Das Mädchen aus der Metro ~ María Jeunet

Meinst du, dass „Das Mädchen, das in der Metro las(Dumont Verlag), „Das Mädchen aus der Metro“ (Thiele Verlag) kennt? Irgendwie ein schöner Gedanken, denn Bücher verbinden doch. Zumindest habe ich mich das gefragt und ich gebe zu, dass ich die zwei Titel gern miteinander verwechsele. Zweimal Mädchen, zweimal Metro – das kann schon passieren, finde ich.

Heute möchte ich dir das andere Mädchen vorstellen, darum komm mit mir nach Paris. Bevor wir das besagte Mädchen, eher die Frau mit den blonden Haaren und dem safrangelben Mantel treffen, lernen wir zuerst Nico kennen. Nicolas Cambril ist gerade umgezogen, nicht gerade positiv gestimmt und Kinderbuchautor. So darf er sich noch nennen, obwohl er schon längst sein zweites Buch veröffentlicht haben soll. Da es mit dem Schreiben gerade nicht klappt, muss unser 32-jähriger Erzähler arbeiten gehen. Sein Job ist selten spannend und doch lässt er es zu, dass er sich Hals über Kopf verliebt.

Die Frau ist aber keine Arbeitskollegin, sondern ein ganz normaler Fahrgast. Er sieht sie über den Monitor, während er seinem Job als Sicherheitsdienst der Pariser Metro nachgeht. Sein Herz schlägt wie wild und er muss diese Frau wiedersehen. Nur wie?

Während er weiterhin die Augen offen hält, versucht er das Leben seiner Freunde in Ordnung zu bringen, Menschen miteinander zusammen zu bringen und natürlich sein zweites Buch zu schreiben.

„Die Eifersucht ist ein vergifteter Spiegel, der uns die Welt auf verzerrte Art und Weise sehen lässt.“ (Seite 222)

Natürlich trifft er „sein Mädchen“ wieder, aber du kannst wissen, dass es auf den über 400 Seiten nicht nur rosarot zugeht. So liebevoll verspielt das Cover auch aussieht, lass dich nicht täuschen, denn der Roman hat Biss – eine wirklich ausgewogene Mischung aus guter Unterhaltung und Anspruch, mit Platz für eigene Emotionen. Die anfangs vermutete Vorhersehbarkeit der Handlung wird definitiv nicht bestätigt.

Das Mädchen aus der Metro ~ María Jeunet

Der Sommer kann nicht nur kommen, er ist ja schon da und die passende Lektüre findest du hier. Locker, leicht und luftig und doch mit keiner durchweg einfachen Handlung. Das möchte ich gern noch mal betonen. Autorin María Jeunet lässt nicht zu, dass der Leser Gedanken wie „was, das war es schon?“ entwickelt. Ganz im Gegenteil – sie grätscht wie ein Fußballspieler in der Hälfte des Buches dazwischen. So ein wunderbar geschickter Schachzug, den ich dir hier gleich zeigen muss:

„Freunde, ich bin davon überzeugt, dass die meisten von euch denken werden, dass die Geschichte nun bald zu Ende ist: Junge trifft Mädchen; Junge verliebt sich; Junge erobert das Mädchen; beide sind glücklich für immer. Jedoch werdet ihr feststellen, dass der Roman noch viele ungelesene Seiten hat.“ (Seite 210)

Genial oder? Und du merkst auch, dass Erzähler Nico immer wieder auf uns zukommt und uns persönlich anspricht. Diese Erzählweise finde ich sowieso klasse, da ich dann noch näher an der Handlung dran bin. Nico selbst mag ich sehr, ich habe ihn gern begleitet und mit ihm gefühlt.

Was mir persönlich sauer aufgestoßen ist, darf ich wohl dem Lektorat in die Schuhe schieben und auch ein wenig den Umschlaggestaltern. Es handelt sich hier um einen Erwachsenenroman, es ist keineswegs ein Jugendbuch, auch wenn der Titel besagt, dass es um ein Mädchen geht. Im Roman sieht Nico auf dem Monitor eine Frau, die er dann zwei, dreimal als Mädchen betitelt um letztendlich wieder über die Frau zu erzählen. Vielleicht werde ich mit 33 Jahren altbacken, aber innerhalb der Sätze von Frau zu Mädchen und wieder zurück zu wechseln, liest sich merkwürdig. Ich mag mich selbst gern als Mädchen bezeichnen, hier ist Frau allerdings schon passender.

Ein Bonus zum Schluss: selten habe ich so einen wundervollen Brief am Ende des Romans von der Autorin selbst an mich Leser gelesen. Danke dafür, María Jeunet und so wahr:

„Unser Weg auf dieser Welt ist keine vorgeschriebene Geschichte. Wir selbst schreiben unser Schicksal, Tag für Tag, Schritt für Schritt, Lachen für Lachen, Träne für Träne. Vergiss nicht, dass du immer einen Weg finden kannst, der dich erfüllt und zum Lächeln bringt.“ (Seite 411/412)

Eure
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