Hach die kleine Piper – die ist so süüüüüüßß – Arndt muss sich diese Aussage von mir schon eine ganze Weile anhören und ihr jetzt auch 😉
Also noch mal – die ist so süüüüüüßß und nein, ich habe sie nicht gekostet, aber schaut euch doch selbst diese schönen Illustrationen an. Hach, die Piper ist eine Süße.
Piper Hepworth ist 11 Jahre jung und genervt. Sie befindet sich am sogenannten Hinterteil der Welt, denn bei ihrem Onkel George im Ein-Straßen-Dorf Buckbridge-in-the-Moor inmitten des Dartmoors, ist es langweilig und eintönig ohne Ende. Was wäre sie gern in St. Ives geblieben. Dort hätte sie doch auch ihre Ferien mit ihren Freundinnen verbringen können, aber nein, ihre Eltern wollten unbedingt allein verreisen und sie musste zu ihrem Onkel, dem Freizeit-Bienenzüchter.
Abgefuckt. Ja ihr lest richtig, da steht das Wort abgefuckt. Lange habe ich überlegt, ob ich dieses verwenden kann. Egal wie, ich muss es verwenden, es gibt nur ein Prädikat, was zu diesem Roman passt: abgefuckt.
Stella. Stella ist betrunken. Stella kotzt. Stella nüchtert etwas aus. Stella geht tanzen. Stella nimmt MDMA. Stella hat Sex. Stella geht schlafen.
Bereits die ersten 10 Seiten lassen erahnen, was den Leser erwartet. Genau in der beschriebenen Abfolge beginnt Palombas Roman um Stella. Diese lernen wir auf einer Party kennen, als sie sich in sehr angetrunkenem Zustand entschließt, zu einer anderen Party tanzen zu fahren. Dort holt sich Stella dann den ultimativen Kick, denn sie will mehr. Mehr erleben, intensiver, abgefahrener – so wie nie zuvor.
Dieser Abend verändert Stella vollkommen. Die Drogen, der Sex mit Marco, der spezielle Gefühlsmix an sich hinterlässt in ihr Spuren. Spuren die nach Veränderung rufen und kurzerhand trennt sie sich von Donato, ihrem Freund. Ihr bisheriges recht braves Leben, sie kommt aus einer ordentlichen, normalen Familie und studiert Philosophie, muss nach und nach etwas Neuem weichen.
Stella bricht innerlich aus, sucht die grenzenlose Freiheit und stürzt sich in einen Sumpf. Das selbstgewählte Spiel mit dem Feuer beginnt.
Achtung es wird abgedreht, denn eine Story im Rausch der Gefühle, der Sinne, der Körper beginnt.
Die Liedzeilen der Band „Materia“ – „…wir reißen uns von allen Fäden ab…“ und „…wollen mehr sein, mehr sein, als nur ein Moment…“ klingen in meinem Kopf.
Wo andere vielleicht noch Hemmungen haben, hat Stella keine. Sie konsumiert was sie konsumieren kann und probiert alles aus, was man nur ausprobieren kann. Opium, Koks, Ketamin, MDMA – bis hin zu diversen Mischungen, alles ist dabei und sie leistet sogar mit einer Heroinspritze erste Hilfe. Sie lässt nichts aus, kann nichts auslassen, denn der Reiz ist einfach zu groß.
Marco geht Stella nicht mehr aus dem Kopf und um ihm zu gefallen, lässt sie alles zu. Grenzenlos gibt sie sich ihm hin und das Konsumieren der Drogen gehört gleich zu Beginn eines Treffens, bei denen sie gnadenlos mit dem Feuer spielt, dazu. Zu den Drogen gesellt sich ganz automatisch und selbstverständlich der Sex, welcher gerade in zugedröhntem Zustand zu einem unbeschreiblichen Abenteuer des Rausches wird.
Immer mehr, immer weiter, ohne extreme Steigerungen hat Stella keine Chance. Einfachheit ist nicht mehr erregend genug, es muss pervers sein, anders sein, Extremismus pur.
Als Leser fühle ich mich bereits nach den ersten Seiten schon wie unter Drogen und Alkohol und gebe mich den Worten Ilaria Palombas hin und das Karussell läuft schneller und schneller. Die Worte abgefuckt aber gut, schwirren mir durch den Kopf und die ein oder andere Szene entlockt mir ein leichtes Schmunzeln der Erinnerung.
Ich bin einerseits aus unerklärlichen Gründen fasziniert von Stella und verfalle in einen Rausch. Ebenso allerdings ekel ich mich vor ihr und der zunehmenden Naivität. Vor allem als der Drogenkonsum zum Alltag gehört und sie immer mehr zu versinken droht. Dennoch ist ihr scheinbar doch bewusst, was sie tut. Sie spielt gern mit dem Feuer, kann ihre Finger weder von Marco noch von den Drogen lassen und selbst als die Exzesse ins Unermessliche ausufern, kann sie die Notbremse nicht ziehen. Sie zieht sie auch absichtlich nicht, sie kann es nicht, will es nicht, schafft es nicht, möchte es nicht schaffen.
Die Distanz zu ihrem bisherigen Leben wächst, sie entfernt sich von ihren Eltern, sagt sich von den ehemaligen Freunden los und treibt von Trip zu Trip in völlig neue Umfelder hinein. Mit fast 20 Jahren sind auch ihre Eltern machtlos. Deren Hände sind gebunden und sie verlieren ihre Tochter. Kontrolle unmöglich, selbst die größten Bemühungen verlaufen ins Leere.
Neugierig ziehe ich beim Lesen selbst Parallelen zur Autorin. Sie selbst lebt ebenfalls in Italien, hat blonde Haare, ist Mitte zwanzig und studiert ebenfalls Philosophie. Der Roman – ein Einblick in ihr früheres Leben oder gar in ein Leben, welches sie gern probiert hätte und es nun schreibend auslebt? Oder verarbeitet Ilaria Palomba ihre ehemalige Drogenlaufbahn?
Der Schreibstil der Romandebütantin ist ein einziger Rausch und doch wird die Protagonistin Stella von außen betrachtet, es wird über sie und ihr Handeln erzählt. Von Stella selbst werden konstant Gedankensamen eingestreut, in welche sich der Leser von Anfang an begeben muss. Gerade diese erzeugen den wahnsinnigen Sog, den gewissen Rausch und lassen den Trip miterleben.
Am Ende, als das Handlungsfass keinen Boden mehr hatte, gab es einen Knackpunkt für mich selbst. Ein Punkt namens Distanz, ein Moment des Erwachens, denn die Autorin erzeugte mit ihrer Protagonistin eine Situation, die mich dazu brachte, mir ein Gegenmittel zu spritzen.
Ich musste atmen, das Gedankenkino unterbrechen, ich musste runter vom Trip. Der Roman musste zur Seite gelegt werden, da ich selbst erwachte und ich mich, wie auch Stella anschrie. Ich versuchte es und schaffte es nicht, die Atemluft war zu dünn.
Abhängigkeit im Tal der absoluten Tiefe. Abgrund.
Dieser Roman ist speziell. Er ist sehr speziell, er ist krass, er ist krank, er ist ekelhaft und doch so abgefuckt, dass er einen unwiderstehlichen Reiz hat.
Er ist voller Gewalt, voller Drogen, voller Narben, voller Schmerz, voller Perversität und doch hat er diese magische Anziehung, die mich in seinen Fängen hielt. Genau wie Stella komme ich immer wieder angekrochen, obwohl ich weiß, was passieren wird.
Dieses Buch kann man nicht empfehlen, da es keine richtigen Argumente gibt. Es wäre vergleichbar mit einer Empfehlung Drogen zu nehmen. Dies tut niemand, auch ich nicht. Die innere Stimme muss nach diesen Worten bestimmen, ob der Stoff konsumiert werden sollte oder nicht. Diese innere Stimme sollte allerdings volljährig sein, denn „Tu dir weh“ spricht Gossenklartext und der liegt so manches Mal schwer im Lesermagen und zerrt an der Psyche.
Für mich persönlich ist dieser Roman eine Droge, welche ich in meinem Leserleben nicht missen möchte. Mich hat dieser Stoff angezogen, nicht mehr losgelassen und ich habe alle Höhen und Tiefen durchleben müssen und auch können. Er hat sogar bewirkt, dass ich zwei Tage kein neues Buch beginnen konnte, ich brauchte regelrechten Entzug.
Ich bin drogenabhängig und die Droge hat einen Namen „Tu dir weh“.
Das Jahr ist um – endlich. Endlich ist es soweit und der zweite Teil um die Elbenthal-Saga kann verschlungen werden. Endlich.
Ein Jahr ist es her, als Ivo Pala vor Ort über den Dächern Dresdens, seine Hauptprotagonistin Svenya vorstellte. „Die Hüterin Midgards“ feierte Premiere und der bekannte Hörbuchsprecher Torsten Michaelis begeisterte die Lesungsbesucher stimmlich, als er daraus las.
Nun endlich kann das Abenteuer lesend fortgesetzt werden. Teil zwei „Der schwarze Prinz“ sticht optisch ebenso ins Auge wie Teil eins und leuchtet so hell und magisch, dass ein Widerstehen schwer fällt.
Nach Elbenthal war es für mich nicht weit, ich musste von der Oberfläche Dresdens einfach nur in die Unterwelt hinab steigen und schon war ich wieder bei Svenya, der Hüterin Midgards. Svenya hat sich bereits in der Unterwelt eingelebt, ist aber auch oberhalb zu finden, denn Sie macht Jagd auf die Mannwölfe, welche wiederrum hinter unschuldigen Mädchen her sind. Doch ihre Jagd muss sie bald unterbrechen, da ihre Kraft an anderer wichtigerer Stelle gebraucht wird.
Entweder man liebt dieses Kinderbuch, das ebenso für uns Erwachsene geeignet ist, oder man hasst es. Hier gibt es wohl keine Mischform von Hassliebe. Daumen hoch oder Daumen runter.
Alle Daumen von uns Literatwos zeigen nach oben, denn wir wollen „Bär im Boot“ lieben, wir lieben „Bär im Boot“!
Es geht aus unserer gemeinsamen Sicht auch gar nicht anders, denn schon die Gestaltung des Buches ist so besonders, dass sie unsere buchigen Herzen schneller und höher schlagen lässt.
Ein Roman, der alle Zeiten überdauert und jahrelang Bestand haben wird. Diesen Eindruck erweckt dieser Hingucker vom Carlsen Verlag schon von Buchgeburt an. Findet ihr nicht auch? Wir hatten sofort das Gefühl, als ob wir dieses Werk schon jahrelang in unserem Lieblingsliteraturregal stehen haben und schon ganz lange kennen.
Das Schicksal ist ein mieser Verräter – zum Glück nicht immer, aber im Grunde kann man den Titel des Buches genauso unterschreiben. Jeder von uns wird das schon mehrmals gedacht haben, aber die damit verbundenen Erlebnisse oder Nachrichten ein wenig gerade rücken können. Hoffentlich!
Allerdings weiß man bereits gerade wegen des Titels, dass es schlimm werden wird, dass Unerwartetes kommt, dass es emotional wird, dass es schwer wird.
Hazel Grace – aber lieber „nur“ Hazel „ohne“ Grace, also Hazel ist 16 Jahre und Hazel hat Krebs. Schilddrüsenkrebs und auch ihre Lungen haben Metastasen. Die Sauerstoffflasche ist ihr engster Begleiter, diese muss sie immer bei sich tragen, denn sonst wird ihr schwindlig. Ihre Kraft ist endlich und jeder Schritt strengt an. Zudem ist sie von ihrer Mutter genervt, denn diese möchte unbedingt, dass sie mal wieder die Selbsthilfegruppe besucht, um nicht depressiv zu werden und um mal wieder unter Leute zu kommen.
Hazel liest zudem gern und ihr größter Traum ist es, ihren Lieblingsschriftsteller zu treffen, welcher den Namen Peter Van Houten trägt und nicht wie sie selbst in den USA, sondern in den Niederlanden wohnt. Sein Werk „Ein herrschaftliches Leiden“ hat sich in ihrem Herzen tief verankert und sie würde ihm gern mehrere Fragen dazu stellen. Vor allem zu seinen Protagonisten.
Hazel liebt den Roman, denn in ihm geht es um Krebs, aber weder um nerviges Mitleid noch um irgendwelche Krebshelden, noch um Wohltätigkeitsorganisationen. Der Roman ist real, denn Van Houten schildert wie es wirklich für einen Krebskranken ist, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, ohne die Krankheit schön zu malen.
Hazel tut ihrer Mutter den Gefallen und besucht mal wieder die Selbsthilfegruppe, um sich mit anderen Kranken zu unterhalten. Am besten versteht sie sich mit Isaac, welcher Augenkrebs und nur noch ein Auge hat. Sie kommunizieren oft über abwechselndes Seufzen, während die Anderen über Themen sprechen, die beide nicht interessieren. Doch diesmal erweckt ein Junge ihre Aufmerksamkeit. Augustus, kurz Gus. Seine offene und schlagfertige Art verzaubert Hazel und beide freunden sich an, treffen sich immer öfter und verlieben sich ineinander. Gus liest Hazels Herzensroman und Hazels großer Wunsch springt auch auf Gus über.
Eine tiefere Beziehung beginnt, die der Roman erst richtig in beider Herzen zum Rollen bringt und festigt.
Amsterdam lautet ihr gemeinsames Ziel. Amsterdam, die Stadt in der sich alles ändert und die Welt beginnt sich in eine andere Richtung zu drehen.
Nein – das hier ist kein Roman nur für Jugendliche.
Nein – das hier ist kein Roman, in dem es um Krebshelden oder irgendwelche Wohltätigkeitsorganisation geht.
Nein – dieser Roman ist schonungslos offen, dieser Roman spricht Klartext und dieser Roman wird sich im Herzen des Lesers verankern, wie kein anderer Roman in dem die Krankheit Krebs eine Rolle spielt.
John Green präsentiert dem Leser Protagonisten, in die er sich von Anfang an hineinversetzen muss. Förmlich nahtlos schlüpft man in die Protagonistin Hazel und versetzt sich in ihre Lage, sieht durch ihre Augen, atmet ihren lebenswichtigen Sauerstoff und wird von ihren Gefühlen ummantelt.
Hazel ist taff, stark und doch umtreiben sie Gedankenwelten, die wir als Leser so vielleicht noch nicht kannten. Als Hazel möchte man kein Mitleid, man möchte leben, man sucht den Spaß und man möchte wie ein normaler Jugendlicher behandelt werden.
Als Gus in ihr Leben tritt, lernt sie zum ersten Mal richtig die Liebe kennen. Ihre Unerfahrenheit ist total verständlich und jeder von uns kennt diese neuen Erfahrungen, die es zu ergründen und erleben gibt.
Der Roman „Ein herrschaftliches Leben“ zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman. Wer jetzt denkt, dass der Krebs das unumstrittene Hauptthema ist, liegt nicht ganz falsch, irrt sich aber trotzdem.
Green versetzt seine Leser in Gefühlswelten die einfach gnadenlos und doch so tief und voller Emotionen sind. Er bringt Informationen im Leseflug weit ans Leserherz, die man erst mit den Nachwirkungen beim Beenden des Romans richtig gewaltig spürt. Nicht nur Hazel und Gus sind Protagonisten, die man gern im richtigen Leben um sich hätte. Auch Isaac ist ein wahnsinnig taffer Mensch, der erst recht kein einfaches Schicksal hat. Gerade er verankert sich im tiefsten Gefühlskern und bringt Gedanken zum Kreisen.
Den Roman kann man wohl nur in einem Rutsch lesen, allerdings muss dieser immer wieder unterbrochen werden, da niemand darum herum kommen wird, von seinen Gefühlen überwältigt zu werden. Zu schonungslos offen ist dieses Werk, zu grausam die Romanrealität und an einigen Stellen ist man schier fassungslos, was passiert und noch fassungsloser wenn man feststellt, dass es bestimmte Menschen und deren Verhalten in seinen eigenen Umgebungen gibt.
Wir Literatwos haben eine Kerze angezündet für unsere Freundin Miriam (Orca), die plötzlich erkrankt und mehr als schnell im letzten Jahr von uns gegangen ist. Gerade an sie musste ich oft denken und diese Realität wummert im Hinterkopf.
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ (übersetzt von Sophie Zeitz) ist sagenhaft stark vom ersten bis zum letzten Wort und ganz bestimmte Passagen sind so einmalig, dass man über diese sprechen muss und am liebsten irgendwo einritzen würde.
Vielleicht ist eine klitzekleine Vorhersehbarkeit im Roman, aber diese ist minimal, denn die Wendung, welche den Leseratem fast zum Stillstand bringt, ist umgreifender als vermutet. Sagenhaft, tief, emotional, direkt und dennoch mit poetischen Worten bespickt – ein wahres Meisterwerk in dem man als Hazel die Hauptrolle spielt und selbst auf der Leinwand zu sehen ist.
Wer sich dem Roman hingibt, der soll gewarnt sein, denn es wird emotional und es werden keine Augen trocken bleiben, wenn die Tiefe der Worte wie tausend Arme um einen greift.
Lesen, einfach lesen – egal ob männlich oder weiblich, jugendlich oder erwachsen, egal ob gesund oder krank – seid stark und lest!
Anfang der neunziger Jahre antwortet Sabine Rennefanz nicht gern auf diese Frage, denn der Nachsatz „Du siehst gar nicht so aus.“ hätte das ganze Gespräch noch negativer angehaucht.
Heute sieht das ganz anders aus, heute hat Sabine Rennefanz über ihre Jungend und ihre damaligen Empfindungen und Gedanken geschrieben und ihre innere Wut besänftigt und bekämpft.
Der Auslöser zur Reise in die Vergangenheit war ein Gespräch, welches Sie mit ihren Kollegen in einem Restaurant in Berlin Kreuzberg führte. Damals war Dezember 2011 und damals sprachen Sie über die Mordserie der Neonazis aus Jena. Die Namen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, die zehn Menschen getötet haben, sind wohl ganz Deutschland bekannt. Diese drei Menschen, haben mit ihr etwas gemeinsam, eine innere Wut die brodelt, brodelte.
Stellt euch vor, ihr lest wie gewohnt draußen in der Natur auf eurem Lieblingsleseplatz. Vielleicht auf einer Bank im Park oder auf einer Wiese am See. Bibliophil wie ihr seid, saugt ihr den Inhalt in euch auf und genießt es, zwischen den Seiten zu leben und in die Welt des Romans zu entfliehen.
Plötzlich tauchen zwei junge Männer neben euch auf und wollen genau den Roman, welchen ihr gerade lest, kaufen. Sie bieten euch erst eine kleine Summe an, die euch ein müdes Lächeln abringt. Doch dann bieten sie euch mehr, sogar 2000 in bar. In eurer Tasche habt ihr noch weitere Bücher dabei, die die zwei Störenfriede sehen. Sie bieten euch nicht nur 2000 in bar für das eine Buch, sondern sogar 2500 für jedes weitere. Zudem bieten sie euch 1000 in bar, wenn ihr ihnen Namen und Adressen von Lesern nennt, die ihr kennt.
Und nun? Was würdet ihr tun? Ein Albtraum für jeden Leser von uns, oder?
Rob und Jojo sind diese zwei Männer, die euch soeben begenet sind. Sie sind Buchagenten und genau das Gegenteil von dem, was ihr im Jahr 2013 über Buchagenten wisst. Wir schreiben hier und jetzt das Jahr 2035 und das Geräusch „Mzzzp“ ist jedem bekannt.
Bücher sind eine Seltenheit, zumindest in gedruckter Form, denn die Buchagenten sind auf der Jagd nach Büchern und kaufen diese allen Lesenden, die sie aufspüren, ab. Die Scanner AG möchte alle Bücher besitzen und alle Bücher einscannen, um diese endlich JEDEM und zwar KOSTENLOS zugänglich machen zu können. Der Konzern wächst immer mehr und das große Ziel, alle Druckerzeugnisse zu digitalisieren, rückt immer näher.
„Verlage sind Altwissen! Ultranetz ist Zukunft!“
Das tägliche Geschäft wird für Rob und Jojo immer schwerer, es sind nicht mehr viele Menschen mit Büchern zu finden. Zum Glück gibt es die Metro Gleiter, mich welchen man sich schnell fortbewegen kann, um von der A-Zone in B- und C-Zone zu gelangen und die Mobril, um die Bücher sofort zu scannen und für Ultranetz zugänglich zu machen.
„Mzzzp.“„Studiere die Zukunft! Sei wirklich neugierig, nicht altgierig.“
Unerwartet möchte ein Lesender sein Buch nicht gegen viel Geld an Rob herausgeben. Er bietet ihm verwunderlicher Weise das völlig Unnormale an. Er möchte ihm sein Buch schenken und er möchte, dass er es liest. Rob ist durcheinander und schnell stellt sich heraus, dass eben jener Mann, Arne Bergmann ist. Er ist Mitglied der Büchergilde und wird von Ultranetz schon jahrelang gesucht.
Rob möchte mehr über die geheime Organisation namens Büchergilde erfahren und setzt sich großer Gefahr aus. Nicht nur die Gefahr von außen beginnt ihn zu ummanteln, auch er selbst steht vor einer innerlichen Veränderung und plötzlichen Fragen, die seinem persönlichen Fundament Risse zufügen.
Wir sind schnell im Jahr 2035 angekommen, so weit ist es ja nicht mehr bis dahin. Wir haben versucht, uns sehr schnell einzuleben und anzupassen, was sehr schnell gelungen ist. Der Metro Gleiter brachte uns zuverlässig an alle Schauplätze und mit der Mobril waren wir ebenso vertraut, als ob wir diese schon lange benutzen.
In Ultranetz, dem sozialen Netzwerk sind wir fast ununterbrochen online, um keine Neuigkeiten zu verpassen. Schließlich finden wir dort alle lebenswichtigen Informationen im randvollen Wissenskanal und bleiben so mit allen unseren Freunden in Kontakt. Das Teilnehmen an anderen Leben ist umfassend gesichert, durch das hautnahe, bildliche Dabeisein. Fernbeziehungen fühlen sich sogar enger an, als normale Beziehungen vor Ort. Sagenhaft, was Mobril und Ultranetz möglich machen, beides ist nicht mehr wegzudenken.
George Orwell lässt grüßen. Auf diesen Nenner könnte man es bringen… aber so einfach ist das nicht. „Die Scanner„ ist so nah an unserem jetzigen Erleben angelegt, dass wir beim Lesen des Romans erkennen, dass wir nicht weit entfernt von dieser Utopie sind. Information und Wissen – um diese Schwerpunkte dreht sich die Welt und wer beides beherrscht, der wird auch kein Problem haben, die Menschen so zu steuern, wie es ihm beliebt.
Robert M. Sonntag bringt das Unbehagen der heutigen Zeit drastisch auf den Punkt. Unsere Konsumgewohnheiten werden analysiert und entsprechend unseres Kaufverhaltens werden wir mit Informationen überflutet, die uns suggerieren, ständig etwas zu verpassen. Gläserne Kunden sind wir schon heute und all unsere tiefsten Geheimnisse teilen wir mehr als bereitwillig in sozialen Netzwerken. Eigentlich muss wirklich nur noch ein brillanter und gut ausgestatteter Datensammler den logischen nächsten Schritt gehen und wir sind da angekommen, wo wir doch bitte niemals ankommen wollten.
In einem ferngesteuerten Leben, das keinerlei Privatsphäre mehr kennt und das nichts mehr vor der Gesellschaft verbergen kann. Und da wundern wir uns auch nicht, wenn wir nur noch lesen dürfen, was von Informations-Monopolisten genehmigt wird. Gesteuert, manipuliert und gleichgeschaltet… Sieht so unser bibliophiles Schicksal aus? Manchmal hat man das Gefühl, nur einen kleinen Schritt von einer solchen Utopie entfernt zu sein… Spätestens bei Neuigkeiten über die Einführung der Google-Brille „Google Glass„ wird es Lesern von „Die Scanner“ zukünftig ein wenig den belesenen Magen umdrehen.
Robert M. Sonntag ist ein großer utopischer Wurf gelungen. Sein Jugendbuch besticht durch Greifbarkeit und ist bis zur letzten Seite verständlich. Es ufert nicht aus, sondern packt seine Leser bei der wachsenden Erkenntnis und lässt ihn nicht mehr los. Es lässt Freiraum für Träume und Visionen, bedarf aber keiner vieldeutigen Interpretationen, an deren Ende der meist jugendliche Leser ratlos alleine gelassen wird.
Besonders spannend scheint es zu sein, einen genauen Blick auf den Schriftsteller selbst zu werfen. Woher kommt seine tiefe Sicht in die Zusammenhänge – ist es seine grandiose Phantasie, die uns so unendlich bereichert – oder ist es etwa noch mehr? Ein Blick auf seine Vita macht uns ein wenig sprachlos:
„Robert M. Sonntag, geboren 2010, lebte nach dem letzten der großen Kriegen in der A-Zone. Er arbeitete für den Ultranetz-Konzern. Seit 2035 liegen keine Einträge mehr über ihn vor. Sein Ultranetz-Profil ist gelöscht. Robs Buch und diese Zeilen erreichten den S. Fischer Verlag auf bisher ungeklärten Wegen.“
Wir werden ihn persönlich in Leipzig treffen… Wirklich wahr, auch wenn es gefährlich werden sollte. Wir sind mit ihm über einen geheimen Vermittler verabredet und werden versuchen herauszufinden, was sich hinter dieser utopischen Geschichte verbirgt…. Bleibt einfach gespannt!
Dark Canopy und Dark Destiny (Script 5) – eine Dilogie (Zweiteiler), welche es in sich hat und nicht nur uns Literatwos absolut begeistert hat. Auch his & her books ist hin und weg und wir haben uns erneut miteinander verbündet, um eine Aktion zu starten. Unsere erste Aktion um den Roman „Die Bestimmung – tödliche Wahrheit“ hat uns riesigen Spaß gemacht und schreit nach einer Wiederholung.
Dark Destiny von Jennifer Benkau bietet sich dazu hervorragend an, darum aufgepasst!
Wir Literatwos sind zwei, His & her books sind zwei und somit gibt es für euch zwei unterschiedliche Rezensionen und ihr könnt zwei Bücher gewinnen.
Na wie klingt das?
Gut? Dann öffnet jetzt eure Augen und passt gut auf, denn es wird dunkel. Die großen schwarzen Wolken bündeln sich am Himmel – Dark Canopy ist übermächtig und Joy schwebt in großer Gefahr.
Verrückt. Ich liebe dieses Wort und sage es oft und gern. Einfach verrückt. Was gibt es da passenderes, als „Caroline – total verrückt“ zu lesen? Huch, bei Caroline scheint es noch viel verrückter zuzugehen, denn aus verrückt wurde feerückt. „Caroline – total feerückt“ (Sauerländer), aber total feerückt.
Caroline geht es gerade richtig gut, als ihre Eltern sie von jetzt auf gleich in einen Zug nach Heudorf verfrachten. Ein Brief wird ihr mit auf die Reise gegeben, in dem sie ihr mitteilen, dass sie ganz dringend was erledigen müssen. Einfach so, ab in den Zug, abgeschoben.
Ausgerechnet jetzt, wo sie Philipp fast geküsst hätte. Auch mit ihrer Freundin Jana verbrachte sie eine tolle Zeit und nun soll sie zu ihren Tanten mit den außergewöhnlichen Namen Äsotheria und Elfie, die eigentlich gar nicht ihre Tanten sind und sich zudem für Feen halten. Sie kennt die beiden überhaupt nicht und innerhalb kurzer Zeit hat sich alles verändert, als ob jemand einen Zauberstab geschwungen hätte.
Caroline ist verwundert über ihre Eltern und soll nun in Heudorf zur Schule. Heudorf, ein kleines Nest in dem sie niemanden kennt und das komplette Gegenteil von der Großstadt Berlin ist. Zum Glück findet sie schnell Anschluss, denn Natalya, ihre neue Klassenkameradin, hilft ihr durch den neuen und ungewohnten Schultag. Unverhofft und noch verwunderlicher ist das Auftauchen von Spin-Air Cari-op-Ralidostalskyin. Er ist ein Schmetterlingself und bezeichnet sie selbst als eine Fee, eine Fadette.
Total feerückte Zeiten brechen für Caroline an, erst recht als sie von geheimnisvollen Dunkelmännern und fiesen Schicksalsspinnerinnen verfolgt wird. Carolines Leben ist auf den Kopf gestellt und sie muss herausfinden, wie und ob sie in ihr bisheriges normales Leben zurückfindet. In all dem Chaos steht auch noch ihr Geburtstag an. 13 Jahre und abgeschoben von den Eltern, dafür in Gesellschaft feerückter Tanten.
Total feerückt, absolut frech, witzig und frisch kommt Protagonistin Caroline daher und zieht den Leser in ihren Bann. Fantastische Elemente schleichen sich nach und nach in den absolut wundervollen Roman für Kids, die gerade ihren ersten Ausflug ins fantastische Genre wagen wollen. Ein großes Abenteuer voller Spannung gibt es hier zu erleben. Caroline ist nicht auf den Mund gefallen und weiß auch im langweiligen Heudorf, die passenden Antworten, die den Leser auflachen lassen.
Ein taffes Mädchen, was sich nicht so leicht abschieben lässt und das man gern auf ihrem feenhaften Ausflug begleitet. Die zwei Tanten setzen dem Geschehen die Krone auf. Caroline selbst macht zudem Bekanntschaften mit Spiegeln und erfährt einiges über eine andere zauberhafte Welt, was uns gedanklich zu Alina Bronskys Roman „Spiegelkind“ trieb.
„Caroline – total feerückt“ – ein herrlich verrücktes Kinderbuch, welches einfach gestrickt, flüssig zu lesen ist und für umfangreiches Lesevergnügen sorgt.
Unsere persönliche Empfehlung für große und kleine Leser! Während sich die größeren Leser mit „Spiegelkind“ vergnügen, sollten sich die kleineren Leser mit Caroline in ihr magisches Lesezelt zurückziehen.
Die Charaktere sind ebenso herzallerliebst und versprühen durch ihre große Abenteueroffenheit gute Laune. Für jede Menge Spaß ist gesorgt und für Spannung sowieso, denn mit den Dunkelmännern und Schicksalsspinnerinnen ist nicht zu spaßen. Ein fulminantes Ende rundet den feerückten Roman ab und lässt keine Fragen offen.
Besonders lieb habe ich den kleinen Flattermann Spin-Air gewonnen und ab und an dachte ich sogar, er kommt zwischen den Seiten hervor geflogen. Wäre das nicht schön, so ein kleiner Elf den kein anderer sehen kann? Wobei es allerdings auch schwierig werden kann, denn wenn man ihm antwortet und jemand daneben steht der es hört, verwirrt man denjenigen und anschließend stempelt derjenige einen selbst als verwirrt ab. Verwirrt verrückt, ähm, feerückt.
Caroline solltet ihr wirklich kennenlernen, denn diese Feerücktheit muss man erlebt haben.
P.S.: Ich selbst, unter dem Spitznamen Bini bekannt, habe immer besonders schmunzeln müssen, denn Caroline wird ab und an von ihrer Mutter als Lini-Bini bezeichnet.
Warum? Findet es heraus 😉
Update – 01-03-2013: „Voll feerspiegelt“ wird der zweite Band heißen – geplant ist eine Trilogie.
Wollen wir alle manchmal nicht einfach nur weg, weil uns alles zu viel ist oder Dinge passieren, die wir einfach nicht mehr ertragen können? Einfach weg von dem Ort, an dem wir wohnen, um einen völligen Tapetenwechsel zu erfahren? Ich denke, dass Gefühl hatte jeder schon einmal und jeder kann sich in Elsa hinein versetzten.
Elsa Beletti hat das Gefühl weg zu müssen, denn das Leben entreißt ihr nach und nach alles. Sie möchte raus aus dem Trubel von New York und rein in das stille Leben, welches in Thunderstown auf sie wartet. Elsa sucht Ruhe und möchte diese genau dort finden, wo das Leben völlig entschleunigt ist, wo die Freiheit spürbar ist. Die Einwohner von Thunderstown sind recht eigen und die 29-jährige muss sich erst einfinden, aber Kenneth, bei dem sie zur Miete wohnt, hilft ihr dabei.
Mit Daniel Fossiter, dem angesehenen Mann der aus einer alteingesessenen Familie stammt, sollte sie es sich nicht verscherzen, wie sie von Kenneth erfährt. Er ist Bergjäger und tötet die Ziegen um den Pflanzenwuchs zu erhalten, aber er tötet auch andere Kreaturen. Elsa war Daniel von Anfang an unsympathisch, da er unmenschliche Züge an sich hat.
Kenneth öffnet sich sehr tief gegenüber Elsa und erzählt ihr von seinem verschwundenen Sohn. Auch in die alte Legende über die Entstehung der Berge, weiht er sie ein. Elsa ist dem ihr gegenüber gebrachtem Vertrauen sehr dankbar und begibt sich in die Berge. Sie braucht frische Luft, die endlosen Weiten und möchte ihre Blicke weit schweifen lassen.
Ihre Einsamkeit währt nicht lange, denn nähe des Aussichtspunktes in der Windmühlenruine beobachtete sie einen Mann. Dieser redete mit sich selbst, begann sich auszuziehen und wurde nach und nach zu einer Wolke, aus der Regen fiel. „Warte bitte“ flüsterte Elsa und aus der Wolke wurde der Mann, der sich ihr als Finn Munro vorstellte und in ihr eine Art Schalter betätigte.
Daniel Fossiter kennt den wettererfüllten und seltsamen Finn schon länger, genau wie den geheimnisvollen Aberglauben der Einwohner über das Wetter und spürt, dass sich ein Widerstandsgewitter aufbäumt.
„Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ konnte mich damals nicht richtig überzeugen, aber es wurde der Entschluss gefasst, dass Ali Shaw noch eine Chance bekommt, mich mit seinem nächsten Werk zu überzeugen. „Der Mann, der den Regen träumt“ ähnelt sich bereits optisch in der Covergestaltung, steht aber inhaltlich nicht im Zusammenhang mit benanntem Vorgängerwerk. Von Anfang an ist klar, dass es poetisch wird, verträumt und auch irgendwie märchenhaft, dank der fantastischen Elemente.
„Manchmal ist das Leben eines anderen das Einzige, was dem eigenen Sinn verleihen kann.“
Ali Shaw schreibt wahnsinnig bildlich und lässt seine Geschichte nach und nach wie eine Rose aufblühen. So strömt bei ihm der Duft der Liebe nach und nach aus, ohne kitschig zu wirken. Als Leser selbst spürt man den zarten Liebeshauch, den Elsa umgibt, wenn sie mit Finn zusammen ist. Doch auch die geheimnisvolle Stimmung zieht sich durch den Roman und schleicht sich etappenweise in den Vordergrund.
Zauber liegt in der Leseluft und lässt diesen in einem poetischen lila schimmern. Shaw bedient sich von einem nur kleinen Protagonistenkreis, um sich jedem umfassend zu widmen und seine Vergangenheit zu entschlüsseln. Nicht nur bei Elsa achtet er darauf, dass eine Bindung zum Leser hergestellt wird. Wie ein kleiner Bach der sich mit Sommerregen füllt, steigt auch die Spannung an. Allerdings ist ein Überlaufen nicht zu erwarten, was ein wenig schade ist.
Der Plot ist wahnsinnig ergiebig und voller Magie, aber ich hätte mir mehr Spannung gewünscht, denn das Potenzial dazu war greifbar. Auch dieser Roman lässt mich ein wenig unerfüllt zurück, obwohl Shaws Worte mich in eine Welt versetzten, in der ich mich gern tiefer hineinbegeben hätte, um dort zu bleiben. Das bestimmte Etwas, was ich nicht mit Worten betiteln kann fehlt mir. Es hätte noch einige Regentropfen mehr sein können, die die trockenen offenen Fragenpunkte nässen.
Und doch rüttelt der Inhalt im Leser einige wichtige Dinge wach und Fans der Poesie kommen auf ihre Kosten, denn Shaw ist ein richtiger Poesiemeister. Ein zitatgefluteter Wörterregen ergießt sich regelmäßig und bringt höchsten Lesegenuss.
Ein Märchen für Erwachsene, ein Märchen für ruhige gemütliche Stunden, ein Märchen voller Poesie.
Ich bin hin und her gerissen und bin mir doch sicher, dass er noch eine Chance bekommt, mich restlos zwischen seinen Worten glücklich zu machen.
Die Zeichnungen im Artikel stammen von Ali Shaw höchst persönlich und er ist wortwörtlich geschmeichelt, dass wir diese hier verwenden. Danke für den netten Kontakt Ali und euch viel Spaß beim Umschauen auf seiner Homepage.
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