So schön viele Lügen, so schön viel Glitzer, so schön viel New Yorker Nachtleben und zwei schöne Mädchen, die auf der Überholspur leben feiern. Viel Make-up hier, ein teures Kleid da, noch ein Sekt und nicht vergessen: das geile Leben auf Facebook posten.
Corinna hat sich zeitgleich mit mir aufgebrezelt und in die glitzernde Welt der Schönen und Reichen begeben. Wie der Buch-Champagner gewirkt hat, erzählen wir dir jetzt. Oder war das kein Champagner, sondern nur Wasser?
Glitzernden Cover gehe ich wohlweislich aus dem Weg, aber die Worte auf dem Roman „packend und herrlich böse“ haben mich dann doch verleitet und ich habe mich zwischen die Seiten gewagt. Warum hast du zum Titel „So schöne Lügen“ (Dumont) von Tara Isabella Burton gegriffen und was hast du hinter dem glitzernden Cover erwartet?
Zunächst hat mir das Cover gefallen und aufgrund des Klappentextes wurde ich neugierig. Mir ging es wie dir, der Plot hatte mich angesprochen und versprach spannende Lektüre. Nach wenigen Seiten erfährt man, dass sich die Protagonisten in einer Welt bewegen, die so gar nichts mit der meinigen zu tun hat. Muss ja an sich erstmal nichts Schlechtes sein.
Doch fand ich die Beschreibungen der Szene recht überspitzt und aufgesetzt. Wie ging es dir dabei?
Glitzercover
Ich habe lange nicht mehr wild gefeiert und lebe auch in der Welt in der Corinna lebt. 😉 Das hat sich aber seit dem Roman geändert, seit ich den zwei Protagonistinnen, der schönen und reichen dreiundzwanzigjährigen Lavinia und der eher noch nicht ganz so schönen und armen neunundzwanzigjährigen Louise begegnet bin. Louise sollte Lavinias Schwester Cordelia lediglich Nachhilfe geben, allerdings hat Louise dabei die Aufmerksamkeit von Lavinia geweckt.
Sie wird prompt zu ihrer besten Freundin und Partygespielin. Das passiert alles Schlag auf Schlag und wahrlich überspitzt und aufgesetzt. Für mich hat es sich wie ein Machtspielchen angefühlt, bei dem man sich nicht sicher sein kann, wer wirklich der schöne Schwan und wer das hässliche Entchen ist oder ob beide voller Intrigen stecken. Oder was sagst du?
Ganz genau. Man weiss nicht, wer wem was vormacht. Letztendlich ist keiner der Protagonisten „echt“ und alle verschanzen sich hinter einer Mauer aus Dekadenz und Gleichgültigkeit.
Für mich hat das nicht immer funktioniert. Besonders die Figur des Hal fiel mir negativ auf. Das sollte sie wohl auch, aber mir erschließt sich der Charakter bislang nicht. Warum müssen bestimmte Ausdrücke von Hal verwendet werden, weshalb muss er ein solcher Arsch sein und trotzdem zentriert sich um ihn eine Schar von Möchtegerns.
Wie empfandest du diese Figur? War er dir authentisch in seinem Auftreten?
So schöne Lügen
Wirklich authentisch empfand ich keine Figur. Ich habe mich immer gefragt – wer will sich eigentlich wessen Zuneigung erschleichen? Und trotzdem habe ich Seite für Seite weiter skeptisch inhaliert. Ja, Hal steht auch bei mir recht weit oben. Ich glaube ohne Ausdrücke und derartiges Handeln, würden ebendiese Personen untergehen – die haben nur das. Ich habe den recht schnell durchgewunken und versucht mich nicht immer wieder neu aufzuregen und provozieren zu lassen.
Selten habe ich in einem Roman KEINE Lieblingsfigur. Trotzdem habe ich mich immer wieder dabei ertappt, wie ich versuchte, mich auf eine Seite zu schlagen, es mir aber nicht gelang. Louise oder Lavinia?
Hahaha, das ist als wolltest du fragen Pest oder Cholera? Ich wäre keine der beiden Figuren gern, bzw. habe ich keine Favoritin. Für Lavinia empfinde ich mehr Mitleid als alles andere, denn sie ist zwar reich, aber arm an familiären Bindungen und emotional vereinsamt.
Louise ergeht es nicht besser. Sie ist nicht in der Lage, ihr Leben in den Griff zu bekommen und lernt aus ihrem Scheitern leider nichts. Und ihre Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar.
Dennoch ging es mir wie dir, ich musste es zu Ende lesen. Wie hat dir der Plot denn insgesamt gefallen?
Erschreckend – ich habe keine Figur ins Herz geschlossen. Hattest du das schon mal bei einem anderen Buch?
Der Plot fühlte sich anfangs ziemlich gebraucht an – so nach altem Märchen in neu erzählt. Dann drehten Handlung und Stimmung, ich lauerte darauf, dass endlich das passiert, wovon immer erzählt wird. Zu verraten ist nämlich, dass der Erzähler des Romans immer wieder einige zukünftige Geschehnisse einstreut. Das fand ich zumindest super.
Als das Ereignis dann geschah, wurde die Geschichte immer abstruser und einfach blöd. Kurz: ein total psychoverglitzerter Roman, den ich trotzdem beenden musste. Und wie ging es dir? Welchem Leser würdest du das Buch in die Hand drücken?
Psychoverglitzert
Zugegebenermaßen gab es schon andere Bücher, bei denen die Protagonisten bei mir einen schweren Stand hatten. Ich bin ganz bei dir und „psychoverglitzert“ trifft es auf den Punkt! Das Ende fand ich an den Haaren herbeigezogen, abstrus und für mich völlig unglaubwürdig.
Hm, wem würde ich es empfehlen? Generell einer jüngeren Leserschaft, aber mit Herzblut empfehlen würde ich es keinem, wenn ich ehrlich bin. Dennoch musste ich es zu Ende lesen, das war das Komische daran. Es hatte eine paradoxe Sogwirkung auf mich.
Wohl wahr, da kann ich dir nur zustimmen. Das Ende hat dem Roman letztendlich überhaupt nicht gut getan, entgegen aller Hoffnungen, dass der positive Knall noch kommt. Autorin Tara Isabella Burton hat sich bei uns zumindest im Gespräch verewigt. Trotz allen negativen Punkten, konnte ich einen Satz markieren, der mir gefallen hat: „Die Sterne sind wie in den Himmel getriebene Nägel.“ (Seite 328)
Hast du noch abschließende Worte zum psychoverglitzerten Roman? Ansonsten Danke ich dir für den Austausch!
Sehr schönes Zitat, dann hatte es ja doch was Gutes. Und unser beider Austausch, hat mir großen Spaß gemacht! Gerne wieder 💕