https://i0.wp.com/ecx.images-amazon.com/images/I/41wMNhOimSL._SY344_BO1,204,203,200_.jpg?w=640Fliegen – nein ich selbst fliege nicht wirklich gerne…Angst vorm Abstürzen und überhaupt 😉

Fliegen allerdings muss nicht immer das Fliegen mit dem Flugzeug sein. Kennt ihr dieses Gefühl, dieses innerliche Gefühl zu fliegen? Fliegen – ein Gefühl, was sich aus Glück, Liebe, Zusammenhalt, Freiheit, Mut und vielem mehr zusammensetzt und sich geballt im Bauch sammelt. Wie die Schmetterlinge, wenn man verliebt ist. Ich denke, dass kennt ihr ganz bestimmt.

Jan-Willem möchte dies auch noch einmal fühlen – noch einmal fliegen…

Diagnose Krebs, unheilbar. In Jan-Willems Medulla oblongata, einem Bereich im Gehirn, steckt der Knubbel, der Tumor. Jan-Willem akzeptiert die Krankheit und das mit 16 Jahren. Auf keinen Fall will er aber anders behandelt werden, anders angeschaut werden und überhaupt, er will leben. Leben, bis es nicht mehr geht und bis dahin noch mit einem Mädchen schlafen und fliegen. Fliegen nicht in einem Flugzeug, aber fliegen, sein persönliches Fliegen erleben. Und dann möchte er sterben, aber nicht als dahin vegetierender Mensch, sondern genau dann sterben, wenn er nicht mehr so wie er leben will, leben kann. Die meiste Zeit verbringt er mit seinen Freunden Inge, Beatrice, Patricia, Stefan und Andy, der Super-Sechs Clique. Er möchte mit eben diesen Freunden noch viel Spaß haben und einen humorvolle kurze Zeit verbringen.

„Homöopathischer Humor. Humor ist auf den Kopf gestellte Trauer. Homöopathisch, weil der Humor in kleinen Dosen verabreicht wird, bevor das Leiden anfängt.“

Obwohl ihn bereits schon Schwächeanfälle und viele andere Nebenwirkungen einholen, möchte er unbedingt mit der Clique ein verlängertes Wochenende in den Ardennen verbringen. Alle haben versprochen, die Zeit so schön wie möglich zu erleben, viel Spaß zu haben und sie haben versprochen, ihn beim Sterben zu begleiten. Das Versprechen scheint aber leichter abgegeben zu sein, als in die Tat umzusetzen, auch als eingeschworene Clique ist dies mehr als schwer. Die Emotionalität zieht unmerklich in alle ein und Dinge werden ausgesprochen, die vielleicht trotz aller Cliquenvertrautheit nie ans Tageslicht gekommen wären.

„Es ist so verrückt, so viel Angst, wie wir alle irgendwie haben und meistens vor uns selbst.“

Manche Bücher sind so emotional, so schön und doch so traurig, dass sich der Kloß im Hals nicht vermeiden lässt. Und auch die Tränen konnte ich nicht aufhalten, aber es ist auch ein schönes Gefühl, wie diese einfach so auftauchen und über die Wangen rinnen.

Sätze wie: „Das Problem war zu groß für ihre kleinen Hände.“ gehen sehr tief, brennen sich in die Leserseele und bleiben dort erhalten. Ein Buch über das Sterben, ein Buch über eine unheilbare Krankheit mit all seinen Konflikten und Ansichten eines Menschen, der das erlebt und beschreibt. Ein großes dünnes Buch, ein jugendliches Erwachsenenbuch, so möchte ich es nennen. Und nein, dieses Buch zieht den Leser in kein Loch, öffnet aber Augen, viele Augen und lässt fliegen, einfach fliegen.

„Ich habe gelesen, ein Mensch habe auch nach dem Tod Erinnerungen. Und das der Himmel eigentlich so etwas sei wie ein Leben voller schöner Erinnerungen.“

Noch einmal fliegen…fliegt, fliegt täglich so oft es noch geht und solange es noch geht!!!

2 Comments on Karel Verleyen – Noch einmal fliegen

  1. Der Tod ist ein sehr ernstes Thema. Vor diesem unausweichlichen X sind alle Menschen ratlos. – Im Mittelalter wurden die Menschen andauernd an den Tod erinnert, – Totentänze , Texte, Lieder. „Mensch bedenke, dass Du sterben musst…“. Wir Heutigen verdrängen diese unausweichliche Tatsache, was sie nicht weniger unausweichlich macht. – Anstatt uns zu bemühen, sie zu verarbeiten, soweit dies möglich ist…
    Danke, Bianca, dass Du uns mit dieser Rezension wieder daran erinnerst.
    Clara Luisa Demar

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