…können wir nur sagen, denn was Bernard Beckett schreibt, passt nicht in ein und dieselbe Schublade. Ganz sicher nicht.
Kann man es als Autor wirklich beherrschen zwischen den Genres zu springen und damit außerdem seine Leser fesseln und begeistern? Heute einen Thriller schreiben, morgen einen lustigen Unterhaltungsroman und dann zu Fantasy wechseln? Auf den ersten Blick schien es auch uns unmöglich und wir schauten etwas skeptisch die drei grundverschiedenen Bücher an. Die erste Voraussetzung erfüllten schon mal alle drei Bücher, denn die Cover bestachen unsere Augen mit ihrer Aufmachung. Die zweite Voraussetzung erfüllten sie auch, denn der Klappentext verriet genau so viel, dass die Neugier wuchs und wuchs. Passend zum Buch fanden wir auch gleich noch ein in den Umschlag integriertes Lesezeichen zum Heraustrennen. Jeglicher Lesewiderstand war also zwecklos, die drei Bücher „Stechzeit“, „Das neue Buch Genesis“ und „Wie du ihr“ mussten gelesen werden. Jede unserer Lesesekunden hat Bernard Beckett wahrlich spannend, lustig und fantastisch gestaltet.
Ja, er kann es. Er ist ein Autor der in KEINE Schublade passt, der das literarische Talent besitzt sich in das jeweilige Genre zu versetzen und damit den Leser mit facettenreichen Leseseiten begeistert.
Eine literatwoische Empfehlung von uns beiden, wir können für diese drei Bücher unsere Blätter- und Buchhaltehand für euch ins Wörterfeuer legen.
Ein Sommer-Sonne-Lesebuch.
Ja die Mücken fliegen wieder durch die Luft, die Wespen und Hornisse schwirren durch die Gärten. Es ist Stechzeit. Dieses Buch definiert Stechzeit aber ganz anders, ist ja auch irgendwie klar, wenn man das hellblaue Cover mit der Biene und der Blume sieht, oder?
Ein Buch, bei dem man einfach lachen kann und beim Lesen entspannt. Ein Buch für den Strand, ein Buch für Tage auf der grünen Wiese und viel Sonnenschein.
Malcom hatte noch nie Sex, auch keine großen Gedanken daran verschwendet. Bisher jedenfalls. Er liebt die Wissenschaft und möchte auch beim aktuellen Wissenschaftswettbewerb mitmachen. Er wendet sich dem Thema Sex zu, obwohl das Neuland ist, aber warum auch nicht, schließlich muss man sich als Wissenschaftler auch in dieses neue Thema einfinden. Er nimmt sich die Videokamera und macht sich auf die Suche nach Leuten, die ihm seine Fragen beantworten. Auch selbst muss er einmal testen, was er von dem Thema hält. Doch wer hilft ihm dabei? Malcom braucht ein Versuchsobjekt, mit dem er ausprobieren und üben kann. Für diesen Wettbewerbt ist er direkt und fragt kurzerhand Juliet, seine Freundin. Hättet ihr damit gerechnet, dass sie gleich ja sagt und sich grob gesprochen zur Verfügung stellt? Malcom muss sich auf etwas gefasst machen und arbeitet auf den Wettbewerb hin. Und dann hat auch Juliet noch ein Problem in der sprichwörtlichen Stechzeit.
Was habe ich gelacht. Kein Buch mit einem Inhalt voller Lebensweisheiten oder mit Geschichte, von der man was mitnehmen und lernen kann. Dafür ein Buch, was gute Laune macht und die Bauchmuskeln zum Beben bringt. Im Buch ist außerdem auf jeder Seite ein kleines Bildchen, was beim schnellen Durchblättern als witziges Daumenkino erscheint. Das passende Stechzeitlesezeichen ist auch im Buch enthalten, also raus an die Luft und so laut lachen, wie man mag.
Eine schöne Stechzeit kann ich nur sagen und wünschen.
Die Skepsis war so groß wie die Dunkelheit des Coverbildes. Ungewiss ist, was mich in diesem Buch erwarten wird. Die Buchbeschreibung ist nur einige wenig aufschlussreiche Sätze lang. Was nun?
„Eine Idee, so alt wie die Welt.
Eine Frage, mächtiger als jede Waffe.
Eine Antwort, die die Welt zum Einsturz bringt.“
Einen Leserschritt nach vorn und die Skepsis war überwunden. Die Dunkelheit lichtete sich, in,dem ich auf das Mädchen Anaxiander, genannt Anax, traf. Ich traf sie in einer heiklen Situation, genau zum Beginn ihrer Prüfung. Das Ziel von Anax, die fünfstündige Prüfung bestehen um in die mächtige Akademie aufgenommen zu werden. Die Prüfungskommission ist bereit und Anax muss alles geben. Das Thema ist für sie auf keinen Fall schwer, denn sie soll über den damaligen Rebellen Adam Forde sprechen. Sein Leben kennt sie besser als ihr eigenes, sie hat sich täglich mit ihm beschäftigt und man könnte glauben, sie hat ihn persönlich gekannt, eine Art Heimspiel.
Drei Prüfer schauen sie an, versuchen in Anax zu blicken, sie einzuschätzen. Dann die erste Frage. Es geht los und Anax versucht lückenlos ihr Wissen über Adam Forde, der damals der Todesstrafe entkam preiszugeben. Er wurde zwar damals vom Tod verschon, allerdings aber zu einem Forschungszweck eingesetzt. Der Roboter Art wurde mit ihm zusammen in eine Zelle gesteckt. Das Ziel die künstliche Intelligenz von Art zu fordern und zu erweitern, sollte Adam Forde erreichen.
Genau wie Anax von Adam Forde begeistert ist, ist es auch der Leser. Ohne zu erahnen, was mich erwartete, setzte ich Schritt vor Schritt und glitt in ein philosophisches Gespräch hinein, ohne dass es mir ständig bewusst war. Die Tiefe der Philosophie schlich sich immer mehr in die Worte und es blieb dennoch spannend und aufregend. Adam Forde hatte ein turbulentes Leben und musste sich keinen einfachen Situationen aussetzen. Das Prüfungsgespräch wurde eindringlicher, packender und vor allem für Anax ein Akt der Balance. Denn was sie nach den fünf Stunden erwartete, hätte sie sich nie denken können. Genauso wenig wie ich, denn nicht nur ihr zog es den Teppich unter den Füßen weg.
Genesis ist ein Roman, der tausend Denkansätze präsentiert und der in der Zukunft, am Ende des 21. Jahrhundert spielt. Schon diese Tatsache und die zukünftig vielleicht wirklich eintretenden Begebenheiten bringen den Leser in eine unbeschreibliche Stimmung. Was ist die Seele, die Menschlichkeit, das Bewusstsein und vor allem was macht den Menschen zum Menschen? Was ist die Intelligenz?
Ein Buch voller Philosophie und Wissenschaft, vor dem man keine Angst haben zu braucht, wenn man diese beiden Themen überhaupt nicht mag, geschweige denn darüber lesen möchte. Ein Buch, geschrieben in einer fabelhaft konstruierten Dialogform. Der Roman lässt den Leser in eine Welt entgleiten, nimmt ihn gefangen und will sich selbst erklären. Der Leser begibt sich mit sich selbst in eine Art Experiment und steht vor selbst vor einer Art Prüfung.
Atemberaubend anders und unvorhersehbar.
Sehr realitätsnah beginnt der Roman des Autors Bernard Beckett. Es bebt, die Erde bebt und zwar in Neuseeland. Und noch etwas ist sehr realitätsnah. Es ist April während ich lese und Marko schreibt genau in der Zeit vom 15.-27. in seinem Tagebuch über seine Erlebnisse. Gerade in dieser Zeit bebte es wirklich in Neuseeland. Erste Gänsehaut macht sich bei mir beim Lesen breit.
Eine Exkursion treibt die Gruppe einer Schulklasse in die Wälder Neuseelands. Nicht wirklich harmonisch geht es zu, denn Marko und sein Team sind nicht wirklich vertraut miteinander und streiten sich. Nach und nach beginnt sich der Gruppenzusammenhalt einzustellen und genau dann passiert es. Es bebt und alles ist verwüstet und zerstört. Kann es noch schlimmer für die Gruppe kommen? Scheinbar schon, denn einer aus Markos Gruppe wird ermordet. Es beginnt eine Flucht vor dem Täter, eine Flucht in eine ersehnte unzerstörte Welt.
Plötzlich wacht Marko in einer Psychiatrie auf und steht einem Mann gegenüber, den er als den Mörder identifiziert. Stark unter Tabletten stehend, versucht er sich zu erinnern. Er will den Mörder schnappen und setzt daher heimlich die Medikamente ab.
„Schlafen ist wie Kacken für den Verstand. Träume sind nichts anderes als unbrauchbare Gedanken, die einen vergiften, wenn man sie nicht herauslässt.“
Von null auf hundert schreibt Bernard Beckett in diesem Jugendbuch. Die Geschichte scheint einfach schnell erzählt werden zu müssen, der Leser soll zum Mörderjäger werden und auf der geringen Seitenzahl einfach nicht zum Verschnaufen kommen. Der Plan ist gut, leider hat er nur ab und an sein Schwächen. Einige Passagen und Begebenheiten konnte ich nicht so hinnehmen, sie hätten nicht so kurz sein dürfen und somit kam mein Lesefluss zum Stocken. Diese Kleinigkeiten haben aber meinen Gesamteindruck nicht verändert, der Plot der Geschichte ist gut konstruiert und vor Spannung geladen. Die Charaktere sind einfach, real und wirklich authentisch, vor allem der Protagonist Marko.
Der Tempomotor ist bei diesem Thriller das Abwechseln zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
Wer Bernard Beckett Fan ist, wird auf dieses Buch auf keinen Fall verzichten können und zusätzlich hält auch bei diesem Buch der Verlag ein in den Buchumschlag integriertes, zum Raustrennen gemachtes Lesezeichen im Buchstil bereit.
Auf geht’s – die Erde wird beben und Marko braucht Hilfe.
„Ich bin meine Geschichte und ich werde meine Geschichte am Leben halten. Ich werde nicht schlafen. Ich werde alles aufschreiben. Ich will nicht sterben.“
Hier wird der Autor zur Schublade und nicht das Genre. In der beckett´schen Schublade befinden sich wie in unseren Lebensschubladen die unterschiedlichsten literatrischen Schätze. Eine solche Wertschätzung seitens der Verlage zu erleben, muss für einen Autor in der heutigen Zeit etwas ganz Besonderes sein. Bei dieser Art von Schubladendenken machen wir gerne mit.
Nach dem Lesen von Stechzeit war mir klar, dass hier jemand schreibt, der auch anders kann. Wobei ich es bei Stechzeit gar nicht anders haben wollte. Einfach gut und rund und Unterhaltung pur. Und doch stand schon so viel zwischen den Zeilen, dass ich ihm Fantasy und Thriller ebenso abnehmen würde.
Ein Plädoyer gegen Schubladen – sehr gelungen…
„Das neue Buch Genesis“ hat Arabella auch schon gelesen und eine Rezension geschrieben, die mich sehr neugierig gemacht hat. Nachdem ihr auch noch so jubelt, werde ich über kurz oder lang auch dazu greifen. 😀