Die polyglotten Liebhaber ~ Lina Wolff

Hinter polyglotten Liebhabern habe ich etwas ganz anderes vermutet. Ja, ich habe tatsächlich nicht gewusst, dass mit polyglott Personen gemeint sind, die mehrere Sprachen sprechen. Polyglott = mehrsprachig. Verzeih mir, dass ich hinter dem Wort eher etwas unanständiges vermutet habe. Zumindest hätte es gepasst, denn in Lina Wolffs Roman geht es schon recht unanständig zu und sogar noch darüber hinaus. Es wird widerwärtig, vulgär und es gibt einige gewaltsame Szenen.

„Die polyglotten Liebhaber“ – so heißt der Titel des Manuskripts von Max Lamas. Es ist wohl das wertvollste, was er gerade hat, denn die Traumfrau war unter seinen Geliebten noch nicht dabei. Gibt es denn die perfekte Frau, die seine Sprachen beherrscht? Sein Manuskript hat Max Lamas nicht kopiert, es gibt nur das Original und das befindet sich im Besitz von  Literaturkritiker und Houellebecqs-Verehrer Calisto. Gewagt, gewagt, denn ob das tatsächlich so ist, stellt sich erst am Ende heraus. Fakt ist nämlich – das Manuskript ist der rote Faden im Roman und drumherum wickeln sich die Leben von Ellinor, Calisto, Max und Lucrezia.

polyglotte Liebhaber

Drei große Kapitel hat Lina Wolffs Roman – Ellinor, Max und Lucrezia. Drei Personen die miteinander in Verbindung stehen, ob sie es wollen oder nicht. Zu Beginn ist vom Manuskript allerdings überhaupt noch nicht die Rede, denn da lernen wir Ellinor kennen. Sie ist auf der Suche nach einem Mann und bevor sie auf Calisto trifft, erfahren wir, welche merkwürdigen Begegnungen sie schon mit Männern hatte. Calisto gehört selbstverständlich dazu – er ist ein fetter Typ, der es gern recht derb im Bett mag und so einige Vorlieben hat.

Die polyglotten Liebhaber ~ Lina Wolff

Nach 112 Seiten fallen wir Leser aus Ellinors Leben und bleiben unbefriedigt zurück. Danke für den bösen Cliffhanger, Frau Wolff! Und dann? Dann treffen wir auf den Autor Max, wie schon erwähnt. Das fühlt sich womöglich erst einmal komisch an, doch recht schnell ergibt alles Sinn, denn die Autorin möchte schließlich ihre Leser begeistern.

Intensiv & abstoßend

Ich habe drei Abende mit den polyglotten Liebhabern (HoCa) verbracht und mich hat der Inhalt ganz schön beschäftigt. Erst wusste ich nicht, wohin die Reise geht. Weglegen war aber unmöglich, da ich die schon recht erbärmliche Ellinor ins Herz geschlossen hatte, gleichzeitig aber auch von ihrem Verhalten schockiert war. Dann musste ich lachen, es wurde spannend und schon kippte es in eine recht ekelhafte Richtung. Lina Wolff schreibt sehr klar und intensiv und sie kann sehr abstoßende Momente hervorzaubern.

Es geht um Sex, um Männer, die Frauen gern verführen und dabei auch mal erniedrigen und es geht um Frauen, die es Männern heimzahlen können und dabei extrem kreativ sind. Obwohl ich das letzte Drittel ein wenig fad fand und ein wenig der Zeit mit Ellinor nachtrauerte, gab es dann doch das erhoffte Ende mit Knalleffekt.

Starke Perspektiven, merkwürdige Charaktere, unterschiedliche Ebenen, knallharte und glasklare Sätze – ein Roman der sich eingräbt und für Leser die es gern extrem mögen, sehr geeignet ist.

Eure
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