Feenstaub ~ Cornelia Travnick

Es ist immer wieder erstaunlich, dass jedes Buch wirklich die richtige Zeit braucht. Oftmals sortieren wir VielleserInnen ein Buch aus, wenn es uns auf den ersten 50-100 Seiten nicht packt. Wir wollen unsere Lesezeit nicht verschwenden. Ab und an fällt mir das schwer und ich bin wirklich froh, dass ich den Roman „Feenstaub“ (Picus Verlag) nicht weggegeben habe und der zweite Leserversuch mit einem Abstand von drei Jahren geglückt ist!

Feenstaub

Dieses Buch ist wirklich vielseitig und besonders, keine Frage. Schon optisch hatte ich beim Anblick des Covers bereits Gänsehaut und die ersten Kapitel haben mich in einen fantastischen Nebel gehüllt und zu den verlorenen Jungs gebracht. Lange Kapitel sind im Buch von Cornelia Travnicek nicht vorgesehen, sondern meist ganz kurze, die immer wieder neue Stiche bei uns LeserInnen verursachen und leichte Cliffhanger haben. Mystisch, besonders und sehr eindrucksvoll.

Petru, Cheta und Magare – die ewigen Kinder. Drei Jungs, die in einer Gemeinschaft leben müssen, am Rand einer Stadt, die keinen Namen hat. Es ist der Feenstaub, der sie ertragen lässt, was sie täglich erledigen müssen. Krakadzil möchte die Schatzkiste voll sehen, Ausreden zählen nicht, er möchte alles und jeden Tag mehr.

Lohnt es sich, für eine andere Zukunft zu kämpfen? Petru hat sich die Frage nie gestellt und doch ändern sich seine Gedanken und sein Verhalten, als er auf das Mädchen namens Marja trifft. Sie hat eine Familie, sie spricht eine Sprache, sie hat ein richtiges Leben ohne Zwänge.

Und dann kommt einer neuer Junge im Nebel an…

Feenstaub ~ Cornelia Travnick

Es heisst, wenn man etwas Schönes denkt, an eine gute Erinnerung, während man den Feenstaub einatmet, könne man fliegen.

Seite 31

Nebel

Feenstaub, elternlose Jungs, eine andere Welt und die harte Realität. Kapitel über halbe Seiten mit Gewalt und viel Inhalt gefüllt, fantastischer Nebel für die Gedanken der LeserInnen. Ein bitterer Geschmack und das krasse Erwachen am Ende. Der Roman hat viel Stoff für Austausch, er möchte nach außen getragen werden und bietet so viel Spielraum für Sichtweisen.

Kein Wunder, das dieser Roman für Preise nominiert wurde – Sätze wie „Meine Träume haben einen ausgefransten Rand.“ (Seite 17) lassen mein Herz höherschlagen. Cornelia Travnicek erzeugt mit ihren Worten ganz viele Bilder, sie lässt uns fantastisch in ihrer Sprache versinken.

Spannend, rasant, schmerzhaft und sehr außergewöhnlich. Eine literarische, ausgefallene Raffinesse.

Mein Fazit: 3 Jahre im Regal, zwei Anläufe, um es zu lieben. 1 Leseabend um in den Nebel zu tauchen.

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