Der Nazi & der Friseur ~ Edgar Hilsenrath
Der Nazi & der Friseur ~ Edgar Hilsenrath

Jahrelang steht der Roman, den mir meine damalige beste Freundin ans Herz legt, im Bücherregal herum. Er hat den Umzug überlebt und somit einen Meilenstein erreicht. Jetzt kommt er auf den Stapel der gelesenen Bücher im Jahr 2023 – aber muss er am Ende des Jahres ausziehen? Nur die besten Bücher dürfen bleiben, ich werde von Jahr zu Jahr strenger mit mir und den Büchern. Tja, ein echter Wackelkandidat.

Auf Instagram habe ich mal gefragt, ob sich der Roman lohnt – die Meinungen waren recht durchwachsen, wenn man allerdings die Druckzahlen sieht und im Nachwort erfährt, wie der Roman bekannt wurde – spannend, spannend…

Nazi & Friseur

Genug gefaselt – also raus mit der Sprache. Ich habe mich rasend schnell in den Roman eingefunden, habe die ersten Seiten förmlich inhaliert, dabei ist die Welt des Izig Finkelstein und Max Schwarz einfach nur grausam. Beste Freunde, die zu Feinden werden, nein, schlimmer. Der beste Freund bringt seinen besten Freund um und überlebt – so die Kurzfassung, die keinesfalls ein Spoiler ist. Kein Geheimnis, denn der Leseweg ist das Ziel und dieser ist eher dreckig, grausam, sexistisch und ja, widerwärtig trifft es sehr gut. Unemotional und schonungslos betrachtet – ein kleines Meisterwerk, was der Izig da gemacht hat.

Ein raffinierter Typ, der anekelt und gleichzeitig fasziniert…

Der Nazi & der Friseur ~ Edgar Hilsenrath
Der Nazi & der Friseur ~ Edgar Hilsenrath

Ein Antisemit ist wie ein Krebskranker.

Seite 220

Nicht nur der Titel ist besonders auch die vielen Wiederholungen und das der Protagonist uns LeserInnen direkt anspricht. Er holt uns immer wieder neu zu sich an seine Seite, schmiert uns immer wieder aufs Brot, was wir schon wissen, schmückt es aber aus, um die Note zu verstärken. Knapp 480 Seiten voller Schlitzohrigkeit, Bösartigkeit – Sex, viel Sex und sexuelle Gedanken. Schmutz, viele abartige Worte und manchmal sogar so schlimm, dass man ihn am liebsten aus den Seiten herausgeholt hätte. Und ja, ich musste auch mal lachen, mal schmunzeln und ja, ich habe neugierig gelesen.

Zum Ende wurde der Roman etwas zäh und ganz vielleicht hatte ich mit dem Lügner, Mörder, Dummquatscher doch etwas Mitleid. Aber nur vielleicht.

„Der Nazi & der Friseur“ (dtv) – ein gewitztes Stück Literatur!

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