Wir lieben unsere literarischen Zeitreisen und lassen uns immer wieder gerne von Autoren in längst vergangene Epochen entführen. Wir lieben es, zu fühlen, zu erleben, zu ertasten und letztlich auch zu erkennen, warum bestimmte Geschichten sich nur zu bestimmten Zeiten ereignen konnten. Wir möchten dabei sein… mit Haut und Haaren… mit voller Leidenschaft.
Das Jahr 1913 mit seinem Sommer des Jahrhunderts haben wir tief in unsere Herzen geschlossen und die Einladung des Dresdner Buchverlages, uns gemeinsam mit dem Schriftsteller Michael Braun in das Jahr 1923zu begeben, war einfach zu verlockend. Was hat sich wohl in 10 Jahren verändert, wie hatte man den Ersten Weltkrieg überstanden und was würde uns in Dresden erwarten? Die Freude war riesig, als wir endlich den Hauch eines neuen Jahres erfühlen durften, auch wenn es aus heutiger Sicht schon 90 ist.
Dieser Kurzartikel, welcher eigentlich eher ein Aufruf ist, fällt in die Kategorie Suche/Biete 😉
Wir suchen: Ferienlagererlebnis Wir bieten: Roman „Schneckenmühle“ von Jochen Schmidt
Wer war selbst in Schneckenmühle oder kennt jemanden, der vielleicht jemanden kennt, der in Schneckenmühle war und uns ein Erlebnis für die bald folgende Rezension zur Verfügung stellen möchte?
Wäre super klasse, wenn wir jemanden finden, der Schneckenmühle in und auswendig kennt und uns an einem seiner Erlebnisse teilhaben lassen möchte.
Als Dank wartet der Roman auf euch und euer Erlebnis in unserer Rezension!
Setzt euch zu uns, in ein kleines Boot und fahrt mit uns auf eine ganz besondere Insel in der Nähe von Buenos Aires. Auf ebendieser Flussinsel haben wir uns ein kleines Heim eingerichtet, ein kleines Heim in Argentinien.
Argentinien? Waren wir nicht erst vor kurzer Zeit in Südamerika? Gut aufgepasst, denn „Hannahs Briefe“ und „Das Paradies der Täter“ haben uns diese Reise lesend ermöglicht. Nun sind wir zum dritten Mal in Südamerika und spüren schon jetzt die gedrückte Stimmung.
Die Begegnung zwischen Alma, Carmen und ihrem Bruder Marito an einem Hochwassertag beobachte ich schweigend. Gleich zu Beginn spüre ich das unsichtbare Band, welches sich um die drei Protagonisten, vor allem aber um die zwei Mädchen legt. Zudem liegt ebendieses unsichtbare Band auch zwischen den Worten, denn als Leser selbst, wird man ebenso umgarnt und gefesselt, zart gefesselt.
Du atmest ungefähr 23.000 Mal am Tag und es ist egal ob du dich draußen oder drinnen aufhältst.
Du atmest, egal ob du in Deutschland wohnst oder am Ende der Welt.
Du atmest.
Doch was wäre, wenn Sauerstoff nur noch begrenzt zur Verfügung stehen würde? Was wäre, wenn Sauerstoff immer knapper werden würde? Was wäre, wenn du nur unter einer Kuppel aus Glas frei ohne Sauerstoffgerät atmen könntest? Was wäre, wenn du in einer Welt ohne Luft leben würdest?
Alina, Quinn und Bea leben unter dieser besagten Glaskuppel, gefangen in einer begrenzten Welt, in einer Welt, in der es noch Sauerstoff gibt. Sauerstoff ohne Sauerstoffgerät, so wie bei uns weltweit, so wie vor dem Switch, der alles zusammen brechen ließ.
Außerhalb der Glaskuppel ist ein Überleben nur möglich, wenn eine Sauerstoffflasche mitgeführt wird. Aber, ein Aufenthalt im sogenannten Ödland bedeutet Luxus, denn Sauerstoff ist teuer und nicht jeder kann sich diesen leisten.
Vor allem die Bürger welche keinen Premiumstatus besitzen, müssen mit dem Sauerstoff haushalten. Sie führen dadurch sämtliche Bewegungen mit Bedacht aus und üben sich im Verzicht jeglicher sportlichen Aktivitäten. Eben dieses Leben mit Einschränkungen führt auch Bea.
Quinn kann sich diesen Luxus leisten, denn er ist Premium Bürger und hat jede Menge Geld, wie auch Sauerstoff zur Verfügung. Bea hat großes Glück mit Quinn befreundet zu sein, denn so kommen ihr immer wieder ein paar Vorteile zu Gute. Zum Beispiel kann sie mit ihm einen Ausflug ins besagte Ödland machen und bei dieser Gelegenheit versuchen, ihm endlich näher zu kommen. Bea wünscht sich mehr als die bereits bestehende Freundschaft, tiefe Gefühle toben in ihr.
Dass sie „nur“ eine Tochter eines Zweitklassbürgers ist, spürt Bea allerdings nicht nur anhand des Sauerstoffs, sondern auch anhand der Entscheidung der Regierung. Gemeinsam mit Quinn ist sie in die Finalrunde des BREATHE-Führungskräfteprogramms eingezogen, doch gewonnen hat nicht sie, die Second, sondern Quinn, der Premium.
Alina, die dritte jugendliche Hauptprotagonistin, gehört zu den heimlichen Rebellen und möchte so schnell wie möglich wieder frei atmen können. Atmen war mal ein Grundrecht, jetzt ist es ein Privileg und das will sie, wie einige andere auch, nicht mehr dulden.
Auch Alina möchte die Kuppel so schnell wie möglich verlassen, denn sie möchte ihren soeben gestohlenen Setzling nach draußen bringen, ihre Mission erfolgreich beenden.
Bea und Quinn, mit zwei großen Sauerstoffflaschen ausgerüstet, begeben sich auf den Weg ins Ödland und treffen an der Grenze auf Alina, welche Ausreiseprobleme hat. Quinn nimmt sich ihrer selbstlos an und hilft ihr vor Soldaten zu flüchten. Zu dritt gelangen sie nach draußen und genau da beginnen die Probleme. Quinn scheint Interesse an Alina zu haben und nicht nur das, denn die beiden Ausflügler geraten in einen Konflikt mit großem Gefahrenpotenzial.
Der geplante Ausflug verläuft komplett anders, als ihn sich die beiden vorgestellt haben und ein Albtraum beginnt Realität zu werden. Zudem werden Bea und Quinn die Augen geöffnet, was das Thema Glaskuppel betrifft…
Der in sich in fünf Teile gegliederte Roman wird abwechselnd aus der Sicht der drei Protagonisten erzählt. Alina treffen wir gleich zu Beginn im Naturschutzareal in dem sie sich aufhält, um Stecklinge zu stehlen. Diese muss sie unbeobachtet außerhalb der Kuppel bringen. Sie ist die Rebellin und hat einen stark abgekühlten Charakter und ist durch und durch berechnend.
Bea lernen wir gleich im nächsten Kapitel kennen. In diesem bestreitet sie die Prüfungen um ins BREATHE-Führungskräfteprogramm zu gelangen. In diesem wird klar, was einen Second und einen Premium unterscheidet. Zudem nutzt Autorin Sarah Crossan dieses Kapitel um das Szenario innerhalb der Glaskuppel zu verdeutlichen. Ein geschickter Zug, um den Leser in den Bann zu ziehen und ihm relativ schnell klar zu machen, was BREATHE ausmacht.
Quinn ist der dritte Hauptprotagonist im Roman. Er ist wie Alina und Bea 16 Jahre jung und strebt eine Hohe Persönlichkeit, wie sie auch sein Vater ist, in der Gesellschaft an.
Dystopie Fans aufgepasst, denn hier liegt ein wirklich plausibler Beginn einer Trilogie vor, die absolute Pageturnerqualität hat und den Atem raubt. Zudem ist hier der Bezug zur Realität sehr nah, denn das Thema Umwelt, speziell Waldsterben, spielt eine große Rolle.
Zu diesem Roman sollte es gleich einen kleinen Setzling beim Kauf dazu geben, denn während des Lesens verspürt man einen inneren Drang, neues Baumleben in seinem Umfeld zu pflanzen, um möglichst nie an Sauerstoffknappheit zu leiden.
Ich selbst bin gleich auf der ersten Seite im Geschehen angekommen, da mir die Rebellin Alina gleich sympathisch war, ohne überhaupt zu wissen, welche Rolle sie spielt und wie sich ihr Charakter entwickelt. Die liebende Gefahr und ihr Drang etwas zu bewegen, bewegte auch mich. Innerhalb des Romans macht sie wohl die größte Entwicklung durch, welche einfach nur beachtlich ist.
Sarah Crossan findet zwischen all der Härte, der Gefahr und Berechnung poetische Zeilen und lässt hin und wieder die Gefühle die Oberhand gewinnen. Sogar der Name Charles Dickens und sein Romanheld Pip, taucht darin auf. Ihr braucht keine Angst zu haben, dass hier zuviel Platz für die Liebe ist, nein, die Angst ist unbegründet und doch gibt es tiefe Worte, die die Gedanken zum Kreisen bringen lassen.
Crossan schildert nicht nur ein mögliches Desaster, sondern lässt durch ihre Randfigur, welche den Namen Maude Blue trägt, das Gegen das Vergessen-Licht in mehreren Schüben aufleuchten. Ein eigenwilliger alter Charakter, der weise Worte in sich trägt und zum Rückblicken und Innehalten bewegt. Ihr werdet merken, dass Maude auch euch nach einiger Zeit berühren wird.
Persönlich habe ich ein kleines Problem mit diesem Buch, was weder Inhalt noch Aufmachung betrifft. Dazu muss ich sagen, dass ich den Roman bereits im November, mit einem dazu entworfenen Flyer, in den Händen gehalten und gelesen habe. Bereits im letzten Jahr bin ich davon ausgegangen, dass Breathe ein Einzelband und keine Trilogie ist. Ich fand damals keinen Hinweis auf einen Mehrteiler und habe im Glauben an einen abgeschlossenen Roman gelesen und mich gefreut, euch eine Dystopie ans Herz legen zu können, bei der man nicht auf Folgebände warten muss.
Vor wenigen Tagen wurden mir dann bei der gründlichen und umfassenden Recherche die Augen geöffnet und ich musste heftig schlucken.
Hatte ich mich doch nun schon Monate lang mit dem Ende abgefunden, es für gut befunden und mir mögliche Fortsetzungen, die es hätte geben können, ausgemalt. Nun bin ich in einer persönlichen Zwickmühle, ob ich überhaupt eine Fortsetzung brauche und lesen sollte. Meine Erwartungen sind dadurch wohl ziemlich hoch und meine inneren Vermutungen schon tief verankert. Da habe ich mir irgendwie selbst ein literarisches Bein gestellt und doch finde ich es rückwirkend schlecht, dass nirgends ein Hinweis auf eine Reihe zu finden war.
Dennoch wurde mir beim Schreiben dieser Worte bewusst, dass ich dennoch gespannt bin, wie es laut Crossan weitergehen wird. Trotz Beas intensivem Gefühlsgedankenstrudel die ein wenig an die Lesersubstanz gingen, freue ich mich auf sie, genau wie auf Alina und Quinn. Vor allem Quinn hatte am Ende eine Begegnung mit seinem Vater, die mir schon beim Gedanken daran Gänsehaut bereitet. Ich sage nur groß, absolut groß.
Wagt euch an diese ökologisch angehauchte Dystopie, vergesst aber die Sauerstoffflaschen und die Setzlinge nicht einzupacken und betretet die Glaskuppel.
Was habe ich gelacht, was habe ich mich amüsiert, was habe ich geschmunzelt. Ich habe mich einfach absolut gut unterhalten gefühlt.
Bereits als ich Katrin Koppolds Erstlingswerk in der Hand hielt, war ich von der Aufmachung beeindruckt. Das Cover ist sehr aufwendig mit Prägungen gestaltet und mit goldener Schrift verziert, welche wunderschön glänzt. Ebenso schön ist die beiliegende Karte, die ein genialer Zusatz zum Roman ist. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass hinter Katrin kein Verlag steht, denn sie hat in Zusammenarbeit mit Freunden und Familie alles selbst kreiert. Vom ersten Wort, bis zum verlegten Roman – 100% Koppold. Beeindruckend und mutig, wie ich finde!
Als ich den Sternschnuppenroman zur Hand nahm, wusste ich nicht was mich erwartet. Literatwo ist für Genrevielfalt bekannt, das Genre Unterhaltungs- bzw. Frauenliteratur ist allerdings sehr wenig bei uns auf dem Blog vertreten, wie dem ein oder anderen von euch vielleicht schon aufgefallen ist.
Abgefuckt. Ja ihr lest richtig, da steht das Wort abgefuckt. Lange habe ich überlegt, ob ich dieses verwenden kann. Egal wie, ich muss es verwenden, es gibt nur ein Prädikat, was zu diesem Roman passt: abgefuckt.
Stella. Stella ist betrunken. Stella kotzt. Stella nüchtert etwas aus. Stella geht tanzen. Stella nimmt MDMA. Stella hat Sex. Stella geht schlafen.
Bereits die ersten 10 Seiten lassen erahnen, was den Leser erwartet. Genau in der beschriebenen Abfolge beginnt Palombas Roman um Stella. Diese lernen wir auf einer Party kennen, als sie sich in sehr angetrunkenem Zustand entschließt, zu einer anderen Party tanzen zu fahren. Dort holt sich Stella dann den ultimativen Kick, denn sie will mehr. Mehr erleben, intensiver, abgefahrener – so wie nie zuvor.
Dieser Abend verändert Stella vollkommen. Die Drogen, der Sex mit Marco, der spezielle Gefühlsmix an sich hinterlässt in ihr Spuren. Spuren die nach Veränderung rufen und kurzerhand trennt sie sich von Donato, ihrem Freund. Ihr bisheriges recht braves Leben, sie kommt aus einer ordentlichen, normalen Familie und studiert Philosophie, muss nach und nach etwas Neuem weichen.
Stella bricht innerlich aus, sucht die grenzenlose Freiheit und stürzt sich in einen Sumpf. Das selbstgewählte Spiel mit dem Feuer beginnt.
Achtung es wird abgedreht, denn eine Story im Rausch der Gefühle, der Sinne, der Körper beginnt.
Die Liedzeilen der Band „Materia“ – „…wir reißen uns von allen Fäden ab…“ und „…wollen mehr sein, mehr sein, als nur ein Moment…“ klingen in meinem Kopf.
Wo andere vielleicht noch Hemmungen haben, hat Stella keine. Sie konsumiert was sie konsumieren kann und probiert alles aus, was man nur ausprobieren kann. Opium, Koks, Ketamin, MDMA – bis hin zu diversen Mischungen, alles ist dabei und sie leistet sogar mit einer Heroinspritze erste Hilfe. Sie lässt nichts aus, kann nichts auslassen, denn der Reiz ist einfach zu groß.
Marco geht Stella nicht mehr aus dem Kopf und um ihm zu gefallen, lässt sie alles zu. Grenzenlos gibt sie sich ihm hin und das Konsumieren der Drogen gehört gleich zu Beginn eines Treffens, bei denen sie gnadenlos mit dem Feuer spielt, dazu. Zu den Drogen gesellt sich ganz automatisch und selbstverständlich der Sex, welcher gerade in zugedröhntem Zustand zu einem unbeschreiblichen Abenteuer des Rausches wird.
Immer mehr, immer weiter, ohne extreme Steigerungen hat Stella keine Chance. Einfachheit ist nicht mehr erregend genug, es muss pervers sein, anders sein, Extremismus pur.
Als Leser fühle ich mich bereits nach den ersten Seiten schon wie unter Drogen und Alkohol und gebe mich den Worten Ilaria Palombas hin und das Karussell läuft schneller und schneller. Die Worte abgefuckt aber gut, schwirren mir durch den Kopf und die ein oder andere Szene entlockt mir ein leichtes Schmunzeln der Erinnerung.
Ich bin einerseits aus unerklärlichen Gründen fasziniert von Stella und verfalle in einen Rausch. Ebenso allerdings ekel ich mich vor ihr und der zunehmenden Naivität. Vor allem als der Drogenkonsum zum Alltag gehört und sie immer mehr zu versinken droht. Dennoch ist ihr scheinbar doch bewusst, was sie tut. Sie spielt gern mit dem Feuer, kann ihre Finger weder von Marco noch von den Drogen lassen und selbst als die Exzesse ins Unermessliche ausufern, kann sie die Notbremse nicht ziehen. Sie zieht sie auch absichtlich nicht, sie kann es nicht, will es nicht, schafft es nicht, möchte es nicht schaffen.
Die Distanz zu ihrem bisherigen Leben wächst, sie entfernt sich von ihren Eltern, sagt sich von den ehemaligen Freunden los und treibt von Trip zu Trip in völlig neue Umfelder hinein. Mit fast 20 Jahren sind auch ihre Eltern machtlos. Deren Hände sind gebunden und sie verlieren ihre Tochter. Kontrolle unmöglich, selbst die größten Bemühungen verlaufen ins Leere.
Neugierig ziehe ich beim Lesen selbst Parallelen zur Autorin. Sie selbst lebt ebenfalls in Italien, hat blonde Haare, ist Mitte zwanzig und studiert ebenfalls Philosophie. Der Roman – ein Einblick in ihr früheres Leben oder gar in ein Leben, welches sie gern probiert hätte und es nun schreibend auslebt? Oder verarbeitet Ilaria Palomba ihre ehemalige Drogenlaufbahn?
Der Schreibstil der Romandebütantin ist ein einziger Rausch und doch wird die Protagonistin Stella von außen betrachtet, es wird über sie und ihr Handeln erzählt. Von Stella selbst werden konstant Gedankensamen eingestreut, in welche sich der Leser von Anfang an begeben muss. Gerade diese erzeugen den wahnsinnigen Sog, den gewissen Rausch und lassen den Trip miterleben.
Am Ende, als das Handlungsfass keinen Boden mehr hatte, gab es einen Knackpunkt für mich selbst. Ein Punkt namens Distanz, ein Moment des Erwachens, denn die Autorin erzeugte mit ihrer Protagonistin eine Situation, die mich dazu brachte, mir ein Gegenmittel zu spritzen.
Ich musste atmen, das Gedankenkino unterbrechen, ich musste runter vom Trip. Der Roman musste zur Seite gelegt werden, da ich selbst erwachte und ich mich, wie auch Stella anschrie. Ich versuchte es und schaffte es nicht, die Atemluft war zu dünn.
Abhängigkeit im Tal der absoluten Tiefe. Abgrund.
Dieser Roman ist speziell. Er ist sehr speziell, er ist krass, er ist krank, er ist ekelhaft und doch so abgefuckt, dass er einen unwiderstehlichen Reiz hat.
Er ist voller Gewalt, voller Drogen, voller Narben, voller Schmerz, voller Perversität und doch hat er diese magische Anziehung, die mich in seinen Fängen hielt. Genau wie Stella komme ich immer wieder angekrochen, obwohl ich weiß, was passieren wird.
Dieses Buch kann man nicht empfehlen, da es keine richtigen Argumente gibt. Es wäre vergleichbar mit einer Empfehlung Drogen zu nehmen. Dies tut niemand, auch ich nicht. Die innere Stimme muss nach diesen Worten bestimmen, ob der Stoff konsumiert werden sollte oder nicht. Diese innere Stimme sollte allerdings volljährig sein, denn „Tu dir weh“ spricht Gossenklartext und der liegt so manches Mal schwer im Lesermagen und zerrt an der Psyche.
Für mich persönlich ist dieser Roman eine Droge, welche ich in meinem Leserleben nicht missen möchte. Mich hat dieser Stoff angezogen, nicht mehr losgelassen und ich habe alle Höhen und Tiefen durchleben müssen und auch können. Er hat sogar bewirkt, dass ich zwei Tage kein neues Buch beginnen konnte, ich brauchte regelrechten Entzug.
Ich bin drogenabhängig und die Droge hat einen Namen „Tu dir weh“.
Anfang der neunziger Jahre antwortet Sabine Rennefanz nicht gern auf diese Frage, denn der Nachsatz „Du siehst gar nicht so aus.“ hätte das ganze Gespräch noch negativer angehaucht.
Heute sieht das ganz anders aus, heute hat Sabine Rennefanz über ihre Jungend und ihre damaligen Empfindungen und Gedanken geschrieben und ihre innere Wut besänftigt und bekämpft.
Der Auslöser zur Reise in die Vergangenheit war ein Gespräch, welches Sie mit ihren Kollegen in einem Restaurant in Berlin Kreuzberg führte. Damals war Dezember 2011 und damals sprachen Sie über die Mordserie der Neonazis aus Jena. Die Namen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, die zehn Menschen getötet haben, sind wohl ganz Deutschland bekannt. Diese drei Menschen, haben mit ihr etwas gemeinsam, eine innere Wut die brodelt, brodelte.
Verrückt. Ich liebe dieses Wort und sage es oft und gern. Einfach verrückt. Was gibt es da passenderes, als „Caroline – total verrückt“ zu lesen? Huch, bei Caroline scheint es noch viel verrückter zuzugehen, denn aus verrückt wurde feerückt. „Caroline – total feerückt“ (Sauerländer), aber total feerückt.
Caroline geht es gerade richtig gut, als ihre Eltern sie von jetzt auf gleich in einen Zug nach Heudorf verfrachten. Ein Brief wird ihr mit auf die Reise gegeben, in dem sie ihr mitteilen, dass sie ganz dringend was erledigen müssen. Einfach so, ab in den Zug, abgeschoben.
Ausgerechnet jetzt, wo sie Philipp fast geküsst hätte. Auch mit ihrer Freundin Jana verbrachte sie eine tolle Zeit und nun soll sie zu ihren Tanten mit den außergewöhnlichen Namen Äsotheria und Elfie, die eigentlich gar nicht ihre Tanten sind und sich zudem für Feen halten. Sie kennt die beiden überhaupt nicht und innerhalb kurzer Zeit hat sich alles verändert, als ob jemand einen Zauberstab geschwungen hätte.
Caroline ist verwundert über ihre Eltern und soll nun in Heudorf zur Schule. Heudorf, ein kleines Nest in dem sie niemanden kennt und das komplette Gegenteil von der Großstadt Berlin ist. Zum Glück findet sie schnell Anschluss, denn Natalya, ihre neue Klassenkameradin, hilft ihr durch den neuen und ungewohnten Schultag. Unverhofft und noch verwunderlicher ist das Auftauchen von Spin-Air Cari-op-Ralidostalskyin. Er ist ein Schmetterlingself und bezeichnet sie selbst als eine Fee, eine Fadette.
Total feerückte Zeiten brechen für Caroline an, erst recht als sie von geheimnisvollen Dunkelmännern und fiesen Schicksalsspinnerinnen verfolgt wird. Carolines Leben ist auf den Kopf gestellt und sie muss herausfinden, wie und ob sie in ihr bisheriges normales Leben zurückfindet. In all dem Chaos steht auch noch ihr Geburtstag an. 13 Jahre und abgeschoben von den Eltern, dafür in Gesellschaft feerückter Tanten.
Total feerückt, absolut frech, witzig und frisch kommt Protagonistin Caroline daher und zieht den Leser in ihren Bann. Fantastische Elemente schleichen sich nach und nach in den absolut wundervollen Roman für Kids, die gerade ihren ersten Ausflug ins fantastische Genre wagen wollen. Ein großes Abenteuer voller Spannung gibt es hier zu erleben. Caroline ist nicht auf den Mund gefallen und weiß auch im langweiligen Heudorf, die passenden Antworten, die den Leser auflachen lassen.
Ein taffes Mädchen, was sich nicht so leicht abschieben lässt und das man gern auf ihrem feenhaften Ausflug begleitet. Die zwei Tanten setzen dem Geschehen die Krone auf. Caroline selbst macht zudem Bekanntschaften mit Spiegeln und erfährt einiges über eine andere zauberhafte Welt, was uns gedanklich zu Alina Bronskys Roman „Spiegelkind“ trieb.
„Caroline – total feerückt“ – ein herrlich verrücktes Kinderbuch, welches einfach gestrickt, flüssig zu lesen ist und für umfangreiches Lesevergnügen sorgt.
Unsere persönliche Empfehlung für große und kleine Leser! Während sich die größeren Leser mit „Spiegelkind“ vergnügen, sollten sich die kleineren Leser mit Caroline in ihr magisches Lesezelt zurückziehen.
Die Charaktere sind ebenso herzallerliebst und versprühen durch ihre große Abenteueroffenheit gute Laune. Für jede Menge Spaß ist gesorgt und für Spannung sowieso, denn mit den Dunkelmännern und Schicksalsspinnerinnen ist nicht zu spaßen. Ein fulminantes Ende rundet den feerückten Roman ab und lässt keine Fragen offen.
Besonders lieb habe ich den kleinen Flattermann Spin-Air gewonnen und ab und an dachte ich sogar, er kommt zwischen den Seiten hervor geflogen. Wäre das nicht schön, so ein kleiner Elf den kein anderer sehen kann? Wobei es allerdings auch schwierig werden kann, denn wenn man ihm antwortet und jemand daneben steht der es hört, verwirrt man denjenigen und anschließend stempelt derjenige einen selbst als verwirrt ab. Verwirrt verrückt, ähm, feerückt.
Caroline solltet ihr wirklich kennenlernen, denn diese Feerücktheit muss man erlebt haben.
P.S.: Ich selbst, unter dem Spitznamen Bini bekannt, habe immer besonders schmunzeln müssen, denn Caroline wird ab und an von ihrer Mutter als Lini-Bini bezeichnet.
Warum? Findet es heraus 😉
Update – 01-03-2013: „Voll feerspiegelt“ wird der zweite Band heißen – geplant ist eine Trilogie.
Wollen wir alle manchmal nicht einfach nur weg, weil uns alles zu viel ist oder Dinge passieren, die wir einfach nicht mehr ertragen können? Einfach weg von dem Ort, an dem wir wohnen, um einen völligen Tapetenwechsel zu erfahren? Ich denke, dass Gefühl hatte jeder schon einmal und jeder kann sich in Elsa hinein versetzten.
Elsa Beletti hat das Gefühl weg zu müssen, denn das Leben entreißt ihr nach und nach alles. Sie möchte raus aus dem Trubel von New York und rein in das stille Leben, welches in Thunderstown auf sie wartet. Elsa sucht Ruhe und möchte diese genau dort finden, wo das Leben völlig entschleunigt ist, wo die Freiheit spürbar ist. Die Einwohner von Thunderstown sind recht eigen und die 29-jährige muss sich erst einfinden, aber Kenneth, bei dem sie zur Miete wohnt, hilft ihr dabei.
Mit Daniel Fossiter, dem angesehenen Mann der aus einer alteingesessenen Familie stammt, sollte sie es sich nicht verscherzen, wie sie von Kenneth erfährt. Er ist Bergjäger und tötet die Ziegen um den Pflanzenwuchs zu erhalten, aber er tötet auch andere Kreaturen. Elsa war Daniel von Anfang an unsympathisch, da er unmenschliche Züge an sich hat.
Kenneth öffnet sich sehr tief gegenüber Elsa und erzählt ihr von seinem verschwundenen Sohn. Auch in die alte Legende über die Entstehung der Berge, weiht er sie ein. Elsa ist dem ihr gegenüber gebrachtem Vertrauen sehr dankbar und begibt sich in die Berge. Sie braucht frische Luft, die endlosen Weiten und möchte ihre Blicke weit schweifen lassen.
Ihre Einsamkeit währt nicht lange, denn nähe des Aussichtspunktes in der Windmühlenruine beobachtete sie einen Mann. Dieser redete mit sich selbst, begann sich auszuziehen und wurde nach und nach zu einer Wolke, aus der Regen fiel. „Warte bitte“ flüsterte Elsa und aus der Wolke wurde der Mann, der sich ihr als Finn Munro vorstellte und in ihr eine Art Schalter betätigte.
Daniel Fossiter kennt den wettererfüllten und seltsamen Finn schon länger, genau wie den geheimnisvollen Aberglauben der Einwohner über das Wetter und spürt, dass sich ein Widerstandsgewitter aufbäumt.
„Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ konnte mich damals nicht richtig überzeugen, aber es wurde der Entschluss gefasst, dass Ali Shaw noch eine Chance bekommt, mich mit seinem nächsten Werk zu überzeugen. „Der Mann, der den Regen träumt“ ähnelt sich bereits optisch in der Covergestaltung, steht aber inhaltlich nicht im Zusammenhang mit benanntem Vorgängerwerk. Von Anfang an ist klar, dass es poetisch wird, verträumt und auch irgendwie märchenhaft, dank der fantastischen Elemente.
„Manchmal ist das Leben eines anderen das Einzige, was dem eigenen Sinn verleihen kann.“
Ali Shaw schreibt wahnsinnig bildlich und lässt seine Geschichte nach und nach wie eine Rose aufblühen. So strömt bei ihm der Duft der Liebe nach und nach aus, ohne kitschig zu wirken. Als Leser selbst spürt man den zarten Liebeshauch, den Elsa umgibt, wenn sie mit Finn zusammen ist. Doch auch die geheimnisvolle Stimmung zieht sich durch den Roman und schleicht sich etappenweise in den Vordergrund.
Zauber liegt in der Leseluft und lässt diesen in einem poetischen lila schimmern. Shaw bedient sich von einem nur kleinen Protagonistenkreis, um sich jedem umfassend zu widmen und seine Vergangenheit zu entschlüsseln. Nicht nur bei Elsa achtet er darauf, dass eine Bindung zum Leser hergestellt wird. Wie ein kleiner Bach der sich mit Sommerregen füllt, steigt auch die Spannung an. Allerdings ist ein Überlaufen nicht zu erwarten, was ein wenig schade ist.
Der Plot ist wahnsinnig ergiebig und voller Magie, aber ich hätte mir mehr Spannung gewünscht, denn das Potenzial dazu war greifbar. Auch dieser Roman lässt mich ein wenig unerfüllt zurück, obwohl Shaws Worte mich in eine Welt versetzten, in der ich mich gern tiefer hineinbegeben hätte, um dort zu bleiben. Das bestimmte Etwas, was ich nicht mit Worten betiteln kann fehlt mir. Es hätte noch einige Regentropfen mehr sein können, die die trockenen offenen Fragenpunkte nässen.
Und doch rüttelt der Inhalt im Leser einige wichtige Dinge wach und Fans der Poesie kommen auf ihre Kosten, denn Shaw ist ein richtiger Poesiemeister. Ein zitatgefluteter Wörterregen ergießt sich regelmäßig und bringt höchsten Lesegenuss.
Ein Märchen für Erwachsene, ein Märchen für ruhige gemütliche Stunden, ein Märchen voller Poesie.
Ich bin hin und her gerissen und bin mir doch sicher, dass er noch eine Chance bekommt, mich restlos zwischen seinen Worten glücklich zu machen.
Die Zeichnungen im Artikel stammen von Ali Shaw höchst persönlich und er ist wortwörtlich geschmeichelt, dass wir diese hier verwenden. Danke für den netten Kontakt Ali und euch viel Spaß beim Umschauen auf seiner Homepage.
Der Titel des Romans von Ali Smith bietet sich sehr gut an, um ihn ein wenig abzuändern. Dies wollen wir tun und euch den Inhalt des Romans aus unserer Sicht darstellen.
Es hätte uns genauso – wir stellen uns vor, dass wir jährlich eine Dinnerparty geben. Zu dieser laden wir Menschen mit speziellen Charakteren ein, Menschen die wir nicht immer bei uns haben, eine alternative Party. Wir bereiten alles in Ruhe vor, freuen uns auf den besonderen Abend und sind gespannt auf die vielfältigen Gespräche die uns erwarten werden.
Ein wenig gestresst sind wir auch, denn es gibt viel vorzubereiten. Zu solch einer Party sollte es möglichst schön werden und wir wissen auch, dass wir erleichtert sein werden, wenn alle Gäste zufrieden sind und den Heimweg antreten. In unserer literatwoischen Villa im Bücherwald kehrt dann wieder die literarische Ruhe ein und wir können uns unseren Seiten hingeben.
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