Es ist soweit. Die Zeit eilt in Riesenschritten in Richtung Weihnachtsfest und unser literatwoisches Adventstürchen Nummer 9 wurde heute Morgen geöffnet. So langsam wird es Ernst und die Weihnachtsgeschenke müssen eingekauft werden! Mit umfangreichen Wunschzetteln bewaffnet hasten wir durch die weihnachtlich geschmückten Geschäfte und suchen die großen und kleinen Präsente für den Gabentisch.
Das Spektrum ist gigantisch, vom Hightech-Herzenswunsch bis zum Verlegenheitsgeschenk. Alles ist dabei.
Man kann und wird allerdings auch BÜCHER schenken. Damit diese literarischen „Christkindchen“ nicht in die Kategorie „Der hat schon alles – da hol ich halt das Buch zur Krawatte“ fällt, möchten wir euch Bücher empfehlen, die es einfach verdient haben, unter dem Tannenbäumchen zu liegen. Phantasievoll und weihnachtlich geht es zu in diesen Schätzen – nur das letzte kleine Wunderwerk hat so gar nichts mit den festlichen Tagen zu tun, gilt aber als zeitloser Geheimtipp für alle Menschen, die ihr Herz in Büchern verloren haben!
Es gibt Bücher, die man gerne selbst geschrieben hätte und es gibt Bücher, die aufzeigen, was man in den letzten Jahren hätte tun können, wenn man so kreativ und phantasievoll wie ihr Autor gewesen wäre. Tolkiens „Briefe vom Weihnachtsmann“ gehört zweifelsohne in beide Kategorien. Der Schöpfer von Mittelerde hat nicht nur uns mit einer ganz eigenen Welt beschenkt und damit die Grundlagen zur modernen Fantasy gelegt, auch seinen eigenen Kindern hat er etwas ganz Besonderes gewidmet: Den Traum vom Weihnachtsmann – eine niemals enden wollende Reise in das Reich des Nordpols, der Heimstatt des großen Wunscherfüllers.
Jahr für Jahr schrieb Tolkien seinen Kindern liebevoll illustrierte Briefe vom Weihnachtsmann. In krakeliger Schrift (es ist ja schweinekalt im Polargebiet) und mit liebevollsten Worten meldet er sich jährlich zu Wort und erzählt ihnen Geschichten und Persönliches – spricht von den großen und kleinen Problemen des pünktlichen Schenkens, entschuldigt sich für große und kleine Verspätungen und umschmeichelt die kleine Familie Tolkien mit einer dauerhaft spürbaren Wärme.
Im Buch sind viele dieser Briefe und Zeichnungen abgedruckt. Es ist ein wertvolles Buch – inhaltlich und in seiner Gestaltung. Es regt an, es Tolkien gleich zu tun und den eigenen Kindern den Glauben an den Weihnachtsmann so lange es eben geht zu erhalten. Es regt zu einer Reise in die Phantasie an und ist somit nicht nur für Tolkienliebhaber ein unverzichtbares Geschenk.
Eine Traumreise der Nachhaltigkeit – eine Reise in eine Welt an die wir den Glauben vielleicht schon zu lange verloren haben.
„Briefe vom Weihnachtsmann“
Gebunden, 112 Seiten
18,85 Euro
Klett-Cotta
Ein perfekter Gegenentwurf zur Tolkienschen Betrachtung ist das „Lichterkettenmassaker“ von Stefan Albus. Ein Buchtitel wie ein Paukenschlag, versehen mit dem Bild eines kopfüber an einer funkelnden Weihnachtsbaumbeleuchtung baumelnden und zappelnden Nikolauses. Stefan Albus – ebenjener Autor der mit seinem kontemplativ informativen Werk „Santiago liegt gleich um die Ecke“ für Furore sorgte, ebenjener Autor, der sich während seiner Pilgerreise so intensiv mit der Motivation einer Glaubensreise auseinandersetzte – ebenjener Stefan Albus zeigt sich hier von seiner ganz anderen Seite.
Was haben wir gelacht. Weihnachten von seiner lustigen, tragikomischen, satirisch sarkastischen und doch sympathisch verschrobenen Seite. Albus lässt nichts aus.
Kein Auge bleibt trocken und in jeder der kleinen Geschichten finden wir uns schmunzelnd wieder. Wir alle wundern uns, wenn die Weihnachtsware wieder einmal schon im September die Sonnenmilch aus den Auslagen der Supermärkte verdrängt; wenn Rettungssanitäter verzweifeln, da sie pausenlos alarmiert werden um scheinbar strangulierte Menschen von Dächern und Balkonen zu retten, die sich dann als Weihnachtsdeko-Nikoläuse herausstellen; über den verschwindend geringen Alkoholgehalt der ständig überteuerten Glühweinportionen an Glühpilzbeheizten Weihnachtsmarktständen; über den Kampf der natürlichen gegen die künstlichen Plastikweihnachtsbaumlebensphilosophien; über die FernsehLEIDENschaften des mehrteilerverwöhnten Publikums, dem nur noch werbeunterbrochene Einteiler präsentiert werden (* siehe „Outtake„ am Ende des Artikels), und nicht zuletzt über die Essgewohnheiten unserer Freunde, die zu Weihnachten Tiere in den Ofen schieben, die sie nichtmal im Biologiebuch ihrer Kinder wiedererkennen würden
Liebevoll unterzieht Stefan Albus das Weihnachtsfest einer pointiert zeitgemäßen Analyse und lässt uns entspannt Vergleiche zu unseren eigenen Ritualen ziehen. Er hat ja so Recht, der Herr Albus und wir lachen immer noch herzhaft, haben aber auch einiges aus diesem Buch gelernt. Zum Beispiel, warum die Nordmanntanne ihren Namen trägt und eigens für Weicheier gezüchtet wird;-)
Lachenswert… öhm lesenswert!
„Das Lichterkettenmassaker“
Paperback, 176 Seiten
9,99 Euro
Gütersloher Verlagshaus
Zuletzt ein perfektes Geschenk für Groß und klein, das niemals ein Weihnachtsbuch war und auch keines sein wird. Und trotzdem passt es einfach so schön auf jeden festlich geschmückten Gabentisch. Wir haben über das Buch berichtet und stellen seither fest, dass dieser Artikel in unserem Blog über den Suchbegriff „Die große Wörterfabrik“ speziell vor Weihnachten immer wieder gesucht und gefunden wird. Nicht ohne Grund.
Die zeitlos schöne Geschichte, die Aussagekraft und die Einmaligkeit der Illustrationen lässt die ruhigen Tage der Weihnachtszeit in einem anderen Licht erstrahlen. Tausendfach verschenken wir gute Wünsche, sagen wie sehr wir jemanden mögen und dass wir an ihn denken. Was jedoch, wenn wir uns diese Worte nicht mehr leisten könnten? Was jedoch, wenn Worte Luxus wären? Was jedoch, wenn wir feststellen würden, dass die Worte von denjenigen, die sie bezahlen können sinnlos verschwendet werden?
Der Wert unserer Sprache wird hier zum Spiegelbild unseres Lebens – und dies in einer der liebevollsten Geschichten über Zuneigung und das zarte Flämmchen der Liebe, die jemals geschrieben wurde. Ein Buch für Jung und alt – ein Vorlese- und Selbstlesebuch.
Ein Buch zum Vorlesen und Selbstleben. Ein Lebensbuch!
Die große Wörterfabrik
Gebunden, 40 Seiten
13,90 Euro
Mixtvision Verlag
Ihr habt die Wahl – oder ihr kauft euch gleich alle drei Bücher zum Fest. Das wäre eine lachenswert nachhaltige Traumreise in einem Lebensbuch… Und was kann man mehr verlangen…? Wir wünschen eine gesegnete Vorweihnachtszeit und auch weiterhin viel Spaß mit der literatwoischen Adventsrätselaktion…
Wir sehen uns…
Postscriptum
„Outtake“ zu Stefan Albus und dem Lichterkettenmassaker:
Just an jenem Tag, als ich das Fernsehmärchenmehrteilerkapitel im Lichterkettenmassaker gelesen hatte, in dem der Autor darauf hinweist, dass einzig das legendäre Fernsehmärchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ mit mindestens 14 Ausstrahlungsterminen zum Weihnachtsfest als Relikt unserer guten alten Mehrteiler übriggeblieben ist und ich darob lachend den Kopf schütteln musste geschah das Folgende:
Einer meiner Mitarbeiter erschien laut jubelnd im Dienst und präsentierte allen Kollegen voller Stolz die frisch erstandene Luxusedition ebenjenes Märchens mit ca. 5 DVDs und dem Aschenbrödel-Original-Schmuck. Ich legte still und heimlich meinen „Albus“ mit Lesezeichen daneben und verschwand schmunzelnd…
Der Rest ist Firmengeschichte 😉
Ja das Aschenbrödel und der lustige Zufall durch den Kollegen (denn Literatwo kannte diese Luxusedition des Films bereits) und Stefan Albus setzte seine Textstelle genau zur richtigen Zeit…Danke 😉
Hier eine kleine Geschichte…
Es war einmal, vor ein paar Monaten, da begab sich Literatwo auf die Spuren des Aschenbrödels…ja, die beiden Literatwos waren im schönen Moritzburg unterwegs. Es begab sich zur Zeit, als das Literaturfest in Meißen seinen runden Abschluss fand und das Team noch ein paar Stunden unterwegs war. Damals war es sommerlich, die Sonne lachte und die beiden liefen im Shirt die Schlossallee entlang. Ohne ein bestimmtes Ziel, schlenderten sie am Schloss entlang, genossen einfach das Wetter, den Blick und die Zeit, die sie verbringen konnten. Schließlich schritten sie ehrfürchtig die Schlosstreppe hinauf und begaben sich in das kleine Museumsgeschäft um sich umzuschauen. Dort sahen sie die Luxusedition des Aschenbrödelfilms und schwelgten in der Geschichte. Beide behielten allerdings ihre Schuhe an und verließen nicht fluchtartig das Schloss, denn beide kannten sich und haben sich unter keinem Schleier versteckt. Nicht im Geringsten. Sie bewunderten die Kutschen, das Schlossinnenleben und die Kette, die Aschenbrödels Hals zierte. Dann begaben sie sich in den fürstlichen Restaurantraum um zu dinnieren. Wahrlich königlich nahmen sie ihr Mahl ein um dann einen gemütlichen Spaziergang um das Schloss zu unternehmen. Der Tag war einfach voller Sonnenschein und wenn sie heute nicht hier schreiben würden, wären sie jetzt mit einem Tässchen Glühwein in der Hand am Schlossteich, in den Himmel schauend, die leuchtenden Sterne bewundernd und von den Zukunftsprojekten und mehr träumend.
Sagte ich schon, dass ich mich total geschmeichelt fühle? Wirklich lieb von Euch! Sorry, dass ich jetzt erst schreibe, aber ich war auf einem … naja … Weihnachtsmarkt. Natürlich rein dienstlich, quasi aus Recherchegründen 😉 Viiiieeeel Spaß mit den nächsten 15 Türchen Eures Kalenders … das ist wirklich Wahnsinn, was Ihr da immer für einen Aufwand treibt! Respekt!
Bin übrigens etwas neidisch … das slicke Schloss hab‘ ich noch nicht gesehen. Nur im Film, den aber bestimmt schon 1.005 mal 😉 Ach, hab‘ ich eigentlich erzählt, dass ich mal in einem Kinofilm als Statist mitgewirkt habe? „Henri 4“. Vier Tage Dreharbeiten, eine halbe Sekunde zu sehen 😉 Wer mich erkennt, wird mich nicht wiedererkennen 😉
Danke für die Worte… hier und in deinen Büchern. Du bist und bleibst ein Autor zum Anfassen – absolut. Sieht man ja schon daran, dass der Herr Tolkien sich hier gar nicht gemeldet hat. Tja – so ist das – aber jetzt haben wir ihn im Original auf Literatwo: „Unseren“ echten Albus…
Immer diese Mitarbeiter … aber jetzt mal im Ernst. Ich freue mich persönlich auf diese Zeit, in der Geschichten wie die von Aschenbrödel auf einmal nicht mehr so kitschig erscheinen, einem die Hektik des Alltages genommen wird und man einfach mit guten Freunden bei einer Tasse Glühwein die Seele baumeln lassen kann.
P.S.: Werde mir den Film wieder anschauen und gezielt jeden Schauspieler in Zeitlupe betrachten … Vielleicht finde ich Stefan !
Wenn du Stefan findest, dann gib Bescheid… wir wollen ihn auch so gerne in seiner großen Rolle sehen;-)
Und ruhige Tage wie in Zeitlupe wünschen wir uns alle…
Tipp: Ich war kostümiert als „Pariser Bürger“. Mit Stulpenstiefeln, schwarzen Fingernägeln, künstlicher Karies auf den Zähnen – sogar einen Degen hatte ich. Wir mussten 1.000 mal durch Straßen laufen (übrigens eine geniale, 500.000 Euro teure Kulisse im größten Studio in Köln-Ossendorf), Kutschen zuwinken und in Hauseingängen rumstehen. Abends hatten wir etliche Kilos von diesem Staub in der Nase, den die da in die Luft pusten, damit es so schön nebelig wirkt, nach drei Tagen hatte ich sogar einen tauben Zeh (Nerv entzündet vom vielen Rumstehen) … und dann … naja … so ist das eben.
Nur blöd, dass ich keinen der Schauspieler kannte. Joachim Krol hatte an den Tagen leider drehfrei. Katharina Thalbach hab‘ ich gesehen, blöderweise bauten die Beleuchter nach ein paar Minuten ausgerechnet neben mir einen Riesenscheinwerfer auf, so dass ich in ihrer Szene auch nicht im Bild bin 😉 Auch den Typ, der den König gespielt hat, hab‘ ich irgendwie nicht erkannt. Oder erst später. Ich hatte ihn gebeten, zur Seite zu rücken, damit ich eine Flasche mit Kunstblut fotografieren konnte, die neben ihm auf der Bank stand 😉 Wer das war, fiel mir erst auf, als eine Statistenkollegin ein Autogramm wollte ;-)))
Aber wenn man Kino mag, ist so ein Statistenjob eine feine Sache. Man bekommt vieles hautnah mit.