Frühlingserwachen ~ Isabelle Lehn

Welches Buch sollte man lesen, wenn der Frühling erwacht? Richtig – Frühlingserwachen. Das meine ich Ernst – auch wenn mich das Buch an meine persönlichen Grenzen gebracht hat. Vielleicht wäre es vorteilhafter, das Buch in einem Video vorzustellen, aber ich betreibe nun mal keinen YouTube-Kanal, sondern einen Literaturblog. Ob ich schreibend ausdrücken kann und will, was so faszinierend an dem Roman!? ist, probiere ich jetzt aus.

Grundsätzlich: der Roman?! ist ein KUNSTWERK.

Das Kunstwerk namens „Frühlingserwachen“ (S. Fischer) ist auch in einer stimmigen Verpackung. Bedeutet, dass der Buchumschlag überwiegend in rot gehalten ist – rot, wie das Blut, wie die Liebe. Und Isabelle Lehn. Grüner Einband – die Farbe der Hoffnung, des Lebens.

Und auch der Inhalt ist so verdammt stimmig und schwer in Worte zu fassen. Schreibt Isabelle Lehn über sich – wer ist die Isabelle Lehn die im Buch vorkommt? Verursacht sie nur gleichgesinnten oder sollte ich sagen gleichgeschädigten Lesern Schmerzen oder auch sich selbst? Tut´s denn überhaupt weh oder ist es, wie es ist?

Frühlingserwachen

Es kommt wie es kommt – wir haben zwar unser Leben selbst in der Hand, aber eben nicht alles kann beeinflusst werden. Das geht beim Wetter los und hört bei Erwartungshaltungen von Mitmenschen noch lange nicht auf.

Gleich zu Beginn gibt es eine List der Dinge, auf die Isabelle Lehn lieber verzichten will (Seite 13):

  • meine Medikamente absetzen
  • ein Aufenthaltsstipendium annehmen
  • auf Verlagssuche gehen
  • mich einer Hormontherapie unterziehen

Keine einfachen vier Punkte, erst recht nicht, wenn man sechsunddreißig ist und findet, dass das Leben bisher noch nicht viel geboten hat. Doch was sind die großen Erfolge? Ein Leben mit Kindern, ein Leben als erfolgreiche Autorin oder ein Leben ohne Depressionen und mit dem perfekten Partner? Man möchte alles haben und man glaubt daran, alles haben zu können.

Richtig?

Frühlingserwachen ~ Isabelle Lehn

Glauben und Hoffnung sind wichtig, egal wie dunkel der Himmel manchmal ist.

„Er behauptet, ich sei wie starker Schnaps, den man nur verdünnt trinken könne. Aber ich will nicht verdünnt leben, ich will mich umhauen lassen, auch wenn ich davon umgehauen werde.“ (Seite 105)

Diese über 250 Seiten sind so verdammt hart und weich und intim und sie fühlen sich so vertraut an. Man kann nicht alles haben, man kann das Glück nicht rauben und trotzdem hat man nur dieses eine Leben und möchte es hoffnungsvoll bestreiten. Richtig?

Glück rauben

„Das Leben ist gut. Man darf es bloß nicht daran messen, wie man es sich vorgestellt hat.“ (Seite 218)

Der Roman ist echt harter Stoff – trotzdem ironisch, poetisch-literarisch, humorvoll und so klar, facettenreich anders. Irgendwie auch verständlich weiblich. Es bleibt nicht aus, den Namen der Autorin zu googeln, mehr über die Frau zu wissen, die in mir so viele Fragen erzeugt hat, meine Ansichten ein wenig verschoben und doch ein gutes Gefühl hinterlassen hat.

Frühlingserwachen liest sich wie sich das Frühlingserwachen eben anfühlt – mal kalt, mal warm, mal mild, dann stürmisch und aufgebracht. Es ist frisch und ehrlich und hat Grenzen.

Eure
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