Land in Sicht ~ Ilona Hartmann

Land in Sicht

Mit gutem Gewissen kann ich sagen, dass Ilona Hartmanns Debütroman (Blumenbar) hervorragend für die Strandtasche geeignet ist. Ich habe zum schmalen Band gegriffen, weil ich in erster Linie ein dünnes Buch suchte, zudem ein kurzes, aber vergnügliches Leseerlebnis in der Sonne haben wollte und ja, was soll ich sagen – ich habe es gefunden!

Sommerbuch – AHOI!

Doch was genau heißt das, wenn ich ein kurzes, aber vergnügliches Leseerlebnis suche? In erster Linie brauche ich am Strand zumindest ein paar Sätze die mich schmunzeln oder besser noch, laut auflachen lassen. Sollen die Leute doch gucken 😉

„Jana Bühler, wahrscheinlich 24 Jahre alt, wohnhaft irgendwo, Adresse vergessen.“ (Seite 7)

„Ich sehe aus wie eine schlechte Party.“ (Seite 8)

„Denn eines lässt sich rückblickend mit ziemlicher Sicherheit über mein bisheriges Leben sagen: Ich hätte einfach mehr saufen müssen. (Seite 33)

„Die wichtigen Sachen können warten, und alles andere wäre die Eile ohnehin nicht wert gewesen, sage ich immer.“ (Seite 42)

Das haben die Sätze auf jeden Fall getan und ich habe dann aufgehört, weitere Post-its zu kleben und einfach nur noch genossen. Diesen Wechsel aus Witz und Lebensernst. Der ist nämlich sehr vorhanden, denn Ilona Hartmann schreibt über Jana, die ihren Vater sucht. Jana treibt wie in einem Rettungsring durchs Lebensmeer und ermöglicht sich durch ein paar Notlügen die Fahrt mit der MS Mozart. Ihr Vater ist auf dem Kreuzfahrtschiff Kapitän und sie hofft darauf, dass eine Woche reichen wird, um ihn anzusprechen und kennenzulernen. Jana hofft, Jana hat keine Erwartungen – oder?!

Schwarzer Humor

Am Strand brauche ich spezielle Unterhaltung, die wie hier aus viel schwarzem Humor besteht, aber auch Realität in sich trägt und das auch noch im richtigen Design. Klingt anspruchsvoll, ist es aber nicht, denn:

  • Ilona Hartmanns Debüt ist gebunden und das Cover voller bunter Wellen. Das mag ich. Noch besser: Es gibt einen ausklappbaren Vorsatz und dieser ist ebenfalls in sehr maritimen Design, nämlich voller Wellen.
  • Das Kreuzfahrtschiff MS Mozart gibt es wirklich und es ist tatsächlich möglich, von Passau nach Wien zu fahren
  • Es gibt eine Widmung „Für meine Eltern“  – weiter habe ich nicht recherchiert
Land in Sicht ~ Ilona Hartmann

Und dann möchte ich eben einfach nur lesen, mich schnell in die Geschichte reinfinden und einem Charakter begegnen, der mir sympathisch ist und mich trotz des Sommertages zum Nachdenken bringt und sich dabei glaubwürdig und echt anfühlt.

Kreuzfahrt

Das hat mir Ilona Hartmann alles geboten, obwohl so vieles schon vor dem Lesen klar ist. Es gibt Jana, die ihren Vater treffen möchte und sich eine Woche lang auf eine Kreuzschifffahrt mit all ihren Besonderheiten einlässt. Dabei nimmt sie wahr, was um sich passiert und verknüpft diese Dinge mit ihrem bisherigen Leben. Sie denkt in die Zukunft, wertet Tatsachen aus und sie erzählt rückblickend über bedeutende Momente. Bedeutet, dass die Suche nach dem Vater nicht stattfindet, sondern nur noch das Treffen…

So bunt wie das Cover ist auch der Inhalt und der ist voller wunderbarer Zwischentöne, die den Roman so besonders machen. Zwischen Janas Worten steckt so viel Schmerz und Unsicherheit aber auch die ganz große Hoffnung, ihren Vater und auch sich selbst in ihm zu finden. Ganz viel Gefühl, viel Angst und die Begutachtung der Mitreisenden im Seniorenalter. Als Leser*in hat man das Gefühl, tatsächlich mit auf der Kreuzfahrt zu sein, denn Hartmanns Protagonistin Jana beschreibt nicht nur ihre Gefühle, sondern auch ihr Umfeld mit den nötigen Worten, oft mit einer präzisen Gelassenheit und gern ungeschönt, aber emotional.

Tochter & Vater

Und ja, was soll ich sagen – es wird auch das Festland betreten, die acht Tage halten einige Überraschungen und Begegnungen bereit und dann kommt der Moment, in dem sich Jana und ihr Vater begegnen und es kommt vor allem der Moment, in dem Jana sich zu erkennen gibt…

Ich glaube schon, dass Ilona Hartmann mit ihrem Roman nicht nur unterhalten und erzählen, sondern auch Mut machen möchte. Mut, den schweren Schritt zu gehen, dass fehlende Elternteil aufzusuchen und dann zu erleben, was passiert. Auch wenn ich aus einer intakten Familie stamme und leicht reden habe: lesen! (und den Schritt gehen…wenn er zumutbar ist)!

Wobei – selbst wer einen Vater hat, wird sich dabei ertappen, über ihn und sein Verhalten nachzudenken. Ilona Hartmann dreht und wendet die Vaterrolle mit all ihren Eigenschaften. Humorvoll, sanft und voller Leben!

Land in Sicht – AHOI!


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