Das Meer der Libellen ~ Yvonne Adhiambo Owuor

Irgendwann werde ich mir wohl mal ein Libellen-Tattoo stechen lassen, zumindest so der Plan. Ich mag Libellen und ich gebe zu, dass das ein Grund war, um zum Roman von Yvonne Adhiambo Owuor zu greifen. Außerdem hatte ich schon lange wieder große Lust, mehrere Stunden zwischen den Seiten gehalten zu werden. 600 Seiten sind da schon sehr praktisch und bisher wurde ich selten enttäuscht, wenn die Geschichte eine weibliche Hauptfigur hat.

Dabei denke ich anDie Farbe der Milch„, „Kukolka“ und „Miroloi

Das Meer der Libellen

Ayaana heißt das kleine Mädchen, das mir schnell ans Herz wächst und dessen Name „Geschenk Gottes“ bedeutet. Es liebt das Meer und hält sich gern am Strand auf. Ayaana ist eine Außenseiterin, sie hat keinen Vater und ihre Mutter schlägt sich mit ihrem Schönheitssalon alleine durch. Ihre Eltern haben Sie damals verlassen, sind direkt von der Heimatinsel Pate gezogen, als sie mit einem unehelichen Kind vom Studium zurückkam. Ayaana würde ihren Vater gern kennenlernen, findet bis dahin allerdings Ersatz im Matrosen Muhidin. Ihre vertraute Verbindung lässt die Gerüchteküche der Insel weiter aufleben.

Und doch bekommt die andersartige Ayaana eine Chance auf ein Studium in China. Sie macht sich auf die Reise übers Meer und tritt eine Schiffsreise in ein völlig anderes Leben an.

Von Afrika nach China, von China in die Türkei und zurück. Eine gefährliche Reise, eine Reise durch verschiedene Kulturen ins Erwachsenenleben, die Ayaana schwächt und stärkt.

Das Meer der Libellen ~ Yvonne Adhiambo Owuor

Gemeinsam mit Jule (@frautyll auf Instagram) habe ich mich nach Afrika begeben und schnell war ich mit Ayaana vertraut. Das recht eigenwillige Mädchen ist mir ans Herz gewachsen und ich war sehr gespannt, wohin ihre Lebensreise führt. Bisher habe ich keinen Roman gelesen, der mich so intensiv nach Afrika geführt hat. Eine wirklich spannende, aber teilweise auch befremdliche Zeit. Vor allem auch stürmisch, denn der Roman von Yvonne Adhiambo Owuor ist gewiss kein Ruhepol. Die von Simone Jakob übersetzten Worte der Autorin werden immer spannender, denn Ayaanas Leben ist keinesfalls langweilig.

Kulturelle Lebensreise

Wundervolle Swahili Weißheiten sind vor jedem neuen Kapitel zu finden, ich habe mir wirklich viele markiert. Überhaupt ist es ratsam, bunte Marker bereitzuhalten, da es wahnsinnig schöne Sätze im Roman zu finden gibt. Autorin Yvonne Adhiambo Owuor erzählt sehr ausschweifend, sehr detailliert und bildlich. Ja, sie zaubert Gerüche in die Nase und Geschmäcker in den Mund. Sagenhaft schön. Das Abtauchen zwischen ergiebige Sätze ist garantiert.

Es ist spannend und befremdlich zugleich, von Afrika nach China zu reisen. Auf jeden Fall ist es bereichernd, die verschiedenen Kulturen zu erfahren, aber auch schmerzlich. Ayaana bleibt nichts anders übrig, als eine aufstrebende junge Frau zu werden und sich so gut es geht durchzusetzen. Doch sie trifft auf einen Mann, der sie nicht nur verführt, sondern auch entführt, und währenddessen steht das Leben ihrer Mutter ganz und gar nicht still.

Afrika ~ China ~ Türkei

Mich hat „Das Meer der Libellen“ (Dumont) bewegt und emotional sehr erreicht. Die Geschichte ist so farbenfroh wie die Libellen auf dem Cover und doch hat mir ein letzter Funken gefehlt, um Ayaana zu tief ins Herz zu schließen, wie andere Protagonistinnen. Und doch hat es sich gelohnt, durch die fernen Länder und Kulturen zu reisen und Ayaana durch schöne und schmerzliche Stunden zu begleiten.

Beeindruckend anders, besonders schillernd und gefühlsstark.

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