Romane setzen bei uns immer wieder Lebenswegpunkte.
Einen dicken Punkt hat mein heiß ersehntes Weihnachtsgeschenk, der Jugendroman „43 Gründe, warum es aus ist“ (Hanser) von Daniel Handler, gesetzt.
„43 Gründe, warum es aus ist“ – der Titel ist Programm und somit ist es kein Geheimnis, dass es aus ist und aus bleibt. Der Spoiler im Titel ist gewollt, denn nicht der Ausgang des Romans ist die große Überraschung, sondern die Worte zwischen Anfang und Ende. Das sogenannte Filetstück, der Brief von Minerva Green an Ed Slaterton, ist die Botschaft.
43 Objekte haben die Liebesbeziehung zwischen Min und Ed bereichert.
43 Objekte bilden feste Beziehungspunkte und beinhalten viele Erinnerungen.
43 Objekte befinden sich in dem Karton, den Min Ed vor die Tür knallen wird.
Kronkorken und Kinokarten, Münzen, ein Haargummi, ein Regenschirm, ein Geschirrtuch, Schlüssel, ein Kamm, Herzohrringe und Rosenblätter – alles Dinge die Min nicht mehr braucht. Dinge, die Ed berühren sollen.
Auf der Kiste befindet sich ihr Lieblingszitat: „Entweder du fühlst es oder du fühlst es nicht“. Min hat mit dem Thema Ed nun endgültig abgeschlossen und ihre rosarote Brille abgesetzt. Es ist aus und zwar sowas von aus, wie es nur aus sein kann.
Ihre erste große Liebesbeziehung hat Min nun chronologisch niedergeschrieben und nun ist die Filmnärrin frei. Frei von Ed, dem Star der Basketballmannschaft, frei und doch verletzt. Es hätte so schön sein können…
Bestimmte Bücher muss man einfach haben, vor allem dann, wenn ihre Aufmachung besticht. Schon das Gewicht des Meisterwerkes, ja, es ist ein Meisterwerk aus meiner Sicht, zeigt, dass es besonders ist.
Autor Daniel Handler und Illustratorin Maira Kalman gehen hier Hand in Hand, denn Kalman verbildlicht die 43 Objekte durch richtig gesetzte Pinselstriche. Eine weitere Verzierung ist der erste Satz jedes Objektkapitels, so möchte ich diese bezeichnen, denn er ist farbig gedruckt.
Während ich diesen Roman las, fühlte ich mich mit Min sehr verbunden. Ich saß gedanklich neben ihr und nahm ihr ab und an den Füller aus der Hand, damit sie sich schnäuzen konnte. Doch auch sie musste mir immer mal ein Taschentuch reichen, denn bestimmte Dinge ihrer 43 Objekte lösten auch in mir starke Emotionen aus. Ein intimes Gefühl macht sich beim Lesen breit, denn es ist nicht alltäglich, Einblick in einen Abschiedsbrief zu bekommen, der ausschließlich für Ed bestimmt ist.
Und doch fühlte ich mich als Leserin, neben Al ihrem besten Freund, als sehr gute Freundin von Min. Obwohl jedes Objekt in ihr Gefühlsstürme hervorlockte, ist Min sicher in ihrem Schreiben, denn sie ist sich in ihrem Handeln sicher. Es ist aus und es bleibt aus, auch wenn beide nie eine echte Chance hatten überhaupt herauszufinden, was sie aneinander hatten. Die zwei Monate waren einfach zu kurz und doch hat Min viel in Sachen Liebe gelernt.
Auch wenn die Filme im Roman fiktiv sind, wird jeder Filmliebhaber seine Freude an Filmnärrin Minerva haben, denn sie zitiert Filmstellen und lockert damit ihre eigenen Gedankengänge auf.
Sehr bewusst durchlebt Min während des Niederschreibens ihre kurze, gerade mal zwei Monate dauernde, Beziehung. Sie macht sich in ihren Worten nichts vor, sie ist ehrlich und aufrichtig und trotz ihrer Sicherheit des Schlussmachens, überkommt sie das ein oder andere Sehnsuchtsgefühl.
Wie schafft es Autor Daniel Handler nur, sich so sagenhaft gut in ein Mädchen hineinzuversetzen? Ich bin durch und durch begeistert. Er hätte seine Protagonistin nicht näher an den Leser heranbringen können.
Min gesteht sich selbst Fehler ein, sie sieht in ihrem handschriftlichem Beziehungsrückblick in Briefform kritisch zurück und gibt sich umfassenden ihren damaligen und heutigen Empfindungen hin. Sie ist stark, sie ist anders und doch lässt sie spüren, dass dieses Ende Spuren in ihr hinterlassen hat.
Daniel Handler lässt durch seine Worte ein Mädchen von ihrem Schritt des Schlussmachens erzählen und macht dadurch allen verletzten Personen Mut, nicht aufzugeben. Am Ende des Romans wird jeder Leser seine Blicke umherwandern lassen und an verschiedenen Dingen, die im Blickfeld auftauchen, verweilen.
Wir haben alle Erfahrungen mit der ersten großen Liebe gemacht, wir sind alle herangewachsen und in jedem von uns steckt ein Stück Minerva Green.
„43 Gründe, warum es aus ist“ – ein Lebenswegpunkteroman!
Ich leide schon beim Lesen des Artikels mit Min ich glaube das ist wieder ein Buch dass zu Tränen ruht und doch zum lachen bringt, so kommt es zumindest rüber. Nicht dieses herzhafte Lachen vor Freude sondern dass unter Tränen dass so viele Emotionen weckt wenn jemand versucht dich aufzuheitern. Täusche ich mich?
Ja, ja und ja – genauso ist es – es ist einfach wahnsinnig schön und traurig zugleich.
Min kennenzulernen war sehr schön, ich mag sie so sehr.
Hab ich´s doch gewußt… Jetzt wollte das Buch unbedingt auf meine Wunschliste wandern und ich finde es nur als Kindle Version und Hörbuch. Aber ihr habt doch da Papier vor euch *Hümpf. Darf man nach einer Bestellquelle fragen? 😉
Also ich kann es nur als Buch empfehlen, gerade wegen der Bilder. Ich denke in Buchform wirkt es am Besten.
Ich habe es wie gesagt zu Weihnachten geschenkt bekommen. Kaufquelle war ein großer Laden mit Anfangsbuchstaben T… gibt es aber sicher in jedem Buchladen und jeder Buchhändler kann es bestellen.
Viel Vergnügen und bitte um Rückmeldung, wenn du es beendet hast.
Kann auf den letzten Kommi nicht antworten….
Ja ich will es auch in Buchform. Bin kein Hörbuchtyp und Ebook naja. Gut das große Tdingens *g gibt es bei uns auch. Danke, wollte nur sicher sein dass mir da nix entgeht 😉
Werde ich gerne Rückmelden kann aber bei dem Lesestau noch eine halbe Ewigkeit dauern 😉
Ja, ja…der Lesestau – der ist immer schuld – geht uns auch so, aber darum tat es gut, einfach mal ein Geschenk, was ich mir so sehr wünscht, zwischen zu schieben.
Dann viel Spaß beim Stöbern im T-Dingensladen *g* und eben beim Lesen – es ist einfach stark das Buch. Ich bin froh es in meinem Regal zu haben.