Ihr fahrt in den Urlaub? Etwa auf einen Zeltplatz? Na das trifft sich aber, denn hier kommt die absolute Zeltplatzbuchempfehlung. Aber nicht nur Zeltplatzurlauber werden an diesem Roman ihren Spaß haben. Versprochen!
Für mich ist der Roman ein absolutes Lesehighlight des Monats Juni. Das ich auf knapp 250 Seiten so viel erleben werde, hätte ich nicht gedacht. Sommertippalarm!
Aber worum geht es? Wie der Titel schon sagt, gibt es zwei Menschen die in einem Zelt unterkommen. Allerdings ist das jetzt nicht so einfach, wie man denken könnte. An Leo liegt es nicht, denn er kann es kaum erwarten, endlich mit seiner Leah, die er über sieben Jahre angeschmachtet hat, in einem Zelt zu verschwinden. Leah und Leo sind ein Paar – zumindest sitzen sie gemeinsam im Auto. Am Steuer – Leo, neben ihm schlafend und betrunken – Leah.
Achja – auf der Rückbank haben sich auch noch ein paar Mitfahrer breit gemacht, die da wären: Tante Nanni, Leos Streberschwester Nele und der Hund Dante. Dante ist schlecht vom Autofahren und es dauert nicht mehr lange, bis er kotzen muss. Das darf allerdings nicht passieren, denn der Stopp könnte Leah wecken und das soll noch vermieden werden, wobei Italien schon sehr nah ist. Leah wird sich hoffentlich freuen, wenn sie aufwacht, zumindest hat Leo ihr in aller Ausführlichkeit gebeichtet, was sie erwarten wird und nach dem Kuss sind die beiden doch ein Paar. Oder? Verunsicherung breitet sich in Leo aus, doch lange kann er nicht über sein eventuelles Problem nachdenken, denn die Fragen, Bemerkungen und andere Geräusche von der Rückbank, halten ihn ab.
Als Leah aufwacht, ist Leo sofort dabei seiner Traumfrau alle Wünsche von den Lippen abzulesen und ihr die Zeit mit ihm so schön wie möglich zu machen. Doch seine Traumfrau…
Annette Roeder schreibt auf 210 Seiten wahnsinnig spritzig, frisch, sommerlich, liebevoll und sowas von humorig, dass ich vom vielen Grinsen Falten um die Mundwinkel bekommen habe. 210 Seiten? Sagte ich nicht zu Beginn des Artikels, dass der Roman 250 Seiten hat?
Die 40 Seiten „Bonusmaterial“ haben es geschafft, die Falten ein wenig zu glätten, denn was die Autorin dann machte, ist unbeschreiblich. Sie entführt uns Leser nach einem Ausflug auf den Zeltplatz mit sämtlichen Pannen und komischen Situationen, in eine ernste Zeit zurück und zwar in die des Nationalsozialismus. Ich kenne bisher keine Autorin die diesen Spagat so plausibel miteinander vereint – beim Lachen tief denken – das passiert selten, oder?
Mit Humor ein wichtiges Thema der deutschen Geschichte in Worte bringen, um Jugendliche nachhaltig zum Denken anzuregen und das so geschickt, dass der Nachklang genau dann aufkommt, wenn man das Werk mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck neben sich legt – das geht, wie Annette Roeder mit diesem Werk zeigt. Sommerlektüre mit unsichtbaren erhobenen Zeigefinger, die nachdenklich und glücklich macht – ein richtiges Highlight, was auf den ersten Blick für mich nicht erkennbar war.
Sommer – Sonne – Zeltplatz – Strand und die erste richtige Liebe – genau die richtigen Schwerpunkte für Zeltplatzlektüre.
„Zwei in einem Zelt„ (FISCHER Sauerländer) ist nicht nur inhaltlich genial, sondern auch optisch stylisch. Die Buttons auf dem Cover sind doch mal echt hip und die zwei Füße machen Lust auf Urlaub und das am besten verliebt.
Der Roman ist zudem nicht nur für weibliche Leser gedacht. Jungs aufgepasst – dieser Roman ist was für euch, ihr werdet echte Lesefreude daran haben. Annette Roeder versetzt sich unglaublich gut in ihren männlichen Protagonisten hinein. Genauso ticken Männer! Leo ist echt ein toller Typ – er weiß was er will und er ist dennoch kein Spießer und kann auch mal über sich lachen. Klar ist auch er ab und an noch ein wenig naiv, aber das ist menschlich und gehört auch dazu.
Die Autorin hat mich wirklich mit ihrem Schreibstil überrascht. Der Roman ist wie eine Praline – die Art Schokopraline in der Nussstückchen zu finden sind und der Kern der Praline eine wahnsinnig lecker Nuss ist.
Ihr werdet eure Freude am Roman haben und die Charaktere ganz schnell in euer Herz schließen. Ich sag nur „Eule“ – mein weiblicher Lieblingscharakter, dicht gefolgt von der herrlich spießig-altklugen Nele. Auch die Tante ist liebenswert und wird euch immer wieder überraschen, denn sie liebt es Leo ab und an zu korrigieren. Während Leo über den Urlaub erzählt, unterbricht sie einfach – herrlich!
Leo ist ein gewöhnlich außergewöhnlicher Junge, was eine seiner Leidenschaften betrifft – er mag die Poesie und Gedichte und seinem „Seelenpuzzle“ geht es ganz ähnlich. Mehr kann ich an dieser Stelle nicht verraten. Der Roman ist nicht einfach nur ein Roman, sondern unterhält auch nach dem Lesen. Glaubt mir.
Dem ganzen Humor geben die Gedankenblasen, in denen Erklärungen zu finden sind, regelrecht die Krönung.
Selten schreibe ich über Buchpreise in meinen Rezensionen. Dieser Roman gibt mir aber großen Anlass dazu, denn er kostet nur 12,99€. Ein regelrechtes Zeltplatzschnäppchen. Wahnsinn.
In jedem Buchladen am Meer und am Zeltplatz sollte dieses Werk zu finden sein – es lohnt sich sehr und ich bin froh, dass dieser Roman mich mit ins Regenbogencamp an die Ostsee begleitet hat.
Liebe Bini, danke für diese wunderwunderschöne Besprechung! Bislang habe ich mich als Autorin nicht recht getraut, Besprechungen meiner Bücher in Blogs zu kommentieren … aber hier MUSS ich es einfach loswerden: Es freut mich riesig, dass du die Intention meines Romans genau so verstanden hast, wie ich es erhofft habe! Beim Schreiben habe ich nämlich ziemlich gebibbert, ob es wirklich möglich ist, eine lockerleichte Liebeskomödie mit dem schweren Thema Neonazis und NS-Zeit zu kombinieren. Noch dazu als deutsche Autorin… Es ist mir in all meinen Büchern ein Anliegen, quasi eingebettet in die Unterhaltung auch noch tiefere Inhalte zu transportieren. Bei „Zwei in einem Zelt“ hatte ich jedoch Sorge, dass mir mein Umgang mit der deutschen Geschichte und dem brandaktuellen Thema Rechtsextremismus als verharmlosend oder oberflächlich um die Ohren fliegen könnte. Trotzdem habe ich gehofft, dass dies ein Weg sein könnte, auch eine breitere Masse über das Schmunzeln zum Nachdenken zu bringen. Und dass mir das tatsächlich gelungen ist, fasst du in die allerschönsten Worte. Darum noch einmal: Danke und liebe Grüße aus München, Deine Annette Roeder
Das klingt wirklich toll! Und dieses Cover… <3 Der Sommerurlaub lässt nicht mehr lange auf sich warten, vielleicht darf dieses Buch dann mit. 🙂