Fakt ist, dass ich durch und durch Delphine de Vigan Leserin bin und mich abgöttisch freue, wenn ich ein neues Buch von ihr in den Händen halte. „Die Kinder sind Könige“ (Dumont) – mein erstes Buch von ihr, welches ich nun als Mutter von Zwillingen lese. Als Mutter, die auf Instagram aktiv ist und meist täglich eine Story oder einen Post online stellt. Muttersein verändert die Gefühle und Sichtweisen und Delphine de Vigan hinterfragt diese nun in ihrem neuen Roman.
Searching for "letztendlich sind wir"
Deutscher Buchpreis ~ Kracht auf der Longlist
Zugegeben, einem Christian Kracht habe ich mich lesend bisher nie genähert. Selbst im Buchladen hätte mich das Cover nicht zum Zugreifen eingeladen. Geschmäcker sind eben verschieden und das Covermotiv „Man with Cherries“ von Karien Deroo macht auf mich keinen sympathischen Eindruck. Aber das ist meine subjektive Meinung. Viel härter als das Cover haben mich die Antworten der Literaturszene auf meine Fragen: „Was erwartet mich denn beim Kracht? Wie ist der Kracht denn? Was ist deine Meinung zum Kracht?“, getroffen. Das vermehrte Echo schmetterte mir entgegen, dass er ein weißes, privilegiertes und arrogantes A… ist. Ups, na prima. Wirklich? Darf ich das hier überhaupt schreiben?
Ich begleite sein Buch unter dem Hashtag #buchpreisbloggen bis zum Buchpreis, schwerer hätte mich das Los wohl nicht treffen können. Und doch lockten mich diese Worte ganz neugierig zwischen die Seiten. Wer ist dieser Kracht? Schließlich hat er es auf die Longlist geschafft…
Wetter ~ Jenny Offill
Literatur ist nicht immer Schönwetter, aber das ist bekannt. Allerdings handelt es sich hier um einen absoluten literarischen Wetterumschwung und ich weiß bis heute nicht, wie ich den Roman von Jenny Offill auffassen soll. Ich bin mir sicher, dass Melanie Walz die Worte der Autorin aus dem amerikanischen Englisch einwandfrei übersetzt hat, richtig erreichen konnten sie mich aber nicht.
Und doch habe ich tatsächlich durchgehalten und den 224 Seiten Roman bis zum Schluss gelesen. Mich hat das Wetter in der Tat abgeschreckt, gleichzeitig hat es mich aber auch neugierig gemacht und ich musste wissen, wann der Blitz einschlägt und ob ich vielleicht am Ende doch nicht wie ein begossener Pudel aussehe. Hat mich Offill überzeugt?
Die Überlebenden ~ Alex Schulman
„Die Überlebenden“ – ein gutes Beispiel für einen harmlos aussehenden Roman, der es zwischen den Seiten allerdings in sich hat. Alex Schulman hat mich mit seinem Buch tatsächlich gefordert, um nicht zu sagen, dass ich lesend regelrecht Grenzerfahrungen machen durfte. Bedeutet: Dieser Roman tut wirklich weh, er ist sehr emotional, sehr hart und richtig, richtig gut. Intensive Lesestunden liegen hinter mir und ich kann die Post-its kaum zählen, so viele habe ich geklebt. Das liegt daran, dass Schulman nicht nur eine bewegende Geschichte von drei Brüdern erzählt, sondern mit poetisch-literarischen Worten um sich wirft.
Die vierte Schwester ~ Kate Atkinson
„Ein Roman mit einem Sog, der eines Thrillers würdig ist.“ Brigitte
Ehrlich gesagt bin ich über die Kritik etwas verwundert, da „Die vierte Schwester“ (Dumont) von Kate Atkinson überhaupt keinen Thrillersog entwickeln konnte. Natürlich hat mich der Roman gepackt, aber nicht wie ein Thriller, eher wie ein seichter Krimi, noch besser aber wie ein erzählender Krimi. Wer einen richtigen Thriller oder einen packenden Krimi erwartet, bei dem man richtig mitfiebert, wie zum Beispiel bei Romy Fölck, wird definitiv enttäuscht. Und da ich diese Erwartungen scheinbar in mir trug, kann ich jetzt keine Lobeshymne singen, aber gefallen hat mir der Roman dennoch!
Die Berglöwin ~ Jean Stafford
Gut, dass es den Indiebookday gibt, auch wenn jeder Tag ein Indiebookday sein sollte. Zumindest hat mir der 20. März zu diesem grünen, in Leinen gebundenen Buchschatz verholfen. Genauer gesagt, die Empfehlung der Buchhändlerin Carola Gaitzsch, aus der Stephanus Buchhandlung in Moritzburg. Sie drückte mir „Die Berglöwin“ von Jean Stafford in die Hand und schwärmte zudem vom Dörlemann Verlag.
Mich hat das Buch haptisch direkt überzeugt und auch in das Cover habe ich mich sofort verliebt und gleich die ersten Sätze saugte ich auf…
Drei ~ Dror Mishani
Ich weiß nicht, ob du dich an eine Leseregel hältst, aber es gibt viele Leser:innen die einem Buch ungefähr 50 bis 100 Seiten geben und dann abbrechen, falls der Lesefunke bis dahin nicht gezündet hat. Generell gehöre ich nicht dazu, meistens komme ich durch jedes Buch durch und oftmals habe ich doch tatsächlich das Glück, zu sehr guten Büchern zu greifen.
Ganz anders bei „Drei“ von Dror Mishani (Diogenes Verlag). Da ich sehr selten in diese Situation komme und dann trotzdem nicht aufgeben mag, habe ich einfach mal in einer Instagram-Story meine Follower:innen gefragt, ob sich das Weiterlesen denn lohnt. Da war ich schon auf Seite 120 und sehr unsicher, ob das noch was mit mir und dem Buch werden kann. So viele Antworten auf eine Story habe ich selten erhalten. Zu 98% kam die Antwort „WEITERLESEN“, auch mit dem Zusatz „es lohnt sich!“. Also? Hab ich weitergelesen…
Ich bin Circe ~ Madeline Miller
Wer Circe bei mir aus dem Regal nimmt, wird sofort die Gebrauchsspruchen am Umschlag sehen und beim Öffnen rieselt Sand heraus. Circe riecht regelrecht nach Meer und beim Umblättern ist das Knirschen des Sandes zu hören. Circe war mit mir am Strand, da ich so dermaßen im Buch gefangen war, dass mir die äußeren Umstände total egal waren. Zudem bin ich immer noch stolz auf mich, dass ich den Roman von Madeline Miller, aus dem amerikanischen Englisch von Frauke Brodd übersetzt, gelesen habe.
Mister Aufziehvogel ~ Haruki Murakami
Der Aufziehvogel steht hier bestimmt schon seit zehn Jahren im Regal. Da gab es mal eine Phase, in der ich dachte, ich müsste ein paar Murakamis besitzen und so sammelte ich mir nach und nach einige Romane von den Mängelexemplartischen. Kennst du das auch (noch)? Die Phase ist bei mir schon lange her und inzwischen muss ich echt drüber schmunzeln. Jedenfalls ist auch der „Mister Aufziehvogel“ (btb) über den ME-Tisch zu mir gekommen und hat seitdem seine Seitenfarbe von weiß in gelb geändert. Ups…
Das kann uns keiner nehmen ~ Matthias Politycki
Tatsächlich ist es natürlich schöner, über Bücher zu schreiben, die man wirklich sehr gern gelesen hat. Aber ich möchte hier nicht aussortieren, sondern ich behalte weiterhin bei, auch mal ein Buch zu kritisieren. Auch die Enttäuschung muss mal an die Luft und ich habe es immer noch nicht ganz verkraftet, was mir mit dem neuen Roman „Das kann uns keiner nehmen“ (HoCa) von Matthias Politycki passiert ist. Es war im Sommer 2020…