Buchmesse Frankfurt 2013 – Die Anreise

Ein Team verreist... manchmal eben anders
Ein Team verreist… manchmal eben anders

Der große Literatwo-Bücher-Reise-Messe-Koffer ist gepackt und es geht so langsam los. Der Inhalt bleibt streng geheim, denn es ist gaaaaanz großes Blogger-Geheimnis, wie man eine Großveranstaltung namens Buchmesse individuell vorbereitet. Da werden im ganz stillen Kämmerlein wochenlang Visitenkarten handgemalt, T-Shirts individuell bestickt und unvergleichbare Schlüsselbänder geflochten. Bunte Flyer werden gedruckt, Termine vereinbart, Presse-Akkreditierungen abgeschlossen und Einladungen koordiniert.

Aber dann ist er endlich da – Der große Reisetag und angesichts des Gepäcks wird dem geneigten Blogger schon ein wenig flau im Magen. Alles ist voll, kein noch so kleines Plätzchen ist zu finden und eigentlich will man doch so viele Dinge aus Frankfurt mit in die heimische Villa entführen. Tonnenweise schleppen unsere heiß geliebten Verlage die allerfeinsten Giveaways in die Messestadt und an einen Platz für die Bücher, die einem während einer Messe zulaufen, ist gar nicht zu denken.

Aber irgendwie ist es schon immer gegangen und es wird auch diesmal gehen. Kommt Zeit – kommt Buch. Jetzt nur noch schnell zum Heimatbahnhof  und dann auf dem schnellsten Wege in die Stadt der Bücher. Unser erster Artikel zur Messe hat euch schon einige mögliche Treffpunkte verraten und gezeigt, wo man Literatwo in diesem Jahr finden kann: einfach hier klicken…

Mit nur einem Klick zum Vorbericht
Mit nur einem Klick zum Vorbericht

Und doch steht diese Buchmesse unter völlig anderen Vorzeichen, wie in der wundervollen Vergangenheit. Bianca wird Literatwo alleine vor Ort vertreten und damit die gesamte Last des literatwoischen Bücherkoffers alleine durch die Messehallen wuchten. Wenn das Leben zuschlägt, dann muss man sich manchmal beugen, um dann in der nahen Zukunft mit neuer Kraft gemeinsam durchzustarten. Das haben wir uns fest vorgenommen, aber diese Messe wird auch für uns zum ungewohnten Erlebnis.

Während Bianca also die Buchmesse unsicher macht und alles für uns erkundet, Projekte aufspürt und wichtige Gespräche führt, werde ich in der heimischen Leitzentrale ihre Bilder entgegennehmen, Artikel vorbereiten und natürlich ihre Spesenrechnungen abheften. Und sollte ein Problem auftauchen, dann heißt es einfach „Houston – wir haben ein Problem“ und ich sattle die Kavallerie.

Mit unseren Augen werden wir gemeinsam sehen, auch wenn wir nicht am gleichen Ort sind. Das haben wir uns versprochen und so werden wir es lebenslang halten. Danke Bianca, dass du nach Frankfurt fährst. Die nächste Messe erlebt uns wieder gemeinsam. Und wer denkt, dass eine halbe literarische Heuschreckenplage nur halben Schaden verursacht, der wird sich schrecklich täuschen. Verlage, Autoren, Bücher und Leseratten aufgepasst….

Bianca hat diesmal die tragende Rolle
Bianca hat diesmal die tragende Rolle

Alles was bei drei nicht sofort auf dem Baum ist wird fotografiert und kommt in unseren Artikeln vor… Freut euch drauf. Schon heute Abend mehr von uns… 😉

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Buchmesse Frankfurt 2013 – Literatwo bereitet sich vor

Klar - wir sind dabei...
Buchmesse Frankfurt 2013 – Klar – Wir sind dabei…

Gesundheit steht bei uns an allererster Stelle – Gesundheit ist einfach lebenswichtig und es gibt Tage, an denen sich das ganze Leben einmal überschlägt und sich feste Dinge ändern. Das Jahr 2013 hat sich heute zum zweiten Mal überschlagen und der vorfreudige Artikel aus der Feder von Arndt ist seit wenigen Stunden nicht mehr ganz stimmig und ich muss ihn leider mit schwerem Herzen und tränenden Augen ändern. *schluckschnief*

Wir sind Literatwo und wir bleiben Literatwo – wir gehen durch dick und dünn und zwar lebenslang – egal ob wir räumlich getrennt sind oder nicht. Ihr Leser wisst das…

Literatwo wird in Frankfurt sein,  zwar nicht als körperliches Team, aber als Team in einer Person. Ich (Bini) werde in Frankfurt sein und die Messe mit unseren Augen sehen, die Messeluft mit unseren Nasen einatmen und ganz nach unserem Geschmack neue Projekte ans literatwoische Land ziehen.

VERSPROCHEN ARNDT – TEAM!

Alle Jahre wieder, könnte man meinen…! Alle Jahre wieder machen sich literaturbegeisterte Menschen auf den langen und gefahrvollen Weg nach Frankfurt, um dort wie eine buchwild gewordene und absolut buchsüchtige Heuschreckenplage über Verlagsrepräsentanten und Autoren herzufallen.

Sind sie aber auch selbst schuld, wenn sie ihre Haut dort zu Markte tragen und auch im Vorfeld der Buchmesse noch lauthals verkünden, wo genau sie zu finden sind… Wirklich – da kann man doch nur den Kopf schütteln und niemand darf sich ernsthaft wundern, wenn die versammelte Buchgemeinschaft sich vor den kostbaren Ausstellungsdisplays versammelt und um Einlass bittet.

Seit dem Oktober 2009 gehört die Frankfurter Buchmesse fest zu unserem Jahresprogramm und wir haben das Gefühl, dass die Messe sich von Jahr zu Jahr ein wenig mehr zu unserem absoluten Event mausert. Vom Privat- zum Fachbesucher und nun zum dritten Mal als akkreditierte freie Journalisten fühlen wir uns in der Messemetropole fast schon wie in unserem Wohnzimmer.

Vorbereitungen
Messe-Vorbereitungen2013

Nun ist es mal wieder soweit und wir haben unsere Vorbereitungen komplett abgeschlossen. Termine sind abgestimmt, Züge gebucht, Hotel ist reserviert und es kann eigentlich losgehen. Wir freuen uns auf die vereinbarten Verlagsgespräche und sind auch in diesem Jahr mit Pressevertretern aller großen Häuser verabredet. Hier werden die zukünftigen Projekte gemeinsam besprochen und unsere Artikel seit der letzten Messe in Leipzig stehen im Mittelpunkt der Gespräche.

Wir sind offen für alle neuen Themen, versuchen aber natürlich auch diesmal,wie in den vergangenen Jahren, eine für uns typische Bandbreite an Neuerscheinungen für das nächste halbe Jahr auf unsere literatwoische Agenda zu setzen. Wir suchen immer wieder nach besonderen Büchern zum Thema „Gegen das Vergessen“ und sind schon sehr neugierig, was wir hier an Neuem entdecken werden.

Und natürlich freuen wir uns auf viele persönliche Gespräche mit Autoren, die in diesem Jahr besonders wichtig für uns waren. Von A wie Arno Strobel, über B wie Jennifer Benkau bis zu S wie Jonathan Stroud… unsere Liste ist lang und die festen Verabredungen stellen für uns absolute Highlights auf der diesjährigen Messe dar. Kinder- und Jugendbuchautoren geben sich die Klinke mit etablierten Thrillerautoren in die Hand. Unsere Klinke ist eben sehr facettenreich!

Termine
Messetermine Frankfurt 2013

Natürlich verstehen wir uns auch wieder als Speerspitze für die Messebesucher, die es erst am Wochenende nach Frankfurt schaffen. Wir berichten ab Mittwoch Nachmittag live aus den Heiligen Hallen und versuchen gute Tipps für euch ausfindig zu machen. Besonders tolle Messestände, Events des Gastlandes Brasilien und heiß begehrte Anlaufpunkte stehen dabei auf unserer Liste ganz oben.

Unsere Literatwo-Facebookseite wird den Schwerpunkt der täglichen Impressionen live in eure heimischen Wohnzimmer bringen und in den ruhigen Abendstunden versuchen wir eine schöne atmosphärische Zusammenfassung des Geschehens hier auf unserem Blog zu veröffentlichen. Das haben wir bisher in jedem Jahr so gemacht und unsere Leser mit wissenswerten Informationen versorgt.

Gut gerüstet könnt ihr dann am Wochenende nach Frankfurt reisen oder eben die Buchmesse aus der Distanz erleben, wenn ihr es gar nicht zur Buchmesse schafft. Über Facebook sind wir natürlich pausenlos ansprechbar und gehen gerne euren Fragen auf den Grund. Also, bleibt einfach dran und schaut immer mal wieder nach, was wir so erleben oder gerade herausgefunden haben.

Verlagsfest
Freude über eine liebe Einladung – Fischer Verlagsfest

Natürlich freuen wir uns auch wieder auf Begegnungen mit unseren Lesern und Freunden aus der Bloggerszene. Einige Veranstaltungen, zu denen wir eingeladen wurden sind für diese Treffen absolut prädestiniert. Das „Blog`n Talk“ Meeting von Randomhouse am Freitag, das Bloggetreffen beim Carlsen Verlag und das offizielle Arno Strobel-Fantreffen am Samstag stehen fest auf unserer Liste und wir werden dort viele bekannte Gesichter sehen.

Ebenso werden wir, einer mehr als freundlichen Einladung folgend, am Donnerstagabend zu Gast bei Fischer-Verlagsfest sein und auch hier bieten sich gute Chancen uns zu treffen, wenn ihr ebenfalls dort sein solltet. Also gibt es auch in diesem Jahr ausreichend viele Möglichkeiten, uns zu treffen und über gemeinsame Herzensbücher zu sprechen. Und wenn dies nicht ausreicht, dann schreibt uns eine Mail oder kontaktiert uns über Facebook. Es sollte doch absolut möglich sein, dann einen Treffpunkt auszumachen, um uns zu finden.

Einen kleinen Geheimtipp haben wir aber noch zum Abschluss dieses Artikels. Wir sind am Messe-Samstag von 12 bis 13 Uhr in Halle 3.0 (E 107) am Stand des Arena Verlages und treffen uns dort mit sehr interessanten Jugendbuchautoren (z.B. Gerd Schneider, den Schöpfer von „Kafkas Puppe). Ihr könnt uns gar nicht verpassen, denn wir sehen immer noch so aus, wie ihr uns von den Bildern kennt. Also… auf nach Frankfurt… Bücher suchen, gute Freunde treffen und die Welt der Literatur genießen.

Sehen wir uns?

Ready to go
Ready to go – Messemetropoltiten…

Kafkas Puppe – Gerd Schneider

Kafkas Puppe ~ Gerd Schneider

Dresden. Ich stehe auf meinem Balkon, es ist November und der Wind trägt sanft die Zirkusmusikklänge des Sarrasani herüber. Meine Gedanken werden von dem Wind, der nun weiter zieht, aufgenommen und schweben zu Lena, Lenotschka der Seiltänzerin, und zu ihrer Puppe Mira, sowie zu Franz Kafka.

Diese Worte schrieb ich vor über drei Jahren, als ich den Roman das erste Mal las. Heute schreiben wir den 5. Oktober und ich war soeben mit Gerd Schneiders Roman auf dem Zirkusgelände und habe ihm gezeigt, wo der Sarrasani steht. Ein tolles Gefühl, denn ich habe die Seiltänzerin, die mir am Ende des Romans begegnete vor mir gesehen.

Kafkas Puppe

Schneiders Roman hat nach dieser langen Zeit gerufen. Er wollte noch einmal gelesen werden und zwar aus gutem Grund oder eher aus guten Gründen. Wir treffen den Autor und „Kafka-Kenner“ auf der Buchmesse in Frankfurt persönlich, der kleine Roman ist ein echtes Herzstück und dieses Werk soll dringend einen Platz bei uns hier bekommen.

Franz Kafka sitzt wie jede Nacht an seinem Tisch und schreibt. Er schreibt meist an Geschichten, die ein trauriges Ende haben, findet seine neue Frau Dora. Doch dies sollte sich bald ändern…

 „Wie könnte eine Vereinigung größer sein zwischen Liebenden, als dass sie miteinander verschmelzen!“ sagte er, woraufhin Dora erwidertet: „Sie sind verbrannt, das ist es, was bleibt.“

Franz hat Prag hinter sich gelassen, um nun in Berlin mit Dora einen Neuanfang zu wagen. Doch mit der Ankunft in Berlin, weitet sich auch seine Krankheit aus. Tuberkulose.

Kafkas Puppe ~ Gerd Schneider

Kafka schreibt weiter, vor allem nachts. Das Licht brennt und seine Worte verewigen sich auf dem Papier. Bei Tageslicht spaziert er gern durch Berlin, durch den Steglitzer Park.

Lena, ein kleines Mädchen, findet er weinend auf einer Bank. Sie hat ihre Puppe verloren. Mira ist weg, Mira, ihr ein und alles, ihre Familie. Diese Begegnung geht Franz tief ins Herz, er suchte Mira, er möchte Lena ihre Puppe ersetzen. Doch er möchte ihr nicht einfach eine neue Puppe schenken und Mira ersetzen kann er mitnichten, denn Oberst Behrens Collie Karo hat diese zerstört.

Er hat eine andere Idee. Er schreibt. Kafka schreibt Briefe aus Miras Sicht und überreicht sie ihr fortan täglich. Mira ist vor einem Hund geflüchtet und meldet sich nun immer wieder von ihrer Reise. Franz ist Miras Briefeüberbringer und Lena akzeptiert und glaubt dies schnell. Lena wird für Franz ein Tageshöhepunkt, denn er schenkt ihr täglich mit den Briefen ein Stück Hoffnung, ein Stück Leben, ein Stück Mut und ein Stück Fantasie. Sobald allerdings die Steglitzer Kirchturmuhr zwei schlägt, müssen sie sich trennen, denn Lena muss zurück zu ihrer Mutter. Franz Kafka allerdings weiß nicht, dass Lena keine richtige Mutter hat, sondern in einem Waisenhaus wohnt.

Kein Tag vergeht nun ohne dieses Treffen, kein Tag ohne die Geschichte über den Reiseverlauf der zum Leben erweckten Puppe, kein Tag ohne die Begegnung mit Oberst Behrens und seinem Collie Karo, kein Tag ohne tiefe Gespräche mit Dora. Kafka ist bereits schwer krank, doch diese kleine Lena ist für ihn besonders, gibt ihm Kraft zu schreiben und die Möglichkeit einem kleinen Menschen den Lebensbeginn zu verschönern.

Kafka schreibt Briefe

Eine wunderbare, herzzerreißende und doch so einmalig einfühlsame Begegnung voller Liebe, Vertrauen und Halt, vor der Zeit des Krieges und der Konzentrationslager.

Kafka, ist das nicht dieser schwierige Schriftsteller?

Ja ist er und ich gestehe, nie ein Werk von ihm gelesen zu haben. Und doch habe ich es mit diesem Werk von Gerd Schneider nachgeholt und kann mein „Ja“ in ein „Nein“ wandeln.

Gerd Schneider schreibt nicht nur über Franz und Lena, sondern beleuchtet Kafkas Zeit in Berlin, seine letzten Lebensabende. Ebenso blickt er zurück auf die vergangenen Lebensjahre des Schriftstellers. Schneider vollführt in seinem Roman „Kafkas Puppe“ eine Wörterseiltanz und den Spagat zwischen Realität und Fiktion.

Der Autor schreibt gefühlvoll, seine Kapitel benötigen keine Überschriften und sein Werk steckt voller Wissen. Vor allem am Ende bleibt ein Lachenweinenkloß im Halse des Lesers stecken. Kafka war Jude und starb an Tuberkulose, seine Schwester Ottla allerdings, wurde ermordet, im Konzentrationslager Auschwitz.

Nach diesen 218 Seiten fühlt man sich als Kafka-Kenner. Nach diesem teils biographischen Werk ist Kafka für mich eine Persönlichkeit geworden, die nie vergessen werden darf, denn spätestens im Nachwort hat sich dieser Mann in allen Buchliebhaberherzen einen festen Platz gesichert. Kafka findet sich zudem auf Platz drei der französischen Liste Die 100 Bücher des Jahrhunderts wieder.

Kafkas Puppe (Arena Verlag) verbinde ich seit den letzten Seiten, die sich tief in mir verankert haben, mit dem Seiltanz. Ich sehe Lena vor mir, ich sehe ihre Puppe Mira vor mir und ich höre die Zirkusmusik aus dem Zelt des Sarrasani.

Für mich wird es Zeit, demnächst in ein Werk von Kafka selbst einzutauchen. Im Werk Das literarische Kaleidoskop von Regina Kehn, welches wir euch vorstellten, ist von ihm „Kleine Fabel“ zu finden. Gerd Schneider hat auch diese kurz im Nachwort erwähnt. Vielleicht „Briefe an Vater“ oder „Die Verwandlung“ – auf jeden Fall soll bald ein Kafka in meinem Regal einziehen und „Kafkas Puppe“ Gesellschaft leisten.

[RTL-Event] Infernöser Dan Brown Abend in Dresden

RTL Event - Inferno
RTL Event – Inferno von Dan Brown – Kurländer Plais Dresden

Es war soweit, das Live-Event von RTL, Bastei Lübbe und Thalia begann. Freitag, 27. September 2013, 19 Uhr – die Tore des  Kurländer Palais öffneten sich. Die Location erstrahlte in neuer Pracht, der Abend konnte nur gewaltig werden.

Bereits kurz nach unserem Eintreffen, wurden wir, Cornelia Fiedler (Chefin vom Kinder- und Jugendbuch im Thalia Haus des Buches Dresden), Susann Haase (ehemalige Auszubildende im Thalia) und Jungautorin Josefine Gottwald mit einem Begrüßungssekt empfangen. Das Ambiente des Palais begeisterte uns sofort und eine bessere Location für ein solches Event, hätte es nicht geben können. Sagenhaft. Auch wenn Dan Brown selbst nicht anwesend war, er hätte diese Atmosphäre sicher sehr genossen.

Genau wie Arndt. Meine literarische Hälfte hat natürlich gefehlt, denn mit Arndt wäre dieser Abend noch grandioser geworden und er hätte ebenso gefühlt wie ich. Gedanklich war er natürlich dabei und sein Artikel zum Roman ebenso, denn der sorgte wahrlich für große Aufregung bei uns.

Ihr kennt ihn noch nicht? Dann lest hier, warum Arndt den Autor bereits im Titel anspricht: INFERNO – Zuviel des Guten, Mr. Brown. Zudem hat dieser mir geholfen im Vorfeld mit Browns neustem Roman vertraut zu werden, denn selbst habe ich diesen nicht gelesen.

ffg
RTL Event – Inferno von Dan Brown – infernöser Abend

Bis zur Lesung konnten wir uns bereits etwas umsehen und Gespräche mit den Bastei Lübbe Verlagsmenschen führen, zum Beispiel mit Tina Pfeifer (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), die wir Literatwos sonst nur in Frankfurt oder Leipzig treffen.

20 Uhr betrat Moderator Wolfram M. Kons (RTL Punkt 6 & Punkt 9) die Bühne, begrüßte das ca. 70-köpfige Publikum und teilte mit, dass er einfach betrunken ist. Betrunken von der Schönheit der Stadt Dresden und der kitschig vom Sonnenschein illuminierten Frauenkirche. So erhielt er sofort die uneingeschränkte Aufmerksamkeit und eroberte die Herzen Dresdens.

Ein kurzer Videofilm über die Dan Brown PR-Tour in Köln leitete den Abend ein, indem die ersten Hintergründe zum sagenhaften Bestsellerroman Inferno und seinen Autor Dan Brown gegeben worden. Über 1 Million Mal verkaufte sich das brownsche „Geschenk“ bisher und der legendäre Protagonist Robert Langdon, auch als „Held des denkenden Mannes“ betitelt, ist aus der Literaturlandschaft nicht mehr wegzudenken.

Bevor der bekannte RTL-Moderator zum Interview mit Programmleiter und Dan Brown-Entdecker Marco Schneiders überging, erklärte er dem Publikum noch, was eigentlich die Abkürzung RTL bedeutet. „Richtig tolle Literatur“ – war allen klar, oder?

RTL Event - Inferno von Dan Brown - Kurländer Plais Dresden
RTL Event – Inferno von Dan Brown – stimmungsvolle Atmosphäre

„Illuminati“ lag eigentlich schon auf dem Absagestapel von Marco Schneiders, aber zum Glück hat er einen Tick. Denn ebendiesen Stapel schaut er noch mal durch und die 137 Kapitel auf 500 Seiten haben ihn zum Nachdenken gebracht. Er fand dies irrsinnig und begann zu lesen.

Der erste Satz begeisterte: „Der Physiker Leonardo Vetra roch brennendes Fleisch, und es war sein eigenes.“

Eigentlich werden selten Manuskripte mit Cover eingeschickt und Schneiders würde auch nie ein Buch wegen des Covers kaufen, aber bei Illuminati war alles anders. Das Manuskript hatte ein Cover und dieses hat geblendet. Dan Brown wurde entdeckt und nach „Sakrileg“ war nichts mehr normal, so Schneiders.

Marco Schneiders kennt ihn persönlich und gab uns Einblicke in sein Wesen. Der Autor würde am liebsten nicht mit der Öffentlichkeit zu tun haben und sich voll und ganz seinen Büchern und dem Schreiben widmen. Er ist sehr offen, nett und doch kein PR-Freund, vorsichtig, misstrauisch und auf seine Sicherheit bedacht. Brown interessiert weder positive noch negative Kritik.

Bevor Sascha Rotermund das Publikum mit seiner Stimme begeisterte und aus „Inferno“ las, fragte Moderator Kons in die Runde, wer denn ebenso schreibt. Josefine Gottwald meldete sich und kurzerhand wurde sie interviewt und Marco Schneiders vorgestellt. Vielleicht schreibt die Autorin, welche durch ihre Fantasy-Reihe „Die Krieger des Horns“ bekannt ist, demnächst für Bastei Lübbe.

RTL Event – Inferno von Dan Brown – stimmungsvolle Atmosphäre
RTL Event – Inferno von Dan Brown – Sascha Rotermund

Der aus dem italienischen Übersetzungsbunker entlassene Axel Merz musste ebenso von Dresden schwärmen, wie Kons und seiner Begeisterung freien Lauf lassen in dem er sagte: „Der Name Elbflorenz trifft den Nagel auf den Kopf.“

Die Spannung wuchs förmlich im Raum, als Merz mit seiner Erzählung begann. Mit einem 3-er Team (2 Übersetzer und ein Lektor) wurde 6 Wochen lang mit Hochdruck an der Übersetzung von „Inferno“ gearbeitet. Gefilzt, ohne Smartphone und ständig überwacht, begann die Arbeit in einem großen Saal, im „Bunker“.

Merz durfte nichts preisgeben, musste einen Vertrag unterschreiben, durfte nicht mit der Außenwelt kommunizieren und mit niemanden reden. Lediglich das WC durfte aufgesucht werden und die Recherche im Internet war an einem Extratisch möglich. Merz schilderte seine Arbeit und verriet so einige witzige Begebenheiten. Wir erfuhren nicht nur, dass das Manuskript in den ersten 4 Wochen noch unvollständig war und keiner der Anwesenden das Ende kannte, sondern auch von einem Alarm am Karpfenteich, der zum Glück glimpflich ausging. Schließlich hätte dieser Alarm auch als Fluchtversuch gedeutet werden können und „Inferno“ hätte nie das Buchlicht in deutscher Sprache erblicken können.

Inferno_RTL Event_Literatwo_Dan Brown_Kurländer Palais_Dresden_Alex Merz_Übersetzergespräch
RTL Event – Inferno von Dan Brown – Axel Merz packt aus

Marco Schneiders scherzte augenzwinkernd über die eingekerkerte Zeit von Merz: „Wir versuchen seitdem diese Methoden und Verträge auf Bastei Lübbe zu übertragen.“

Merz verriet, dass Brown gut übersetzt werden kann, da ihn kurze und einfache Sätze auszeichnen und er selbst seine übersetzten Texte nur 2 bis 3 Mal überarbeiten muss, während Brown selbst seine Sätze 10 mal umschreibt. „Die Lesbarkeit steht im Vordergrund“, so Merz zu seiner Arbeit und doch ist er kritisch und meint in seiner humorvollen Art, dass er mit seiner Übersetzung solange zufrieden ist, bis er sie zum ersten Mal im gedruckten und fertigen Buch liest. Dann findet er sie „Mist“. Auch in „Inferno“ stecken ein zwei Fehler, aber auch diese werden in den weiteren Auflagen immer weniger.

Um die 30 Seiten übersetzte Merz im eingekerkertem Zustand täglich und „Inferno“ verfolgte ihn bis in den Schlaf. Er selbst arbeitete Momentan an der Übersetzung eines Serienkilleromans, aus der Feder eines Autorenneulings. Wir sind gespannt!

Im Film hätte er Robert Langdon lieber in Gestalt von Johnny Depp, statt Tom Hanks gesehen, aber Hanks macht es auch „toll“.

RTL Event – Inferno von Dan Brown – Sascha Rotermund
RTL Event – Inferno von Dan Brown – Wolfram M. Kons interviewt Marco Schneiders

Bei Brown werden einige Leser vielleicht merken, dass er ein Google-Recherche-Autor ist, denn einige Dinge sind zwar gar nicht möglich, aber gut. „Wenn jemand im Louvre die Mona Lisa von der Wand nimmt, danach aus einem Fenster springt und auf einem LKW landet, mit dem er flüchten kann, dann ist das eine tolle Story! Aber versuchen Sie mal, mit einem LKW am Louvre vorbei zu fahren – erst Recht da, wo die Mona Lisa hängt!“, so Schneiders.

Zudem zitierte er Kurt Tucholsky mit “Umwege erweitern die Ortskenntnis”. Ein „NEIN“ würde der deutsche Brown-Entdecker dem Autor nie erteilen, aber man könnte ja ändern, denn der Autor würde es ja nicht merken. Damit erntete Schneiders wohl den größten Lacher des Publikums.

Sein persönlicher Rat an Dan Brown wäre, dass Langdon ruhig mal Pause machen darf und er mal etwas anderes schreiben könnte und dürfte. Zudem werden wohl auch Brown-Fans nie erleben, dass sich Langdon verliebt, denn dies sei nicht seins.

Sascha Rotermund begeisterte insgesamt 3 Mal mit seiner Stimme, in dem er aus „Inferno“ las. Er ist wirklich fantastisch und im Saal hätten wohl viele auch angenommen, dass er das Hörbuch spricht.

RTL Event – Inferno von Dan Brown – Sascha Rotermund
RTL Event – Inferno von Dan Brown – Mrs. Audio Book – Kerstin Kaiser

Hörbuchsprecher ist und bleibt allerdings Wolfgang Pampel. Dieser konnte leider wegen Krankheit nicht live in Dresden sein und wurde durch Kerstin Kaiser, stellvertretende Abteilungsleiterin und Programmlektorin bei Lübbe Audio, vertreten. Moderator Kons taufte Kaiser in Mrs. Audiobook und diese erzählte vom „Germanist fürs Kämmerlein“ bzw. auch „Der Kürzer“ genannt, denn „Inferno“ wurde von 628 Seiten auf um die 300 Seiten für die Hörbuchversion gekürzt.

Die Kunst im Kürzen besteht darin, dass der Plot bestehen bleiben muss, denn dem Hörer darf nichts fehlen, so Kaiser.

Wolfang Pampels Arbeit war enorm, denn das Hörbuch sollte am gleichen Tag auf dem Mark erhältlich sein, wie das Buch in gedruckter Form. Hochleistungstage fürs Team, 11 Tage Studio ohne wirkliche Pause.

Der Abend war ein voller Erfolg und ich selbst bin froh, der Einladung von Cornelia Fiedler gefolgt zu sein. Wir hatten sehr viel Spaß, haben allerhand um den Roman „Inferno“ und den Autor selbst erfahren und konnten selbst mit allen Anwesenden vom Verlag sprechen.

RTL Event – Inferno von Dan Brown – Mrs. Audio Book - Kerstin Kaiser
RTL Event – Inferno von Dan Brown – Gruppenfoto mit dem Dan Brown Team

Wolfram M. Kons hat diesen Abend sagenhaft humorvoll und spannend moderiert, Sascha Rotermund hat stimmlich begeistert, Merz, Schneiders und Kaiser haben Hintergründe in den Vordergrund gebracht. Der RTL-Eventabend war ein sagenhaft aufschlussreiches Erlebnis, mit großartigen Menschen.

Die Häppchen und Getränke sollten nicht unerwähnt bleiben, denn auch das Cateringteam war großes Kino.

Wer die Möglichkeit hat ein solches Event zu besuchen, sollte dies umgehend in Anspruch nehmen, denn es wird wirklich unvergesslich.  

Ein im wahrsten Sinne „infernöser“ Abend, ein literarisches Eventhighlight!

Großes DANKE für die Einladung an Cornelia Fiedler und ein ebenso großes DANKE an Josefine Gottwald für die grandiosen Fotos!

Das literarische Kaleidoskop – Regina Kehn

Das literarische Kaleidoskop – Blick ins Buch ©Regina Kehn

Kaleidoskop

Wir fühlten schon in dem Moment, als das Buch noch geschlossen vor uns lag, dass wir einen Schatz in den Händen halten.

Durch den Einband hindurch und angesichts des Titels war uns sofort klar, hier wartet ein ganz besonderer Inhalt auf uns. Schon das Wort Kaleidoskop im Titel des Buches verriet uns, dass wir besonderes erwarten können und dies nicht nur von einer Seite aus betrachtet.

Kaleidoskop, aus dem Griechischen stammend, bedeutet soviel wie „schöne Formen sehen“. Schöne Formen und schöne Texte, würden wir sehen, wir erahnten aber nicht einmal annähernd, wie geplättet wir sein würden.

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Der Sommer hat lange auf sich warten lassen – Melitta Breznik

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen - ein Roman zwischen aufblühen und verwelken
Der Sommer hat lange auf sich warten lassen – aufblühen und verwelken

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen“ (Luchterhand), ja, dem Titel können wir einfach nur zustimmen.

Aber mal ehrlich, ein Roman aus dem Hause Luchterhand, hat keine einfache Aussage im Titel, oder? Natürlich verbirgt sich hinter dem Titel nicht das, was wir auf den ersten Blick vielleicht vermuten. Es geht natürlich nicht um den vergangenen Sommer.

Melitta Breznik erzählt von einem Sommer, einem Lebensabend, in dem vielleicht ein runder Abschluss gefunden werden kann. Dazu braucht sie nur drei Protagonisten. Margarethe, eine Frau im Alter von knapp 90 Jahren, Max, deren ersten Mann und Lena, ihrer gemeinsame Tochter.

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen -
Der Sommer hat lange auf sich warten lassen –  scharfe & unscharfe Lebenswege

Im Sommer des Jahres 2011 findet sich der Leser wieder. In der Schweiz, in Basel, bei Margarethe. Sie fühlt sich wohl im letzten Lebensdomizil, in der Altenklause. Aber sie möchte unbedingt noch eine Reise wagen, die Reise die ihr Leben endlich abrunden soll. Eine Reise die sie alleine unternehmen möchte, ganz alleine, nur mit ihren Gedanken. Ihr Ziel lautet Bergen-Enkheim, der Ort der ihre Kindheit zeichnete, der Ort an dem sie ihre Tochter Lena treffen möchte.

Lena ist früh aus ihrem Elternhaus nach London geflüchtet. Der Kontakt zur Mutter brach, als diese gegen den Willen Lenas handelte und eine Entscheidung für ihre Zukunft traf. Eine Entscheidung die Lenas Leben prägte und immer noch auf ihr lastet. Ihr Vater Max hat Margarethes Handeln damals nicht mehr mitbekommen, denn er konnte nicht mehr, denn der Krieg und die Kriegsnachwirkungen haben ihn innerlich zerfressen. Dennoch möchte Lena ihre Mutter treffen, sie sehen und vielleicht sogar ein letztes, aber irgendwie auch erstes Mal im Arm halten.

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Max aus Kapfenberg konnte in seinem Leben nicht wirklich viele schöne Momente erleben. Der 2. Weltkrieg mit seinen Vor- und Nachwirkungen, seiner unschönen Kindheit, zeichnet ihn. Selbst das Leben in Wien, seine Ehefrau Margarethe und Tochter Lena schafften es nie, ihn völlig unbeschwert zu machen. Doch die Tapferkeit war Max Stärke, denn seine Lena liebte er über alles und ihre Kindheit sollte so unbeschwert wie möglich sein. Seine dunkle Vergangenheit sollte keinen Platz im hellen Tageslicht finden.

Drei Leben, drei Vergangenheiten – Margarethe, Lena und Max.

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen -
Der Sommer hat lange auf sich warten lassen – Lebensreiseziele

Die Reise der beiden Frauen löst die Welle der Rückblicke aus. Das bisherige Leben wird anhand von Gegenständen oder Begebenheiten wieder in den Vordergrund geholt. Zwei lebendige Frauen mit abgestorbenen Lebensinhalten wagen es, aufeinander zuzugehen. Schritte die beim erneuten Blick zurück schwer werden, Schritte die gegangen werden müssen.

Melitta Breznik nimmt den Leser mit auf eine Reise und öffnet in einer leisen Art und doch mit lauten Worten drei Lebenstore. Die Autorin selbst reiste für mich ebenso mit, denn sie ist wie ihr Protagonist Max in Kapfenstein geboren und zählt heute 52 Lebensjahre, fast genauso viele, wie ihre Protagonistin Lena.

Der Schreibstil ist tief und stechend, schneidende Worte fügen Schmerzen zu, die die Vergangenheiten spürbar machen. Ihre Charaktere haben die große Gemeinsamkeit, dass ihre Leben zerrissen sind, nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander leben können.

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen -
Der Sommer hat lange auf sich warten lassen – Melitta Breznik

Als Leser wird schnell die Vermutung, dass der Roman hauptsächlich aus der Sicht Margarethes erzählt wird, zunichte gemacht. Nicht nur sie, sondern auch Tochter Lena hat ein bewegendes Leben und braucht den Platz, um den Leser dahin zu entführen. Obwohl im Jahr 2011 nur noch die zwei Frauen leben, bekommt Max ein Erzählfenster, welches in seinem Stil einzigartig ist, da es sich in verschiedenen Zeitebenen abspielt.

Wagt den Schritt, begebt euch auf eine Reise, die viele Gefühle beherbergt. Eine Reise der Lebenswegpunkteverarbeitung, die wie Landschaft am Leserfenster vorbei und vor allem mitzieht.

Der Roman löst das Zurückblicken auf die eigenen Vergangenheit aus, verbirgt Geheimnisse und beleuchtet die Kriegszeit in einem Licht, welches von Überlebensgefühlen und ihren Begleiterscheinungen ummantelt ist.

Der Sommer hat lange auf sich warten lassen und doch ist er gekommen. Ein leises Buch, was unserer heutigen Gesellschaft drei Lebensgeschichten des 20. Jahrhunderts laut entgegen schreit.

ALARM – Die Mordsmöwen sind los…

Mordsmöwen ~ Sina Beerwald

Mordsmöwenalarm bei Literatwo und wer ist Schuld? Richtig, Sina Beerwald.

Die sogenannten Ratten der Lüfte greifen uns Leselandratten an. Es wird recht flatterig bei uns, denn Sina Beerwald hat uns die geflügelten Insel- und Küstenbewohner auf den Blog geschickt. Also Achtung, hier ist der totale Möwenalarm und ein gefedertes Abenteuer, ein geflügelter Krimi, wartet auf euch und hat unser Lesen total beflügelt.

„Ahoi, Ahoi“ Dieser maritime Gruß kann auch Mobbing sein, denn der Möwenprotagonist namens Ahoi hasst es, wenn ihm dieser Gruß zugerufen wird.

Möwenprotagonist? Ja, richtig. Richtet euer Gefieder und lasst euch auf möwige Worte ein, denn Sina Beerwald lässt die Schnäbel klappern und ihre Protagonisten sind Möwen durch und durch, wobei sie sich schon einige Dinge von uns Menschen abgeguckt haben.

Mordsmöwen

Wir befinden uns auf Sylt und begleiten Ahoi, den Späher der Möwenbande. Ja, es wird kriminell, wie der Titel schon sagt. Nicht nur Ahoi ist seit 10 Jahren auf der kriminellen Flugbahn unterwegs, sondern auch Baron Silver de Luft (Bandenscheff), Harry mit seinem Jungenmöwensohn Grey, Suzette (die Schönheit unter den weiblichen Möwen), Jonathan (Single), Helgi (der Neue aus Helgoland), Balthasar (die Schlaumeiermöwe) und Alki (der Name ist Programm).

Diese Sylter Möwen sind schon anhand ihrer Beschreibung, die ihr noch vor der ersten richtigen Seite findet, für die ersten Lacher gut. Auch ohne Kriminalfall gäbe es schon durch ihre Eigenschaften und Möwencharaktere viel zu erzählen. Aber für Spannung soll eben auch gesorgt sein und die ist vorhanden, denn es passiert an einem ganz normalen Tag auf Sylt.

Mordsmöwen ~ Sina Beerwald

Knut ist weg. Knut ist keine Möwe, sondern ein Mensch und nicht nur ein Mensch, sondern ein besonderer, denn er ist Crèpes-Dealer. Also er besitzt einen Stand an dem sich täglich die Besucher der Insel die Bäuche vollschlagen können. Aber auch die Möwen, denn diese holen sich geschickt ihr Futter, in dem sie es einfach rauben.

Und nun? Der Stand ist zu und Knut scheint verschwunden zu sein und die hungrige Meute ist ratlos, spekuliert wild und macht sich umgehend auf die Suche, denn wer mag schon auf Würmer und Fische umsteigen, wenn es leckere Crêpes gibt?

Der Krimi beginnt und wir haben uns recht schnell in die Lage einer Möwe hineinversetzen können. Uns sind regelrecht die Lachfedern gewachsen.

AHOI

Ahoi ist mit seinem Möwenwesen einfach großartig. Seine Tollpatschigkeit und seine Verliebtheit in Möwin Suzette, wirbelt den spannenden Fall um Mensch Knut noch mehr auf. Zudem spricht Ahoi direkt zu seinem geflügelten Leser und stellt herrliche Fragen, die leider nur gedanklich beantwortet werden können, außer man befindet sich im Urlaub an der See.

Überhaupt ist eine maritime Atmosphäre wirklich ratsam, denn umso besser kann man sich in die Möwen hineinversetzen und vor allem ist es gleich viel lustiger, wenn ebendiese einen beim Lesen beobachten. Ich konnte so einige Möwen fotografieren und habe ihnen Namen gegeben. Stellenweise kam es mir so vor, als ob die Bande extra aus Sylt auf Rügen gekommen ist. Die Robbe Willi habe ich zwar nicht getroffen, dafür habe ich den Crêpes Stand entdeckt.

Aber jeder Humor ist mal kurz ausgeblendet, denn auch bei den Möwen gibt es ernste Seiten. Sina Beerwald schreibt nicht nur über eine kriminelle Bande, über einen Mord oder über die Liebe. Sie schreibt auch über Trennung, Lebenswege, Zukunftspläne und Familienmachenschaften.

Die Möwen sind eben auch nur Menschen!

Mordsmöwen ~ Sina Beerwald

Einige unter ihnen schmücken sich gern mit Brillen oder lesen in den Zeitungen mit Bildern. Herrlich. Der Humor und die Spannung haben die Oberhand im Möwenroman und viele Sprüche sind einfach zum Federn rupfen.

So lustig und eben einfach anders. Der perfekte Roman für den Urlaub an der See oder dort, wo es Möwen gibt. 

Sina Beerwald (emons:) schreibt uns Landratten in ein Lesenest in dem die Federn fliegen. Es riecht nach Eu de Watt, ist spannend und doch dauerhaft komisch. Wir können euch empfehlen, die Möwen auf ihrem Flug und im Falllösen zu begleiten und senden euch eine Leseeinladungsfeder.

Guten Leseflug und grüßte die Bande von uns!

Metamorphose am Rande des Himmels – Mathias Malzieu

Metamorphose am Rande des Himmels von Mathias Malzieu

Ein kleiner Junge, umhüllt von einer Frau im Federkleid, geborgen und geschützt. Das Coverbild von Malzieus zweitem Roman schickte uns sofort in eine Märchenwelt. Die rote Himmelsfarbenpracht auf der Coverinnenseite verstärkte den Wunsch, von Worten umhüllt zu werden und endlich loszulesen.

Wie bereits von seinem Werk Die Mechanik des Herzens wollten wir verzaubert und berührt werden und vor allem den Pulsschlag des Lesens erneut fühlen.

Das ständige Fallen, das harte Aufschlagen und die Ungeschicktheit bescherten Tom „Häma-Tom“ Cloudman den Ruf des schlechtesten Stuntmans aller Zeiten. Doch der Unglücksrabe kann es nicht lassen und versucht immer und immer wieder den kurzen Moment des Abhebens, des Fliegens, zu erzeugen. Seine Tollpatschigkeit zeichnet ihn aus und seine Unangepasstheit grenzt ihn von der Gesellschaft ab, aber Tom denkt keinesfalls daran, sein Hobby aufzugeben, eher daran, damit durch die Welt zu ziehen.

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[Argentinien] „Perla“ von Carolina de Robertis

"Perla" & "Die unsichtbaren Stimmen" - Herzensbücher
„Perla“ & „Die unsichtbaren Stimmen“ – Herzensbücher

Carolina De Robertis hat einen zweiten Roman veröffentlicht? Bereits im März? Wie bitte? Warum weiß ich davon nichts und erfahre es erst jetzt von meiner Freundin?

Seit März gibt es einen weiteren Roman von der Autorin die mein Herz bereits mit ihrem Debütwerk „Die unsichtbaren Stimmen“ eroberte. Mit tiefen emotionalen Atemzügen habe ich damals den Roman zugeklappt und ich konnte ahnen, was mich erwarten wird. Gefühlswelten um eine Protagonistin, die mir sicherlich wieder ebenso ans Herz wachsen wird.

Perla_Carolina de Robertis-spacer

Ich traf gleich auf der ersten Seite auf eine junge Frau namens Perla. Das Psychologiestudium ist Perlas Tagesmittelpunkt, sie ist zielstrebig, hatte bei ihren Eltern eine gute Kindheit und lebt sorgenfrei. So sollte es zumindest für Außenstehende aussehen, denn Perla möchte auf sich nichts kommen lassen. Sie trägt lieber eine schützende Maske. Mit Gabriel, ihrem Freund, dem einzigen Menschen der unter ebendiese blicken kann, ist sie verstritten.

Perla erschrickt sich, als plötzlich ein nackter Mann im Wohnzimmer liegt Ein Mann der scheinbar trieft vor Nässe, ein Mann der sie anekelt und doch anzieht. Ihre Eltern haben ihre Probleme zurückgelassen und sind in den Urlaub geflüchtet, Perla muss sich allein ihrem Gegenüber, dem ganze Wasserfälle aus dem Mund zu laufen scheinen, stellen.

Perla_Carolina de Robertis-spacer-Perle

Die Autorin leitet ihren gefühlvollen und doch geschichtskräftigen Roman mit einer Szene ein, die den Leser schnell innehalten und an den Anfang des Romans zurück blättern lässt, denn folgendes Zitat, folgender erster Satz schwingt von Seite zu Seite mit.

„Manche Dinge kann der Verstand allein nicht fassen. Also hör, wenn du kannst, mit deinem ganzen Sein zu. Die Geschichte drängt hervor, verlangt, erzählt zu werden, hier, jetzt, wo ich dich so nah fühle und die Vergangenheit näher, wo sie uns ihren Atem ins Gesicht bläst.“

Perla erzählt nicht nur ihre eigene Geschichte, Perla erzählt jemanden ihre eigene Geschichte und bläst gleichzeitig eben diesen besagten Atem der Vergangenheit ins Gesicht. Sie reißt sich während ihrer Geschichte selbst die Maske vom Gesicht und wässert ihre Gedanken mit wichtigen Worten.

Perla - eine Perle von Buch
Perla – eine Perle von Buch

Ihre Eltern waren immer gut zu Perla, zu ihrem Vater hat sie ein innigeres Verhältnis als zu ihrer oftmals reservierten Mutter und doch gab es einen Bruch. Damals war sie 14 Jahre und ihre Freundin konnte es nicht lassen, in das Arbeitszimmer des Vaters zu schleichen. Perlas Vater, ein Marineoffizier, ein sogenannter Mörder. Perlas Pubertätsleben gerät ins Schwanken und ihre Gedanken beginnen tiefschürfend zu kreisen, während ihre Eltern sich in anhaltendes Schweigen hüllen.

Die Blicke auf ihre Kindheit, in der durch den Beruf ihres Vaters einige Verbindungen zu Bruch gingen, werden durch den nassen Mann angekurbelt, aber auch unterbrochen. Nicht nur Perla, sondern auch er hat eine Geschichte zu erzählen, die Geschichte eines Verschwundenen.

Perla -
Perla – Gedankenfluten

Argentinien hat mein Leserherz wieder völlig erobert. Die Worte von Carolina De Robertis sind wirkliche Perlen, ebenso wie der Charakter Perlas. Das Hineinversetzen in ihr Leben gelingt von Anfang an und die zerrissenen Gefühle greifen von allen Seiten und fahren spitze Krallen aus. Ein psychisch schweres Rückblickszenario entblättert sich von Seite zu Seite und die Jahre der Militärdiktatur brennen regelrecht in den Augen.

Das Wasser im Roman kann ebendieses Brennen nicht löschen, aber Klarheit schaffen. Die damalige Zeit drängt sich zwischen den familiären Worten und dem nassen Mann in den Vordergrund, sie schwappt heraus und zeigt mit einem dicken Strahl auf die schlimmen Taten, die in der Zeit von 1976 bis 1983 verübt worden.

Perla - internationaler Coververgleich
Perla – internationaler Coververgleich

Perla entflieht während ihrer Erzählung aus einer fast geschlossenen Muschel, in der sie von außen anfangs kaum sichtbar ist. Die Begebenheiten während ihres Heranwachsens, in der sich die Muschel immer weiter öffnet, treiben sie heraus und machen sie angreifbar.

Der Mann aus dem Wasser weicht auch nach Tagen nicht von ihrer Seite und löst mit seine Anwesenheit in ihr Wortetropfen aus, die enorme Abdrücke im Lebenswellenmeer verursachen.

Perla rettete sich in eine eigene Schutzmuschel, doch die Tropfen der Erinnerung erzeugen einen Fluss, dann ein Meer und dann einen ganzen Ozean, dem Perla nicht ausweichen kann. Sie stellt sich ihrer Vergangenheit und öffnet erneut ihre Augen, die sie längst verschlossen hatte.

Carolina de Robertis umspült die Geschichte Perlas mit argentinischer Geschichte und lässt diese  zwischen emotionalen Wogen auf und ab tauchen. Die Autorin überrascht den Leser trotz leichter Vorahnungen und überzeugt mit bildlicher Sprache und realen Hintergründen.

Perla - Genussmomente
Perla – Genussmomente

Perla reiht sich im argentinischen Lesereisenregal vor allem auch neben dem Roman Wie ein unsichtbares Band von Inés Garland ein.

Perla sollte mit einem gehaltvollen Rotwein genossen werden, denn Perla belebt, Perla verändert, Perla berührt und Perla nistet sich unvergessen im sprachlichen Genussnerv des Literaturliebhabers ein.

„Mein Herz schlägt für uns beide“ von Suzi Moore aus Sicht von Zwillingen

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“Meine Schwester starb am 1. März, und das war richtig blöd. Immerhin war das mein Geburtstag. Es war unser Geburtstag. Laura war mein eineiiger Zwilling.”

“Es passierte ganz schnell…”

Diese ersten Zeilen aus dem Kinderroman „Mein Herz schlägt für uns beide von Suzi Moore (CBJ) haben wir bis heute nicht vergessen. Zu sehr hat uns dieses Buch nachhaltig beschäftigt und zu intensiv war der Meinungsaustausch mit der Autorin vor und nach dem Schreiben unseres Artikels. Die einzigartige Erzählperspektive aus Sicht der neunjährigen Emma, deren Zwillingsschwester am gemeinsamen Geburtstag stirbt, hält uns bis heute gefangen und hat in der Buchvorstellung von Literatwo für tiefe und aufrichtige Worte gesorgt.

Und doch fehlte uns ein ganz besonderer Blick auf das emotionale Geschehen. Wie würden Zwillinge auf den Roman reagieren? Wie plausibel und greifbar würde das Erzählte für Menschen sein, die durch ein ganz besonderes Band miteinander verbunden sind? Wir mussten nicht lange suchen, denn dies ist nicht der erste Roman, bei dem wir uns diese Frage stellten.

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