Bestseller ~ Beka Adamaschwili

Verzeih mir dieses dicke Grinsen im Gesicht, aber der Bestseller von Beka Adamaschwili hat mir so einiges abverlangt und entspricht nicht im Geringsten meinen ursprünglichen Erwartungen. Dennoch ein dickes Grinsen. 🙂

Kennst du das, wenn du dich zwischen den Seiten fallen lassen willst, die Seiten aber gar nicht dafür gemacht sind? Der Roman ist überhaupt kein richtiger Roman und trotzdem bin ich recht angetan. Ich erzähl dir gern warum, erst aber noch ein wenig Kummer und augenzwinkernde Kritik.

Du kennst das oder? Das Leben ist laut und du willst einfach nur richtig gut unterhalten und in eine Geschichte tief reingezogen werden? Lieber die Probleme und Sorgen von Romanpersonen aufgabeln und eine große Runde raus aus der fordernden Realität?! Klar, da ist „Bestseller“ (Voland & Quist) bestimmt gut, so war mein Gedanke.

Schließlich geht es um einen jungen Schriftsteller, mein Alter, nur das er sich das Leben nehmen möchte und es auch tut. Ohne lange zu zögern reist er an seinem Geburtstag nach Dubai und springt von einem Hochhaus. Kurzer Prozess. Tot. Fertig. Aus die Maus. Endlich hat er sein Zeil erreicht – berühmt werden, nach einem tragischem Tod. Schließlich gibt es wahnsinnig viele Autoren, die zu Lebzeiten noch nicht so befeiert wurden, wie nach dem Ableben.

Literatenhölle statt Bestsellerhimmel

Pierre Sonnage ist sich sicher gewesen, in den Bestsellerhimmel zu kommen. Das mit dem Tod hat geklappt, allerdings ist aus dem Bestsellerhimmel die Literatenhölle geworden. Nunja, kann eben passieren. Was ist heutzutage schon sicher. Ich sag mal so: Pech gehabt. Doch dann geht es so richtig los, denn er trifft Autoren-VIPs (Conan Doyle, Orwell, Shakespeare, Saint-Exupéry etc.) wohin das Auge reicht. Und er erfährt, warum er überhaupt in der Hölle gelandet ist. Doch damit nicht genug, denn er muss Rätsel lösen, die ihm von der Machart her aus seinen eigenen Romanen bekannt sind. In der Hölle wird eben jeder Autor bestraft und zwar damit, womit er im Leben seine Leser gestraft hat. Logisch?

Bestseller ~ Beka Adamaschwili

Doch wir treiben uns nicht nur lesend in der literarischen Hölle herum, sondern springen ab und an zu Lucy. Mit ihr hat Pierre als er noch lebte eine zaghafte Verbindung geführt. So bekommen wir Leser das Leben und das Leben nach dem Leben von Hauptprotagonist Pierre Sonnage verknüpft. Ein amüsanter Wechsel, der von Ironie und Wortwitz durchzogen ist.

Bestseller

Wer denkt, dass Autor Beka Adamaschwili mit dem Plot und den Figuren schon zufrieden ist, denkt falsch. Als ob die literarische Krönung noch nicht ganz perfekt ist, lässt er den Autor selbst noch ein wenig mitmischen. Er bringt sich ins Geschehen ein, ihm unterlaufen Fehler und er gibt gern wissend seinen Senf in Fußnoten dazu. Manch ein Leser findet diese störend, so ging es mir anfangs, aber hier sei gesagt, dass diese keinesfalls zu ausladend sind und gern das Leserlächeln auffrischen.

„In der Bibliothek der toten Bücher befanden sich hauptsächlich Bücher, deren Lektüre die Leser nach der Hälfte aufgegeben hatten.“ (Seite 115)

Zudem gibt es Zitate und auch Illustrationen, kursiv gedruckte Briefe, 10 Gebote und auch Bildtafeln zu finden und der 172 Seiten umfassende Roman ist recht luftig gestaltet. Rundum ein kleines schmales Meisterwerk für Literaturliebhaber die gern auf Buch-Überraschungseier stehen, gut unterhalten, gleichzeitig aber auch gefordert werden wollen.

Den gewünschten Roman hat mir der georgische Autor Adamaschwili nicht beschert, dennoch überzeugt und darin bestätigt, dass aus Georgien gute Literatur stammt. Ihr wisst ja, dass ich Fan von Nino Haratischwili bin. 😉

Literarischer kann ein Buch wohl kaum sein. Ein Literaturfest für Liebhaber der gedruckten Seiten – ein vergnügliches Spiel mit der Literatur und ihren Facetten. Unterhaltsam durch und durch, eben kein richtiger Roman, dafür viel Spaß, Ironie, Wortwitz, klassische Autoren, literarische Hintergründe und Begebenheiten.

Kurz: herrlich und gut zum Verschenken geeignet.

Eure
Bestseller ~ Beka Adamaschwili

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