Schlagwort: Der Duft von Hibiskus

[Australien] Julie Leuze im Gespräch

Julie Leuze – Genrevielfalt

Am 13. November stellten wir euch den historischen Roman Der Duft von Hibiskus von Julie Leuze vor. Nicht nur der Roman ist spitzenmäßig, auch die Autorin selbst ist super nett. Der Kontakt ist einfach herzlich und wir sind stolz, dass sie unseren Artikel auf ihrer Homepage nicht nur verlinkt, sondern auch mit ihren Worten versehen hat.

Julie Leuze begeistert auch mit ihrem Interview durch und durch und wir haben uns entschieden, auch bald ihr Jugendbuch „Der Geschmack von Sommerregen“, vorzustellen. Einige von euch haben es sicher schon in den Buchhandlungen entdeckt und vielleicht sogar schon gelesen. Wir freuen uns sehr darauf!

In der Zwischenzeit ist der zweite und letzte Teil „Der Ruf des Kookaburra“ erschienen und ruft bereits laut. Wir lesen ganz bald los und werden ab sofort zur Buchwegbegleitung.

Wir wollten mehr von und über Julie Leuze wissen und haben sie kurzerhand interviewt.

Julie Leuze – Autorenhomepage

Wann kam dir die Idee zum Roman? Bist du schon immer von Australien angetan und warst du selbst schon da?

Die Idee kam mir im Sommer 2010. Ich wollte die Geschichte um Emma und Carl auf einem Kontinent verankern, der gefährlich, exotisch, romantisch und vor allem sehr weit weg von Emmas Heimat ist. Weiter als in den australischen Busch kann sie kaum fliehen – und trotzdem holt ihre Vergangenheit sie ein! So muss Emma erkennen, dass sie sich dem, was geschehen ist, stellen muss, egal wohin sie geht.

Ich selbst finde Australien faszinierend, aber leider war ich bisher nur in Gedanken dort, über Bücher, historische Reise- und Expeditionsberichte und DVDs.

Warum spielt der Roman nicht in der Gegenwart, sondern so weit in der Vergangenheit, im Jahr 1858?

Na ja, weil es ein historischer Roman ist. 😉

Im Ernst, ich finde das sogenannte lange 19. Jahrhundert sehr spannend und habe mich auch während meines Geschichtsstudiums darauf konzentriert. Da liegt es für mich nahe, meine historischen Romane in dieser Zeit anzusiedeln.

Bilder vor Augen

Welches Bild hattest du beim Schreiben vor Augen? Bist du beim Schreiben selbst von Pflanzen umgeben bzw. findet man einen Hibiskus?

Tatsächlich wachsen zwei Hibiskus-Sträucher in unserem Garten, aber das ist Zufall. Vor Augen hatte ich beim Schreiben verschiedenste Bilder, mein ganzes Arbeitszimmer war damit gepflastert: aufgeschlagene Bildbände, Kopien zeitgenössischer Porträts, Postkarten, alte Stiche, DVD-Hüllen… es war sehr unordentlich und sehr inspirierend.

Von dir wurden drei Bücher in diesem Jahr bisher veröffentlicht und bald folgt sogar das vierte. Wie bewältigst du dieses wahnsinnige Pensum?

Dass dieses Jahr so viele Bücher von mir erscheinen, hat v.a. etwas mit der Planung der Verlage zu tun. Ich schreibe ziemlich gleichmäßig ein bis zwei Romane pro Jahr, aber sie kommen nicht gleichmäßig raus – so dass dieses Jahr vier Bücher erscheinen, nächstes Jahr nur eines.

Du schreibst nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Jugendliche ab 14 Jahren. Welche Veränderungen gehen beim Genrewechsel in dir vor? In welchem Genre fühlst du dich wohler oder war dies ein einmaliger Ausflug ins Jugendbuch?

Ich mag sowohl den Erwachsenen- als auch den Jugend- bzw. New Adult-Bereich, und ich bin froh, dass ich mich nicht auf ein Genre beschränken muss. Jedes Genre hat seine Vorteile, jedes spricht andere Seiten in mir selbst an.

Tatsächlich bin ich wohl ein bisschen anders, wenn ich an einem Roman für Jugendliche  bzw. junge Erwachsene schreibe: Ich höre andere Musik, lese andere Bücher, habe ein anderes Lebensgefühl, als wenn ich an einem historischen Roman arbeite. Das ist spannend, manchmal aber auch seltsam, wenn ich vormittags völlig in die Gefühlswelt einer Siebzehnjährigen eintauche und nachmittags dann Auseinandersetzungen mit meinem pubertierenden Sohn habe, wo mir schlagartig bewusst wird: Hey, du stehst jetzt wieder auf der anderen Seite! 🙂

Ein einmaliger Ausflug ins Jugendbuch war „Der Geschmack von Sommerregen“ nicht, im April 2014 erscheint bereits mein nächster Roman bei Egmont INK: „Sternschnuppenträume“.

Julie Leuze – Australien ruft

Welche Charaktereigenschaften schätzt du an Emma? Könnte sie auch deine Freundin sein?

Ich schätze ihren Mut, ihren Durchhaltewillen und ihre Fähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen und sich dadurch weiterzuentwickeln. Als Freundin hätte ich sie gerne – aber erst in Australien, wenn Carl an ihrer Seite ist statt Ludwig. 😉

Carl bezeichne ich als Hach-Carl, denn er ist ein toller Mann mit vielen Emotionen und echtem Tiefgang. Ein Mann zum Verlieben. Hast du ihn beim Schreiben ebenso angeschmachtet?

Angeschmachtet ist vielleicht das falsche Wort, aber toll finde ich ihn schon. Wenn ich meine Figuren nicht lieben, nicht mit ihnen warm werden würde, dann würde mir auch das Schreiben keinen Spaß machen. Je mehr ich für meine Figuren brenne – für Männer und Frauen -, desto stärker liebe und leide ich mit ihnen, desto inspirierter fliege ich durch die Seiten, desto öfter bin ich im Flow und desto glücklicher macht mich das Schreiben.

Amalie Dietrichs Forscherpersönlichkeit steckt in allen Charakteren. Ist sie die Auslöserin für die Australien-Reihe?

Die Auslöserin ist sie nicht, doch Amalie Dietrichs Leben hat mich darin bestärkt, Emma ihren ungewöhnlichen, abenteuerlichen Weg zuzumuten und ihr schließlich ein Dasein als Forscherin zu gönnen.

Wie viel von dir selbst, von Julie Leuze, steckt in deinem Roman?

In jedem Roman steckt ein bisschen was von mir: Themen, die mich beschäftigen, Charaktereigenschaften von Menschen, die mich anziehen oder abstoßen, Länder oder Zeiten, die mich faszinieren und in die ich schon immer mal eintauchen wollte. Trotzdem sind Figuren und Geschichten natürlich Fiktion.

Julie Leuze – schreibt und schreibt und schreibt

Im Roman spielt das Thema Missbrauch eine wichtige und große Rolle. Hast du es aus bewussten Gründen gewählt?

Ja. Ich wollte Emma erkennen lassen, dass sie sich nicht unterwerfen muss, um Liebe und Glück zu erfahren. Im Gegenteil: Zwischen Emma und Ludwig geht es in Wirklichkeit bloß um Macht, und Emma zerbricht beinah an dem, was sie für Liebe hält.

Emma und Carl hingegen lieben sich wirklich, was dazu führt, dass sie sich gegenseitig aufrichten, ermutigen und respektieren. Erniedrigung – seelische oder körperliche – hat in ihrer Liebe keinen Platz.

Wenn du nicht beim Schreiben zu finden bist, wo bist du dann?

Mit Mann und Kindern überall, mit Freunden im Restaurant, mit meinem Hund im Park, mit einem Buch vor dem Kamin, mit vollen Wäschekörben im Waschkeller (drei Kinder machen VERDAMMT viel Wäsche) – und dann doch wieder vor dem Mac, denn allzu lange halte ich es ohne das Schreiben gar nicht aus.

Liest du als Autorin, wenn die Zeit dazu da ist, selbst gern und wenn ja, welches Genre? Wie heißt dein Lieblingsroman?

Klar lese ich gerne! Jeden Tag. Sachbücher nach meinem aktuellen Interesse, Romane querbeet. Ein bisschen Liebe sollte in meinem Lesestoff immer vorkommen, allzu brutal hingegen mag ich es nicht. Im Moment lese ich gerne Jugend-Fantasy, auch wenn alle Welt davon genug zu haben scheint. Ich nicht! 😉

Einen Lieblingsroman habe ich nicht, denn würde ich mich jetzt für einen entscheiden, würden mir in den nächsten Tagen Dutzende einfallen, die ich mindestens genauso gerne gelesen habe.

Julie Leuze – „Der Duft von Hibiskus“

Welche Frage würdest du in einem Interview gern gestellt bekommen und wie würde die Antwort darauf lauten?

In ein paar Jahrzehnten:

Frage, fassungslos: „Frau Leuze, schreiben Sie wirklich immer noch gerne?!“

Antwort, verträumt: „Oh JA!“

Das erhoffe ich mir.

Vielen lieben Dank!

[Australien] Der Duft von Hibiskus – Julie Leuze

Der Duft von Hibiskus – beim Lesen erblüht

Ohja, ihr seht richtig, denn wir haben uns mal wieder an ein Genre gewagt, welches bei uns wirklich selten oder sagen wir besser, bisher noch gar nicht wirklich vertreten ist. Aber wir wollen endlich mal ein paar kleine Vorurteile, die es da vielleicht bisher bei uns gab, (ohja die gab es), aus dem literatwoischen Leseweg räumen.

Beim Genre „Chick-lit“ haben wir es bereits getan und auch bei diesem Roman, welchen wir ins Genre historische Frauenliteratur einordnen, tun wir es wieder.

Unsere Scheu, ja doch, so konnte man sie bisher nennen, haben wir nun verloren, denn Julie Leuze hat sie uns genommen. Die Skepsis war natürlich in einer speziellen Größenordnung vorhanden und diese wurde richtig eingestampft. Wir lesen wohl in Zukunft immer mal in die historische Richtung. Erblühend!

Der Duft von Hibiskus – australische Leseluft

1858: Literatwo befindet sich mit der jungen Apothekerstochter Emma Röslin aus dem Süden Deutschlands mitten auf dem Ozean. Nur wenige Zeit später legen wir mit Emma an und betreten absolutes Neuland.

Australien.

Fern ab der Heimat soll jetzt eine neue Zukunft für uns bereit stehen, die Vergangenheit soll sich immer weiter in den Hintergrund drängen. Doch ebendiese Vergangenheit ist für die 22-jährige ziemlich dunkel.

Ihre Erinnerungen sind schwach und sie weiß recht wenig, als sie aus der Bewusstlosigkeit erwachte. Drei Tage fehlen in ihrem Gedächtnis und seitdem ist alles anders. Ihre Mutter ist weg, ihr Klavierlehrer Ludwig kommt nicht mehr vorbei und das herzliche Verhältnis zu ihrem Vater ist von einer kalten Eisschicht überzogen. Emma fühlt sich allein, unwohl und eine sich bietende Chance scheint für sie der Ausweg.

Der Duft von Hibiskus – historische Frauenliteratur

Australien.

Botaniker Oskar Crusius möchte Emma mit zur Expedition nehmen, als Ersatz für seinen kranken Assistenten. Die Pflanzenzeichnungen von Emma und ihr botanisches Interesse überzeugen ihn vollends und Emma kann ein neues Leben beginnen.

„Der Tod gehört in meine Träume, dachte sie. Aber meine Tage und meine Arbeit gehören dem Leben. Deshalb bin ich ans andere Ende der Welt gereist – weil ich den ständigen Schatten des Todes nicht mehr ertragen habe.“

Doch Emmas Vorstellungen von einem einfachen Neubeginn lösen sich schnell auf, denn Carl Scheerer, Expeditionsleiter, zeigt ihr sofort, dass er sie nicht in seinem Team wünscht und am liebsten zurück nach Deutschland schicken würde. Emma jedoch ist voller Mut und Ehrgeiz und möchte ihr Können unter Beweis stellen, was ihr immer mehr gelingt. Tief im australischen Regenwald kommt in Emmas Gedächtnis immer mehr die Vergangenheit zum Vorschein und der Nebel lichtet sich.

Der Duft von Hibiskus – Regenwald

Emmas Kampf beginnt – ein Kampf im Jetzt und Hier, ein Kampf um die Erinnerungen und ein Kampf in Richtung Zukunft. Nicht nur Aborigine Birwain hilft ihr, sondern auch Carl, der seine Meinung von Emma zu ändern beginnt. Doch die Gefahr lauert überall…

Ich bin absolut begeistert vom Roman und dem Schreibstil von Julie Leuze. Ehrlich gesagt, hätte ich diese Abenteuerflut und Wortgewalt nicht vermutet. Der Ausflug in den Regenwald war mehr als bewegend und gespickt von Gefahr, aber auch durchzogen vom zarten Band der Liebe. Emma ist eine wahnsinnig starke Frau, angelehnt an Amalie Dietrich, Deutschlands bedeutendste Australien- und Naturforscherin. Eine bewundernswerte Person, die nicht nur im Malen von Pflanzen Talent hat. Sie ist wahrlich groß. Ebenso habe ich mich in Carl verliebt und ihn sofort in Hach-Carl getauft.

Der Duft von Hibiskus – dunkle Vergangenheitsschatten

Julie Leuze schafft es, im australischen Regenwald Bäume zu versetzen und die wilden und unerforschten Gebiete zu einem großartigen Schauplatz zu verwandeln. Sie bringt mit ihrer handvoll Protagonisten den fernen Kontinent Australien nah und zieht ein breites Themenband, welches auch heute noch aktuell ist.

Der Duft von Hibiskus (Goldmann) ist für uns ein Roman, der wohl vorwiegend die weiblichen Leserinnen begeistern wird. Die Protagonistin Emma ist mir selbst schnell ans Herz gewachsen und ich werde sie bald wieder begleiten, denn in wenigen Tagen erscheint Der Ruf des Kookaburra“.

Wir Literatwos sind also bald wieder in Australien anzutreffen!

Julie Leuze trifft Literatwo auf der Frankfurter Buchmesse

Liebhabern des historischen Genres können wir nur empfehlen, die Reise nach Australien anzutreten, denn ihr werdet einen echten Schatz finden, eine regelrechte Perle. Auch die optische Aufmachung in hochwertiger Klappenbroschur des Romans ist wundervoll. Julie Leuze solltet ihr für euch entdecken und die absolut sympathische Autorin, welche ich schon persönlich auf der Frankfurter Buchmesse kennenlernen durfte, wollen wir euch bald näher in einem Interview vorstellen.

Hinter zarten und malerischen Covern steckt oftmals eine gewaltige Geschichte die entdeckt werden muss! Entdeckerinnen ~ macht euch auf den Leseweg!

Ein großer DANK an Peggy Steike (Atelier für politische und Auftragsmalerei) die für den Artikel zwei ihrer selbstgemalten Bilder zur Verfügung stellte!