Schlagwort: Homosexualität

Love Addict ~ Kate Davies

Love Addict ~ Kate Davies

Und nein, ich schreibe nicht gern Verrisse. Aber dieser hier über den Roman Love Addict von Kate Davies musste einfach sein und ja, es tat verdammt gut, diese Worte rauszulassen. Aber lies selbst…

Die 26-jährige Londonerin Julia trauert ihrer Tanzkarriere nach, steckt in einem sterbenslangweiligen Bürojob fest und hat schlechten Sex mit Männern. Dann lernt sie Sam kennen und schläft zum ersten Mal mit einer Frau. Doch Sam ist nicht irgendeine Frau. Die Künstlerin bezeichnet Sex als ihr Hobby und hält nichts von Monogamie. Sie bringt Julia in Künstlerkreise, in Londons Sexclubs und ständig zum Orgasmus. Mit Sam scheint plötzlich alles möglich. Bye, bye, heteronormativer Bullshit! Doch Julia ist so überwältigt von ihrem neuen, aufregenden Leben, dass sie kaum merkt, wie ihre Liebe eine ungesunde Richtung nimmt. (Inhaltsangabe © Verlag S. Fischer)

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Blitzeinschlag im TerriTorium ~ Christine Werner

Blitzeinschlag im TerriTorium ~ Christine Werner

„Damals habe ich mich wegen meiner Schwester geschämt. Ich habe sie sogar von Geburtstagsfeiern ausgeladen und war wegen ihr in psychologischer Betreuung. Meine Eltern haben meine Schwester immer gerügt, wenn sie sich wie ein Junge angezogen hat. Heute verstehe ich mich so gut wie nie zuvor mit ihr und bin sehr froh darüber.“ (Bekannte)

Als ich von Christine Werners Buch „Blitzeinschlag im TerriTorium“ (Mixtvision) erzählte, berichtete meine Bekannte über ihr Verhältnis zu ihrer homosexuellen Schwester. Es gibt so viele solcher Geschichten, da es „früher“ eben so war. Das macht mich so verdammt traurig und umso schöner ist es, dass sie sich heute mit ihrer Schwester so gut versteht und inzwischen auch zu ihr steht. Aber es hat Jahre gedauert und diese schwere und auch vergeudete Zeit muss doch nicht sein! Wollen wir nicht alle, dass unser Leben schön ist und die Menschen in unserem Umfeld glücklich sind?

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An Nachteule von Sternhai ~ Goldberg Sloan & Meg Wolitzer

An Nachteule von Sternhai ~ Goldberg Sloan & Meg Wolitzer

Fast wie Emmi und Leo in „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer verhalten sich Nachteule und Sternhai – die zwei 12-jährigen Mädchen Bett und Avery. Das sich Bett Devlin (Sternhai) und Avery Bloom (Nachteule) über Monate hinweg Emails schreiben, hätten sie sich nicht träumen lassen. Erst Recht nicht, was mit ihnen und ihren Familien passiert.

Gut für uns, denn die Emails könnten nicht schöner sein. Holly Goldberg Sloan & Meg Wolitzer (Die Stellung) haben mich mit ihrem Jugendbuch sehr begeistert. Knappe 280 Seiten Emailverkehr die mein Herz erfreut haben.

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Nur drei Worte ~ Becky Albertalli

Nur drei Worte ~ Becky Albertalli

Ich liebe Oreos! Nein, das sind nicht die drei Worte, die der Buchtitel meint. Allerdings könnte man das vermuten, wenn man die leckeren kleinen schwarzen Kekse mit der weißen Crémefüllung auf dem Bild sieht. Ich sage dir, die waren sehr lecker. Doch das spielt hier alles keine Rolle, denn Fakt ist: DU BRAUCHST DAS BUCH! Ich liebe es! Auch wenn das ebenfalls nicht die drei Worte sind, die der Buchtitel meint. Soll ich sie dir verraten? Wirklich?

ICH BIN SCHWUL!

Ja, so ist es – Hauptprotagonist Simon Spier ist schwul und bis jetzt weiß es nur einer und das ist der größte Mist, der überhaupt passieren hätte können. Martin hat entdeckt, dass Simon mit Blue Emails schreibt. Natürlich keine normalen Emails, sondern sie flirten miteinander. Besser hätte es für Martin nicht laufen können, denn er hat nun die Möglichkeit Simon zu erpressen, denn natürlich will dieser auf keinen Fall zum Gerede der Schule werden in dem ein anderer bekannt gibt, dass er schwul ist.

Seine Forderung ist total unmöglich, denn er will mit Abby zusammen kommen. Gefühle kann man nicht erzwingen und Simon ist nun in der totalen Zwickmühle. Seine beste Freundin Abby mit Martin verkuppeln – keine einfach Aufgabe und dazu noch total unfair. Abby müsste sowieso zuerst erfahren, dass ihr bester Freund in einen geheimnisvollen Jungen namens Blue aus dem Internet verliebt ist…

„Denn wen man mag, lässt sich nicht erzwingen oder herbeireden oder manipulieren.“ (Seite 263)

Was jetzt noch total unromantisch und meinetwegen auch nicht nach einer total neuen Story klingt, hat mein Herz total überquellen lassen. Der Roman von Becky Albertalli hat zu Recht Auszeichnungen bekommen, denn so herzerfrischend und unverkitscht ist selten ein Jugendroman. Das der Schreibstil total erfrischend und authentisch und das Buch obendrauf noch verdammt spannend ist, kommt noch dazu.

Unverkitschte Liebe

Ich weiß gar nicht, wo ich mit dem Schwärmen anfangen soll und am liebsten würde ich dich gleich in die nächste Buchhandlung schleifen, damit du es dir gleich kaufst und gleich noch dort vor Ort liest. Die ersten Seiten, das gebe ich zu, waren holprig und ich habe darauf gewartet, gepackt zu werden. Doch dann konnte ich es einfach nicht mehr zuklappen und ich habe es an einem Tag verschlingen müssen. Zu groß war meine Neugierde, wer denn nun eigentlich Blue ist, ob Simon sich outen wird, was seine beste Freundin Abby und vor allem seine Familie dazu sagen würde und natürlich, ob Martin es schafft, ihn zu erpressen.

„Menschen sind wie Häuser mit riesigen Zimmern und winzigen Fenstern. Und das ist vielleicht auch gut so, denn so können wir einander immer wieder überraschen.“ (Seite 300)

Nur drei Worte ~ Becky Albertalli

Emails und Oreo Kekse – die ziehen sich quer durch das Jugendbuch und sorgen für Spannung und dem Running Gag zwischen den zwei flirtenden Jungs. Was hatte ich beim Lesen vielleicht Schmetterlinge im Bauch und am Ende habe ich mich so wahnsinnig gefreut, dass Blue genau der Junge ist, den ich mir gewünscht habe. Dabei ist der Roman absolut unvorhersehbar und bis kurz vor Schluss ist nicht wirklich offensichtlich, wer hinter Blue steckt. Doch nicht nur die Emails spielen im Buch eine Rolle, denn Simon geht schließlich normal zur Schule, hat einen Freundeskreis und natürlich Eltern. Außerdem wird er erpresst und muss sich einigen Situationen stellen, die nicht gerade angenehm sind. Es geht nicht nur um Liebe, auch um die Sexualität und natürlich sind auch alle anderen Protagonisten charakterstark, wie auch liebenswert und geben dem Buch die besondere Würze.

Emails & Oreo-Kekse

Simon ist ein super starker Charakter der uns Lesern so viel Mut macht, dass wir diesen mit ins Leben außerhalb des Buches nehmen. Mir ist Simon sehr schnell ans Herz gewachsen und ich konnte mich so viel mit ihm freuen, wenn auch die Gesellschaft versucht hat, alles kaputt zu machen. Sei wie du bist und sei stark und geh deinen Weg – so wie Simon. Er hat es stellenweise vielleicht recht einfach, da er auf viel Toleranz stößt und doch gibt es auch bei ihm steinige Zeiten. Was für ein Buch – so frisch wie der erste Schnee.

Zwischen den Seiten treffen der Ernst des Lebens und Humor aufeinander und ich hatte stellenweise das Gefühl, dass sich mein Grinsen an den Ohren verhakt hat. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen und zu grinsen und letztendlich bin ich vor Glück fast geplatzt. Mit so einem sensiblen Thema so offen, realistisch, ehrlich, ungeschönt und einfach grandios umzugehen, ist wirklich fabelhaft. Gerade auch wenn du nicht schwul bist, solltest du den Roman lesen. Ich sag nur: Pflichtlektüre!

In dem Umfang ist mir das Herz wohl zuletzt bei „Eleanor & Park“ von Rainbow Rowell übergequollen. Einfach so toll und schön und liebevoll und hach. Liese es, du wirst es lieben und vielleicht gehst du danach sogar ins Kino. Im Sommer ist es soweit und der Trailer ist schon mal klasse:

Kennst du diesen genialen Jugendroman schon und bist du genauso begeistert?

Eure
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Im Herzen der Gewalt ~ Édouard Louis

Im Herzen der Gewalt ~ Édouard Louis

Meine ersten Gedanken zum Buch waren: das hätte dir genauso passieren können.

Édouard Louis ist Single und ist auf dem Heimweg, als er von einem Mann angesprochen wird. Édouard möchte nach dem Abend mit Freunden nichts mehr unternehmen und die Begegnung mit dem Fremden, welcher den Namen Reda trägt, passt ihm nicht wirklich. Doch er entschließt sich, den Algerier mit in seine Wohnung zu nehmen. Die beiden Männer kommen sich sehr schnell nahe. Sehr nahe sogar, denn es wird durch und durch intim, bis Reda plötzlich Gewalt anwendet.

Diese wenigen Zeilen sollen an dieser Stelle wirklich reichen, denn mehr möchte ich kaum zum Inhalt dieses Romans sagen. Ich bin ebenfalls offen und neugierig und vor mehreren Jahren hätte mir wohl gleiches Schicksal widerfahren können. Denn ich lerne gern neue Menschen kennen und vertraue zu schnell.

Édouard Louis schreibt keine Geschichte, sondern er erzählt uns aus seinem Leben. Wir halten mit „Im Herzen der Gewalt“ knappe 220 Seiten Autobiografie in den Händen. Louis überlebt den Angriff und erzählt davon, wie sich sein Leben verändert hat. Wem vertraut man sich an? Polizei? Freunde und Familie? Er erzählt uns davon sehr intensiv und arbeitet diese Nacht im Roman auf. Als Leser kommt man dem Autor somit unwahrscheinlich nahe und nimmt an den wohl intimsten Momenten teil. Dieses Bewusstsein intensiviert das Leseerlebnis der wirklich besonderen Art. Der junge französische Autor greift dabei tief in die literarische Kiste.

Im Herzen der Gewalt ~ Édouard Louis

Wir Leser stellen uns nicht nur seinem persönlichem Schicksal, sondern sind gleichzeitig gefordert, denn der Roman verlangt nicht nur inhaltlich viel von uns. Sein Schreibstil ist beeindruckend und Herausforderung zugleich. Viele Informationen über diese schlimme Nacht, bekommen wir von seiner Schwester. Diese wiederum gibt ihr Wissen von Édouard an ihren Mann weiter. Doch nicht nur wir lauschen ihren Worten, auch Édouard selbst belauscht sie und hört, wie sie seine Schilderungen weiter gibt. Außergewöhnlich stark gemacht, für uns Leser und den Autor selbst. Wir lesen also nicht nur was er uns erzählt, sondern er ist selbst als Zuhörer zu finden.

Doch Louis erzählt stellenweise auch selbst über die Vergangenheit und hin und wieder finden wir kursiv gedruckt seine derzeitigen Gedanken dazu. Oder er berichtigt und ergänzt gedanklich die Ausführungen seiner Schwester, denn sie gibt nicht immer das wieder, was er wirklich erlebt hat. Eben diese zwei Ausführungen über eine bestimmte Nacht erzeugen den ungewöhnlichen Stil des Romans.

Intensive Lesestunden habe ich mit dem Schicksal von Édouard Louis verbracht. Es hat mich aufgewühlt und schockiert. Gleichzeitig bin ich beeindruckt darüber, dass er so offen ist und seine Rekonstruktion dieser Nacht veröffentlicht hat. Mutig und gleichzeitig auch ein großer Mutmacher.

Wenn euch die Mischung aus autobiografischer Rekonstruktion durch die Worte der Schwester von Édouard Louis, (Homo-)Sexualität, Identität und stückweit Politik anspricht, seid ihr der richtige Adressat.

Ich habe mir anschließend noch ein Interview mit dem Autor durchgelesen, um noch mehr zu verstehen, warum er diesen Roman schrieb und warum er genau diesen Stil wählte.

Eure
Gewalt

Two Boys Kissing – Jede Sekunde zählt

Two Boys Kissing ~ David Levithan
Two Boys Kissing ~ David Levithan

Two boys…

„IHR KÖNNT NICHT WISSEN, wie es jetzt für uns ist – da werdet ihr immer einen Schritt hinterher sein. Seid dankbar dafür. Ihr könnt nicht wissen, wie es damals für uns war – da werdet ihr immer einen Schritt voraus sein. Seid dankbar, auch dafür. Glaubt uns: Vergangenheit und Zukunft lassen sich so gut wie perfekt ausbalancieren. Wir werden zur fernen Vergangenheit, ihr zu einer Zukunft, die sich nur wenige von uns hätten vorstellen können.“ (Seite 7)

Diese Zeilen sind die ersten Zeilen aus dem neuen Roman von Autor David Levithan. Richtig – der Autor von Letztendlich sind wir dem Universum egal, der Autor der mich damals mehr als begeistert hat. Das ich seinen nächsten Roman lesen muss, stand außer Frage. „Two Boys Kissing – Jede Sekunde zählt“ (Fischer KJB) von David Levithan beginnt etwas merkwürdig, zugegebenermaßen, aber vor allem sehr direkt.

ICH fühle mich angesprochen, gemeinsam mit allen anderen Lesern, die diese ersten Zeilen lesen werden. WIR sitzen zwei Menschen gegenüber, die alles und jeder sein können, die uns fortan sagen, wie sie über uns denken, wie wir gedachte haben, wie wir vielleicht denken sollen. Klingt merkwürdig und unverständlich?

Ist es aber nicht, denn genau dieses WIR, was unserem WIR gegenüber sitzt und erzählt, bringt uns zu den zwei Hauptprotagonisten Craig und Harry.

„Die Liebe tut so weh, wie kann man sie jemandem wünschen? Die Liebe ist so grundlegend, wie kann man ihr im Wege stehen? (Seite 18)

Two Boys Kissing ~ David Levithan
Two Boys Kissing ~ David Levithan

Dauerkuss

Craig und Harry wollen einen neuen Weltrekord erzielen und zwar im Küssen. 32 Stunden, 12 Minuten und 10 Sekunden lang, soll der Kuss dauern und natürlich muss er ohne eine einzige Unterbrechung sein. Klingt verdammt lang. Aber wenn man sich liebt, könnte man es schaffen.

Ähm – Craig und Harry sind nicht mehr zusammen, sie sind Ex-Freunde und trotzdem wollen Sie das Experiment gemeinsam wagen. Denn der Kuss ist ein gewagtes Outing vor vielen Menschen und nicht alle Menschen sind der Homosexualität gegenüber loyal eingestellt. Sie wollen ein küssendes Zeichen setzen, sie wollen Mut machen und sie wollen natürlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ja, wir sind zwei Jungs, zwei Männer und wir küssen uns und wir können und dürfen das.

„Aufrichtig zueinander zu sein ist kein Geschenk, das in Einwickelpapier daherkommt – aufreißen und fertig. Nein, es ist ein Geschenk, das sich entfalten muss. Mit dem Reden anzufangen ist genug. Es reicht, einen Anfang gemacht zu haben und zu spüren, dass es ein Anfang ist.“ (Seite 101)

Während Craig und Harry sich küssen und küssen und küssen, sehen wir Leser nicht die ganze Zeit zu. Nein, WIR lernen anderen Menschen kennen und zwar blicken wir regelrecht von oben herab. Wir hören die ganze Zeit verstorbenen Geistern zu. Schwulen verstorbenen Geistern. Das klingt vielleicht extrem abgedreht, ist es vielleicht auch, dennoch ist diese Perspektive aber total genial. Levithan eben!

Two Boys Kissing ~ David Levithan
Two Boys Kissing ~ David Levithan

„Schweigen ist nur dann schädlich, wenn Unausgesprochenes in der Luft hängt, oder die Furcht, dass der Quell versiegt ist und es nichts mehr zu sagen gibt.“ (Seite 105)

Bunte Welt

So lernen wir verliebte Jugendliche kennen, die offen zueinander stehen und akzeptiert werden. Aber wir treffen auch auf Ablehnung und Einsamkeit mit den neuen Gefühlen. Alles wird kommentiert von den Geistern, die hoffen, bangen und von oben versuchen Ratschläge zu geben. Ratschläge die wir auch geben wollen. Leider können die Protagonisten diese natürlich nicht hören.

„Mit manchen Menschen muss man nur ein Wort wechseln und hat schon das Gefühl, sie seit Jahren zu kennen.“ (Seite 126)

Autor David Levithan ist einfach ein Meister. Ein Meister der gefühlvollen Worte, wie ihr an den Zitaten sehen könnt, ein Meister bei der Themenwahl und ein Meister im Zeichnen der Charaktere. Diese stehen uns Lesern gleich sehr nah, wir leiden mit und sind umgeben von deren besonderen Geschichten. Mit diesem Buch hat er ein mehr als wichtiges Buch geschrieben, denn es trägt dazu bei, die schwarz-weiße Welt bunter zu machen.

Er versprüht Hoffnung, er gibt mit seinen Worten Kraft und diese sind nicht nur für Jugendliche bestimmt. Vielleicht kann der ein oder andere Junge den Roman sogar seinen Eltern geben oder auf den Nachttisch zum Lesen legen, die dem Thema Homosexualität ablehnend gegenüberstehen. Es wäre schön. Ich selbst mag das Buch sehr, sehr, sehr.

Werdet bunt und wenn ihr schon bunt seid, bleibt bunt!

Eure
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Mein Leben und andere Katastrophen ~ Kathrin Schrocke

Mein Leben und andere Katastrophen ~ Kathrin Schrocke
Mein Leben und andere Katastrophen ~ Kathrin Schrocke

Bereits der Titel ist so wunderbar, dass ich einfach zugreifen musste! Mein Leben und andere Katastrophen (Fischer/SAUERLÄNDER) – HERRLICH! Dazu noch das bunte und fröhlich-freche Cover – GENIAL!

Ich muss gleich betonen, dass ich ein ausgesprochen großer Fan von Kathrin Schrocke bin. Bei ihr weiß ich immer, dass ich nicht enttäuscht werde, denn sie kann einfach schreiben. Ich würde zu jedem Buch aus ihrer Feder greifen, dazu bedarf es weder Titel noch Cover – ja, so überzeugt bin ich und deshalb empfehle ich euch heute ein Werk, was ihr euch nicht entgehen lassen solltet.

Gleich schon auf der ersten Seite musste ich schmunzeln (siehe Bild zwei hier im Artikel). Da war mir bereits klar, dass es gleich richtig losgehen wird und das ich mit der 13-jährigen Protagonistin jede Menge Spaß haben werde. Und schon war ich drin im Werk, beim Geburtstagskind, welches sich über ein iPad mehr gefreut hätte, als über ein Notizbuch. Aber eine Jahreskarte für Sea Life und ein Radiergummi für ihre große Radiergummisammlung sind auch nicht ganz schlecht. Das Notizbuch wird sie noch brauchen und ich persönlich hätte mich sehr darüber gefreut (falls ihr meine Gedanken an dieser Stelle wissen wollt).

Barnie heißt die verrückte Ulknudel mit ihren zwei Vätern. Ja, ihr lest ihr richtig. Sie hat zwei Väter und zwar Dad und Papa. Klingt nicht ganz gewöhnlich? Genau – so ist es. Eine Mutter hat sie natürlich auch, wie sollte es auch sein, diese ist aber mehr wie eine Tante und Freundin. Ihre zwei Väter reichen ihr da schon völlig aus, denn bei Bernadette daheim ist immer was los.

Mein Leben und andere Katastrophen ~ Kathrin Schrocke
Mein Leben und andere Katastrophen ~ Kathrin Schrocke

Ihr Dad hat amerikanische Wurzeln und liebt es Sprichwörter zu erraten, was für Barnie sehr lustig ist. Nicht immer trifft er anhand ihrer lyrischen Umschreibungen den Sprichwortnagel auf den Kopf. Es wird aber noch viel lustiger, denn ein besonderes Schulprojekt steht an.

Schwanger mit 13? Eine furchtbare Vorstellung der Schüler und wohl erst recht für alle Eltern. Damit es nicht so weit kommt, soll Barnies Klasse testen, wie es sich mit einem neugeborenen Baby lebt. Jeder Schüler soll sich einen Partner suchen und mit ihm die Eltern für eine Babypuppe darstellen. Nicht einfach, denn keiner hat wirklich Lust. Klassenlehrerin Zelenki setzt sich natürlich durch und es dauert nicht lange, da hat jedes Pärchen ein Baby zu betreuen. Tag und Nacht – versteht sich. Barnies beste Freundin hat sich erhofft, dass sie natürlich mit Barnie ein Team bilden, wird aber enttäuscht. Schuld ist Sergej, der hübsche Klassenkamerad der zudem (wie praktisch) mit bei Barnie im Haus wohnt. Sie hat schon lange ein Auge auf ihn geworfen und kann ihr Glück kaum fassen. Ab sofort sind sie die Eltern von Herbie (was für eine Wahl, es hätte aber auch schlimmer kommen können, denn auch Namen wie Nemo, Olchi und Fuzzi standen auf der Namensvorschlagsliste).

Ein Baby hat Hunger, es weint, es braucht Sachen, es braucht Liebe, viel Geduld und die Fürsorge lieber Eltern und das ist noch nicht alles. Das Leben beginnt sich nun von einer ganz anderen Seite zu zeigen, mit der keiner der frisch gebackenen Eltern gerechnet hätte….

Auch ihr Dad und ihr Papa können sich warm anziehen. Vor allem auch Gespräche mit Oma und leiblicher Mutter können peinlich und unangenehm sein:

„“Hast du überhaupt schon deine Tage?“ In dieser Familie war „Privatsphäre“ ein unbekanntes Wort. Es stand im Lexikon der vom Aussterben bedrohten Begriffe.“ (Seite 31)

Ist da überhaupt noch Zeit für die 100.000 Küsse, die wir im Laufe unseres Lebens verteilen?

Mein Leben und andere Katastrophen ~ Kathrin Schrocke
Mein Leben und andere Katastrophen ~ Kathrin Schrocke

Was habe ich mich kaputt gelacht. Nicht das ihr denkt, Schrockes Werke sind alle extrem mit Humor gespickt. Nein – auf keinen Fall, aber die schlagfertige Barnie hat es in sich. Ihre Gedanken und ihre Aussagen – ich lacht euch weg. Einfach genial, ich mag sie sehr.

Wer zu einem Schrocke-Jugendbuch greift, wird immer mit einer andersartigen und tiefgreifenden Geschichte überrascht und berührt. Ihre Bücher stechen aus der Masse heraus, denn die Mischung aus komisch, gefühlvoll, außergewöhnlich und doch flippig, ist einmalig. Fragt mich mal, von welchem Werk ich durch und durch begeistert bin – von DIESEM HIER. 🙂

Natürlich läuft bei Barnie und Sergej nicht alles glatt, wie ihr euch denken könnt. Es kommt Liebeskummer dazu, ihre Väter sind durcheinander und auch die Freundschaft zu ihrer besten Freundin ist gefährdet. Aber das ist noch längst nicht alles…

Mich hat die Autorin wieder durch und durch fasziniert. In ihrem Werk Verdammt gute Nächte hat sie die Beziehung eines Jungen zu einer wesentlich älteren Frau thematisiert, in Freak City“ geht es um ein gehörloses Mädchen und in diesem Roman um ein Mädchen mit schwulen Vätern.

Schrocke liebt nicht alltägliche Themen und gerade diese Themen sind wichtig und müssen angesprochen werden. Es steckt so viel Potenzial darin, öffnet Augen und lässt unsere Gedanken in verschiedenen Richtungen drehen.

Ich bin begeistert! Packt euch den Roman und ab an den Strand oder auf die sommerliche Wiese. Über dieses Jugendbuch muss gesprochen werden.

Empfehlung: lest ihn mit eurer besten Freundin zusammen – ihr werdet unvergessliche Lesestunden und Gespräche ohne Ende haben.

Eure

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