„Ein Roman mit einem Sog, der eines Thrillers würdig ist.“ Brigitte
Ehrlich gesagt bin ich über die Kritik etwas verwundert, da „Die vierte Schwester“ (Dumont) von Kate Atkinson überhaupt keinen Thrillersog entwickeln konnte. Natürlich hat mich der Roman gepackt, aber nicht wie ein Thriller, eher wie ein seichter Krimi, noch besser aber wie ein erzählender Krimi. Wer einen richtigen Thriller oder einen packenden Krimi erwartet, bei dem man richtig mitfiebert, wie zum Beispiel bei Romy Fölck, wird definitiv enttäuscht. Und da ich diese Erwartungen scheinbar in mir trug, kann ich jetzt keine Lobeshymne singen, aber gefallen hat mir der Roman dennoch!
Die vierte Schwester
Olivia ist verschwunden und das spurlos. Ihre drei Schwestern und ihre Eltern werden damit konfrontiert und sind fassungslos. Es gibt keine Spuren, keine Hinweise und die Familie schafft es nicht, über den Verlust hinwegzukommen, was nicht verwunderlich ist. Einfach eine grausame Vorstellung und nicht überraschend, dass das Familienband reißt.
Auch Jahre nach Olivias Verschwinden haben die drei Schwestern daran zu knabbern. Sylvia ist sogar ins Kloster gegangen, sie hat sich aus dem normalen Leben rausgenommen. Amelia und Julia versuchen ihr Leben zu leben, doch als der Vater stirbt und nach dreißig Jahren das Kuscheltier von Olivia wieder auftaucht, wissen beide Frauen, dass ein Privatdetektiv helfen muss, Olivias Verschwinden endlich aufzudecken. Was ist damals wirklich passiert? Jackson übernimmt den Fall, obwohl dieser für ihn keine einfache Sache ist, denn auch er musste in seinem Leben schon einen tragischen Verlust verschmerzen…
„Denn Zeit konnte man nicht machen, das war eine Illusion gewesen. Die Zeit war ein Dieb, der einem das Leben stahl, und die einzige Möglichkeit, es zurückzubekommen, war, sie zu überlisten und es von ihr zurückzustehlen.“ (Seite 60)
Kate Atkinson begeistert auf jeden Fall mit ihrer Erzählweise und den Charakteren. Alle werden tiefgründig beleuchtet und sind sehr feinfühlig und detailliert ausgearbeitet. Als Leser:in fühlt man sich diesen sehr nah und steht gefühlt neben den Handelnden. Und trotz dieser Nähe und Detailliertheit bleibt es spannend und natürlich ist die Neugierde geweckt, aber es ist kein Roman, der als Page-Turner bezeichnet werden kann.
Intensiv, spannend und unterhaltend
Anfangs habe ich gezweifelt, ob ich letztendlich alle Erzählfäden verknüpfen kann, denn der Roman beginnt mit drei Fällen und Vorgeschichten. Erst schickt uns Kate Atkinson ins Jahr 1970 an ein Familiengrab, in der zweiten Vorgeschichte erleben wir einen normalen Tag im Jahr 1994 und dann erfahren wir im dritten Fall, der im Jahr 1979 spielt, was aus Pflichtgefühl und nicht aus Liebe passiert. Letztendlich geht es in der Gegenwart weiter und zwar im Jahr 2004 und die Kapitelnamen sind jeweils mit den Namen der Charaktere überschrieben. Was dann passiert, gilt es natürlich selbst herauszufinden.
„Die vierte Schwester“ steckt voller Gefühl, voller Emotionen und sehr guten Charakteren, die in Erinnerung bleiben. Trockener Humor, Gegensätze, Verstrickungen und natürlich die Lösung des Falls sind garantiert. Und doch ist Vorsicht geboten, denn was Oliva passiert ist und was auch ihre Schwestern erfahren mussten, ist nicht ohne! Intensiv auserzählt, spannend und unterhaltend zugleich.
„Die Unvollendete“ von Kate Atkinson sollte eigentlich mein erster Roman von ihr werden. Bisher ist er noch ungelesen, aber das wird sich auch noch ändern. 😉 Hast du ihn schon gelesen?
Hey Bini, wie bist Du denn auf diesen Roman gekommen? Wolltest Du etwas von Kate Atkinson lesen? Mir sagt das Buch und die Schriftstellerin gar nichts.
Liebe (undwissende) Grüße,
Simone.
Meine liebe Simone, die Antwort ist ganz einfach – der Verlag hat es in ein Vorschaupaket gepackt und ich dachte mir so: gut, probierst es mal mit einem Krimi, klingt ja auch gut, der Titel etc. Meine Neugierde war entfacht, aber es hat eben nicht so gefunkt, wie erhofft. Ansonsten hat meine damalige beste Freundin Kate Atkinson entdeckt und wir wollten das Buch immer zusammen lesen, hat nur leider nie gepasst…aber sag niemals nie und vielleicht kommt ja doch noch der Tag vom Zusammenlesen. Hab einen schönen Dienstag und auf bald mal wieder.