Was ich im Wasser sah ~ Katharina Köller

Die Frage ist: Was sah ich im Wasser und warum fühle ich mich jetzt immer noch so nass, so halb im Wasser stehend. Wasser atmend…

Katharina Köller hat mich ganz schön gefordert und ratlos zurückgelassen. Ich habe versucht zu trocknen, die feuchten Haare zu bändigen und immer wieder meine Klamotten ausgewrungen – mich geschüttelt und sortiert, die Tropfen von der Brille gewischt. Und doch blieb ich nass, verstört, aber auch fasziniert zurück.

Was ich im Wasser sah

Vor allem sah ich Klarissa und Klarissa war es auch, die mich vom Festland auf die Insel namens Ei geführt und die mich tatsächlich emotional sehr erreicht hat. Klarissa kehrt mit viel Mut, ohne ihre zwei Brüste, aber dafür mit einem tätowierten Oktopus auf ihrem Dekolleté zurück zu ihrer Familie. Die besteht allerdings nur noch aus ihrem Vater, ihrem Bruder Bill, ihrer Schwester Irina und dem Gasthaus auf der Klippe. Seit ihrem Weggang hat sich die Familie und die Insel verändert. Klarissa wird von Tag zu Tag stärker und erholt sich vom Kampf gegen das Schalentier. Und doch wird ihr täglich Kraft geraubt, da nun auch ihr Vater krank ist und sie das Loch, das die zwei Mütter mit ihrem Tod hinterlassen haben, nicht ganz verarbeitet.

STARFISCH

Ihre nicht blutsverwandte Schwester Irina wird immer seltsamer, ihr Bruder Bill hat eine geheime Beziehung und dann gibt es Bob, den eifersüchtigen Freund von Irina, dessen Leben sich völlig verändert hat, seit er bei STARFISH arbeitet. Auf der Insel liegt die Fischerei brach und Fremde beginnen die Oberhand über die Insel zu erlangen. Fremde in Form einer Firma namens STARFISH, Vorreiter der grünen Energie, Windrädererrichter und Verbreiter von merkwürdigen Gebilden, die sich am Boden tummeln und eine Mission verfolgen … Gruselig!

Was ich im Wasser sah ~ Katharina Köller

Ein faszinierend-verstörender Roman, der mich nass und nach Luft schnappend zurücklässt. Mystisch, realistisch, aufreibend, fesseln und auch arg abstoßend. Unreal, krankhaft giftig, ökologisch zerstörend, unnahbar und doch logisch schmerzhaft. Eine kaum zu beschreibende Mischung, die mich nicht kalt gelassen hat.

Was Katharina Köller da auf 320 Seiten niedergeschrieben hat, war für mich nicht einfach zu verarbeiten. Ich möchte auch nicht behaupten, dass ich alles verstanden habe, dafür gab es zu viele Ebenen und eigenartige Szenen. Der Plot an sich hat sich für mich nicht neu angefühlt, allerdings habe ich den Zusammenstoß von Großkonzern, der alles verändern will und heiler Inselwelt noch nie so abgedreht erlebt. Das mag in erster Linie an den Figuren liegen, besonders aber an der gebrochenen Beziehung von Klarissa und Irina.

Irina – kein Mädchen, kein Mensch

Irina ist es, die auf einmal da war, nie fortging und immer wieder zeigt, dass sie vielleicht nicht abnormal, aber sehr besonders ist. Sie treibt wie ein Schiff auf dem offenen Meer und ist in ihrer Art nicht zu bändigen. Vor allem in der Parallelgeschichte wird deutlich, wie unnahbar sie ist und die Wahrnehmung von uns Lesern wird stark auf die Probe gestellt. Doch auch die Insel selbst entwickelt sich zu einem eher mystischen Schauplatz und offenbart Geheimnisse. Wie abbrechende Klippen bröckelt die Vergangenheit in die Gegenwart. Und natürlich gibt es den einen Charakter, der sich als Monster outet und für Geld alles tut. Und es gibt Piraten und Gespenster und den grausamen Eukalyptuswald.

An maritimen Bildern mangelt es nicht, Katharina Köller zaubert sogar salzige Luft in meine Nase und Fischgeschmack in meinen Mund, der nicht immer angenehm war und Übelkeit verursachte.

Was ich im Wasser sah (Frankfruter Verlagsanstalt), lässt mich ratlos und fasziniert zugleich zurück.


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