Stell Dir vor, du kommst auf einer glühend heißen, kahlen Grasebene zu Dir und Du weißt weder, wohin Du unterwegs bist, noch, woher Du kommst.
Du weißt nicht einmal, wie Du heißt. Die einzige Nachricht auf Deiner Mailbox stammt von Dir selbst:
„Was auch passiert, ruf auf keinen Fall die Polizei.“
Wer bist Du? Wie bist Du hierhin geraten? Und wem kannst Du vertrauen?
Diese Einleitung in Verbindung mit dem appetitanregenden Klappentext haben Literatwo dazu gebracht, „BOY 7″ gemeinsam zu lesen und zu einem wichtigen Gesprächsthema zu machen. Inhaltlich wäre es fatal, zu viel zu verraten – jedenfalls an dieser Stelle. Man sollte sich auf das Buch einlassen, der Konstruktion der Geschichte vertrauen und sich dann jedoch nicht wundern, wenn sie zupackt. Die Handlung – unnachgiebig!
Unsere Rezensionen haben wir gleichzeitig zu diesem Bericht im Forum Lovelybooks eingestellt, um einen voneinander unabhängigen Blick auf den Roman zu ermöglichen. Viel wichtiger ist uns in diesem Zusammenhang allerdings die zentrale Leistung des Buches und die Gedanken, die es bei uns ausgelöst hat!
Aus Mr. Rails Buchbesprechung:
Diesem Buch gelingt, wozu nur wenige Romane in der Lage sind. Man konsumiert sie nicht – man reflektiert von Seite zu Seite, von Wort zu Wort. Während des Lesens denkt man sich selbst. Bei jedem Schritt des Jungen geht man den eigenen. Bei jedem Problem blickt man tief in sich hinein. Die zentrale Frage, die umtreibt und beschäftigt lautet immer wieder:
„Wenn ich wüsste, dass ich Morgen nichts mehr weiß, was würde ich wissen müssen, um überleben zu können!“
Welche meiner Lebensinformationen sind verzichtenswert, welche lebensnotwendig? Welche subjektiven Erfahrungen können mich retten, welche Fähigkeiten stellen sich automatisch ein und welche meiner Gefühle sind DIEJENIGEN, ohne die das Leben nicht mein Leben wäre? Was hätte ich mir zu sagen, wenn ich mir eine Nachricht zukommen lassen wollte? Was würde ich mir schreiben? Mit welchen Faktoren müsste ich mich begnügen, um ein Mindestmaß an Identität zurück zu erlangen. Und was wäre gut versteckt in meinem (Über)Lebensrucksack? (weiterlesen…)
Mr. Rails Packliste findet ihr auf der folgenden Tafel:
Aus Bineas Buchbesprechung:
Wer bin ich?
Wie bin ich hier her gekommen?
Warum schmerzt mein Knöchel?
Weshalb habe ich auf meine Mailbox gesprochen?
Wo geht es nach Hause?
Fragen nach der eigenen Identität, wie man handeln würde und was wäre, wenn man morgen feststellt, dass man nichts weiß, nicht mal über sich selbst, beschäftigen. Die Autorin präsentiert dem Leser einen Thriller, der keine großen blutigen Morde benötigt, der ohne verstörend brutale Grausamkeiten auskommt.
Ein Roman, der unendlichen Stoff zum Diskutieren bereithält, denn wie würdest du leben, wenn du morgen nichts mehr weißt? An was würdest du dich morgen gern noch erinnern können oder wärst du eher froh, einiges für immer aus dem Gedächtnis gelöscht zu haben? (weiterlesen…)
Bineas Überlebensrucksack ist mit folgendem Inhalt gepackt – zumindest virtuell:
Wir möchten die zentrale Frage, die aus dem Roman „BOY 7“ bis in unser reales Leben reicht, gerne an Euch weitergeben. Wir haben sie für uns beantwortet und festgestellt, dass uns mehr ausmacht, als ein paar praktische Informationen. Wir sind mehr als Zahlencodes oder Ausweispapiere, obwohl man diese wohl wirklich zwingend benötigt.
Wir definieren uns in besonderer Weise über die Gefühlsebene und hoffen inständig, dass wir an den Orten unseres Lebens, mit den Büchern unseres Lebens und den Erinnerungen und Emotionen unseres Lebens erst richtig in der Lage sind zu begreifen, welches Leben wir führen und wer wir wirklich sind.
„Wenn Ihr wüsstet, dass Ihr Morgen nichts mehr wisst, was würdet Ihr wissen müssen, um überleben zu können?“
DAs ist eine gute Frage, was würde ich haben wollen. Das stelle ich erst mal zurück, denn ich möchte Euch schreiben, dass der Artikel Lust darauf emacht hat, das Buch zu lesen. Ich lese im Moment n och „Erinnerung an einen Mörder“ von Petra Hammesfahr. Auch so ein Buch, wo ich mich über die Seiten quäle. Seite 66 bin ich und nix ist passiert, außer Familiengeschichte. Ich liebe Bücher, die mich in das Geschehen reinwerfen, das wen möglich gleich auf der ersten Seite anfangen muss.
Was ich einpacken würde? Auf jeden Fall ein Feuerzeug/Streichhölzer, ein Schweizer Messer so ein paar praktische Dinge eben :-).
Für die mentale Erinnerung: Bilder meiner Kinder, der Straße und die Adresse wo ich wohne, div Pins und log ins, man kann ja nie wissen :-).
Toller Beitrag, danke.
Herzlich
Gitta
Mr Rail eine Frage hätte ich da: Schneeflocke? Als Synonym dessen Bdeutung nur Du kennst?
Binea: Marzipanschokolade???? Marzipan mit Schoko, so wie Ritter Sport? Könnte ich jetzt gerade essen 🙂
Hallo Gitta – Schneeflocke ist kein Synonym – gar nicht. Er liegt gerade neben mir und genießt seinen Abend. Er ist ein Border Collie, Wegbegleiter, Hütehund und Freund für stille Stunden im Wald. Verlässlich und treu ohne Ende. Er hat hier bei Literatwo auch schon Geschichte geschrieben, indem er die Fußball WM fast für uns entschieden hätte. Guckst Du:
http://literatwo.wordpress.com/2010/07/03/lovelybooks-profilbilder-beeinflussen-fusball-wm/
Liebe Grüße
Raily
Danke für Deine Erklärung.
Du hast bei Deinen Aufführungen noch etwas vergessen: und Schneeflocke widerspricht nicht, was stille Stunden vollkommen werden läst ;-)))))))))))))))
Hallo Gitta, danke für deinen Kommentar.
Raily wird dir noch was zu Schneeflocke sagen, bei mir ist da Mauz – mein über alles geliebter Kater, mein Kind, welches 15 Jahre mit mir lebte…lebte…lebte…leider.
Marzipanschokolade – genau – eine Verbindung – nicht nur weil ich sie gern essen, sondern auch, weil sie mir bestimmte Erinnerungen wieder bringen würde ;o)
Petra Hammersfahr – witzig, wir haben gerade gelacht. Wir werden sie auf der Buchmesse treffen, hast du vielleicht Fragen an Sie??? Die könnten wir vor Ort doch stellen. Ich habe das Buch sehr gemocht, vielleicht hilft dir meine Rezension. Schau mal hier:
http://www.lovelybooks.de/autor/Petra-Hammesfahr/Erinnerung-an-einen-M%C3%B6rder-143326700-w/rezension-20366288/
Sei ganz lieb gegrüßt – Bini
Liebe Binea,
danke für den Link, aber ich lese erst das Buch und dann die Rezension. Wenn ich ein Buch schon egonnen habe zu lesen, dann lese ich Rezensionen lieber erst danach. Nein Fragen habe ich nicht, da ich nur sehr langsam voran komme, ich bin gerade dabei Stoff zu „konstruieren“ entweder als Buch, oder als Drehbuch, mal sehen was wird.
Auf die Erklärung der Schneeflock efruee ich mich schon.
Herzlich
Gitta
Oh Gott! Bei diesen Besprechungen und Worten läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter und ich bekomme beinahe schon Gruselangst!
Ich muss mir erst einmal überlegen, was ich bräuchte, um zu überleben und um mich an mich selbst zu erinnern… Vielleicht schlafe ich da auch drüber! 😉