*uff*
Meine Achse ist gerade irgendwie nicht ganz dort, wo sie hin sollte. Das Wort *uff* soll sagen, dass ich soeben den Roman beendet habe und noch keine richtigen Worte habe. Aber gerade den Moment will ich nutzen, den Moment an dem ich am Emotionalsten bin, denn was mir da gerade passiert ist noch nicht greifbar und ich versuche es jetzt für mich und für euch greifbar zu machen. Wenn am Anfang einer Rezension das Wort *uff* so zu finden ist, dann könnt ihr euch sicher sein, dass der Roman mitten im ein Leserherz getroffen hat.
Ich habe gerade den gleichen Geschmack im Lesermund, den ich auch bei „Ein ganzes halbes Jahr„ hatte. Zwar habe ich überhaupt kein Taschentuch gebraucht, aber das Taschentuch ist hier auch kein guter Vergleich. Es schmeckt am Ende genauso, vielleicht sollte ich sagen, genauso bitter. Und doch eher bittersüß.
Vor knapp zwei Tagen lernte ich also die liebe Rachel kennen. Eine Person die her in Ruhe leben mag, in der Zurückgezogenheit ihren Lebensweg gefunden hat und höchstens an besonderen Tagen ihr Nest der Einsamkeit verlässt. Als ihre Freundin Sarah einlädt zur Hochzeit und auch zum Junggesellenabschied zu kommen, kann sich Rachel nicht wirklich ihrer Bitte entziehen. Sie versucht die schreckliche Vergangenheit für ein paar Stunden zu vergessen und begibt sich zur Feier. Allerdings ist der Junggesellinnenabschied nicht so, wie sie sich dachte – nur Frauen. Nein. Auch ihr ehemaliger Freund Matt ist da. Er ist nicht allein, sondern das böse Blut, die wohl schönste Frau aller Frauen, Cathy, ist an seiner Seite und kann natürlich das Feuer spucken nicht lassen.
Fünf Jahre ist der tragische Unfall nun her. Seit fünf Jahren ist Rachel fast nur unter sich oder bei ihrem kranken Vater. Fünf Jahre ist Jimmy, ihr bester Freund und der Mann, der sie wohl schon immer geliebt hat, nicht mehr unter ihnen. Fünf Jahre…
Kopfschmerzen treiben Rachel dazu, die Feier frühzeitig zu verlassen. Matt möchte sie gern ins Hotel bringen und schließlich willigt Rachel ein. Matt gesteht ihr seine Gefühle, doch der pochende Schmerz hinter den Schläfen ist stärker und Rachel möchte sich einfach nur verkriechen. Doch im Hotel fühlt sie, dass sie unbedingt zu Jimmy muss. Jetzt. Sofort. Sie war lange nicht auf dem Friedhof an seinem Grab.
Dass sie auf dem Friedhof zusammen gebrochen ist, ja, daran kann sie sich noch erinnern. Aber nicht dran, was ihre Freunde und ihr Vater ihr soeben erzählen. Sie stehen neben ihrem Bett im Krankenhaus und Rachel ist völlig durcheinander. Ihre Achse muss sich auf dem Friedhof verschoben haben. Oder träumt sie? Warum ist auf einmal Jimmy bei ihr? Ihr Vater gesund? Matt mir ihr verlobt?
„Die Achse meiner Welt„ (Droemer Knaur) von Dani Atkins ist ein sagenhaftes Debüt, was mich als Leser völlig aus der Bahn geworfen hat. Es gibt Romane die berühren, die lassen uns tagelang emotional sein und feinfühlig und hallen in uns nach. Und dann gibt es noch die Romane, die uns total durcheinander bringen und sich tief, wie ein Bagger im Bergbau, in uns eingegraben haben.
Dani Atkins hat in mir wohl alles auf einmal bewirkt. Sie hat mich regelrecht Achterbahn fahren lassen. War ich anfangs völlig gefasst und habe mich locker, leicht und luftig zwischen die Seiten begeben, gab es nach ca. 100 Seiten einen großen Knall und aus meinem Hoch wurde ein Tief oder besser – meine Achse ist gebrochen. In mir kam ein falsches Gefühl hoch und ich musste mich dringend an den Klappentext erinnern:
„Stell dir vor, du erwachst in einer perfekten Version deines Lebens. Greifst du zu und lebst diesen Traum bedingungslos weiter? Oder fragst du dich, wann deine Welt aus dem Gleichgewicht geriet und was mit deinem alten Leben geschehen ist?“
Mich schüttelte und beutelte es und das sollte mir während des weiteren Lesens immer wieder passieren. Die Achse verbog sich, brach, heilte wieder und verschob sich aufs Neue. Eine strudelige Gefühlsmischung bei der man die Lesebalance nicht verlieren sollte und dank der Schreibweise der Autorin auch nicht verlieren wird.
Dani Atkins schreibt einfach so nah, dass man Rachels Verhalten nur zu gut nachvollziehen kann. Fällt Rachel, fällt auch der Leser, als ob ihm der Teppich unter den Füßen weggezogen wird.
Die Autorin schreibt in einer einfach gehaltenen Sprache, auch die Charaktere schimmern nicht in den buntesten Farben, sondern sind eher klischeebehaftet. Mich hat dies nicht allerdings nicht gestört, ich habe mich auf ihren Worten treiben lassen, konnte einfach nicht von Rachels Seite weichen, gerade auch weil ich wissen musste, welches Ende mich erwartet und wohin es meine Leserachse verschiebt.
Dieser Roman ist ein Gefühlsfeuerwerk der Liebe, aber auch der Freundschaft und der Familie und letztendlich ist es ein Balanceakt des Lebens mit einem Ende was so unvorhersehbar ist, wie unsere Zukunft.
Neben dem Inhalt ist die Aufmachung des Romans sehr, sehr passend. Cover und Inhalt bilden hier eine Einheit und die Klappenbroschur ist wundervoll gestaltet. Ein knapp 320 Seiten Schatz der trotz Taschenbuchausgabe hochwertig verarbeitet ist und die Finger beim Blättern über weiche blütenweiße Seiten streifen. Zudem ist das Nachwort der Autorin sehr bewegend und setzt dem ganzen Roman noch eine Zusatzkrone auf.
Während ich diesen Artikel schrieb, stand ich immer noch unter dem Achsen-Strom. Jetzt, nachdem ich mich schreibend entladen habe, laufen mir die Tränen übers Gesicht.
*uff*
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Beim lesen deiner Rezension warf es mich wieder regelrecht zurück, ins Bett mit dem Buch in der Hand, die ungläubigen Blicke, der aufgerissene Mund und die Tränen alles ist wieder da. ja das ist ein Buch das bewegt und zwar immer wieder.
Aawww – wie schön – so sollte es doch sein oder? Deine Worte lassen mich auch gleich wieder zurück denken – ich laß auch im Bett liegend…
Einfach ein wundervoller Roman, der die Gedankenachse ständig neu zum Schwingen bringt.
Oh man erwischt! Ich muss es einfach lesen! Und das wo ich doch fast nie Romane lese… Aber dieser? Diese Geschichte? Ich muss einfach!
Haha – liebe Esa – tja frag mich mal…so ging es mir auch – alle haben geschwärmt und was sollte ich tun?
Es gab nur eine Antwort – LESEN! Ich bin froh, diesen Roman zu kennen.
Und die nächste Gänsehaut-Station!!!
Es ist faszinierend, offenbar hat uns alle, die wir dieses Kleinod lesen durften, so ziemlich das gleiche, emotionale Gewitter erfasst!!! Unglaublich!
Ich empfehle es auch in einer Tour weiter und werde es auch wohl noch länger tun!
Und es tröstet, dass ich nicht alleine mit meinen Gefühlen und den Tränen bin!
Danke auch Dir für diese wundervoll gefühlvolle Achsenrezension!
Liebste Grüße
Bine
Danke liebe Bine für deine Worte – ohja – dieses Kleinod sollte man auch weiterempfehlen. Ich bin immer noch rückwirkend fasziniert.
Das es tröstet, wenn man nicht alleine mit Tränen und Gefühlen ist, hast du schön gesagt. Unterschreibe ich genau so!
Dir einen tollen Sonntag und bleib auf deiner Lebensachse. Bini
Ich bin wohl eine der wenigen Leserinnen, denen dieses Buch leider nicht so gut gefallen hat… :-/ Ich habe beim Lesen ständig eine Distanz zu den Charakteren empfunden, obwohl ich den Prolog und auch das erste Kapitel sooo gut fand. Aber dann hat meine Begeisterung leider sehr schnell sehr stark abgenommen. Dabei wollte ich das Buch wirklich mögen. Aber irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen…