Schnee im Sommer? Es kann im Sommer schneien, es kann sogar richtig eisig kalt werden und es kann dir sogar den Boden unter den Füßen wegziehen, wenn es hart auf hart, eisig auf eisig kommt.
Eva und Jackson sind glücklich verheiratet. Die Liebe ist fest und frisch und das Wochenende soll eine kleine Auszeit sein, in der beide neue Kraft tanken wollen. Die letzten Tage waren stressig und die Küstenluft soll entspannen. Jackson macht sich früh zum Angeln auf, während Eva sich noch einmal umdreht, um auszuschlafen.
Als sich Eva aufmacht, um zu Jackson ans Meer zu gehen, wird sie schnell mit der Tatsache konfrontiert, dass es einen Unfall gegeben hat. Ein Angler ist ins Meer gestürzt, unauffindbar. Jackson. Ihr Ehemann.
„Es war, als würdest du in mein Innerstes fassen und einen Schmerz lindern, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass er existiert.“ (Seite 80)
Die wohl schwärzesten Tage ihres Lebens, brechen für Eva an. Sie ist verzweifelt, sie steht am Rande des eigenen Lebens und ihr Mut und ihre Hoffnung bewegen sich auf den Nullpunkt zu. Ein weiter Flug in Jacksons Heimat soll ihr neue Kraft geben. Sie wollte damals schon mit ihm auf die australische Insel Tasmanien fliegen, um seine Familie kennen zu lernen. Dies konnten beide allerdings nie realisieren. Jetzt, nach dem schweren Unglück, will Eva die Menschen treffen, die ihn schon viele Jahre vor ihr kannten. Sie will sehen, wo er aufgewachsen ist, seinen Bruder und seinen Vater treffen. Bisher hatte sie nur Briefkontakt nach Tasmanien. Mit ihrer Freundin Callie macht sie sich auf die Reise, die ihr Leben erneut erschüttern soll.
Das Eva in Tasmanien nicht mit ausgebreiteten Armen empfangen wird, hätte sie nicht erwartet. Auch das Jacksons Tod so gut verkraftet wird, hätte sie nicht gedacht. Eva fühlt sich einsam und allein. Doch was sie dann erfährt, fühlt sich für sie an, wie Schnee im Sommer. Ihr Mann Jackson hat einiges vor ihr verborgen gehalten. Hat er sie überhaupt geliebt? Eva steht vor einem Scherbenhaufen, der facettenreicher kaum sein könnte…
„Das war das Schlimmste – das Allerschlimmste -, was passieren konnte. Ich hatte die Person verloren, mit der ich mein Leben teilen wollte. Aber es war gar nicht das Schlimmste“ …“Das Allerschlimmste ist – dass ich jetzt auch noch meine Vergangenheit verloren habe.“ (Seite 198)
Mit dem Roman „Der Sommer, in dem es zu schneien begann„ aus der Schreibfeder Clarks, habe ich schon eine ganze Weile geliebäugelt. Positive Stimmen sind von einigen Seiten in mein Leserohr gedrungen und letztendlich hat meine Mama das Werk gekauft und auch gleich innerhalb kürzester Zeit gelesen. Eigentlich lese ich die Romane zuerst und sage ihr dann, ob es sich lohnt oder nicht, da meine Mama ein anderes recht zeitintensives Hobby hat. Hier war es andersrum und ich musste natürlich wissen, was Mama bewegte, also zögerte nicht lange und stürzte mich förmlich zwischen die Wellen.
Cover, Titel und Inhalt könnten hier wirklich nicht stimmiger sein, wie ich finde. Die Wellen durchziehen das Werk nicht nur thematisch, sondern auch gefühlsmäßig. Es geht hoch und runter, der Leser wird hin und her geschaukelt und an einigen Stellen wird er schier untergetaucht. Es wird nach Luft gejapst, es wird gerudert und gepaddelt und das Schlucken von Wasser bleibt nicht aus.
Den Einstieg ins Werk habe ich mir nicht so rasant vorgestellt. Allgemein muss ich sagen, dass ich dieses Tempo nicht erwartet hätte. Es gab natürlich auch ein paar zähle Stellen, aber größtenteils laß sich das Werk wie ein rasanter Kriminalfall.
Kriminalfall? Was habe ich eigentlich überhaupt hinter dem recht harmlos wirkenden Cover mit dem doch recht geheimnisvollen Titel erwartet? Ich habe einen Roman erwartet, der tiefgründig ist und mich mit Überraschungsmomenten konfrontiert. Diese Erwartungen wurden erfüllt und doch waren es mir vielleicht sogar zu viel Überraschungen, zu viel Handlung, zu viele spektakulär verwobene Lebensmomente. Ich weiß nicht, warum ich nicht nur in lobenden Worten sprechen kann, denn im Grunde hat der Roman alles, was ein guter Roman braucht, inklusive außergewöhnlicher Erzählperspektive.
Eva ist eine Hauptprotagonistin, die dem Leser viel abverlangt. Viel Gefühl, viel Geduld, aber auch viel Glaube. An einigen Stellen habe ich an ihr gezweifelt und ein wenig die Sympathie zu ihr verloren. Doch dann konnte sie mein Herz zurück erobern und mich davon überzeugen und erinnern, dass wir gerade in den dunklen Lebensmomenten nicht wir selbst sind und teilweise zu gutgläubig und naiv sind.
Wer sich zwischen die Wellen wirft, wird rätselgeschwängerte Luft atmen können, Lebenslügen zu spüren bekommen, mit dem Vertrauen kämpfen und Liebe leben…