Der Duft von Hibiskus – beim Lesen erblüht

Ohja, ihr seht richtig, denn wir haben uns mal wieder an ein Genre gewagt, welches bei uns wirklich selten oder sagen wir besser, bisher noch gar nicht wirklich vertreten ist. Aber wir wollen endlich mal ein paar kleine Vorurteile, die es da vielleicht bisher bei uns gab, (ohja die gab es), aus dem literatwoischen Leseweg räumen.

Beim Genre „Chick-lit“ haben wir es bereits getan und auch bei diesem Roman, welchen wir ins Genre historische Frauenliteratur einordnen, tun wir es wieder.

Unsere Scheu, ja doch, so konnte man sie bisher nennen, haben wir nun verloren, denn Julie Leuze hat sie uns genommen. Die Skepsis war natürlich in einer speziellen Größenordnung vorhanden und diese wurde richtig eingestampft. Wir lesen wohl in Zukunft immer mal in die historische Richtung. Erblühend!

Der Duft von Hibiskus – australische Leseluft

1858: Literatwo befindet sich mit der jungen Apothekerstochter Emma Röslin aus dem Süden Deutschlands mitten auf dem Ozean. Nur wenige Zeit später legen wir mit Emma an und betreten absolutes Neuland.

Australien.

Fern ab der Heimat soll jetzt eine neue Zukunft für uns bereit stehen, die Vergangenheit soll sich immer weiter in den Hintergrund drängen. Doch ebendiese Vergangenheit ist für die 22-jährige ziemlich dunkel.

Ihre Erinnerungen sind schwach und sie weiß recht wenig, als sie aus der Bewusstlosigkeit erwachte. Drei Tage fehlen in ihrem Gedächtnis und seitdem ist alles anders. Ihre Mutter ist weg, ihr Klavierlehrer Ludwig kommt nicht mehr vorbei und das herzliche Verhältnis zu ihrem Vater ist von einer kalten Eisschicht überzogen. Emma fühlt sich allein, unwohl und eine sich bietende Chance scheint für sie der Ausweg.

Der Duft von Hibiskus – historische Frauenliteratur

Australien.

Botaniker Oskar Crusius möchte Emma mit zur Expedition nehmen, als Ersatz für seinen kranken Assistenten. Die Pflanzenzeichnungen von Emma und ihr botanisches Interesse überzeugen ihn vollends und Emma kann ein neues Leben beginnen.

„Der Tod gehört in meine Träume, dachte sie. Aber meine Tage und meine Arbeit gehören dem Leben. Deshalb bin ich ans andere Ende der Welt gereist – weil ich den ständigen Schatten des Todes nicht mehr ertragen habe.“

Doch Emmas Vorstellungen von einem einfachen Neubeginn lösen sich schnell auf, denn Carl Scheerer, Expeditionsleiter, zeigt ihr sofort, dass er sie nicht in seinem Team wünscht und am liebsten zurück nach Deutschland schicken würde. Emma jedoch ist voller Mut und Ehrgeiz und möchte ihr Können unter Beweis stellen, was ihr immer mehr gelingt. Tief im australischen Regenwald kommt in Emmas Gedächtnis immer mehr die Vergangenheit zum Vorschein und der Nebel lichtet sich.

Der Duft von Hibiskus – Regenwald

Emmas Kampf beginnt – ein Kampf im Jetzt und Hier, ein Kampf um die Erinnerungen und ein Kampf in Richtung Zukunft. Nicht nur Aborigine Birwain hilft ihr, sondern auch Carl, der seine Meinung von Emma zu ändern beginnt. Doch die Gefahr lauert überall…

Ich bin absolut begeistert vom Roman und dem Schreibstil von Julie Leuze. Ehrlich gesagt, hätte ich diese Abenteuerflut und Wortgewalt nicht vermutet. Der Ausflug in den Regenwald war mehr als bewegend und gespickt von Gefahr, aber auch durchzogen vom zarten Band der Liebe. Emma ist eine wahnsinnig starke Frau, angelehnt an Amalie Dietrich, Deutschlands bedeutendste Australien- und Naturforscherin. Eine bewundernswerte Person, die nicht nur im Malen von Pflanzen Talent hat. Sie ist wahrlich groß. Ebenso habe ich mich in Carl verliebt und ihn sofort in Hach-Carl getauft.

Der Duft von Hibiskus – dunkle Vergangenheitsschatten

Julie Leuze schafft es, im australischen Regenwald Bäume zu versetzen und die wilden und unerforschten Gebiete zu einem großartigen Schauplatz zu verwandeln. Sie bringt mit ihrer handvoll Protagonisten den fernen Kontinent Australien nah und zieht ein breites Themenband, welches auch heute noch aktuell ist.

Der Duft von Hibiskus (Goldmann) ist für uns ein Roman, der wohl vorwiegend die weiblichen Leserinnen begeistern wird. Die Protagonistin Emma ist mir selbst schnell ans Herz gewachsen und ich werde sie bald wieder begleiten, denn in wenigen Tagen erscheint Der Ruf des Kookaburra“.

Wir Literatwos sind also bald wieder in Australien anzutreffen!

Julie Leuze trifft Literatwo auf der Frankfurter Buchmesse

Liebhabern des historischen Genres können wir nur empfehlen, die Reise nach Australien anzutreten, denn ihr werdet einen echten Schatz finden, eine regelrechte Perle. Auch die optische Aufmachung in hochwertiger Klappenbroschur des Romans ist wundervoll. Julie Leuze solltet ihr für euch entdecken und die absolut sympathische Autorin, welche ich schon persönlich auf der Frankfurter Buchmesse kennenlernen durfte, wollen wir euch bald näher in einem Interview vorstellen.

Hinter zarten und malerischen Covern steckt oftmals eine gewaltige Geschichte die entdeckt werden muss! Entdeckerinnen ~ macht euch auf den Leseweg!

Ein großer DANK an Peggy Steike (Atelier für politische und Auftragsmalerei) die für den Artikel zwei ihrer selbstgemalten Bilder zur Verfügung stellte!

4 Comments on [Australien] Der Duft von Hibiskus – Julie Leuze

  1. Ich hab den Artikel trotzdem gelesen, obwohl es sich um Frauenliteratur handelt… aber die hat gute historische Tradition und ist mit Sicherheit kein schlechtes „Markenzeichen“…

    Der Artikel ist sehr stimmungsvoll und sogar mit Autorenbegegnung… Leserherz was willst du mehr….

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