Auszüge aus deinem Leben?

Obwohl ich niemals geraucht oder im Jugendalter Alkohol konsumiert habe, habe ich damals doch hin und wieder einen Joint mitgeraucht. Allerdings kein Haschisch, sondern frisches (tabakloses) Marihuana in meiner Zeit mit 19 Jahren in San Francisco. Das war eine interessante Erfahrung, die aber schnell vorüberging. Danach habe ich mich nur noch aus der Ferne mit der Materie „Drogen“ beschäftigt. Dennoch habe ich im Umfeld meiner Kinder (Waldorfschule) teils sehr erschreckende Erfahrungen miterlebt, die mich nachhaltig beschäftigt haben. Bis heute. Nun habe ich wieder zwei – noch kleine – Kinder und das Problem „Drogen im Jugendalter“ steht erneut, wenn auch nur mittelbar, vor mir. Man muss sehr aufmerksam sein, sehr nah am Leben der eigenen Kinder und ihrer Freunde, und sich immer wieder ein Bild von dem zu machen, was passieren könnte. Es ist ein weites Feld: Computerspiele, Drogen, Alkohol…  Jugendlich sein ist eine schwere, herausfordernde Zeit.

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echerche. Wie sah dein Schreibtag aus? Wie und wo hast du recherchiert?

Ich schreibe konsequent die Vormittage durch, solange meine Zwillinge in der Schule sind. Sie sind Erstklässler. Auf Recherche begebe ich mich nachmittags. Für dieses Buch habe ich mit vielen, vielen betroffenen Jugendlichen gesprochen. In Mainz, in Berlin, Hamburg…

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n welche LeserInnen ist dein Buch adressiert?

Ich schreibe an alle LeserInnen 🙂 Es ist ein weites Feld. Ich glaube daran, dass Bücher immer für fast alle sind. Erwachsene, Jugendliche, Lesebegeisterte, Leseanfänger, Leselustige, Leseunlustige. In einem guten Buch sollte jeder etwas finden, dass ihn fesselt und dass ihm Denkanstöße gibt!

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extstelle. Welche Stelle im Buch hat für dich die größte Bedeutung und warum?

Oh, das kann ich so gar nicht beantworten. Das wäre heute die Stelle und morgen eine völlig andere. Das kommt immer darauf an, wo ich mit meinen Gedanken und Gefühlen gerade bin. Manchmal fesseln mich traurige, schwere Passagen, weil es Tage gibt, an denen mir diese Gefühle nah sind und nah gehen – an wieder anderen Tagen bin ich ganz woanders und favorisiere darum ganz andere Textstellen.

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arum Crystal Meth und nicht Heroin, Koks oder Ecstasy?

Ich habe ja schon mal ein Buch zum Thema „Drogen“ geschrieben: „Höhenflug abwärts“ – das ist schon viele Jahre her. Dieses Mal war es Crystal Meth, das mir nicht mehr aus dem Kopf ging: der Name, wie es hergestellt wird, wie erschreckend „erschwinglich“ es ist, wie es zerstört – und wie verbreitet es ist. Und wenn sich etwas einmal in meinem Kopf richtig festgesetzt hat, dann will es früher oder später raus! Zuerst trage ich es mit mir, dann wird es drängend, dann beginne ich mich damit zu beschäftigen, dann raubt es mir den Schlaf, dann fange ich an, nächtliche Notizen auf meinen Gedankenblock zu kritzeln – – – und dann wird ein Buch daraus! 🙂

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hne Drogenerfahrungen. Was rätst du Menschen die mit dem Gedanken spielen, Drogen zu nehmen?

Das ist schnell beantwortet: die Finger davon zu lassen! Ich bin ja ein ziemlicher Kopfmensch und Drogennehmen wäre vermutlich nie mein persönliches Prpblem. Aber dennoch: sogar bei einem Glas Sekt oder Wein denke ich! Ich denke: Oh, ich muss ja noch Auto fahren! Und dann lasse ich es. Oder ich denke: Oha, die Kinder sind noch nicht im Bett! Mehr als höchstens ein kleines Glas würde ich dann nicht trinken. Ich bin mir immer sehr bewusst, was ich tue. Und ich hoffe inständig, dass viele andere das eben auch sind!

F wie…Frey. Jana, magst du dir selbst eine Frage stellen, die dir zuvor nie zu diesem Werk gestallt wurde und auch gleich beantworten?

Okay! „Immer weiter Bücher schreiben?“

Hm, ich bin nicht sicher! Schreiben war immer mein absoluter Traum! Ich liebte es und habe inzwischen tatsächlich 100 Bücher geschrieben, die in viele, viele Sprachen übersetzt wurden.

Aber derzeit bin ich ziemlich desillusioniert. Jugendliche heute sind in vielerlei Weise so ganz anders als noch vor 10 oder 15 Jahren: Handys, Whatsapp, Facebook, Computer, Sendungen wie DSDS, Bauer sucht Frau und Dschungelcamp haben viel verändert. Es wird viel weniger gelesen, und wenn gelesen wird, sind da Bücher wie Twilight, Panem oder Shades of Grey.

Das ist meilenweit von dem entfernt, was ich mag. Diese Bücher, diese Schwerpunkte machen mich ratlos und verwirrt.

Wie wird es mit Büchern weitergehen? Die 1980er und 1990er Jahre – meine Lieblingszeit – scheinen weit, weit weg…

Vielen Dank, liebe Jana, für die Antworten, die Frage und dein Buch!

Eure
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[Blogtour] Liebeskinder-Interview ~ Jana Frey

Liebeskinder ~ Jana Frey
Liebeskinder ~ Jana Frey

Es gibt Romane, die lassen dich nicht mehr los, die erschüttern dich, fesseln dich, drängen dich in eine Ecke. Es gibt Romane, die dich schmunzeln lassen, dir Schmerzen bereiten, obwohl sie ohne Gewalt sind, dich zum Weinen bringen, dich erschrecken und so zurücklassen, dass du mehrere Tage lang zu keinem neuen Roman greifen kannst. „Liebeskinder“ gehört genau in diese Kategorie und hat sich in mir nicht nur festgebrannt, sondern regelrecht in meine Leserhaut eingeätzt.

Jana Freys Werk werde ich nicht vergessen, es gehört ab sofort zu einem der Bücher, die meinen Leseweg speziell markiert haben. Die Worte die dieser Roman verdient, müssen erst noch erfunden werden. Wahnsinn – so viele Gefühlsebenen habe ich lange nicht durchlebt, solchen Lebenssituationen musste ich mich lange nicht stellen.

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