Löwenherz ~ Monika Helfer

Dieser Roman ist ein schönes Beispiel für einen Lesevorsatz, den ich vor Jahren gefasst habe. Besser gesagt – ich wollte den Roman „Die Bagage“ von Monika Helfer schon im Jahr 2020 lesen. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2024 und seitdem hat Monika Helfer schon „Vati“ und „Löwenherz“ geschrieben. Und was tat ich? Ich kaufte mir zum Abschluss des Jahres 2023 „Löwenherz“ und inhalierte Helfers Worte in wenigen Stunden…

Löwenherz

Lesend in ein anderes Leben abtauchen – das eigene hintenan stellen und ein anderes erleben. Monika Helfer schreibt in ihrem Roman über ihren Bruder. Ihr kleiner Bruder Richard steht auf den 190 Seiten im Mittelpunkt und dieser ist tatsächlich mehr als emotional.

Monika Helfer holt ihre Erinnerungen hervor – sie hat Richard damals gewickelt, als er ein Baby war. Richard ist vom Wickeltisch gefallen, als Kleinkind war er krank und heute ist er Schriftsetzer und aus seinen gemalten Bildern sprechen seine Gefühle. Wenn Richard malt, ist er gesund.

Als große Schwester ist sie für ihren Bruder da, auch wenn er ihr immer wieder entgleitet, wie Sand, der durch die Finger rinnt. Mal ist er greifbar und nah, ein erwachsener Mann, dann wieder fern und heruntergekommen. Richards Leben ist wellenförmig und für ihn war das Leben nicht wichtig, so sagt es Monikas Mann Michael.

Und doch ist Richard voller Verantwortung und genau dann, wenn er es sein muss. Als Putzi, seine angebliche Tochter, von ihrer Mutter bei ihm abgesetzt wird, ist er sofort in einer Vaterrolle. Ist er der Vater? Richard hinterfragt nicht, ist für Putzi grenzenlos da und voller Fürsorge, um ihr ein Leben zu bieten.

Wie war Richard sonst? Er hat Leute nachgemacht, er hat nachgeahmt, um zu verstehen. Sätze wurden von ihm nachgesprochen, eine Angewohnheit von ihm. Ein Mann dem ich auf den ersten Seiten so ein aufregendes Leben nicht zugetraut hätte.

Monika Helfer schreibt nicht nur über das bewegte Leben ihres Bruders. Gleichzeitig knüpft sie Ausschnitte ihres Lebens und ihre Emotionen zwischen die Seiten. Ihre Sorgen, ihre Eifersucht und ihre Gedanken bildet sie mit ihren Worten ab. Sie versetzt sich beim Schreiben in Richard, fügt Lebenssituationen ein, die sie nicht wirklich kennt. Sie macht sich und uns zum Zuschauer.

Literarisches Denkmal

Ein Roman voller Tiefe, gleichzeitig richtig spannend, vor allem als es um Putzi geht. Emotional, durchweg ergreifend und ja, auch sehr traurig. Sagenhaft, wie bildlich sie ihren Bruder erscheinen lässt, wie sie ihn durch seine Handlungen und Charaktereigenschaften lebendig macht. Ein Roman, der spüren lässt, wie viel Kraft die Autorin in ihre Worte gesteckt hat und auch, wie viel Freude sie bei Schreiben hatte. Ein literarisches Denkmal für ihren Bruder, ein Herzensbuch.

Klare Empfehlung von mir! Gleichzeitig auch die Sicherheit für mich, dass ich ihre zwei anderen Familienromane ebenfalls lesen möchte, lesen muss.

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