Kategorie: Artikel / Buchvorstellung / Rezension

Das literarische Kaleidoskop – Regina Kehn

Das literarische Kaleidoskop – Blick ins Buch ©Regina Kehn

Kaleidoskop

Wir fühlten schon in dem Moment, als das Buch noch geschlossen vor uns lag, dass wir einen Schatz in den Händen halten.

Durch den Einband hindurch und angesichts des Titels war uns sofort klar, hier wartet ein ganz besonderer Inhalt auf uns. Schon das Wort Kaleidoskop im Titel des Buches verriet uns, dass wir besonderes erwarten können und dies nicht nur von einer Seite aus betrachtet.

Kaleidoskop, aus dem Griechischen stammend, bedeutet soviel wie „schöne Formen sehen“. Schöne Formen und schöne Texte, würden wir sehen, wir erahnten aber nicht einmal annähernd, wie geplättet wir sein würden.

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Der Sommer hat lange auf sich warten lassen – Melitta Breznik

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen - ein Roman zwischen aufblühen und verwelken
Der Sommer hat lange auf sich warten lassen – aufblühen und verwelken

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen“ (Luchterhand), ja, dem Titel können wir einfach nur zustimmen.

Aber mal ehrlich, ein Roman aus dem Hause Luchterhand, hat keine einfache Aussage im Titel, oder? Natürlich verbirgt sich hinter dem Titel nicht das, was wir auf den ersten Blick vielleicht vermuten. Es geht natürlich nicht um den vergangenen Sommer.

Melitta Breznik erzählt von einem Sommer, einem Lebensabend, in dem vielleicht ein runder Abschluss gefunden werden kann. Dazu braucht sie nur drei Protagonisten. Margarethe, eine Frau im Alter von knapp 90 Jahren, Max, deren ersten Mann und Lena, ihrer gemeinsame Tochter.

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen -
Der Sommer hat lange auf sich warten lassen –  scharfe & unscharfe Lebenswege

Im Sommer des Jahres 2011 findet sich der Leser wieder. In der Schweiz, in Basel, bei Margarethe. Sie fühlt sich wohl im letzten Lebensdomizil, in der Altenklause. Aber sie möchte unbedingt noch eine Reise wagen, die Reise die ihr Leben endlich abrunden soll. Eine Reise die sie alleine unternehmen möchte, ganz alleine, nur mit ihren Gedanken. Ihr Ziel lautet Bergen-Enkheim, der Ort der ihre Kindheit zeichnete, der Ort an dem sie ihre Tochter Lena treffen möchte.

Lena ist früh aus ihrem Elternhaus nach London geflüchtet. Der Kontakt zur Mutter brach, als diese gegen den Willen Lenas handelte und eine Entscheidung für ihre Zukunft traf. Eine Entscheidung die Lenas Leben prägte und immer noch auf ihr lastet. Ihr Vater Max hat Margarethes Handeln damals nicht mehr mitbekommen, denn er konnte nicht mehr, denn der Krieg und die Kriegsnachwirkungen haben ihn innerlich zerfressen. Dennoch möchte Lena ihre Mutter treffen, sie sehen und vielleicht sogar ein letztes, aber irgendwie auch erstes Mal im Arm halten.

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Max aus Kapfenberg konnte in seinem Leben nicht wirklich viele schöne Momente erleben. Der 2. Weltkrieg mit seinen Vor- und Nachwirkungen, seiner unschönen Kindheit, zeichnet ihn. Selbst das Leben in Wien, seine Ehefrau Margarethe und Tochter Lena schafften es nie, ihn völlig unbeschwert zu machen. Doch die Tapferkeit war Max Stärke, denn seine Lena liebte er über alles und ihre Kindheit sollte so unbeschwert wie möglich sein. Seine dunkle Vergangenheit sollte keinen Platz im hellen Tageslicht finden.

Drei Leben, drei Vergangenheiten – Margarethe, Lena und Max.

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen -
Der Sommer hat lange auf sich warten lassen – Lebensreiseziele

Die Reise der beiden Frauen löst die Welle der Rückblicke aus. Das bisherige Leben wird anhand von Gegenständen oder Begebenheiten wieder in den Vordergrund geholt. Zwei lebendige Frauen mit abgestorbenen Lebensinhalten wagen es, aufeinander zuzugehen. Schritte die beim erneuten Blick zurück schwer werden, Schritte die gegangen werden müssen.

Melitta Breznik nimmt den Leser mit auf eine Reise und öffnet in einer leisen Art und doch mit lauten Worten drei Lebenstore. Die Autorin selbst reiste für mich ebenso mit, denn sie ist wie ihr Protagonist Max in Kapfenstein geboren und zählt heute 52 Lebensjahre, fast genauso viele, wie ihre Protagonistin Lena.

Der Schreibstil ist tief und stechend, schneidende Worte fügen Schmerzen zu, die die Vergangenheiten spürbar machen. Ihre Charaktere haben die große Gemeinsamkeit, dass ihre Leben zerrissen sind, nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander leben können.

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen -
Der Sommer hat lange auf sich warten lassen – Melitta Breznik

Als Leser wird schnell die Vermutung, dass der Roman hauptsächlich aus der Sicht Margarethes erzählt wird, zunichte gemacht. Nicht nur sie, sondern auch Tochter Lena hat ein bewegendes Leben und braucht den Platz, um den Leser dahin zu entführen. Obwohl im Jahr 2011 nur noch die zwei Frauen leben, bekommt Max ein Erzählfenster, welches in seinem Stil einzigartig ist, da es sich in verschiedenen Zeitebenen abspielt.

Wagt den Schritt, begebt euch auf eine Reise, die viele Gefühle beherbergt. Eine Reise der Lebenswegpunkteverarbeitung, die wie Landschaft am Leserfenster vorbei und vor allem mitzieht.

Der Roman löst das Zurückblicken auf die eigenen Vergangenheit aus, verbirgt Geheimnisse und beleuchtet die Kriegszeit in einem Licht, welches von Überlebensgefühlen und ihren Begleiterscheinungen ummantelt ist.

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen und doch ist er gekommen. Ein leises Buch, was unserer heutigen Gesellschaft drei Lebensgeschichten des 20. Jahrhunderts laut entgegen schreit.

ALARM – Die Mordsmöwen sind los…

Mordsmöwen ~ Sina Beerwald

Mordsmöwenalarm bei Literatwo und wer ist Schuld? Richtig, Sina Beerwald.

Die sogenannten Ratten der Lüfte greifen uns Leselandratten an. Es wird recht flatterig bei uns, denn Sina Beerwald hat uns die geflügelten Insel- und Küstenbewohner auf den Blog geschickt. Also Achtung, hier ist der totale Möwenalarm und ein gefedertes Abenteuer, ein geflügelter Krimi, wartet auf euch und hat unser Lesen total beflügelt.

„Ahoi, Ahoi“ Dieser maritime Gruß kann auch Mobbing sein, denn der Möwenprotagonist namens Ahoi hasst es, wenn ihm dieser Gruß zugerufen wird.

Möwenprotagonist? Ja, richtig. Richtet euer Gefieder und lasst euch auf möwige Worte ein, denn Sina Beerwald lässt die Schnäbel klappern und ihre Protagonisten sind Möwen durch und durch, wobei sie sich schon einige Dinge von uns Menschen abgeguckt haben.

Mordsmöwen

Wir befinden uns auf Sylt und begleiten Ahoi, den Späher der Möwenbande. Ja, es wird kriminell, wie der Titel schon sagt. Nicht nur Ahoi ist seit 10 Jahren auf der kriminellen Flugbahn unterwegs, sondern auch Baron Silver de Luft (Bandenscheff), Harry mit seinem Jungenmöwensohn Grey, Suzette (die Schönheit unter den weiblichen Möwen), Jonathan (Single), Helgi (der Neue aus Helgoland), Balthasar (die Schlaumeiermöwe) und Alki (der Name ist Programm).

Diese Sylter Möwen sind schon anhand ihrer Beschreibung, die ihr noch vor der ersten richtigen Seite findet, für die ersten Lacher gut. Auch ohne Kriminalfall gäbe es schon durch ihre Eigenschaften und Möwencharaktere viel zu erzählen. Aber für Spannung soll eben auch gesorgt sein und die ist vorhanden, denn es passiert an einem ganz normalen Tag auf Sylt.

Mordsmöwen ~ Sina Beerwald

Knut ist weg. Knut ist keine Möwe, sondern ein Mensch und nicht nur ein Mensch, sondern ein besonderer, denn er ist Crèpes-Dealer. Also er besitzt einen Stand an dem sich täglich die Besucher der Insel die Bäuche vollschlagen können. Aber auch die Möwen, denn diese holen sich geschickt ihr Futter, in dem sie es einfach rauben.

Und nun? Der Stand ist zu und Knut scheint verschwunden zu sein und die hungrige Meute ist ratlos, spekuliert wild und macht sich umgehend auf die Suche, denn wer mag schon auf Würmer und Fische umsteigen, wenn es leckere Crêpes gibt?

Der Krimi beginnt und wir haben uns recht schnell in die Lage einer Möwe hineinversetzen können. Uns sind regelrecht die Lachfedern gewachsen.

AHOI

Ahoi ist mit seinem Möwenwesen einfach großartig. Seine Tollpatschigkeit und seine Verliebtheit in Möwin Suzette, wirbelt den spannenden Fall um Mensch Knut noch mehr auf. Zudem spricht Ahoi direkt zu seinem geflügelten Leser und stellt herrliche Fragen, die leider nur gedanklich beantwortet werden können, außer man befindet sich im Urlaub an der See.

Überhaupt ist eine maritime Atmosphäre wirklich ratsam, denn umso besser kann man sich in die Möwen hineinversetzen und vor allem ist es gleich viel lustiger, wenn ebendiese einen beim Lesen beobachten. Ich konnte so einige Möwen fotografieren und habe ihnen Namen gegeben. Stellenweise kam es mir so vor, als ob die Bande extra aus Sylt auf Rügen gekommen ist. Die Robbe Willi habe ich zwar nicht getroffen, dafür habe ich den Crêpes Stand entdeckt.

Aber jeder Humor ist mal kurz ausgeblendet, denn auch bei den Möwen gibt es ernste Seiten. Sina Beerwald schreibt nicht nur über eine kriminelle Bande, über einen Mord oder über die Liebe. Sie schreibt auch über Trennung, Lebenswege, Zukunftspläne und Familienmachenschaften.

Die Möwen sind eben auch nur Menschen!

Mordsmöwen ~ Sina Beerwald

Einige unter ihnen schmücken sich gern mit Brillen oder lesen in den Zeitungen mit Bildern. Herrlich. Der Humor und die Spannung haben die Oberhand im Möwenroman und viele Sprüche sind einfach zum Federn rupfen.

So lustig und eben einfach anders. Der perfekte Roman für den Urlaub an der See oder dort, wo es Möwen gibt. 

Sina Beerwald (emons:) schreibt uns Landratten in ein Lesenest in dem die Federn fliegen. Es riecht nach Eu de Watt, ist spannend und doch dauerhaft komisch. Wir können euch empfehlen, die Möwen auf ihrem Flug und im Falllösen zu begleiten und senden euch eine Leseeinladungsfeder.

Guten Leseflug und grüßte die Bande von uns!

Metamorphose am Rande des Himmels – Mathias Malzieu

Metamorphose am Rande des Himmels von Mathias Malzieu

Ein kleiner Junge, umhüllt von einer Frau im Federkleid, geborgen und geschützt. Das Coverbild von Malzieus zweitem Roman schickte uns sofort in eine Märchenwelt. Die rote Himmelsfarbenpracht auf der Coverinnenseite verstärkte den Wunsch, von Worten umhüllt zu werden und endlich loszulesen.

Wie bereits von seinem Werk Die Mechanik des Herzens wollten wir verzaubert und berührt werden und vor allem den Pulsschlag des Lesens erneut fühlen.

Das ständige Fallen, das harte Aufschlagen und die Ungeschicktheit bescherten Tom „Häma-Tom“ Cloudman den Ruf des schlechtesten Stuntmans aller Zeiten. Doch der Unglücksrabe kann es nicht lassen und versucht immer und immer wieder den kurzen Moment des Abhebens, des Fliegens, zu erzeugen. Seine Tollpatschigkeit zeichnet ihn aus und seine Unangepasstheit grenzt ihn von der Gesellschaft ab, aber Tom denkt keinesfalls daran, sein Hobby aufzugeben, eher daran, damit durch die Welt zu ziehen.

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[Argentinien] „Perla“ von Carolina de Robertis

"Perla" & "Die unsichtbaren Stimmen" - Herzensbücher
„Perla“ & „Die unsichtbaren Stimmen“ – Herzensbücher

Carolina De Robertis hat einen zweiten Roman veröffentlicht? Bereits im März? Wie bitte? Warum weiß ich davon nichts und erfahre es erst jetzt von meiner Freundin?

Seit März gibt es einen weiteren Roman von der Autorin die mein Herz bereits mit ihrem Debütwerk „Die unsichtbaren Stimmen“ eroberte. Mit tiefen emotionalen Atemzügen habe ich damals den Roman zugeklappt und ich konnte ahnen, was mich erwarten wird. Gefühlswelten um eine Protagonistin, die mir sicherlich wieder ebenso ans Herz wachsen wird.

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Ich traf gleich auf der ersten Seite auf eine junge Frau namens Perla. Das Psychologiestudium ist Perlas Tagesmittelpunkt, sie ist zielstrebig, hatte bei ihren Eltern eine gute Kindheit und lebt sorgenfrei. So sollte es zumindest für Außenstehende aussehen, denn Perla möchte auf sich nichts kommen lassen. Sie trägt lieber eine schützende Maske. Mit Gabriel, ihrem Freund, dem einzigen Menschen der unter ebendiese blicken kann, ist sie verstritten.

Perla erschrickt sich, als plötzlich ein nackter Mann im Wohnzimmer liegt Ein Mann der scheinbar trieft vor Nässe, ein Mann der sie anekelt und doch anzieht. Ihre Eltern haben ihre Probleme zurückgelassen und sind in den Urlaub geflüchtet, Perla muss sich allein ihrem Gegenüber, dem ganze Wasserfälle aus dem Mund zu laufen scheinen, stellen.

Perla_Carolina de Robertis-spacer-Perle

Die Autorin leitet ihren gefühlvollen und doch geschichtskräftigen Roman mit einer Szene ein, die den Leser schnell innehalten und an den Anfang des Romans zurück blättern lässt, denn folgendes Zitat, folgender erster Satz schwingt von Seite zu Seite mit.

„Manche Dinge kann der Verstand allein nicht fassen. Also hör, wenn du kannst, mit deinem ganzen Sein zu. Die Geschichte drängt hervor, verlangt, erzählt zu werden, hier, jetzt, wo ich dich so nah fühle und die Vergangenheit näher, wo sie uns ihren Atem ins Gesicht bläst.“

Perla erzählt nicht nur ihre eigene Geschichte, Perla erzählt jemanden ihre eigene Geschichte und bläst gleichzeitig eben diesen besagten Atem der Vergangenheit ins Gesicht. Sie reißt sich während ihrer Geschichte selbst die Maske vom Gesicht und wässert ihre Gedanken mit wichtigen Worten.

Perla - eine Perle von Buch
Perla – eine Perle von Buch

Ihre Eltern waren immer gut zu Perla, zu ihrem Vater hat sie ein innigeres Verhältnis als zu ihrer oftmals reservierten Mutter und doch gab es einen Bruch. Damals war sie 14 Jahre und ihre Freundin konnte es nicht lassen, in das Arbeitszimmer des Vaters zu schleichen. Perlas Vater, ein Marineoffizier, ein sogenannter Mörder. Perlas Pubertätsleben gerät ins Schwanken und ihre Gedanken beginnen tiefschürfend zu kreisen, während ihre Eltern sich in anhaltendes Schweigen hüllen.

Die Blicke auf ihre Kindheit, in der durch den Beruf ihres Vaters einige Verbindungen zu Bruch gingen, werden durch den nassen Mann angekurbelt, aber auch unterbrochen. Nicht nur Perla, sondern auch er hat eine Geschichte zu erzählen, die Geschichte eines Verschwundenen.

Perla -
Perla – Gedankenfluten

Argentinien hat mein Leserherz wieder völlig erobert. Die Worte von Carolina De Robertis sind wirkliche Perlen, ebenso wie der Charakter Perlas. Das Hineinversetzen in ihr Leben gelingt von Anfang an und die zerrissenen Gefühle greifen von allen Seiten und fahren spitze Krallen aus. Ein psychisch schweres Rückblickszenario entblättert sich von Seite zu Seite und die Jahre der Militärdiktatur brennen regelrecht in den Augen.

Das Wasser im Roman kann ebendieses Brennen nicht löschen, aber Klarheit schaffen. Die damalige Zeit drängt sich zwischen den familiären Worten und dem nassen Mann in den Vordergrund, sie schwappt heraus und zeigt mit einem dicken Strahl auf die schlimmen Taten, die in der Zeit von 1976 bis 1983 verübt worden.

Perla - internationaler Coververgleich
Perla – internationaler Coververgleich

Perla entflieht während ihrer Erzählung aus einer fast geschlossenen Muschel, in der sie von außen anfangs kaum sichtbar ist. Die Begebenheiten während ihres Heranwachsens, in der sich die Muschel immer weiter öffnet, treiben sie heraus und machen sie angreifbar.

Der Mann aus dem Wasser weicht auch nach Tagen nicht von ihrer Seite und löst mit seine Anwesenheit in ihr Wortetropfen aus, die enorme Abdrücke im Lebenswellenmeer verursachen.

Perla rettete sich in eine eigene Schutzmuschel, doch die Tropfen der Erinnerung erzeugen einen Fluss, dann ein Meer und dann einen ganzen Ozean, dem Perla nicht ausweichen kann. Sie stellt sich ihrer Vergangenheit und öffnet erneut ihre Augen, die sie längst verschlossen hatte.

Carolina de Robertis umspült die Geschichte Perlas mit argentinischer Geschichte und lässt diese  zwischen emotionalen Wogen auf und ab tauchen. Die Autorin überrascht den Leser trotz leichter Vorahnungen und überzeugt mit bildlicher Sprache und realen Hintergründen.

Perla - Genussmomente
Perla – Genussmomente

Perla reiht sich im argentinischen Lesereisenregal vor allem auch neben dem Roman Wie ein unsichtbares Band von Inés Garland ein.

Perla sollte mit einem gehaltvollen Rotwein genossen werden, denn Perla belebt, Perla verändert, Perla berührt und Perla nistet sich unvergessen im sprachlichen Genussnerv des Literaturliebhabers ein.

„Mein Herz schlägt für uns beide“ von Suzi Moore aus Sicht von Zwillingen

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“Meine Schwester starb am 1. März, und das war richtig blöd. Immerhin war das mein Geburtstag. Es war unser Geburtstag. Laura war mein eineiiger Zwilling.”

“Es passierte ganz schnell…”

Diese ersten Zeilen aus dem Kinderroman „Mein Herz schlägt für uns beide von Suzi Moore (CBJ) haben wir bis heute nicht vergessen. Zu sehr hat uns dieses Buch nachhaltig beschäftigt und zu intensiv war der Meinungsaustausch mit der Autorin vor und nach dem Schreiben unseres Artikels. Die einzigartige Erzählperspektive aus Sicht der neunjährigen Emma, deren Zwillingsschwester am gemeinsamen Geburtstag stirbt, hält uns bis heute gefangen und hat in der Buchvorstellung von Literatwo für tiefe und aufrichtige Worte gesorgt.

Und doch fehlte uns ein ganz besonderer Blick auf das emotionale Geschehen. Wie würden Zwillinge auf den Roman reagieren? Wie plausibel und greifbar würde das Erzählte für Menschen sein, die durch ein ganz besonderes Band miteinander verbunden sind? Wir mussten nicht lange suchen, denn dies ist nicht der erste Roman, bei dem wir uns diese Frage stellten.

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[Silber] Das erste Buch der Träume von Kerstin Gier

Silber - Das erste Buch der Träume - Trilogieauftakt
Silber – Das erste Buch der Träume – Trilogieauftakt

Endlich ist es da, endlich, endlich, endlich. Wie lange ist es her, dass ich die Edelsteintrilogie aus der Gier-Schreibfeder gelesen habe? Gefühlte Jahrzehnte und darum wurde es wirklich Zeit, dass Silber – Das erste Buch der Träume (Fischer Verlag) auf dem Buchmarkt erschien.

Ja, Bücher von Kerstin Gier gibt es viele, aber ich wollte keinen Roman für Frauen, sondern ein Jugendbuch und zwar ein Jugendbuch mit fantastischen Elementen und ehrlich gesagt auch eine Trilogie. Obwohl wir ja bei vielen Trilogien skeptisch sind, bin ich mir diesmal sicher, dass es der Autorin, so wie beim ersten Mal, wieder gelingen wird, ihre Fans zu überzeugen.

Silber - Das erste Buch der Träume_Kerstin Gier_Spacer

Der Roman silberte mich so sehr an, dass ich ohne schuldhaftes Zögern sofort einsteigen musste. Olivia Silber, die 15 jährige Protagonistin vermittelte mir mit ihrer jugendlichen Art gleich das Gefühl, hier richtig zu sein. Wobei es in ihrer Nähe nicht gerade gut roch, denn bei der Kontrolle auf dem Londoner Flughafen musste sie ihren Koffer öffnen und in dem befand sich Schweizer Rohmilchkäse, ihr Mitbringsel. Bäx!

Na das war vielleicht ein holpriger Start in ihrer neuen Heimatstadt. Nach sechs Umzügen sollte endlich ein fester Wohnsitz gefunden sein, doch wer weiß, ob sich ihre Mutter bald wieder neu verliebt? Patchworkfamilie ist das neue Wort, welches Liv umschwirrt, denn Ernest Spencer, ihr neuer Stiefvater, hat bereits zwei Kinder. Mit ihrer Schwester Mia, ihrer Mutter und ihr wächst die Familie also rapide an, zudem die gute Lotti, langjährige Haushälterin, und Hündin Butter, eigentlich Princess Buttercup formerly known as  Doctor Watson, in der Aufzählung nicht fehlen dürfen.

Silber - Das erste Buch der Träume - fliegend Träumen
Silber – Das erste Buch der Träume – fliegend Träumen

Das erste Abendessen, was gleichzeitig zum gegenseitigen Beschnuppern diente, verlief nicht wirklich glatt, denn Florence rastete bei einer getroffenen Zimmeraufteilungsentscheidung förmlich aus. Ihr Zwillingsbruder Grayson war entspannter und wirkte auf Liv mit seiner geheimnisvollen Art recht anziehend. Anziehend wurde es auch für Liv, als Grayson ihr von sich ein Shirt lieh, da sie ihres mit Orangensaft bekleckerte. Peinlich! Und doch hatte es etwas Positives, denn ein seichtes Kontaktband war geknüpft, zudem umhüllte ihren Stiefbruder regelrechter Geheimnisduft.

Der erste Schultag ließ natürlich nicht lange auf sich warten und Liv musste sich mal wieder mit neuen Schulregeln vertraut machen. Merken sollte sie sich gleich, dass es an der Frognal Acadamy jemanden gibt, der über alles Bescheid weiß. Liv erfährt, dass Secrecy auf dem Tittle-Tattle Blog neusten Tratsch von vorne bis hinten bekannt gibt und jeder auf der Hut sein muss, um nicht selbst in einem Gerücht vorzukommen.

Silber - Das erste Buch der Träume - fliegend Träumen
Silber – Das erste Buch der Träume – Traumweltworte

Neue Hürden gibt es auch in London zu bewältigen, allerdings konnte Liv bisher immer gut schlafen und träumen. Liv fühlte sich allerdings völlig neben der Spur als ihre Traumwelten mit der richtigen Realität kollidierten und sich irgendwie vermischten. Es wurde mehr als geheimnisvoll, da Grayson und seine drei Cliquenfreunde darin auftauchten. Jasper, Henry und Arthur kamen Liv sofort bekannt vor. Den Jungs ging  es ähnlich und eine Gänsehaut überkam alle.

War der Traum mit den vier Jungs auf dem Friedhof kein Traum?

Woher wissen die Jungs so viel von Liv ohne sie zu kennen und was war das für ein düsteres Ritual, für eine magische Zeremonie?

Silber - Das erste Buch der Träume - fliegend Träumen
Silber – Das erste Buch der Träume – traumhafte Gestaltung

Dream a little dream – ja, dies habe ich getan und vorab muss ich sagen, dass sich meine Traumwelt verändert hat. Wir träumen ja alle täglich, so heißt es jedenfalls und seit ich in mein erstes Buch der Träume lesend eingestiegen bin, träume ich irgendwie intensiver.

Klingt komisch? Ist es ehrlich gesagt auch, aber ich konnte mich in der Phase in der ich im Roman gelesen habe, besser an meine Träume erinnern. Komisch, ich weiß. Jetzt hat es allerdings nachgelassen, was vielleicht daran liegt, dass ich den zweiten Teil dringend benötige?

Leicht kritisch muss ich sagen, dass ich nicht ganz vom Silberhocker gerissen wurde, denn es dauerte einige Seiten, bis ich mit dem Auftaktband richtig warm wurde. Ich erwartete eigentlich sofort gepackt zu werden, wurde aber nur langsam von den Traumschwaden eingehüllt. Aber der Knackpunkt kam und an ein Weglegen habe ich nicht eine Sekunde gedacht, denn dazu war und ist mir Olivia einfach zu sympathisch.

Silber - Das erste Buch der Träume_Kerstin Gier_Traumwelt
Silber – Das erste Buch der Träume – träumend denken!

Einen echt klasse Charakter präsentiert Kerstin Gier, bei dem es noch viele Möglichkeiten der Veränderung und Entwicklung gibt.

Ein absolutes Highlight ist neben dem frischen und jugendlichen Schreibstil die Idee, ein Blog zu erstellen, das sich immer wieder mit wilden Spekulationen füllt. Grandios ist es, dieses Blog auch in echt finden zu können. Jeder Leser wird dies wohl gleich sofort ausprobieren und die ersten Einträge auf Tittle-Tattle aufsaugen. Geschickt ist es auch, kein Datum darin zu verankern, somit ist das Blog zeitlich ungebunden. Raffiniert, aber irgendwie auch irritierend.

Silber – Das erste Buch der Träume – „Klick zum Blog“

Der Auftakt der Silber-Trilogie ist Kerstin Gier definitiv gelungen und jeder Leser wird sich immer mehr hineinträumen, denn das Potenzial zur Steigerung ist groß und ich behaupte mal, dass der Lesealtersrahmen ebenso groß gefächert ist. Einem Mädchen wird der Roman im Alter von 16 Jahren wohl genauso gut gefallen wie einem 28-jährigem Mädchen. Zudem würde ich auch behaupten, dass männliche Leser ebenso gut in Träumen versinken können.

Kitsch oder pinke Angelegenheiten gibt es weniger, dafür Geheimnisse und ein nicht gerade ungefährliches Ritual. Der Funken Liebe ist natürlich vorhanden, wie im echten Leben sozusagen 🙂

Und nicht nur inhaltlich ist der Roman durchzogen von Gefühl und Spannung, auch äußerlich ist er aufregend und abwechslungsreich gestaltet, was ihn zu einem echten Hingucker macht. Selbst wenn man den Schutzumschlag entfernt, ist der Buchdeckel traumhaft verziert und einige Seiten sind mit Ausschnitten des Covermuster bedruckt. Zum Träumen schön und dass der Roman fantastisch angehaucht ist, wird jedem der zugreift bewusst.

Silber - Das erste Buch der Träume - träumend denken!
Silber – Das erste Buch der Träume – Kerstin Gier

Der Gedanke andere Mitmenschen in Träumen zu treffen ist grandios und dadurch verlängert sich der Tag um eine lebendig schlafende Nacht. Das wäre es doch! Meine Traumtür habe ich schon gefunden und ich habe festgestellt, dass diese gar nicht so weit von der Tür mit dem Messing-Türknauf in Form einer gekrümmten Eidechse entfernt liegt.

Viel Vergnügen beim Lesenträumen!

P.S. Wie sieht eurer Traumtür-Türknauf eigentlich aus?

[Herzensdenkmal] Die Bücherdiebin – Markus Zusak

Die Bücherdiebin ~ Markus Zusak
Die Bücherdiebin ~ Markus Zusak

Bücherdiebin

Herzensbücher sind wohl so richtige Herzensbücher, wenn sie ein zweites Mal gelesen werden.

Oftmals bleibt wenig Zeit bei der Bücherflut auf dem weiten Buchmarkt erneut zu einem Schatz zu greifen, der das Leserleben vor ein paar Jahren richtig erhellte. Manchmal muss es aber sein und seit Weihnachten 2012 ruft eines meiner absoluten Lieblingsbücher danach, wieder in die Hand genommen und vor allem gelesen zu werden. Knapp vier Jahre ist es her, dass ich Markus Zusaks Werk regelrecht verschlang.

Ein besonderes Wort hat sich bei mir eingebrannt, ein Wort welches ich nie, nie, nie vergessen werde.

Ein magisches Wort, das Liesel Memingers Pflegemutter Rosa Hubermann zuzuordnen ist. Ein Wort welches den kompletten Roman durchzieht und eine mehr als tiefe Bedeutung hat. Klingt anders? Ist es aber nicht! Erlest es und ihr werdet das Wort ebenso lieben.. Versprochen, ihr Saumenschen! 😉

Viele  von euch werden diesen wichtigen Jugendroman bereits gelesen haben und auch dieses Wort kennen und das ist auch gut so! Dennoch gibt es eine kleine Schnittmenge an Lesern, die von diesem Werk noch nichts gehört haben.

Ich selbst habe Arndt lange davon vorgeschwärmt und ihm davon erzählt, dass die Bücherdiebin nach einem 2. Mal gelesen werden ruft und ich selbst musste Liesel wieder treffen und ihr vor allem ein Artikeldenkmal setzen.

JETZT!

Unerwartet und darum umso erfreuter war ich, als Arndt sich „Die Bücherdiebin“ kaufte und mir sagte, dass es sobald ich das Zauberwort JETZT ausspreche, lesend losgeht. Also JETZT! Somit begaben wir uns beide gemeinsam lesend ins Jahr 1939, in den kalten Monat Januar, zurück und trafen den Tod.

Ihr seid noch nie dem Tod begegnet? Gut so, was das reale Leben betrifft, im fiktiven Leserleben sollte dies dringend nachgeholt werden.

Liesels Pflegevater trägt den Namen Hans Hubermann und eigentlich sollte Liesel gemeinsam mit ihrem Bruder in der Himmelsstraße in Molching, einem fiktiven Ort nähe München, ankommen. Die eisige Zugfahrt und der schlimme Hustenanfall kosteten Werner das Leben und der Tod kam Liesel zum ersten Mal ganz nah. Doch nicht nur der Tod, auch ein Buch namens „Handbuch für Totengräber“ kommt Liesel nah und zwar ganz nah, denn sie stiehlt es nach Werners Beerdigung. Die Karriere der Liesel Meminger, der sogenannten Bücherdiebin, beginnt.

Und wer begleitet die neunjährige Liesel die ganze Zeit? Kein Geringerer als der Tod selbst. Der Tod? Richtig, der Tod, denn dieser erzählt die Geschichte der Bücherdiebin mit all ihren Sonnen- und Schattenseiten, er hält das Wortzepter in der Hand und trägt die tödliche Verantwortung.

Saumensch

Liesel freundet sich von Tag zu Tag mehr mit dem gestohlenen Büchlein an, ohne es lesen, ohne Worte des Inhalts wirklich erahnen zu können. Ihr Pflegevater steht Liesel in der schweren Anfangszeit bei, hilft Liesel beim Verkraften des Bruderverlustes und er bringt ihr das Lesen bei. Die schönste Beschäftigung und der beste Fluchtpunkt aus einer kalten Welt, in der ein Mann namens Hitler an der Macht ist.

Zudem schenkt Rudi Steiner, Fan vom olympischen Läuferheld Jesse Owens, Liesel sein Herz. Er wäre gern so schnell wie Jesse, würde Liesel gern einmal richtig küssen und ist für jedes Abenteuer an Liesels Seite bereit. Ein echter, treuer und herzensguter Freund.

Und dann tritt ein Mensch in Liesels Leben, der ihr Herz von einer ganz anderen Seite berührt und in den Keller zieht. Richtig, in den Keller! Ein Mann, ein Jude, ein Freund, der den Namen Max Vandenburg trägt und sich verstecken muss, denn in dieser Zeit geht von ihm große Gefahr aus…

„Die Bücherdiebin“ ist ein Werk fürs Herz, eine regelrechte emotionale Wörterbombe die einschlägt und sich einen Weg in die Langzeiterinnerung jedes Lesers brennt. Wetten? Ich bin glücklich Liesel jetzt schon zweimal begegnet zu sein und Arndt ist glücklich, dass er sich mir angeschlossen hat und seine „Gegen das Vergessen“ – Bibliothek um einen weiteren Roman ergänzen konnte.

Wörterbomben

Auch wenn der Roman hauptsächlich an einem fiktiven Ort spielt, hat er durch und durch reale Schnittpunkte und trägt prägende Wörter in sich.

Arndt hat die Bücherdiebin sogar in den Fahrradsattel getrieben, denn wenn man in der Nähe von Dachau lebt, den Fluss Amper vor der Haustür hat und zudem in einer Stadt wohnt, in der es ein Denkmal an die Todesmärsche (April 1945) gibt, ist eine Tour auf den Spuren des Romans unausweichlich. Mir hat Arndt dadurch noch zusätzliche Bilder geschenkt, die unsere Lesereise noch mehr untermalen und das gemeinsame Band verstärken.

Nicht nur inhaltlich ist der Roman voller Tiefe, auch die Gestaltung, innen wie außen, ist ein Kunstwerk. In 10 Teile ist der Roman gegliedert und jeder dieser ist in Kapitel unterteilt, die der Tod in seiner Art gestaltet. Der Tod kann selten Dinge für sich behalten und konfrontiert den Leser gleich zu Beginn in Stichpunktform mit den wichtigsten Inhalten der folgenden Seiten.

Dieses Stilmittel ist keinesfalls störend und raubt auch keine Illusionen, denn der Tod möchte diese Illusionen auch gar nicht erst zulassen.

Der Tod ist hart, aber auch der Tod hat ein Herz.

Einen Jugendroman, der in der Zeit des Nationalsozialismus spielt und so emotional umfassend ist, wie ihn Markus Zusak schreibt, ist selten. Denn diese Art der Aufmachung ist bisher wirklich einmalig und öffnet außergewöhnlich die Leseraugen und schärft den „Gegen das Vergessen Sinn“.

Tod

Bücher spielen  für die Protagonistin eine wichtige Rolle und sind der Anker in einer Zeit, die wir selbst zum Glück nie erleben mussten. Die Beziehungen der verschiedenen Charaktere sind so sagenhaft brillant geschildert, dass sie unvergessen bleiben. Zudem gibt es zwei absolute Besonderheiten zwischen den Seiten, die sich einbrennen. Merkt euch neben dem Wort Saumensch, auch die zwei Worte Überstehmann und Worteschüttlerin.

„Die Bücherdiebin“ hat mein Leserleben nun bereits zum zweiten Mal augenöffnend erleuchtet, Arndts Herz genauso schnell erobert wie meins damals und bekommt in unserer Schatzstraße der Literatur die unvergessliche Hausnummer „45“. Liesel, die kleine Bücherdiebin, hat unsere Herzen gestohlen!

Aus dem Ich-Denkmal, wird jetzt ein Wir-Denkmal und unserem Denkmal sollten noch viele weitere folgen!

Der Superschalker packt aus…

Post vom Superschalker Markus Rybacki
Post vom Superschalker Markus Rybacki

…und erstaunt Literatwo!

Ja, auch Kurzgeschichten können uns vom Hocker reißen und erstaunlicherweise auch noch eine, die mit dem Verein FC Schalke 04 zu tun hat.

Ja, der Superschalker hat uns zum Staunen gebracht!

Arndt ist Bayern München Fan und ich bin Dynamo Dresden Fan, was den meisten Lesern hier wohl bekannt ist. Unsere Herzen schlagen seit wir Markus kennen, nicht bei jedem Spiel (ich denke da an Begegnungen zwischen Bayern und Schalke, da zwischen Schalke und Dynamo höchstens mal Freundschaftsspiele stattfinden (ab 2016 wird das dann anders), aber bei vielen Spielen blau-weiß.

Die Königsblauen stehen seit unserer Freundschaft mit Markus in einem anderen Licht bei uns.

Superschalker
Superschalker – „Mit Schalke is wie frisch verliebt“

Gestern und heute erreichte uns von Markus Post (TAUSEND DANK). Jeweils aus anderen Gründen, dennoch war das gleiche Büchlein dabei. Der Titel 1904 Geschichte Mit Schalke is wie frisch verliebt brachte uns schon zum Schmunzeln. Eine Anthologie, herausgeben von Matthias Berghöfer (VERLAG DIE WERKSTATT), mit herrlichen Geschichten von Schalke-Fans aus allen Milieus.

Unsere Lieblingsgeschichte ist natürlich die vom Autor Markus Rybacki und trägt den Namen „Die falschen Socken“.

Vor wenigen Minuten haben wir diese gelesen und Tränen in den Augen vor Lachen. Einfach grandios geschrieben im einfachen Schalke-Jargon. Die Kurzgeschichte handelt von Markus selbst. Er lässt die Leser an der Steigerung seiner Rituale und seines Aberglaubens teilnehmen und schreibt in einer genauso witzigen Art, wie wir ihn kennengelernt haben und inzwischen ein wenig kennen.

Superschalker_Markus Rybacki_Mit Schalke is wie frisch verliebt_Spacer

Jeder Fußballfan hat seine Rituale und findet sich wohl bei den Sätzen zur Trikotwahl wieder. Doch bei Markus steigert sich das Fieber um das Wohl des Vereins immer mehr, denn falsch ausgeübte oder vergessene Rituale könnten zur Niederlage führen.

Grandios, einfach grandios und wahnsinnig unterhaltend. Lachtränen sind vorprogrammiert und bei jedem Kontakt mit Markus, werden wir wohl daran denken, wie er auf dem Sofa vor dem Fernsehr sitzt und seine Sitzposition nicht verändert, um seinem Herzensverein einen Sieg einzufahren.

Mein Leben als Superschalker - das Webblog
Mein Leben als Superschalker – Markus Rybacki

Mehr verraten wir nicht, aber wir empfehlen diese Anthologie einfach allen Fußballliebhabern. Nicht nur bei Schalke-Fans sind diese Kurzgeschichten ein Volltreffer und wer von diesen 44 Geschichten nicht genug hat muss nicht traurig sein, denn es gibt bereits weitere Bände.

Der Superschalker hat natürlich nicht nur eine Homepage, sondern auch ein Blog. Besucht ihn einfach mal!

Blau-weiße Daumen hoch und Glückauf!

P.S. Was sind eure Rituale vor oder während eines Fußballspiels?

Die wundersame Geschichte der Faye Archer von Christoph Marzi

Die wundersame Geschichte der Faye Archer -
Die wundersame Geschichte der Faye Archer – mehr als ein Unterhaltungsroman

Es sind nicht wirklich viele Unterhaltungsromane auf unserem Blog vertreten, weil diese eben nicht in unser Hauptbeutegenre gehören. Wenn wir hier allerdings eben genannte besprechen, dann weil wir wirklich überzeugt sind und diese wirklich weiter empfehlen können.

Das Cover trägt hier eindeutig die Schuld, natürlich im positiven Sinne, dass dieser Roman gelesen wurde. Diese große Schrift, geschwungen und in angenehmen, herbstlich angehauchten Farben und einfach der Titel selbst, all dies lädt zum Lesen ein.

Das Eintauchen in Die wundersame Geschichte der Faye Archer fällt wirklich leicht, denn Faye Archer zeigt sofort ihren umgänglichen Charakter und Christoph Marzis leichter und beschwingter Schreibstil ist mehr als angenehm.

Die wundersame Geschichte der Faye Archer_Spacer_

Faye Archer ist Ende zwanzig und arbeitet in einer Buchhandlung namens „Real Books“. Der Weg zu diesem Job führte über einen Yogakurs, den ihr Chef leitete. Dieser besagte Chef Mica Sagong ist ein gutaussehender Koreaner und liebt Yoga und vor allem Comics.

Ein vergessenes Skizzenbuch allein erregt bei Faye noch keine Aufmerksamkeit, doch wenn der dessen Besitzer Worte wie »Geschichten sind wie Melodien!« von sich gibt, wird Faye hellhörig. Leider zu spät, denn da hatte der Mann, Alex Hobdon, wie sich später herausstellt, den Laden schon verlassen. Dank Facebook findet Faye den Mann, der sie bereits mit wenig Worten verzauberte und den Roman „Frühstück bei Tiffany“ im Real Books kaufte.

Die wundersame Geschichte der Faye Archer - melodische Worte
Die wundersame Geschichte der Faye Archer – melodische Worte

Alex antwortet und erklärt ihr zu den Skizzen, dass er eine Graphic Novel zu Trueman Capotes Werk veröffentlichen möchte. Beide kommen sich per Mails, die nach und nach länger werden, immer näher und öffnen sich wie eine aufblühende Rose. Zudem lautet Fayes Nickname und Künstlername „Holly_G!“, nach Holly Golightly, Capotes Protagonistin. Faye vertraut Alex ohne ihn bisher getroffen zu haben und fällt in ein tiefes Loch, als etwas wundersames passiert.

Sie ist enttäuscht, zweifelt und ist fassungslos. Hat Alex wirklich mit ihr gespielt?

Faye lassen die Vorkommnisse gedanklich nicht in Ruhe und sie möchte einerseits wissen, was hinter dem Verhalten von Alex steckt, anderseits hätte sie gern Ruhe und vielleicht in naher Zukunft endlich mal eine feste und harmonische Beziehung. Bisher war eigentlich immer sie diejenige die sich getrennt hat, was zudem zur Folge hat, dass ihr letzter Ex, Ian, sich ständig bei ihr meldet.

Die wundersame Geschichte der Faye Archer - "Frühstück bei Tiffany" von Trueman Capote
Die wundersame Geschichte der Faye Archer – „Frühstück bei Tiffany“ von Trueman Capote

Es wird Zeit, dass sich Faye wieder in Holly_G verwandelt und in ihre Welt eintaucht, die sie für ein paar Stunden verändert…

Wer noch in ein Art Schubladendenken zurückfällt, der sollte dieses schnell ablegen, vor allem bei diesem Werk aus der Feder Christoph Marzis.

Ehrlich gesagt musste ich immer wieder staunen, dass der Roman, der eindeutig für die Zielgruppe Frau gedacht ist, aus der Feder eines Mannes stammt. Irgendwie war ich immer der Meinung, der Heyne Verlag hat nur Autorinnen unter Vertrag und diese schreiben ausschließlich Unterhaltungsromane für Frauen. Denkste! So ist es nämlich nicht, also Achtung, falls es jemandem so geht wie mir. Mein Denken rührt irgendwie daher, dass ich vor ca. 5 Jahren total auf die Marian Keyes Romane abgefahren bin. 🙂

Die wundersame Geschichte der Faye Archer -
Die wundersame Geschichte der Faye Archer – Christoph Marzi

Faszinierend ist der Plot des Romans, denn dieser ist wirklich genauso wundersam, wie es der Titel verspricht und dazu mit einer zarten Liebesgeschichte ummantelt. Die Leichtfüßigkeit zeichnet dieses Werk aus und die Tatsache, dass Marzi mit gerade mal einer Hand voll Charakteren auskommt, die einfach genial sind. Faye wird wohl von allen Lesern am meisten ins Herz geschlossen. Sie ist selbstbewusst und ihre Verwandlung in Holly ist sagenhaft stark.

Meine Lieblingsstelle im Roman ist jene, als ihr künstlerisches Talent, ihr Auftritt selbst, beschrieben wird. Aber auch der Koreaner Mica mit seinem Charakter und trockenem Humor ist absolut hervorzuheben. Dana Carter, Fayes Freundin, ist ebenso bemerkenswert in ihrer Art und ihrem Handeln, wie Alex Hobdon, dem Objekt der Archer-Begierde, ein Charaktertyp der einfach nie aufgibt.

Wer das Wort “wundersam“ bis zum Schluss im Kopf behält, wird den Roman lieben, denn die Plausibilität wird dadurch gewährleistet.

Die wundersame Geschichte der Faye Archer -
Die wundersame Geschichte der Faye Archer – tiefe Zitate

Für gute Unterhaltung bedarf es keines rosafarbenen Covers und Christoph Marzi hat mich mit seiner Schreibe total überzeugt. Hätte ich wirklich nicht gedacht! Titel und Cover sprechen eine Sprache und sind so rund wie die Story an sich, ohne in einen klischeehaften oder vorauszuahnenden Plot zu verfallen.

Für richtige Buchliebhaber enthält der Roman zudem noch ein richtiges Sahnehäubchen bereit, da viele Romane Erwähnung im Werk finden, großer Bezug zu Büchern enthalten ist (sogar unser David Foster Wallace wird genannt, was magisch ist) und die Buchhandlung sehr oft beschrieben wird und auch Handlungsort ist.

Christoph Marzi sollte die Bezeichnung: „Frauenkenner mit Lizenz zum Schreiben aus weiblicher Perspektive“ bekommen!