Schlagwort: Bestseller

Die Unsterblichen ~ Chloe Benjamin

"Die Unsterblichen" ~ Chloe Benjamin // Verlag: btb // Preis: 20€

Zu einigen Bücher wird man via Zufall geleitet. Wie ich zu diesem Buch kam, ist aber letztendlich egal. Fakt ist: ich hätte es nie gelesen, da es mir im hiesigen Bücherland nie begegnete und der wohl heftigste Fakt ist, dass es eines der besten Bücher des Jahres ist. Wahnsinn. Ich bin noch total im Taumel, denn nur wenige Minuten ist es her, dass ich den letzten Satz gelesen habe. Knapp 500 Seite in kaum zwei Tagen, eine Geschichte die mich vom Hocker gerissen hat, vier starke Charaktere die mich regelrecht atemlos gemacht haben. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube die ersten 200 Seiten habe ich ganz ohne atmen verbracht. Versteh mich nicht falsch, es handelt sich hier weder um einen Thriller, noch um einen Krimi. Nüchtern betrachtet ist es eine Familiengeschichte, die ganz harmlos beginnt, aber so viel in mir ausgelöst hat – puh…

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Bestseller ~ Beka Adamaschwili

Bestseller ~ Beka Adamaschwili

Verzeih mir dieses dicke Grinsen im Gesicht, aber der Bestseller von Beka Adamaschwili hat mir so einiges abverlangt und entspricht nicht im Geringsten meinen ursprünglichen Erwartungen. Dennoch ein dickes Grinsen. 🙂

Kennst du das, wenn du dich zwischen den Seiten fallen lassen willst, die Seiten aber gar nicht dafür gemacht sind? Der Roman ist überhaupt kein richtiger Roman und trotzdem bin ich recht angetan. Ich erzähl dir gern warum, erst aber noch ein wenig Kummer und augenzwinkernde Kritik.

Du kennst das oder? Das Leben ist laut und du willst einfach nur richtig gut unterhalten und in eine Geschichte tief reingezogen werden? Lieber die Probleme und Sorgen von Romanpersonen aufgabeln und eine große Runde raus aus der fordernden Realität?! Klar, da ist „Bestseller“ (Voland & Quist) bestimmt gut, so war mein Gedanke.

Schließlich geht es um einen jungen Schriftsteller, mein Alter, nur das er sich das Leben nehmen möchte und es auch tut. Ohne lange zu zögern reist er an seinem Geburtstag nach Dubai und springt von einem Hochhaus. Kurzer Prozess. Tot. Fertig. Aus die Maus. Endlich hat er sein Zeil erreicht – berühmt werden, nach einem tragischem Tod. Schließlich gibt es wahnsinnig viele Autoren, die zu Lebzeiten noch nicht so befeiert wurden, wie nach dem Ableben.

Literatenhölle statt Bestsellerhimmel

Pierre Sonnage ist sich sicher gewesen, in den Bestsellerhimmel zu kommen. Das mit dem Tod hat geklappt, allerdings ist aus dem Bestsellerhimmel die Literatenhölle geworden. Nunja, kann eben passieren. Was ist heutzutage schon sicher. Ich sag mal so: Pech gehabt. Doch dann geht es so richtig los, denn er trifft Autoren-VIPs (Conan Doyle, Orwell, Shakespeare, Saint-Exupéry etc.) wohin das Auge reicht. Und er erfährt, warum er überhaupt in der Hölle gelandet ist. Doch damit nicht genug, denn er muss Rätsel lösen, die ihm von der Machart her aus seinen eigenen Romanen bekannt sind. In der Hölle wird eben jeder Autor bestraft und zwar damit, womit er im Leben seine Leser gestraft hat. Logisch?

Bestseller ~ Beka Adamaschwili

Doch wir treiben uns nicht nur lesend in der literarischen Hölle herum, sondern springen ab und an zu Lucy. Mit ihr hat Pierre als er noch lebte eine zaghafte Verbindung geführt. So bekommen wir Leser das Leben und das Leben nach dem Leben von Hauptprotagonist Pierre Sonnage verknüpft. Ein amüsanter Wechsel, der von Ironie und Wortwitz durchzogen ist.

Bestseller

Wer denkt, dass Autor Beka Adamaschwili mit dem Plot und den Figuren schon zufrieden ist, denkt falsch. Als ob die literarische Krönung noch nicht ganz perfekt ist, lässt er den Autor selbst noch ein wenig mitmischen. Er bringt sich ins Geschehen ein, ihm unterlaufen Fehler und er gibt gern wissend seinen Senf in Fußnoten dazu. Manch ein Leser findet diese störend, so ging es mir anfangs, aber hier sei gesagt, dass diese keinesfalls zu ausladend sind und gern das Leserlächeln auffrischen.

„In der Bibliothek der toten Bücher befanden sich hauptsächlich Bücher, deren Lektüre die Leser nach der Hälfte aufgegeben hatten.“ (Seite 115)

Zudem gibt es Zitate und auch Illustrationen, kursiv gedruckte Briefe, 10 Gebote und auch Bildtafeln zu finden und der 172 Seiten umfassende Roman ist recht luftig gestaltet. Rundum ein kleines schmales Meisterwerk für Literaturliebhaber die gern auf Buch-Überraschungseier stehen, gut unterhalten, gleichzeitig aber auch gefordert werden wollen.

Den gewünschten Roman hat mir der georgische Autor Adamaschwili nicht beschert, dennoch überzeugt und darin bestätigt, dass aus Georgien gute Literatur stammt. Ihr wisst ja, dass ich Fan von Nino Haratischwili bin. 😉

Literarischer kann ein Buch wohl kaum sein. Ein Literaturfest für Liebhaber der gedruckten Seiten – ein vergnügliches Spiel mit der Literatur und ihren Facetten. Unterhaltsam durch und durch, eben kein richtiger Roman, dafür viel Spaß, Ironie, Wortwitz, klassische Autoren, literarische Hintergründe und Begebenheiten.

Kurz: herrlich und gut zum Verschenken geeignet.

Eure
Bestseller ~ Beka Adamaschwili

Die Geschichte der Bienen – es summt

Die Geschichte der Bienen ~ Maja Lunde

Es summt zwischen den Seiten

…auch wenn auf dem Cover eine tote Biene zu sehen ist. Maja Lunde bringt uns Leser zu den Anfängen der Imkerei, führt uns mitten in den Alltag einer Imkerfamilie und zeigt uns das Leben in der Zukunft, ohne Bienen.

Der Roman beginnt in der Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2098, befinden uns in China und lernen Tao kennen. Sie ist eine junge Arbeiterin und mit der monotonen Arbeit beschäftigt, Bäume zu bestäuben. Sie lebt in ärmlichen Verhältnissen mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn, Luxus ist für sie ein Fremdwort. Auch die freie Zeit mit ihrer Familie ist begrenzt. Während eines Ausflugs verunglückt ihr Sohn Wei-Wen. Tao und ihr Mann stehen vor einer Lücke der Unwissenheit.

In England läuft die Zeit langsam. William scheint gelähmt von seinem Leben als Forscher. Er findet nicht mehr auf seinen Weg zurück und sein Mentor steht nicht mehr hinter ihm. Das Summen der Bienen scheint verstummt, die Familie gespalten.

Im Jahr 2007, fast Gegenwart, treffen wir auf George. Er ist Imker mit Leib und Seele und möchte, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt. Doch Tom macht sich auf davon und die Bienen tun es ihm nach.

Die Geschichte der Bienen ~ Maja Lunde

Tao ~ William ~ George

Die norwegische Autorin leitet uns von Erzählstrang zu Erzählstrang, ohne sofort literarische Gewalt anzuwenden. Es braucht anfangs keine Cliffhanger, um sich mit den Charakteren anzufreunden. Sie schreibt so leicht und nah und natürlich, dass es sich so anfühlt, als ob wir nicht nur die drei Hauptprotagonisten schon ewig kennen, sondern auch deren Familien, deren Umgebung, deren Lebensstil.

Maja Lunde schreibt einfach und sehr bildlich. Sie flechtet Emotionen in ihre Worte und lässt ihre Charaktere sprechen. Obwohl weder Tao, noch William, noch George sich kennen oder von ihrer Existenz erahnen, gehören sie zusammen. Alle drei haben eine Verbindung zu den Bienen und alle drei werden mit Ereignissen konfrontiert, welche sich im Lebenslauf der Bienen verankern.

Tao – William – George – über 100 Seiten wechseln sich die Charaktere in genau dieser Reihenfolge ab. Besagte Reihenfolge geht ins Leseblut über, die Namen am unteren Rand jeder Seite bestärken diese und so verschmerzen wir die immer stärker werdenden Cliffhanger an den Kapitelenden. Doch dann kommt der geschickte Bruch, die Reihenfolge wird verwirbelt und das so schon hohe Lesetempo kann nicht mehr gestoppt werden. Das Gefühl der Hin- und Hergerissenheit, die Neugierde, wird übermächtig und ehe man sich verliest, findet man sich auf der 508. Seite und der Kopf summt…

Summ, summ, summ…

Es summt immer noch in meinem Kopf, denn Maja Lundes Fikiton ist nicht unrealistisch, was mich gruseln lässt. Vorhin war ich in einer Buchhandlung und habe gesehen, dass ihr Roman auf Platz 3 der Spiegel Bestseller Liste ist. Tendenz steigend. Wert auf diese Liste habe ich nie gelegt, werde ich auch nicht. Dieser Platz lässt sich kritisch diskutieren, umso mehr man den Roman auseinander nimmt und die einzelnen Charaktere in ihren Eigenschaften untersucht. Ich mag alle drei, mich haben alle Lebenssituationen berührt und nachdenklich gemacht und ja, alle drei haben Söhne und ja, alle drei haben nicht nur hohe Ansprüche an sich selbst und ja, alle drei befinden sich mehr oder weniger dadurch in einem Problemstrudel. Ja und? So ist es eben!

Für mich ist der Roman schlicht und ergreifend schön, sehr aktuell und ich habe ihn sehr gerne gelesen. Und nein, ich habe keine Woche gebraucht, sondern nur zwei Tage und hätte ich nicht schlafen und arbeiten müssen, hätte ich ihn wohl am Stück gelesen.

Muss ich mehr sagen?

Es summt weiter, spätestens dann, wenn ich mich wieder zwischen die Seiten des Romans „Die Bienen“ von Laline Paull begebe. Derzeit pausiere ich als Biene Flora im Bienenstock auf Seite 220. Ein Roman über Bienen aus Sicht der Biene.

Update – ein Jahr später:

Die Geschichte der Bienen ~ Maja Lunde

Wer gelesen hat muss hören – so könnte man das sagen. Gemeinsam mit meinem Mann habe ich mich in die Geschichte der Bienen begeben – hörend, lauschend, summend…

Auf langen Autofahrten haben wir das Hörbuch gehört. Knappe 13 Stunden haben wir den drei Erzählstimmen von Bibiana Beglau, Markus Fennert, Thomas M. Meinhardt zugehört und sind in deren jeweilige Welt getaucht.

Wirklich eine empfehlenswerte Alternative zum Buch.

Eure
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[„finnisch lesen – lue suomi“] Aleksis Kivi & Markku Kivinen

Literatwo: Die Sieben Brüder ~ Aleksis Kivi
Literatwo: Die Sieben Brüder ~ Aleksis Kivi

Sie jagen und roden, sie saufen und prügeln sich, aber sie sind, so eigen jeder für sich auch ist, eine verschworene Gemeinschaft, die Urzelle des finnischen Volkes.

Sie sind sieben Brüder, die da gemeinsam auf dem Hof von Jukola ihrer verstorbenen Eltern leben, ehe sie ihn verpachten und sich einen neuen bauen im Wald von Impiwaara. Jeder ein eigener Charakter, sind sie rauflustig, auch untereinander – selbst Weihnachten wird erst schön durch eine ordentliche Prügelei, aber wenn man nicht achtgibt, kann einem der ganze Hof dabei abbrennen. Säufer sind sie nur fallweise, aber sie sind tüchtige Jäger, und so mancher Bär, Otter oder Auerhahn bleibt auf ihrer Strecke. Was ihnen wirklich Kummer macht, ist die Pflicht, wenigstens den Katechismus lesen zu lernen. Aber sie wären nicht die Söhne von Jukola, wenn ihnen nicht am Ende auch das gelänge.

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