Kategorie: Autoren

„Die Filmerzählerin“ von Hernán Rivera Letelier

Die Filmerzählerin - Eine kleine Hütte und Vaters Sessel...

„Einen Film zu erzählen ist, als erzählte man einen Traum.
Ein Leben zu erzählen ist, als erzählte man einen Traum
oder einen Film.“

Hernán Rivera Letelier (52), einer der bedeutendsten Autoren der spanischsprachigen Welt, schrieb sein erstes Gedicht aus Hunger. Mit aller Fantasie und Leidenschaft wollte er den ersten Preis eines Poesiewettbewerbs gewinnen: Ein Abendessen in einem feinen Restaurant. Letelier, arm und ohne jegliche Perspektive, lebte zu diesem Zeitpunkt als Heranwachsender in einer Minensiedlung in der chilenischen Atacama-Wüste und verfasste ein vierseitiges Liebesgedicht, das ihm die Tür zu einer anderen Welt öffnete.

Seine eigene Welt hat er nie vergessen und nun reicht er seinen deutschen Lesern die Hand und nimmt sie mit in seine alte Heimat. Die Filmerzählerin – eine große Erzählung von der Macht der Begabung, ihren Schattenseiten und dem Kampf eines jungen Mädchens gegen ein auswegloses Leben.

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„Fünf“ – der Geocaching-Thriller aus Sicht des „Herrn der Koordinaten“

Das Geocaching in "FÜNF" von Ursula Poznanski im Visier
Das Geocaching in „FÜNF“ von Ursula Poznanski im Visier

Ein tödliches Spiel, Koordinaten des Grauens, ein Outdoor-Leichenteil-Puzzle, eine dunkle Spur in die Vergangenheit und ein GPS-Gerät als einzige Chance, der Fährte des Serientäters zu folgen.

„Fünf“ – Der Geocaching-Thriller von Ursula Poznanski hat uns an die frische Luft gebracht und in Dramaturgie und Charakterzeichnung überzeugt. Viele Geschichten verlieren sich im Lauf der Jahre – sie verschwinden inhaltlich im Einheitsbrei der Unterhaltungsliteratur. „Fünf“ wird nicht verschwinden. Die „Zutaten“ des Thrillers haben sich eingeprägt… das Motiv des Täters, seine perfide und intelligente Vorgehensweise und das Geocaching als zentrales Element des Plots.

Hier geht es zu unserer Buchvorstellung: Fünf von Ursula Poznanski

Mit einem Klick zur Buchvorstellung auf Literatwo...
Mit einem Klick zur Buchvorstellung auf Literatwo…

Es war unser erster Geocaching-Roman und wir haben uns natürlich gefragt, wie die große Gemeinde der Geocacher mit einem solchen Buch umgeht, wie man es liest und bewertet. Auf der Buchmesse in Leipzig ergab sich die Chance, diesen Fragen fundiert auf den Grund zu gehen.

Hier ist sie nun: Die Expertenmeinung zum Buch – der Blick auf die Koordinaten des Romans und niemand Geringerer als der Schriftsteller und Journalist Markus Gründel (in Fachkreisen oft „Geocaching-Papst“ genannt), Verfasser der Cacher-Bibel Geocaching – Basiswissen für draußen (erschienen im Conrad Stein Verlag) und selbst leidenschaftlicher Leser guter Bücher, „cacht“ sich „Fünf“.

Wir sagen schon jetzt TFTH (Thanks For The Help)…

Markus Gründel navigiert uns durch "FÜNF" von Ursula Poznanski
Markus Gründel navigiert uns durch „FÜNF“ von Ursula Poznanski

Ursula Poznanski gibt im Thriller „Fünf“ viele Ortsbeschreibungen nebst Koordinaten an, da hat man als Cacher natürlich nichts Eiligeres zu tun, als sich diese in Google-Maps und der GPS-Software/Karte anzuschauen und zu kontrollieren, ob die auch passen können – ich habe mir zusätzlich angeschaut ob (zu dem Zeitpunkt) auch entsprechende Caches auf www.geocaching.com (der größten Plattform) gelistet sind, was nicht der Fall war und somit nochmals positiv zu bemerken ist.

Die Orte passen auch super zu den Beschreibungen im Buch, was sie im Nachwort bestätigt und einräumt, dass sie für den ersten Fundort eine Felswand um 200m „verschieben“ musste, aber das finde ich absolut okay.

Fatal wäre es, wenn die Koordinaten eben irgendwo in Österreich wären, also die Wiese läge mitten im See oder auf der Autobahn… Irgendwo hat sie auch eine Brücke über die Autobahn benannt/mit Koordinaten versehen, was auch wieder passt.

Fazit: super sauber ausgearbeitet, man merkt schon, das sie selbst cacht.

Markus Gründel: Geocaching-Romane auf dem Prüfstand
Markus Gründel: Geocaching-Romane auf dem Prüfstand

Sehr gut haben mir auch die Rätsel gefallen. Bei einem anderen aktuellen Thriller mit Geocaching-Schwerpunktmit namens Todesfinal hat  sich der Autor einfach der „One-Time-Pad-Methode“ bedient, d.h. man hat:

  1. den zu verschlüsselnden Text, 
  2. den Schlüssel, was 
  3. den verschlüsselten Text ergibt.

Damit kann mal praktisch alles verschlüsseln, wie man lustig ist und der Leser kann es meist nicht nachvollziehen, lediglich die Zeichenlänge der ver- und der entschlüsselten Botschaft müssen gleich sein, und wenn der Schlüssel nicht als Text angegeben wird, kann man alles machen – das fand ich bei „Todesfinal“ langweilig bzw. „sich einfach gemacht“.

Die Rätsel von Ursula Poznanski sind komplett nachvollziehbar und immer etwas anders gelagert – auch da sieht man meines Erachtens. dass sie cacht, denn jeder Cacher, der das Buch liest und „was auf sich hält“ wird die ganzen Geocaching-Details nachvollziehen und würde in den einschlägigen Foren sofort losmeckern, wenn im Buch was nicht stimmt.

Die Geocaching Community hat bei "FÜNF" nichts zu meckern...
Die Geocaching Community hat bei „FÜNF“ nichts zu meckern…

Was die Handlung betrifft, war ich in den Bann gezogen, hätte mir etwas weniger von der verkorksten Situation Beatrix und dafür mehr von Florin und Stefan gewünscht – aber war so auch absolut Top zu lesen.

Jetzt will ich über den Inhalt nicht mehr verraten 😉

…außer, dass es bis zum Schluss spannend bleibt und insgesamt sehr schlüssig ist – ohne (auch das ist für die Szene immer sehr wichtig) das sich jemand aus der Szene bzw. die Szene selbst in irgendeiner Form lächerlich gemacht, oder falsch dargestellt fühlen kann.

An einigen Stellen musste ich auch schmunzeln, wo es um die „Datenanfragen“ bei www.geocaching.com und deren breitwillige Kooperation ging – hab ich mir so gedacht, „welch eine Werbung, ob Groundspeak wohl was investiert hat, um so dargestellt zu werden?“ 😉

Superbuch, volle 5 Sterne!

Experte - nicht nur auf seinem Gebiet: Markus Gründel...
Experte – nicht nur auf seinem Gebiet: Markus Gründel…

Dieser tiefe Einblick verleitet uns schon fast, selbst einen Account bei www.geocaching.com anzulegen und uns auf die Suche nach den Cahces dieser Welt zu begeben. Wir haben uns ein wenig mit der Sprache der Szene vertraut gemacht und laufen dank des „Gründels“, wie das Buch unseres Gastjournalisten liebevoll genannt wird, nicht mehr als Muggles durch die Welt. (Ihr habt richtig gelesen – Unwissende werden in der Szene mit diesem Harry Potter Begriff bezeichnet).

Markus Gründel liest gerade den Thriller „Knochenfinder, einen weiteren Roman mit Geocaching-Hintergrund. Wohl ohne Koordinaten, denen man folgen kann, aber scheinbar ein durchaus lesenswertes und spannendes Buch – nicht nur für Fans der Szene.

Wenn ihr nun Lust bekommen habt, „Fünf“ zu lesen, dann wisst ihr was ihr zu tun habt. GPS-Koordinaten des nächsten Buchladens eurer Wahl eingeben und los geht’s zur wilden Jagd…

Wenn ihr mehr zum Thema Geocaching wissen wollt, dann empfehlen wir euch Den Gründel und mit ein wenig Glück könnt ihr ihn heute noch gewinnen. Schaut einfach bei Facebook auf der Seite der „Outdoor-Verlage“ vorbei. Dort könnt ihr ein Bild finden, das zu diesem Artikel passt und wenn ihr dort beschreibt, was euch an der Welt der Outdoor-Koordinatenjagd fasziniert, dann besteht die gute Chance einen echten „Gründel“ zu gewinnen…

Mit einem Klick zu den Outdoor Verlagen…

TFTC (Thanks For The Cache) 😉

„Fünf Männer für mich“ – Annette Meisl im Interview

Monogamie war gestern - Polygamie ist heute
Monogamie war gestern – Polygamie ist heute

Literatwo mal anders…das ist auch heute wieder Programm.

Wir haben euch bereits im Artikel „Strichlisten- & Skandalbücher“ angekündigt, dass wir Annette Meisl so einige Fragen gestellt haben. Das Buch hat viele Fragen hervorgerufen, denn die Neugier ist geweckt, schließlich kennen wir uns mit SEXperimenten nicht aus.

Falls Fragen aufkommen…nein es wird hier auf Literatwo keine Polygamie geben, wir bleiben literatwoisch monogam und das ist auch gut so. Aber – drüber lesen ist etwas völlig anderes und wir bewundern den Mut der Autorin offen und ehrlich darüber zu schreiben. Hut ab und großes Kino!

Außerdem sorgen wir gern für Abwechslung und da wir schon „groß“ sind, können und schreiben wir auch über diese Themen. 😉

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Strichlisten- & Skandalbücher

Strichlisten - Cover
Strichlisten – Cover

Nein – diese beiden Bücher haben inhaltlich absolut nichts miteinander zu tun. Nicht im Geringsten. ABER – eine Gemeinsamkeit gibt es schon, denn auf beiden Buchcovern sind Strichlisten vorhanden.

Unseren literatwoischen vier Augen mussten beim Blick auf das Cover von „Fünf Männer für mich“ sofort an „Tote Mädchen lügen nicht“ denken. Wir haben euch das Hörbuch, wie auch das Buch mit der 13-ner Strichliste, das in keinem Jugendbuchregal fehlen sollte, vor einiger Zeit vorgestellt.

Auf dem Roman von Annette Meisl finden wir nun 5 Striche vor, welche für genau fünf Männer stehen.

Fünf Männer - Fünf Striche - Ein SEXperiment...
Fünf Männer – Fünf Striche – Ein SEXperiment…

Literatwo begibt sich noch einen Schritt in Richtung Erwachsenenliteratur. Nachdem wir festgestellt haben, dass „Schoßgebete“ kein Skandalbuch ist, hätte Meisls Buch allerdings großes Potenzial dazu.

Offen – ehrlich  – polygam. Diese drei Worte leuchten dem Leser in pink entgegen, wenn man das Buch wendet. Fünf Männer für mich – fünf Männer für Annette Meisl. Die Kölnerin schreibt wirklich spritzig, frisch, frei von der Leber weg, was sie in ihrem Leben erlebt hat, was sie denkt und was sie fühlt. Wir haben auch ein Interview mit ihr geführt, was unsere Fragen mehr als beantwortete.

Vier Jahre wurde Annette Meisl von ihrem Ehemann betrogen, mit dem sie über 15 Jahre ihres Lebens glücklich verbrachte. Ihre persönliche Stunde „Null“ hatte geschlagen, als sie davon erfuhr. Annette zog sofort aus, suchte sich eine Wohnung und musste ihre Enttäuschung verkraften. Vertrauen wird ein Fremdbegriff für sie und die Abhängigkeit von einem Mann kommt für sie auch nicht mehr in Frage.

„Verwechsle es nicht mit Liebe, wenn jemand Zärtlichkeit in das Loch träufelt, das ein anderer mit dem Schlaghammer in dein Herz gebohrt hat!“

Annette Meisl will leben, sie will Spaß, sie will Abenteuer, sie will Sex und das mit mehreren Männern. Das 5L-Projekt kommt ihr eines Tages in den Sinn. Wie wäre es, wenn man als Frau 5 Lover hat, mit denen alle Fantasien ausgelebt werden können. Ein Selbstversuch bei dem sie testen will, ob sie mit fünf Liebhabern leben kann und sie möchte herausfinden, ob das auch für andere Frauen umsetzbar ist. Dieses Projekt stellt sie ihrer Freundin Anna vor und begibt sich auf die Suche nach nicht nur einem, sondern nach fünf neuen Partnern.

Annette Meisl_Fünf Männer für mich_spacer

Dabei legt sie es nicht darauf an, fünf Männer zu betrügen. Nein – sie stellt Regeln für ihr SEXperiment auf und wendet ihre 6 selbsterstellten Regeln an.

Regel Nr. 1: schreibe fünf Traumkanditaten auf einen Wunschzettel

Regel Nr. 2: Offenheit & Ehrlichkeit sind wichtig, kein Mann hat Exklusivrechte, jeder Lover erfährt vor dem ersten Sex, was Sache ist

Regel Nr. 3: jeder Mann hat das gleiche Recht wie die Frau – mehrere Partnerinnen sind erlaubt

Regel Nr. 4: es soll aktiv nach Lovern gesucht werden

Regel Nr. 5: aus der Sexualität ein eigenes Forschungsprojekt machen

Regel Nr. 6: zeitliches Limit von zwei Jahren in der das oberste Gebot ist, keine feste Beziehung einzugehen um das Projekt nicht scheitern zu lassen

Annette Meisl_Fünf Männer für mich_spacer

Das SEXperiment von Annette Meisl beginnt und es folgt eine Zeit voller Abenteuer. Die Liebe und die Eifersucht sind ihre härtesten Gegner gegen die sie ankämpfen muss, um ihr Projekt erfolgreich zu leben.

„Liebe heißt eben nicht nur, Menschen loszulassen, wenn sie gehen wollen. Liebe bedeutet auch, den anderen festzuhalten, bevor er fällt.“

Ein erotischer Abenteuerroman – ein SEXperiment – ein mehr als offener und mutiger Einblick in Annette Meisls Leben. „Fünf Männer für mich“ – facettenreich, lustvoll, interessant – Meisl nimmt kein Blatt vor den Mund und scheut sich nicht vulgäre Worte bei ihren allgemein bekannten Namen zu nennen.

Annette Meisl öffnet mit ihrem 5L-Projekt neuen Frauenwelten und lässt tief blicken.

SEXperiment - ein Skandal?
SEXperiment – ein Skandal?

Ist dieses Buch ein Skandal? 

Es geht um Liebe, Sex und Polygamie – ein Tatsachenroman von einer mit beiden Beinen fest im Leben stehenden Frau. Nicht irgendeine Frau, nein Annette Meisl, Dolmetscherin, Moderatorin, Küstleragentin und Besitzerin eines Zigarrenladens, wie auch Zigarrensalons mit dem Namen La Galana in Köln.

Ist das nicht skandalös?

Annette Meisl weicht mit ihrem SEXperiment völlig von der gesellschaftlichen Norm ab, sie ist nicht monogam, sondern bekennt sich öffentlich zur Polygamie und hilft Frauen mit ihrem Selbstversuch zu neuen Ansichten und Selbstvertrauen.

Auf dem Cover finden wir das Wort SEX vor, was auf Charlotte Roches Roman nicht erwähnt wird. Bereits der Titel hat das Potenzial zum Skandal. Skandalös geht es auch gleich weiter, denn Annette Meisl schreibt über ihr Leben und lässt keine Protagonistin sprechen. Hier liegt ein Buch vor, bei dem sich alles fast ausschließlich nur um Sex dreht.

Ist Annette Meisl nicht so prominent wie Charlotte Roche, um die Medien auf sich zu ziehen? Dieses Buch erregt wahrlich größere Aufmerksamkeit, zudem es noch in die Kategorie Ratgeberbuch einzuordnen ist.

Annette Meisl hat alle literatwoischen Fragen beantwortet
Annette Meisl hat alle literatwoischen Fragen beantwortet

Diese Fragen wollten wir unbedingt der Autorin selbst stellen und baten sie, uns ein Interview zu geben. Annette Meisl ist absolut sympathisch, willigte ein und bald gibt es hier mehr zu lesen, um und über das SEXperiment-Buch 😉

Skandal oder kein Skandal – unsere Meinung steht fest. Wir können und wollen Annette Meisl in keine Schublade stecken, finden das Buch auch nicht skandalös, aber mehr als aufschlussreich. Wir ziehen den Hut vor dem Mut der Autorin es geschrieben zu haben, wie auch dem Mut des Verlags, es  veröffentlicht zu haben.

Literatwo mal ganz anders – ein literatwoiches BuchSEXperiment.

Mit Verlaub, Herr Grass – Sie mussten nie schweigen!

Was gesagt werden muss - Günter Grass

Muss man erst sterben in diesem Land?

Mit diesem Artikel habe ich mich einst als bekennender Verfechter der Grass`schen Literatur vor mein schreibendes geistiges Idol gestellt! Damals schrieb ich:

Muss Günter Grass erst sterben? Muss er unter der Erde liegen, um die Wertschätzung zu erfahren, die der wohl größte deutsche Schriftsteller unserer Zeit mehr als verdient? Was hebt dann das Geschrei an vom Verlust “unseres” Nobelpreisträgers, vom Fehlen des letzten und größten zeitgenössischen Gesellschaftskritikers und vom Verstummen der gewaltigsten literarischen Stimme einer Generation.

Kritiker gäben sich die Klinke in die Hand beim schluchzenden Eintrag in das Kondolenzbuch einer frisch geborenen, obschon gerade erst verstorbenen Legende. ”Deutschland ein Jammertal – die Blechtrommel hat ihren letzten Schlag getan” – so oder so ähnlich würden die Schlagzeilen des BILDungsbürgertumblättchens lauten.

Das schrieb ich einst!

Was gesagt werden muss - Günter Grass

Und nun liegt sein „Gedicht“ „Was gesagt werden muss“ vor mir und ich halte inne. Schlucke, lese und versuche aus allen Teilen schlau zu werden. Es fällt mir nicht leicht. Günter Grass ist mein Idol – und nun?

Wir gehören hier mitnichten zur von Günter Grass so bezeichneten „gleichgeschalteten Presse“ – ich bin lebenslanger Lesewegbegleiter des für mich immer noch größten Schriftstellers Deutschlands. Ich habe immer wieder darauf gehofft, dass er der großen Schar der Kritiker mit einem Schlag den Wind aus den Segeln nehmen würde, indem er sich offen mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzte.

Dies hat er beim „Häuten der Zwiebel“ und auch zuletzt in „Grimms Wörter“ immer wieder in Ansätzen getan, aber nie geschafft, die Zwiebel so zu Häuten, dass die wahre und reine Essenz des Günter Grass künftig unbelastet zu den Themen unserer Zeit Stellung nehmen kann.

Und genau deshalb muss ich heute widersprechen – das muss auch mal gesagt werden:

NEIN – Herr Grass, Sie mussten nie schweigen – nicht in diesem Land.
NEIN – der Iran ist nicht geeignet für die verharmloste Opferrolle.
NEIN – Herr Grass, Israel ist nicht per se als Kriegstreiber zu bezeichnen.
NEIN – es ist fatal, eine Diskussion zur Sicherheitspolitik auf die Substanz des vorgehaltenen Antisemitismus zu verdichten.

Und:

NEIN – es ist nicht legitim, sich poetisierend endlich dahin zu stellen, wo man ohne den Kunstgriff dieses „Gedichtes“ nie gestanden hätte: Auf die Seite derer, die mit reinem Gewissen moralisieren dürfen.

Und doch möchte ich ihm gerne zuhören. Mich auf ihn einlassen. Auf „meinen“ Günter Grass:

Und so gelingt es ihm, mit einem Schlag eine Diskussion in Gang zu setzen, die vielschichtiger nicht sein kann. Die wenigsten Leser seiner Zeilen begeben sich auf die rein inhaltliche Seite seines Gedichts, sondern polemisieren auf der Grundlage der selbstgewählten Lebensideologie vor sich hin. Die Vielzahl unsachlicher Kommentare in den großen Onlinemedien spricht hier Bände. Und Zustimmung erhält Grass ausgerechnet dort, wo er sie zeitlebens nicht gesucht und vermutet hätte… am rechten Rand der politischen Deutschlandkarte.

Eine Diskussion auszulösen, dies sei seine Absicht gewesen – als Intellektueller unseres Landes gar seine Pflicht. Und gerade hier liegt das Hauptproblem. Gerade er hätte wissen müssen, dass diese Diskussion sich nicht um den Kern seiner Aussagen drehen wird, sondern fast ausschließlich um ihn selbst. Seiner Sache – seinem Anliegen hat er damit keinen guten Dienst erwiesen und den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Er hätte erklären können, warum er zu sich selbst geschwiegen hat. Denn dies ist unstrittig.

Ja – Herr Grass! Sie haben geschwiegen zu Ihrer Vergangenheit.

Und: JA – Herr Grass! Das hat Sie zu einem normalen Schriftsteller gemacht. Sie sind keine moralische Instanz, die nun durch verklärten Perspektivwechsel auf eine Ebene gelangt, die eine Diskussion lostritt, die so wenig zeitgemäß ist, wie dieses Gedicht!

Die Zeile: „Warum sage ich erst jetzt, gealtert und mit letzter Tinte“ macht mich traurig, weil ich ahne, dass der Stift bald versiegt sein wird und trotzdem formuliere ich meine Frage von damals um:

Muss man erst moralischen Selbstmord begehen in diesem Land…? Ich bin traurig…

Ein Leseleben lang...

Harald Glööckler im Buchmesse-Interview mit Literatwo

Harald Glööckler und Literatwo – das Interview…

Harald Glööckler – zum Greifen nah – Auge in Auge, das Diktiergerät aufnahmebereit, umgeben von der versammelten Presseschar öffentlich rechtlicher und privater Medien, haben wir uns dem „Modeprinzen“ bis auf wenige Zentimeter genähert.

Über den Weg bis hierhin haben wir heute Morgen ausführlich berichtet und nun beginnt die medial geprägte Anspannung langsam abzufallen und unter lauten „Harald, Harald“ – Rufen der weiblichen Fangemeinde bereiten wir uns darauf vor, dem Autor Glööckler unsere Fragen zu stellen.

Eben noch stand er auf dem Podium und hat mit klarer und unverkennbarer Stimme in Richtung der wartenden Menge skandiert, warum er wirklich alle Frauen für Prinzessinnen hält. Er möchte niemanden ausschließen, wiederholt einige Interviewfragen laut und beantwortet sie im Zusammenspiel mit seinem Publikum. Er vermittelt das Gefühl, sich beim Bad in der Menge wohl zu fühlen und balanciert geschickt zwischen Kamerateams, Journalisten und Fans.

Glööckler polarisiert nicht – er verbindet.
Charisma – Ausstrahlung!
Harald Glööckler.

Das Buch in der Hand – Fragen im Kopf – Literatwo in einem Atemzug mit Focus, Bild, Pro7 und ARD – ein freundlicher Blick unseres Interviewpartners und schon sind wir im Gespräch.

Das Glööckler – Buchmesse – Interview mit Literatwo

Herr Glööckler, was hat Sie dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben?

Ich wollte den Frauen Mut machen. Eigentlich ist ja jede Frau schon eine Prinzessin – man muss sie gar nicht dazu machen. Prinzessin ist hier eher eine Metapher. Man könnte auch sagen, jede Frau ist etwas ganz Besonderes. Ich will sie damit wecken und einfach Mut machen, das für sich selbst zu erkennen.

Deswegen schreibe ich ja auch über Schönheit und Erotik, aber auch darüber, wie man es schaffen kann, schwere Zeiten zu überstehen und einfach über alles was zum Leben dazugehört. Sie erfahren im Buch viel über mich und mein Leben, meine Reisen, Tipps zum Ankleiden, schöne Zitate und genau diese Mischung spricht bestimmt viele Leser an. Und schöne Bilder finden sie natürlich auch.

Wie leicht fällt es dem „Modeprinzen“, sich in der Welt des geschriebenen Wortes zu behaupten. Es gibt keine Autoren, die zum Modedesigner mutieren – wie haben Sie es geschafft in einer so ausgefeilten Art und Weise ein ganzes Buch zu schreiben?

Haben sie es gelesen?

Natürlich haben wir es gelesen und wir waren sehr überrascht, es hier mit einem inhaltich absolut überzeugendem Buch zu tun zu haben.

Es war ganz ganz leicht. Es floss und floss und floss und ich habe es geschrieben, als würde die Feder geführt. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Mein Umfeld war sehr überrascht und ich habe oft zu hören bekommen, dass man gar nicht gewusst hat, dass ich so ein Schriftsteller sein kann. Man hat mir das wohl nicht zugetraut.

Natürlich hatte ich mit Frau Boramir eine tolle Co-Autorin – das muss hier auch einmal erwähnt werden, aber es ist der Tat so, dass alles Sätze mir richtig von der Hand liefen. Es ist nicht so, dass ein Prominenter einfach ein Buch gemacht hat und sich einen Co-Autor genommen hat um es schreiben zu lassen. Ich habe selbst geschrieben und ich glaube, das merkt man auch.

Es ist mein Wortlaut, es ist meine Sprache und hier liegt eben mein Erfolg, dass ich mich nicht daran orientiere, wie das andere machen, oder wie man ein Buch schreibt, sondern ich schreibe so, wie ich schreiben will. Wem es gefällt, dem gefällt es und wem es nicht gefällt, dem gefällt es eben nicht.

Das ist, glaube ich immer die richtige Herangehensweise, egal was auch immer man im Leben versucht.

„Es ist mein Wortlaut, es ist meine Sprache und hier liegt eben mein Erfolg.“

Sind Sie stolz darauf, oftmals mehr als Marke, denn als Mensch wahrgenommen zu werden?

Stolz ist immer so ein schwieriges Wort. Es ist ein großer Erfolg, als Marke wahrgenommen zu werden und das ist etwas, worüber man sich doch freuen kann, denn das zeigt, dass man sehr viel geleistet hat.

Als wir bekanntgegeben haben, dass wir dieses Interview mit Ihnen führen, waren die Reaktionen im Internet und unserem Umfeld erfreulich und ausschließlich positiv. Man schrieb uns, „der Mensch ist cool, der ist straight und authentisch“. Das möchten wir hier einfach an Sie weitergeben und genau so haben wir Sie heute kennenlernen dürfen.

Dankeschön… vielen vielen Dank!

Ein mehr als persönlicher Moment endet mit dem Verlassen der Interviewzone. Das Blitzlichtgewitter geht weiter und für die wartenden Fans öffnet sich der Weg zu ihrer persönlichen Begegnung mit Harald Glööckler. Ein Autogramm und ein kleiner persönlicher Schnappschuss, ein freundliches Wort und ein Lächeln – mehr erwartet man nicht. Und geduldig widmet sich der Medienprofi den Menschen, die lange auf diesen Moment gewartet haben.

Harald Glööckler und Literatwo – der Modeprinz und die Hofberichterstatter…

Und zur allgemeinen Überraschung haben wir es dann auch noch gemeinsam mit Harald Glööcker in das ARD-Magazin BRISANT geschafft. In einem Buchmesserückblick berichtete man von den absoluten Promi-Highlights. Und wenn das keines ist, dann wissen wir es auch nicht 😉

ARD-Brisant-Prominent… Harald Glööckler und Literatwo

Karl Hohenthal, alias Karl May, alias Mr. X im Interview mit Literatwo

Das exklusive „Kein-Interview“ mit Karl Hohenthal…

Im März haben wir euch einen Roman vorgestellt, der aus der Feder des großen deutschen Erzählers Karl May hätte stammen können oder sogar müssen.Hadschi Halef Omar im Wilden Westenist eine literarische Hommage eines ambitionierten Schriftstellers, der seine Identität bis zum heutigen Tag nicht preisgegeben hat.

Wir schrieben damals über jenen Karl Hohenthal:

„Wir werden jenen Schriftsteller in Leipzig treffen – keine Ahnung, wer er ist, keine Ahnung, ob er als Westmann oder Araber vor uns steht – keine Ahnung ob er den Henrystutzen bei sich hat oder ob gar Hatatitla oder Rih vor den Messehallen festgebunden ist. Wir freuen uns einfach darauf, jemanden kennenzulernen, der literarisch zu lieben vermag – mit jeder Faser jedes einzelnen Wortes. Und wir werden sein Geheimnis verraten… genau hier…“

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Literatwo… On the road again…

Wenn ihr dies lest, dann befindet sich euer Team Literatwo schon längst auf den Schienen, die das Lesen bedeuten. Eine Sternfahrt nach Leipzig, die Koffer voller guter Ideen und Geschichten und doch noch jede Menge Platz im Handgepäck, um Anregungen, Bücher, Neuerscheinungen und Projekte bis zur Buchmesse in Frankfurt mit nach Hause zu bringen.

In unserer Villa Literatwo haben wir aufgeräumt und schon mal Platz gemacht für die Lese- und Lebensschätze der Zukunft. Unsere Planungen sind veröffentlicht, unsere Wege sind bekannt und jetzt fehlt eigentlich wirklich nur noch der offizielle Startschuss zur Buchmesse Leipzig 2012.

Mit einem Klick zu unserem Treffen in Leipzig
Ein Klick zeigt euch unsere Interviewpartner in Leipzig

Der Donnerstag wird bereits der erste richtig spannende Tag! Fragen über Fragen werden uns begleiten. Wie weit kommen wir, wenn wir das Retamin auf unsere Rucksäcke verteilt haben, wird Katharsia den begehrten „Seraph-Debüt-Preis“ erhalten und wie kommen wir auf die „Fantasy-Insel“, auf der die Preisverleihung stattfinden soll?

Folgt uns bei unserer Berichterstattung auf Facebook und natürlich auch hier und stellt Fragen, wenn ihr Informationen benötigt oder liebe Grüße an große Autoren loswerden möchtet….

Wir sind für euch da 😉

Aleph – eine Fahrt in die Zukunft

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Endlich ein neuer Paulo Coelho – endlich.

Jedes neue Buch, das seiner Schreibfeder entspringt, erwarte ich voller Neugier und bin voller Vorfreude darauf, was mich nun erwarten wird. Endlich lag nun auch Aleph vor mir. Coelho´s Bücher muss ich einfach lesen, egal über welches Thema er schreibt, egal wie dünn oder dick sie sind, ich bin einfach Fan seiner Werke. Auch als ich Aleph in der Hand hielt ging ich nach meine persönlichen coelhoschen Schema vor. Folie ab, keinen Klappentext lesen, Schutzumschlag beiseite und ab zwischen seine oftmals spirituellen Worte.

Bahnhof. Genau dort stand ich, mit Aleph in der Hand. Eine Fahrt in die Zukunft, da schien mir Aleph genau das richtige Buch. Zwar stieg ich nicht in die Transsibirische Eisenbahn, leider, dennoch war ich unterwegs und das Fahrgefühl brachte mich dem Buch sofort näher.

Das Leben ist dieser Zug – nicht der Bahnhof. (mehr …)

Der Wind trägt die Worte – Waldtraut Lewin erzählt Geschichte und mehr

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„Was ist Geschichte?“ – fragen wir uns immer wieder, wenn wir über deren Signalwirkung für die Zukunft schreiben. Können wir aus der Geschichte lernen? Auch bei Literatwo eine oft gestellte Frage. Besonders in unseren Artikeln unter der Überschrift Gegen das Vergessen.

Dabei sollte man sich auf die Suche nach dem Begriff „Geschichte“ im eigentlichen Sinn machen. Doppelt gesicherte Quellen untermauert mit archäologischen oder moderneren Artefakten, historisch relevante Dokumente und Bilder, Stammbäume und wissenschaftliche Analysen – die Summe all dieser Erkenntnisse definiert für uns den Begriff Geschichte… Zahlen, Daten, Fakten… aufgeschichtet – Schicht um Schicht zum Berg der Historie, könnte man sagen.

Aber lässt sich so die Geschichte der Menschheit oder die eines Volkes erzählen und verstehen? Waldtraut Lewin verneint dies in ihrem großen zweiteiligen Lebenswerk Der Wind trägt die Worte. Ihr Ansatz reicht weiter und ihre Vorgehensweise, uns die Geschichte des Jüdischen Volkes näher zu bringen, macht dieses Buch zu einem unermesslichen Schatz aus Geschichte und Geschichten. Sie selbst schreibt dazu:

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