Ob ihr Bücherwürmer seid oder nur ab und an zu einem Roman greift ist bei diesem egal, denn er sollte zur Pflichtlektüre für alle Stricker und Strickerinnen werden und ist ein regelrechtes Muss! Alle Strickfans sollten diesen Roman lesen, denn dieser lässt das Stickherz höher schlagen.
Die einzige Gefahr die beim Lesen die ganze Zeit im Nacken sitzt, ist die Gefahr des plötzlichen Drangs los zu stricken und den Roman für wenige Sekunden auf Seite zu legen. Nicht weil er nicht gut ist oder an irgendeiner Seite nachlässt. Nein, keineswegs, sondern weil er so große Lust aufs Stricken macht, dass das Garn und die Nadeln einfach laut rufen und erhört werden wollen. So wie bei einem Buch in dem es um Schokolade geht, die Schokolade möglichst in Reichweite liegen sollte, sollten bei diesem Werk die Handarbeitsutensilien greifbar sein.
Der Titel „Die Wünsche meiner Schwestern“ (Aufbau Verlag) und das malerische Cover bilden eine Einheit in Sachen Romantik und Poesie und weisen auf eine tiefgreifende Familiengeschichte hin. Die Handlung ist sehr malerisch und einfach wunderschön.
In der alten Strickerei lebt Aubrey Van Ripper mit ihrer Tante Mariah. Im Ort Tarrytown haben die Van Rippers schon immer keinen wirklich guten Ruf und wenn sich Einheimische dem alten Gebäude nähern, dann nur heimlich und nur in allergrößter Not. Mariah, wie auch Aubrey können Wünsche wahr werden lassen und konnten mit dieser Gabe einem Großteil der Menschen die zu ihnen kommen helfen. Hinter vorgehaltener Hand werden die Van Rippers als Hexen bezeichnet.
Um den Wunsch wahr werden zu lassen bedarf es dem Glauben daran, einem Gegenstand der am Herzen liegt und für die Zauberwirkung aufgegeben werden muss und ein wenig Zeit, in der die strickenden Frauen das gewünschte Teil anfertigen. Klingt magisch und traumhaft, oder?
Ist es auch, wäre da nicht der plötzliche Tod von Tante Mariah. Ausgerechnet im Büro vom Gemeinderat wird sie von den Lebensgeistern verlassen. Die Strickerei soll einem Einkaufszentrum weichen und Mariah war mehr als erbost darüber. Aubrey ist geschockt und verzweifelt. Sie informiert umgehend ihre Schwester Bitty, die mit ihren zwei Kindern und ohne Ehemann anreiste, wollte sofort nach der Beerdigung wieder weg. Meggie, die sich seit dem Highschoolabschluss scheinbar in Luft aufgelöst hat und plötzlich und unerwartet auftaucht, musste erst begreifen, dass Mariah vor wenigen Stunden gestorben ist.
Drei Schwestern, eine Strickerei mit langer magischer Tradition und eine ungewisse Zukunft…
Einzig Aubrey ist gewillt die Familientradition weiterzuführen und hat es nicht leicht gegen die Argumente von Bitty und Meggie anzukämpfen. Das Getuschel der Bewohner Tarrytowns und der geplante Bau des Einkaufszentrums werden übermächtig und Aubrey ist am Ende ihrer Kräfte. Zudem haben auch ihre Schwestern Lebensprobleme und öffnen sich nach und nach und erbitten Rat.
Soll sie aufgeben oder weiter kämpfen und was ist, wenn inmitten des ganzen Chaos noch ein Mann namens Vic auftaucht und alle wachsenden Pläne durcheinander bringt?
Bei diesem Werk ist es schwer meine Begeisterung in Worte zu fassen. Ich bin durch und durch überzeugt und zwar in zweierlei Hinsicht. Einmal als Bücherfan, als Geschichtenliebhaberin und einmal als Hobbystrickerin.
Die Gedanken während des Lesens sind bei mir immer wieder zu meiner Mutti geflogen und ich musste sie ständig anrufen und ihr erzählen, wie wunderschön dieses Werk ist und das es wie anfangs gesagt, ein absolutes MUSS ist. Gerade für sie, denn stricken ist ihre Lebensleidenschaft. Sie strickt wohl die Hälfte des Tages und arbeitet im Handarbeitsgeschäft „Die Wollkiste“, ggf. erinnert sich der ein oder andere an unsere Welttag des Buches Aktion.
Tiefe Worte ziehen sich durch den Roman, das Wörterwerk wächst von Seite zu Seite.
Einen Roman der mit dem Kapitel „Beginne mit dem Kreuzanschlag“ beginnt und durch und durch Kapitelüberschriften in Anleitungsform wie „Stricke links“ enthält, habe ich noch nie zuvor gesehen, es sei denn es handelt sich um Fachliteratur in Sachbuchform.
Was Lisa Van Allen hier in liebevoller Handarbeit zu Papier gebracht hat, ist zauberhaft. Sie lässt inmitten vom realen Leben der Protagonisten Magie und Fantasie erblühen, ohne aufgesetzt zu wirken. Ohne Kitsch erzählt sie von einer Familie, deren Tradition, von Liebe und Freundschaft. Das absolute Highlight ist das kleine große Büchlein im Buch, was im Flur der Strickerei liegt. Die Minikapitel „Aus dem großen Buch im Flur“ sind die absoluten Herzstücke und die Krönung des Romans.
Van Allen spannt einen bildlichen Erzählfaden und umhüllt den Leser mit Genussworten. Der Griff zum Strickzeug wird auch in den heißesten Sommertagen nicht ausbleiben, da sich die Lust nicht zügeln lässt. Bei jeder gestrickten Masche muss ich an dieses Werk denken, bei jedem aufgebrauchten Knäuel werde ich gedanklich zur alten Strickerei fliegen und ab sofort wird jedes abgeschlossene Werk Gedankenfetzen in seinen Fasern beherbergen.
Lisa Van Allen könnte zu Recht behaupten, dass sie jedem der strickt eine ganz neue Botschaft in die Hände gelegt und mit ihren Worten Gedankensamen gesät hat, die sich blitzschnell verankert haben.
Ein richtiges Glücksgefühl durchflutet mich, wenn ich an den Roman denke und wenn ich stricke. Auch beim Lesen ist ein richtiges Muster entstanden, ein Post-It Muster, denn tiefe Zitate sind definitiv vorhanden.
Umgarnt euch, nadelt an und lest los.
P.S. Wusstet ihr, dass Lisa Van Allen einen Igel als Haustier hat? Schaut selbst…
Ich denke,so wie Bianca dieses Buch sieht ist es sogar für Menschen lesenswert, die keinen Zugang zum Stricken haben, da die Handlung in einer sehr greifbaren Szenerie platziert ist. Der Plot trägt und das Bild des Strickens verstärkt.
Ich finde damit hast du allen auch ein wenig die Angst genommen, es nur lesen zu können, wenn man stricken mag. Das ist vielleicht ein I-Tüpfelchen im Genuss – aber eben kein Muss. Tolle Vorstellung mit brillanten Bildern.
Danke Arndt.
Eine tief bewegende Familiengeschichte mit magischen Worten verbirgt sich hinter dem romantischen Cover und man muss nicht zwingend stricken können, um den Roman lieben zu können.
Nach den Worten der Autorin hat man aber wohl Lust, das Stricken zu lernen 🙂
Deine Worte sind sehr treffend.
Hallo , ich liebe Familiengeschichten. Ein Buch , das mir sicher gefallen wird.
Mit meinen Socken bin ich Moment auch soweit. Das Buch muß ich haben.
Eine schöne Adventszeit und liebe Grüße
Sonja