Wann warst du zum letzten Mal offline? Bist du etwa eine Influencerin, so wie Mari im neuen Roman von Jessi Kirby, die ständig online ist und Likes sammelt? Oder gehst du gern mal dauerhaft offline, um das Leben richtig genießen zu können? Vielleicht hast du aber auch schon deine OOM – Offline-Online-Mitte gefunden? Ich bin auf einem recht guten Weg dahin. Bevor ich dir aber erzähle, wie der aussieht, stelle ich dir Mari vor.
Endlich 18! Feiern ohne Ende, beste Freunde und Familie an der Seite – einfach einen Tag erleben, der dauerhaft in Erinnerung bleibt. Bei Mari sieht der Tag ganz anders aus. Sie ist Influencerin, süchtig nach Likes und immer auf der Jagd nach dem perfekten Bild. Ihr Leben soll auf ihren Online-Kanälen glänzen, stylisch und einfach perfekt sein. Sie liebt und braucht den Zuspruch der Onlinewelt, denn offline ist sie eher einsam. Früher, als Bri noch lebte – ihr Cousine, ihr Zwilling -, war sie eine andere. Damals waren beide auf einer Lebenswelle, bis diese sich teilte und Bri lieber in der Natur die Herausforderung suchte und Mari den Zuspruch von der Außenwelt.
Offline – Online
Als ihre Tante ihr den Wanderrucksack von Bri zum 18. Geburtstag schickt, begreift Mari, dass ihr Leben eine ganz falsche Richtung eingenommen hat. Sie lebt nur noch für ihre Fans und die perfekten Bilder und nicht für sich und die Momente, die das Leben auszeichnen und besonders machen. Bri wollte schon immer den John Muir Trail mit ihr gemeinsam begehen und Bri hat diese Hoffnung nicht aufgegeben, wie Mari nun aus dem Brief ihrer Tante erfährt. Mari entscheidet sich dafür, Bris Traum in die Realität zu tauchen und läuft los…
Vermutest du jetzt jede Menge Kitsch oder einen Jugendroman der dir keine neuen Seiten zeigt und mit einer recht flachen Geschichte daher kommt?
Träume ~ Realität
Ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich genau das vermutet habe und ich hatte auch erst keine Lust, den Jugendroman zu lesen, den der Loewe Verlag mir einfach so zugesendet hat. Zudem habe ich ständig damit gerechnet, dass es kitschig wird und ich nicht wirklich überrascht werde. Und dann? BÄHM!
Jessi Kirby gibt uns eine Protagonistin an die Hand, die uns zur Selbstreflektion animiert. Während des Lesens stellt man ganz unterbewusst einen Vergleich mit sich selbst an. Bin ich zu oft online und versuche ich nicht auch, ein Bild online zu stellen, welches schön hell ist und meinen Followern gefällt? Bin das noch ich oder verhalte ich mich online anders?
Und dann erleben wir die Wandlung eines Mädchens und hiken den John Muir Trail. Wir sind völlig offline und mitten in der Wildnis. Völlig untrainiert, aber mit dem Rucksack eines Profis auf dem Rücken und einem Tagebuch, aus dem wir Mut und Kraft schöpfen. Und alles kommt natürlich ganz anders, als wir es uns je zu denken gewagt haben.
Was für ein realitätsnahes, herzerdrückend und gleichzeitig herzerfrischendes Jugendbuch! Zudem ist der Roman mit tollen Innenillustrationen von Imke Sönnichsen versehen. Bris Tagebuch wird dadurch zum Beispiel richtig greifbar. Sehr klasse!
„Wenn wir den Mut finden, uns auf die Reise zu begeben, werden Einsamkeit und Verlorenheit sich ins Gegenteil umschlagen und von Leben, Wahrheit und klarer Schönheit überstrahlt werden.“ (Seite 331)
Das ich nach Abi Andrews „Wildnis ist ein weibliches Wort“ so schnell erneut zurück in der Natur kehre, war nicht abzusehen und doch bereue ich keinen Schritt. Es war wirklich ein Erlebnis mit Mari – die Begegnungen, die Beschreibung der Natur, ihre Gedanken und Gefühle. Obwohl ich nur offline mit ihr gelaufen bin, habe auch ich mich verändert.
Hiken ~ John Muir Trail
Der Loewe-Verlag versucht diese Veränderung noch zu intensivieren und hat zum Buch einen Fragebogen zum Online-Offline-Verhalten erstellt, den ich hier oben mal ins Bild gepackt habe. Zu Beginn sagte ich, dass ich auf einem guten Weg zur Offline-Online-Mitte bin. Das heißt, dass ich mir am Abend bewusst Leseauszeiten nehme, ganz ohne Handy. Andere Hobbys habe ich zu genüge – da gehören vielseitige Unternehmungen mit Freunden, häkeln, stricken und eben lesen dazu. In diesem Jahr sortiere ich verstärkt Bücher aus und versuche keinen Kram zu horten. Sonnenaufgänge beobachte ich schon immer gern, 24 h kein Geld ausgeben ist für mich kein Problem, nur ein ganzes Wochenende offline sein, habe ich noch nicht gepackt. Und du?
Ach – Postkarten schreiben, mach ich sehr gern, könnte allerdings mehr sein. Auch hier gibt der Loewe-Verlag die direkte Vorlage und hat 4 Postkarten, illustriert von Imke Sönnichsen, beigelegt.
Soll ich dir eine schicken? Hinterlasst mir einen Kommentar und verratet mir ein paar Dinge über euer Offline-Online-Verhalten und 3 von euch, bekommen Post.
Und jetzt? Smartphone aus – Natur an. Jetzt geht es wieder offline, denn #offlineistesnasswennsregnet
Update – 14.02.19 – Luisa, Manuela und eine Freundin bekommen Post. Danke fürs Mitmachen 🙂
Schöner Beitrag 🙂
Ich merke auch, dass ich manchmal zu oft am Handy hänge. Und ich muss zugeben, dass mich Instagram ganz schön stresst…
Vor allem da Instagram einen direkt in die Wüste schickt, wenn nicht regelmäßig etwas postet. Algorithmus und so weiter.
LG Luisa
Liebe Luisa, da stimme ich dir zu. In Sachen Instagram und Stress – da kann dir die Protagonistin vom Buch ein wahrlich gutes Vorbild sein. Stressen lassen ist echter Mist. Ja – der Algorithmus – das nervt schon, weil einem selbst einige Nutzer unterschlagen werden, die man eigentlich sehen möchte.
Aber wogegen keiner was tun kann: Postkarten schreiben – magst du eine? Dann lass mir doch bitte deine Adresse auf Literatwo@aol.de zukommen.
Hab noch einen schönen Tag und Ostseegrüße von der Insel Hiddensee
Liebe Bini, ich glaube ich bin noch zu viel online, aber ich hatte auch schon Phasen wo ich nur am Handy hing. Seit geraumer Zeit ist es auf Stumm gestellt, damit ich nicht bei jeder Nachricht aufspringe und nachgucke. Facebook hab ich drastisch reduziert, dafür nimmt mich Instagram ganz schön ein. Auch, wenn ich dort nicht viel poste….ich bin im November umgezogen. Aufs Land. Ich brauch nur vor die Haustür gehen und bin bei Fischweihern und im Wald. Ich nutze es viel mehr auch vor der Arbeit ( fange erst um 15 Uhr an) um ein wenig spazieren zu gehen. Ich habe am Wochenende endlich mal wieder gemalt und Klavier gespielt. All das kam lange zu kurz…das Buch interessiert mich total. Du hast mich neugierig gemacht und ich werde es mir definitiv holen. Ich drück dich ganz lieb.
Micha
Liebe Micha, wie schön hier von dir zu lesen. Ich sitze gerade in der Ferienwohnung auf Hiddensee und habe ebenfalls das Handy sehr lange aus. Haha – ein Spaziergang dauert hier mindestens 3 Stunden und es tut so verdammt gut.
Ohja – Facebook hasse ich derzeit regelrecht bzw. finde ich so unübersichtlich und ohja – Instagram, meine Heimat im Netz – haha.
Vor der Arbeit spazieren klingt toll – genieße das. Nach der Arbeit geht man im Winter immer zu wenig raus, ich zumindest.
Malen und Klavier klingt gut, behalte dir das bei.
Darf ich dir eine Karte senden? Dann schick bitte deine Adresse via Mail – Literatwo@aol.de
Ich freu mich und drück dich ganz feste zurück – Bini
Mail ist raus