Seid ihr gemütlich bei euren Lieben und liegt bei euch Schnee? Heute ist der Heilige Abend und ich möchte euch heute zum letzten Mal in diesem Jahr ein Buch vorstellen und ans Herz legen. Begonnen hat das Jahr mit einem „Realitätsgewitter“ (Julia Zange/Aufbau Verlag) und es soll mit „Schnee“ (Maxence Fermine/Unionsverlag) enden. Das hat doch was, oder?
Ihr müsst euch allerdings auf eine weite Reise gefasst machen, denn wir müssen nach Japan. Denn in Japan gibt es Schneeflocken, Haikus und eine wunderschöne Seiltänzerin. Und natürlich Yuko Akita – der alles vereint und uns vorerst an seiner Leidenschaft für Poesie teilhaben lässt.
Durchsichtiger Schnee
Eine Brücke der Stille
Wie auch der Schönheit.
(Seite 29)
Schnee voller Poesie
Es ist sein Winter in dem er Haikus schreibt. Nicht mehr als 77 – so hat er es seinem Vater versprochen. Sein Talent ist grandios und so ist es nicht verwunderlich, dass er am kaiserlichen Hof Hofdichter werden soll. Yuko ist ehrgeizig und neugierig und stellt sich der Herausforderung.
Er sieht in den Augen des Meisters, dass er traurig ist. Yuko hört ihm zu und erfährt von ihr, der Seiltänzerin, der wunderschönen Frau, von Schnee…
Japan
Unverhofft gelangte dieses Buch in meine Hände, denn fast hätte ich es übersehen. Japan – da klingelte das Schneeglöckchen in mir, denn das Land habe ich lesend schon recht oft bereist, selten allein. Allein war ich mit Banana Yoshimoto in „Kitchen„, gemeinsam mit Arndt fühlte ich „Seide“ (Alessandro Barrico), sah „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“ (David Mitchell) und träumte auf dem „Kopfkissenbuch“ (Sei Shōnagon) und nun reiste ich erneut, um den „Schnee“ zuerst zu fühlen. Und meine nächste Verabredung mit „Herr Origami“ (Jean-Marc Ceci) ist schon getroffen.
Maxence Fermine – seine Worte über die Liebe sind Balsam und lassen tief fühlen und entschleunigen. Lasst euch in Watte packen, vom Schnee einhüllen und macht euch auf ganz leises romantisch-erotisches Knistern gefasst. Ich freue mich darauf, dass meine Spuren im Schnee verfolgt werden, denn „Schnee“ findet sich heute ganz definitiv unter einem Weihnachtsbaum und meine Zitatmarkierungen sind darin festgehalten.
„Ich möchte lernen zu sehen, wie die Zeit vergeht.“ (Seite 10)
Leise, zart, poetisch – wie Schnee der langsam, ganz frisch und rein vom Himmel herab rieselt. Eine Liebeserklärung, nicht nur an den Schnee, Haikus und Japan.
Frohe Weihnachten, ihr lieben Leser! Danke, dass es euch alle gibt!
Eure
Hier liegt Schnee. Es ist frostig und ungemütlich draußen. Viel zu kalt für einen Spaziergang. Besonders seitdem mir eine Schneeflocke entschwunden ist, die mich gerade bei diesem Wetter aufmunterte und ins Schneegestöber entführte. Mit Flöckchen an meiner Seite vergaß ich die Kälte und oft auch die Tristesse, die so mancher Wintertag mit sich brachte.
Hier liegt Schnee. Nicht das weiße Zeug von draußen. Dieser Schnee ist gebunden und mit Wegmarkierungen versehen, die mich im Schneegestöber durch Japan führen können. Ich bin vorsichtig im Umgang mit Schnee in diesen Tagen, packe mich in Seide, nehme ein Kopfkissenbuch mit für die Rast und ein paar Bögen Papier, um Kraniche zu falten, wenn mir langweilig ist. Origamis können das Lesen retten. Aber ich trage auch einen Bogen bei mir. Nicht für die Jagd…
Hier liegt Schnee. Nun doppelt. Draußen feucht und kalt. Drinnen unter dem Tannenbaum, gebunden und warm. Das Buch aus den heiligen Hallen von Literatwo wird mich motivieren, den Schnee anders zu sehen. Andere Gedanken ins Herz zu bekommen, wenn ich wandere ohne Pfotenspuren, die mir folgen. Ich werde Deinen Spuren folgen. Werde lesen und berichten.
Und wenn ich zu erfrieren drohe, wird es ein Pfeil sein, den Du findest, der um Hilfe ruft. Dieser Pfeil stammt von einem japanischen Bogen. Morgen wird es der letzte Pfeil des Jahres sein, den ich noch im Köcher habe. Er wird dich finden, wie dein Schnee mich fand.
Achte auf den Pfeil… er folgt dem Weg des Bogens… Er kommt direkt aus Japan.
Hier liegt Schnee.
Zweifach.
Gemeinsam.
Arndt
Hier liegt kein Schnee, es hat bisher nur gebundener Schnee gelegen und durch diesen bin ich tief gelaufen, um für dich die Spuren sichtbar zu machen.
Ich freue mich auf das verschneite Echo aus Japan und denke, es könnte Eis brechen und ganze Wortwasserfälle erzeugen.
Vorfreudig. Bini.
Wie du am „PingBack“ meines Bogen-Artikels siehst, ist der Wasserfall seit Ende des Jahres am Rauschen.