Also ich trage weder ein Shirt mit einem feministischem Aufdruck, noch würde ich mich als aktive Feministin bezeichnen und doch bin ich für Gleichberechtigung. Fest steht: Ich bin ein Spinster Girl, denn ich sage was ich denke, ich lasse mich in kein Rollenbild hinein pressen und ich gebe gern Frauenpower. Außderdem habe ich einen Spinster Girls Mitgliedsausweis, wie auf dem Foto zu sehen ist. #ichbineinspinstergirl
„Ein Spinster Girl sein heißt, sich immer um seine Freundinnen zu kümmern und sie durch alle Hochs und Tiefs zu begleiten.“ (Seite 184)
Evi, Amber und Lottie sind Spinster Girls. Sie entstauben die Bezeichnung der alten Jungfer und definieren neu, denn alle drei lassen sich auf keinen Fall den Mund verbieten, sprechen alles aus und würden sich auf keinen Fall für einen Jungen verändern oder verbiegen. Zudem halten sie zueinander, egal was passiert. So haben es die Mädchen für sich beschlossen, doch können diese Vorhaben immer umgesetzt werden?
Spinster Girls
Holly Bourne lässt in ihrem ersten Roman der Trilogie Was ist schon normal? (dtv) Protagonistin Evie im Mittelpunkt stehen. Alles ist kompliziert, ihr Leben eine chaotische Mischung, am Schlimmsten ist aber, dass sich Evie nie richtig akzeptiert und zu sich steht. Sie möchte so gern so normal wie die anderen sein. Aber mal ehrlich – wer ist schon normal? Ich kann gut unterschreiben, dass ich es nicht bin und auch nicht sein möchte. Wie sieht es da mit dir aus? Gleich an dieser Stelle möchte ich ganz vorsichtig eine Triggerwarnung aussprechen, denn Evie hat eine Zwangsstörung. Sie muss sich ständig waschen, denn sie hat Angst vor Bakterien, Angst sich mit Krankheiten zu infizieren.
Evie ist auf den ersten Blick völlig normal. Sie geht zur Schule, die geht auf Partys, macht erste Alkoholerfahrungen und natürlich spielen in ihrem Leben auch Jungs eine recht große Rolle. Auf den zweiten Blick setzt Evie gerade Medikamente ab, war in einer psychiatrischen Klinik und hat ihre beste Freundin Jane an einen Jungen verloren.
Nur Jane kennt ihr Geheimnis und war jahrelang für Evie da. Bis die Liebe sie total verändert hat. Doch Evie möchte endlich normal werden und kämpft dafür täglich aufs Neue gegen ihre unguten Gedanken an. Immer und immer wieder versucht ihr Kopf sie vom Weg abzubringen. Doch was oder wer ist eigentlich normal?
Holly Bourne hat mich gleich auf den ersten Seiten mit ihrem frischen Schreibstil begeistert und mir klar gemacht, dass ich Evie unbedingt näher kennenlernen muss. Die ersten Seiten fühlen sich an, als ob man einen Termin verpasst hat und ohne anzuklopfen mitten in die Besprechung platzt. Auf einmal stehen wir in Evies Leben, erfahren was bisher passierte, fühlen uns wohl und wollen nicht mehr weg. Evia erscheint uns völlig normal, ist lebensfroh und einfach total sympathisch und sie hat definitiv Humor.
Was ist schon normal?
Sagenhaft finde ich diese ausgewogene Mischung aus normalen Problemen einer Jugendlichen, Zwangsstörung und den feministischen Spinster Girls. Trotz der Themenvielfalt ist der Roman nicht oberflächlich und er beinflusst unsere Stimmung nicht negativ. Ich kann gar nicht richtig in Worte fassen, welche unterschiedlichen Gefühle ich hatte – vorwiegend allerdings positiv und ich habe seitenweise Evies Zwangsstörung gar nicht mehr im Hinterkopf gehabt. Evies Leben ist eben turbulent und ständig passiert etwas in der Schule oder ihr wird der Kopf von einem Jungen verdreht. Da ist zum Beispiel der sexsüchtige Ethan, Freak Oli oder Dauerkiffer Guy. Zudem besucht Evie Therapiestunden und hält mit ihren neuen Freundinnen Lottie und Amber die Spinster Girls Treffen ab, bei denen spannende Themen besprochen werden.
Ich muss beim Schreiben dieser Zeilen die ganze Zeit grinsen, denn überwiegend ist der Roman einfach köstlich. Die tiefen Themen sind so perfekt verpackt, die drei Mädchen sind so verdammt authentisch, auch wenn Holly Bourne am Ende ein wenig zu stark aufträgt. Liebe, Freundschaft und der Zusammenhalt des weiblichen Geschlechts stehen im MIttelpunkt – Evies Zwangsstörung grätscht so lange dazwischen, bis sie nicht mehr geheim gehalten werden kann.
„Das Leben wird besser und dann wieder schlechter, immer wieder und immer wieder, für jeden von uns.“ (Seite 382)
Finde deinen Weg!
Mit „This is not a love story“ hat mich Autorin Holly Bourne bereits vor vier Jahren begeistert. Nun hat sie es erneut geschafft, auch wenn ich anfangs zugegebenermaßen skeptisch war. Ja, ich bin über 30, aber na und? Dieser Jugendroman versetzt in damalige Zeiten zurück, ist wahnsinnig offen und ehrlich und fühlt sich so verdammt nah an. Die Themen der drei Mädchen sind uns Mädchen/Frauen nur zu gut bekannt. In ihren Grundzügen kommen sie in jeder Generation vor und ich glaube genau aus diesem Grund, fühlte ich beim Lesen auch diese vertraute Verbundenheit.
Sei ein Spinster Girl, steht zu dir und finde deine Weg. Ob du so mutig bist wie ich und deinen Mitgliedsausweis aus dem Buch herausschneidest, ist dir überlassen. Die Danksagung der Autorin solltest du auf jeden Fall lesen. Mit einem zufriedenen Lächeln stelle ich das Buch nun ins Regal und freue mich auf die nächsten zwei Teile, in denen dann Lottie und Amber die Hauptrollen spielen und die Fragen „Was ist schon typisch Mädchen?“ und „Was ist schon Liebe?“ zwischen den Seiten schweben.