Karl-Heinz war in der Regel kein sehr beeindruckbarer Mensch. Doch als er das Werk zum ersten Mal gesehen hatte, bekam er eine Gänsehaut. Einige Tage, bevor sich ihr Leben von den Füßen auf den Kopf stellte, hatte Sigi ihm erklärt, dass er schon seit längerem ein Pendant dazu plante: Das Bild der Zeit.
2010. Sigi ist ein begabter Künstler, glücklich verheiratet aber pleite. Karl-Heinz ein erfolgreicher Antiquitätenhändler, der genug Geld hat und die Frauen schnell wechselt. Trotz der Unterschiedlichkeit sind die beiden Freunde. Eines Abends, nach einigen Flaschen Wein spekulieren sie darüber, ihre Leben für eine Woche zu tauschen. Kaum ausgesprochen, kommt ein Fremder an ihren Tisch, der ihnen verspricht, ihren Wunsch zu erfüllen.
1941. Kamila ist eine junge Polin, die von den Feldern weg, nach Deutschland gebracht wurde, um dort als Ostarbeiterin zu dienen. Während sie in der Fabrik Feldstecher zusammenbaut, wird nicht nur ihr Vorarbeiter auf sie aufmerksam, sondern auch ihr Chef. Der eine beschuldigt sie der Sabotage, der andere findet sie faszinierend.
Die Geschichte besteht aus den zwei Erzählsträngen, die in den angegebenen Jahren spielen. Zu Beginn ist nicht ersichtlich, wie sie zusammenpassen. Die Erzählungen werden erst am Ende des Buches zusammengebracht und eine schlüssige Erklärung für die Zusammenhänge gegeben. Auch das „Bild des Raumes“ und das „Bild der Zeit“, die im Klappentext und Titel vorkommen, tauchen erst langsam auf. Vorerst kommt es zu einem Körpertausch, der die Protagonisten vor einige Probleme stellt. Dabei ist die Idee zwar nicht neu, die Umsetzung entspricht aber keinem Klischee. Die Charaktere ziehen weder aus, ihr wahres Ich zu suchen und kommen damit zu einer verhaltensverändernden Erkenntnis, noch müssen sie eine gute Tat vollbringen um den Wechsel rückgängig zu machen. Im Gegenteil scheint der Körpertausch auch negative Seiten aus ihrem Inneren zu zerren. Moralvorstellungen, denen sie bisher gefolgt sind, scheinen hinterfragt und teils über Bord geworfen zu werden. Dabei hat auch ihre Freundschaft zu leiden.
Der Schreibstil wechselt zwischen einer leichten, erzählenden Art, wenn Szenen des Alltages zwischen den Freunden beschrieben werden, und einem mit Metaphern und Bildern unterlegtem Erzählen, bei dem besonders Sigi als Künstler seine philosophischen Gedanken mit einfließen lässt. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass er sich in Gedanken und Bilder versinken lässt, die hochgeistig und fast schon abgehoben beschrieben werden. Aber gerade diese Dualität der Sprache in Verbindung mit den Erzählsträngen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, machte die Geschichte für mich sehr interessant und lesenswert.
Fazit: Die Sprache des Romans machte es nicht immer einfach, ihn locker dahin zu lesen. Sie machte aber zusammen mit den philosophischen Gedanken, der aufrechterhaltenen Spannung und den fantasiereichen Elementen des Körpertausches den Charme der Geschichte aus. Für mich ist das Buch eine absolute Leseempfehlung!
© Annlu
Euch hat die Vorstellung von Annlu über den Roman „Das Bild der Zeit„ vom adakia Verlag gefallen? Warum habt ihr Lust, sofort ins Werk einzutauchen? Schreibt die Antwort bis zum 06.12.2015 ins Kommentarfeld und drückt euch die Daumen, denn ihr könnt den Roman gewinnen.
In der Zwischenzeit empfehle ich euch auf der Homepage des Verlags zu stöbern.
Den Gewinnernamen gebe ich zeitnah bekannt, also guckt spätestens am 08.12. mal wieder vorbei. 🙂
Update: Herzlichen Glückwunsch an Maggi – das Werk wird bald bei dir eintreffen. Lass uns doch deine Meinung wissen, nachdem du es gelesen hast. Viel Lesefreude!