„Merkst du das? Der Duft von neuen Büchern. Ungelesenen Abenteuern. Freunden, die man noch nicht kennengelernt hat, Stunden magischer Wirklichkeitsflucht, die auf uns warten.“
(Seite 350)
Setzt euch zu uns, liebe Leser und Leserinnen – heute wird es richtig schön, denn wir unterhalten uns über Bücher. Genauer – über den Roman „Ein Buchladen zum Verlieben„ (btb) aus der Feder von Katarina Bivald.
Literatwoische Lagerfeuer entstehen immer spontan und zwar genau dann, wenn man merkt, dass man ein dringendes Redebedürfnis hat. Der lieben Heike von „Irve liest„ ging es wie mir und so setzen wir uns also ans Lagerfeuer und sprachen über die gelesenen Worte. Schon während des Lesens tauschten wir uns viel aus und wir verabredeten uns abendlich zum Treffen im Buchladen bei Protagonistin Sara. Eine schöne Zeit und ihr erfahrt heute, was uns unter den Fragenägeln brannte.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Belauschen unseres Gesprächs 🙂
Irve liest fragt ~ Binea antwortet
Welche Erwartungen hattest du an das Buch und wurden diese Erwartungen erfüllt?
Ehrlich gesagt, habe ich nicht an jeden Roman den ich lese Erwartungen. Bei diesem Roman ging es mir so, dass ich mich voller Vorfreude darauf stürzte. Ich wollte mich in den Buchladen setzen, dort in den Büchern stöbern und ab und an einen Blick über den Romanrand werfen und schauen, was die Protagonisten treiben. Meine Annahme war vor dem Lesen, dass ich mich in eine Buchhandlung verlieben werde, dass diese der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird.
Also ich hatte keine direkten Erwartungen, aber so waren meine Wünsche, vor allem nachdem ich den Satz auf der Rückseite des Covers laß. „Wie eine Buchhandlung einen verschlafenen Ort wieder zum Leben erweckt.“ Die Freude auf die Buchhandlung war groß, aber meine Vorfreude war wohl größer – das Thema Buch im Buch habe ich mir größer vorgestellt. Vielleicht hatte ich also doch Erwartungen und diese sind dann nicht ganz erfüllt worden.
Am Ende ging es mir dann wie dem kleinen Ort in der Kapitelüberschrift: „Broken Wheel hat Kopfschmerzen“.
Du bist ja – wie wir alle wissen – sehr bibliophil. Genauso wie Sara, die weibliche Hauptfigur. Konntest du dich in ihr wiederentdecken? Mochtest du ihre Rolle im Buch?
Sara, Sara, Sara…wir waren mal ganz dicke miteinander, dann hoffte ich sie ab und an nicht gleich wieder zu treffen und dann kamen wir stellenweise auch sehr gut aus. Speziell am Anfang wäre ich gern sie gewesen. Mein Herz schlägt USA und diese Reise hätte ich mir nicht entgehen lassen wollen. Auch bei bestimmten Szenen wäre ich gern Sie gewesen. Eine Buchhandlung eröffnen, bzw. einen alten Laden zum Leben erwecken – malern, tapezieren, einrichten und alles was dazu gehört – welcher buchige Mensch könnte sich dies nicht vorstellen? Da hätte ich gern in ihrer Haut gesteckt. Mich selbst wiederentdecken konnte ich nicht wirklich. Aber ich hätte mich gern mit ihr über Bücher unterhalten. So richtig konnte ja keiner ihre Leidenschaft teilen und oftmals konnte nicht tiefer über den Romanstoff gesprochen werden.
Ich wünschte mir während des Lesens, mal bei ihr in der Buchhandlung einzukaufen – das wäre schön gewesen. Einen ganzen Tag dort verbringen und viele meiner belesenen Freunde mit hinnehmen.
Wie hat dir das Buch gefallen, wenn man die Aspekte Grundidee des Buches, Plot, inhaltliche Umsetzung und Auswahl der Charaktere näher beleuchtet?
Die Idee mit Amys Büchersammlung einen Buchladen zu eröffnen und Menschen zum Lesen zu bringen, finde ich einfach zauberhaft. Amy hätte dies sicher wundervoll gefunden. Gerade im Ort Broken Wheel ist es nicht einfach zu begeistern und einen gemeinsamen Nenner zu finden. Frischen Wind sollten die Bücher bringen und Sara selbst kann sich dadurch beweisen und sich selbst zeigen, was für Kräfte in ihr stecken. Sara hat erreicht, dass ihre Liebe zu Büchern in Funken auf die Einwohner überspringt.
Die Handlungen an sich waren mir persönlich an einigen Stellen zu langsam. Inhalierte ich die ersten 200 Seiten förmlich, kam ich dann nach und nach ins Stocken und als sich dann die Liebe zu den Büchern in den Hintergrund schob und die Liebe zwischen zweier Menschen in den Vordergrund, verlor ich ab und an den Leselustfaden. Mir war dies dann stellenweise zuviel bzw. zu wenig Buchladen.
Zum Schmunzeln hat mich im Roman die liebe Caroline gebracht – was hatte ich einen Spaß, wenn ich ihr über den Weg gelaufen bin und ihre Beziehungsgeschichte ist total genial. Grins. Etwas traurig war ich darüber, Amy nicht richtig kennengelernt zu haben. Ich habe ihre Briefe genossen, aber ich hätte mir noch viele mehr von ihr gewünscht. Ein interessanter Charakter, zu dem ich noch einige Fragen hätte. Mehr Farbe hätte den Charakteren allgemein nicht geschadet. Wiederum hatte ich aber auch das Gefühl, dass Katarina Bivald möglichst viele Charaktere, vor allem spezielle Charaktere, in ihrem Werk unterbringen wollte. Vielleicht wäre stellenweise weniger mehr gewesen.
Wird dieser Roman deiner Meinung nach zu Recht so sehr gehypt?
Gehypt – also im Gegensatz zu anderen Romanen ist er mir schon häufiger über den Weg gelaufen und er wurde auf vielen Kanälen beworben. Dies auf jeden Fall. Allerdings hat es sich in den letzten Jahren immer wieder erwiesen, dass viel Trommelwirbel oftmals Ernüchterung im Gepäck hatte. Bei diesem Werk scheint es genauso zu sein – viel Jubel, viel Begeisterung, viele Vorablobgesänge und dann eher ein kurzer Nachhall, ein leises Echo.
Binea fragt ~ Irve liest antwortet
Stell dir vor du bist an Saras Stelle und begibst dich von Schweden nach Amerika. Würdest du im Ort Broken Wheel bleiben oder die Flucht ergreifen? Begründe deine Entscheidung bitte.
So wie ich Sara zu Beginn kennen gelernt habe, wunderte ich mich sehr, dass sie sich traute, überhaupt ihr Heim zu verlassen. Völlig introvertiert, in sich verzogen, völlig abgekapselt in ihrer Welt der Bücher…. Aber wäre sie zuhause geblieben, hätte es nicht diese Erzählung geben können. Ich denke, wenn ich mich in diesen Charakter hineinversetze und so tue als ob ich Sara wäre, wäre es für mich ziemlich abwegig gewesen, überhaupt mein Land oder auch nur meine Stadt zu verlassen. Hätte ich es dennoch getan und wäre meine Ankunft in Broken Wheel unter denselben Bedingungen erfolgt, hmmm, ich denke, einerseits hätte ich mich sofort zurück gewünscht…andererseits hätte ich vielleicht die Möglichkeit gesehen, mich von meinem alten verstaubten Leben zu befreien und voll durchzustarten. Da ich aber von Haus eher in mich gekehrt bin, wäre meine Reise wohl ziemlich anders als die von Sara verlaufen.
Kritik muss ein, wenn es in Romanen kritische Punkte gibt. Jetzt mal ganz ehrlich aber spoilerfrei – was hat dir im Roman nicht gefallen?
Ich fange mal damit an, was mir gefallen hat: Die Grundidee des Buches, der Plot an sich war auch schön und das Thema Buch im Buch mag ich ohnehin sehr. Auch konnte ich einige wunderschöne Aussagen und Zitate finden. Jedoch hat mir leider die inhaltliche Umsetzung sehr den Lesespaß verdorben.
Diese tiefe Liebe, die Sara mit den Büchern verbindet, ist für mich sehr lieblos rübergekommen. So als sei dieses Thema – so hip wie es in der Literatur gerade ist – Mittel zum Zweck gewesen, die teils sehr oberflächliche, am ChickLit kratzende Erzählung möglichst werbewirksam an den Leser zu bringen. Herzensbücher sind sehr kostbar und dieses Thema hätte für meinen Geschmack mehr Niveau verdient gehabt, als es letztendlich im Buch bekam. Ich muss gestehen, nach dem Lesen habe ich gemerkt, dass man den Roman-Titel auf zweierlei Arten deuten kann und ich war von vornherein auf dem Holzweg und hatte dementsprechend „die falschen“ Erwartungen an das Buch.
Autorin Katarina Bivald ist sich nicht sicher, ob sie Bücher oder Menschen bevorzugt. Bücher oder Menschen? Was sagst du?
Da wäre es nur gerecht, ein Unentschieden zu vergeben. Auf beiden Seiten gibt es solche und solche. Wenn man sich die Mühe macht, die Perlen herauszusuchen, wird man wohl auf beiden Seiten gut fündig und glücklich werden.
Im Roman finden wir immer wieder Briefe von Amy. Welche Rolle spielt sie für dich? Eine Protagonistin die ans Herz wächst? Oder eher ein blasser Charakter?
Amy mochte ich nicht so sehr. Sie hatte für mich einen sehr bestimmten, leicht herrischen Ton in ihren Briefen angeschlagen. Vielleicht haben mir auch nur Saras Briefe gefehlt, die der Leser leider nicht zu lesen bekommt. So kenne ich nur eine Seite des Briefwechsels, weiß nicht, in welchem Stil und wie Sara inhaltlich antwortet. So rückt Amy automatisch sehr in den Vordergrund und ich werde dadurch vielleicht in meiner Meinung beeinflusst. Ihre Rolle ist – wenn auch indirekt – sehr groß. Es ist schwer, spoilerfrei mehr darüber zu sagen.
Der Titel des Romans ist wundervoll. Ich wollte mich im Buchladen zum Verlieben unbedingt verlieben. Hast du dich in einen männlichen Charakter verlieben können?
Nein, absolut nicht. Wie ich schon erzählt hatte, war mir der Roman im inhaltlichen Bereich zu oberflächlich. Ich mag Charaktere, die sehr detailliert, sehr tief und vor allem schlüssig beschrieben sind. Das fehlt mir in diesem Buch bei vielen Figuren sehr. So ist es nicht verwunderlich, dass nur ein Charakter meine Sympathie gewann. Ein männlicher zwar, aber mein Herz war lesemäßig selten so sicher wie in diesem Roman.
Wunderbar Bini, ist ganz toll geworden!
TEAMWORK – hat echt Spaß gemacht – YEAH!