Dann mal rauf aufs Fahrrad und losgeradelt. Blumen für die Angebetete nicht vergessen und der Tag ist perfekt.
Vollbremsung. Welche Angebetet? Warum also Blumen? Warum losradeln?
Don Tillman hat noch keine Angebetete, aber es ist sein großes Ziel, endlich eine zu haben. Wie wäre das nur schön, als sportlicher Assistenzprofessor endlich zu heiraten. Die Frau des Lebens an der Seite zu haben, um gemeinsam das Leben zu genießen. Mit 39 Jahren wird es endlich Zeit das Singleleben zu beenden und das weibliche Gegenstück, welches nicht trinkt, nicht raucht, nicht unpünktlich ist und keine Veganerin ist, zu finden. Dürfte ja nicht so schwer sein, oder?
Don ist korrekt, er plant gern, er lebt ressourcenschonend und er möchte im Leben keine Zeit vergeuden. Für ihn soll Projekt Ehefrau möglichst schnell starten, der Genetiker möchte endlich sein passendes Gegenstück finden. Von vornherein möchte er gleich die Frauen ausschließen, die nicht zu ihm passen, also entwirft er einen 16-doppelseitigen Fragebogen nach optimalen Richtlinien einschließlich Multiple-Choice-Verfahren, Likert-Skala, Vergleichsprüfung, Testfragen und indirekte Fragen. Es soll schließlich passen. Er sieht seinem Erfolg positiv entgegen.
Und dann kommt Rosie. Rosie Jarman – die wohl inkompatibelste Frau der Welt.
„Eine Barfrau: Sie ist unpünktlich, Vegetarierin, unorganisiert, irrational, lebt ungesund, raucht – raucht! -, hat psychologische Probleme, kann nicht kochen, nicht rechnen und färbt sich die Haare unnatürlich rot.“ (Seite 85)
Rosie sucht ihren biologischen Vater und ist aus diesem Grund auf Don angewiesen. Nur er kann ihr als Genetiker helfen.
Aus dem Projekt Ehefrau wird das Rosie-Projekt.
Oh was habe ich gelacht. Oh was habe ich Tränen in den Augen gehabt. Oh was hatte ich für Mitleid. Oh was hatte ich für schöne Lesestunden.
Wenn Begeisterung Wellen schlägt, kann sich auch Literatwo nicht immer entziehen und wir wollen uns auch nicht immer entziehen. Wenn mir die beste Freundin den Roman in die Hand drückt und eine ganz klare Leseempfehlung ausspricht, kann man nicht ablehnen. Und was bin ich froh, nicht abgelehnt zu haben, denn Protagonist Don Tillman ist einfach köstlich. Ein Typ von Mann den jede Frau zumindest lesend kennenlernen sollte.
Bereits sein Heranggehen an uns weibliche Wesen lässt erahnen, dass so einiges auf ihn zukommt. Welche Frau würde denn einen Fragebogen ausfüllen und dann abwarten, ob sie dem Herrn genehm ist? Kann man sich als Frau überhaupt in einen Mann verlieben, der gleich eine ganze Reihe Ansprüche und Fragen hat, die unterschiedlicher und teils privater nicht sein könnten?
Grandiose Komik steht im Rosie-Projekt sehr weit vorn, aber ebenso ist die Ernsthaftigkeit zu spüren. Zwei Projekte nehmen ihren Projektlauf – es gilt zwei Lebensziele zu realisieren.
Ups…passt ihr überhaupt zu Don Tillman, in Don Tillmans Welt? Hier geht es zum Fragebogen.
Autor Graeme Simsion lebt sich mit seinen fast 60 Jahren in zwei Protagonisten aus, die einfach liebenswert sind. Dabei beherrscht er die Fauen- wie auch die Männerrolle perfekt und baut sämtliche Ecken und Kanten ein und schafft somit außergewöhnlich-gewöhnliche Charaktere die sich in den Leserherzen einnisten.
Ihr müsst die Beiden einfach erlebt haben! Meine Begeisterung entflammte auf der ersten Seite und zog sich durch alle 350 Seiten und das der Roman ein Bestseller ist, ist mehr als berechtigt.
„Das Rosie-Projekt“ (Krüger) könnte auch den Aufdruck: „Kultroman“ bekommen!
Wer einen Roman sucht, der rundum unterhält, voller Humor steckt, aber dabei nicht komplett aus dem Komikruder läuft, Liebe beinhaltet und nicht vor Charakteren überquillt, der sollte sich aufs Lese-Rad schwingen.
P.S. Wenn im Roman auch noch David Foster Wallace erwähnt wird, ist Literatwo sowieso Feuer und Flamme 😉
Wenn ich nicht schon mit Don Fahrrad gefahren wäre, würde ich es nach dieser schönen Besprechung gleich tun!!!! Die perfekte Rezi für die Suche nach der perfekten Frau!